
Himmelreich und Kirche nicht das gleiche – Himmel oder Hölle auf Erden?
In dieser sehr ereignisreichen Zeit des Epoche-Wandels ist die spirituelle Herausforderung groß, sich für den Himmel im innersten Universum und Zuhause zu entscheiden.
Das Wort „Hölle“ kommt in der Bibel nur 15mal vor, hingegen „Himmel“ 633mal !
Wenn der Engländer sagt: „It´s hell“, so bedeutet das nicht: „es ist hell“, sondern „es ist die Hölle.“ Es ist sehr interessant, dass zwei völlig gleich geschriebene Worte „hell“ in zwei bedeutenden europäischen Kultursprachen genau das Gegenteil voneinander bedeuten. Das deutsche Adjektiv „hell“ heißt im Englischen: „light“.
Das bedeutungsvolle Wort „Desaster“ (engl.: disaster) bringt uns auf die Spur. Desaster wird im Allgemeinen als Unglück und Katastrophe verstanden. Etymosophisch exakt bedeutet „Desaster“ die Entfernung, die Trennung vom Himmel. Lat.: astrum = Gestirn, Sternbild; der Plural: astra = Himmel, Unsterblichkeit.
Das Präfix „dis“ bedeutet: von etwas entfernt sein. Ein Desaster ist demzufolge – und das ist das eigentliche Unglück, eine Katastrophe – die Trennung von Himmel und Unsterblichkeit.
Die englische Sprache hat für das deutsche Wort „Himmel“ zwei verschiedene Begriffe:
- sky (= Wolke) und
- heaven, was auch so viel wie Hafen (engl. haven), sicherer Ort bedeutet.
Der Begriff des „Himmelreichs“ steht für Jesus im Zentrum seiner Botschaft. Solange man nicht Jesu Vorstellung vom Himmelreich begreift, versteht man auch seine Lehre nicht, denn diese besteht weithin darin, das Himmelreich genauer zu beschreiben.
Jesus wiederholt die Worte Johannes des Täufers:
„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“
(Matthäus 4,17)
„Das Königreich Gottes ist inwendig in euch.“
(Lukas 17,21)
Das griechische Wort für Himmelreich lautet im Neuen Testament „basileia“.
Man kann dieses Wort auch mit „Reich Gottes“ übersetzen, obwohl das in der Vergangenheit weniger gebräuchlich war. Im Begriff des „Reiches Gottes“ schwingt die Vorstellung mit, einer (nämlich Gott) kontrolliere, befehlige, überblicke alles, sei also als Regent die ordnende Spitze des Ganzen. Vielleicht ist es genau das, wogegen sich unsere post-moderne Welt wehrt und was sie ablehnt, obwohl die einzige realistische Alternative dazu ist, mich selbst als ordnende Spitze zu betätigen.
Um diesen Begriff des „Himmelreichs“ oder „Reichs Gottes“ genauer zu erklären, ist es vielleicht hilfreich, zunächst einmal zu sagen, was er nicht bezeichnet.
Das Himmelreich ist nicht – und das ist das häufigste Miss-verständnis – das gleiche wie der Himmel.
Das Himmelreich ist nicht das, wohin man nach seinem Tod kommt, also das ewige Leben. Trotzdem benützen Christen aller Konfessionen im Westen den Begriff in diesem Sinn. Die verbreitete Vorstellung ist ungefähr die: Du stirbst, du kommst zum heiligen Petrus, der die Schlüssel zum Tor des Himmelreichs hat, und er lässt dich hinein. Diese Vorstellung wird schon durch das Gebet widerlegt, das uns Jesus gegeben hat:
„Dein Reich komme, dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.“
Dein Reich komme
Wie immer, verknüpft Jesus auch hier die Erde mit dem Himmel.
„Dein Reich komme“ – das bedeutet ganz klar, dass das Himmelreich etwas ist, das in diese Welt kommt, oder wie es Jesus ausdrückt, das „ganz nahe ist“, „das inwendig in euch ist.“ Niemand sollte das Himmelreich in eine andere Welt hineinprojizieren. Es handelt sich um eine Wirklichkeit, die hier und jetzt in diese Welt hereinbricht, und zwar dann, wenn Menschen ihrer innersten Urquelle sehr nahe gekommen sind. Das Himmelreich ist das wirklich Wirkliche. Wenn sich das wirklich Wirkliche ereignet, wenn die eigentliche Wesensnatur ans Licht kommt, bekommen wir eine Ahnung von Jesu Aussagen.
Alle Kirchen sind in der Versuchung zu meinen, sie seien die Versammlung der Erlösten, die Elite der Wiedergeborenen, die freigesprochene Gruppe zur Rechten des Weltenrichters. Aber Jesus sagt, das Reich Gottes entziehe sich dem Versuch, es genau zu lokalisieren. Es ist wie das Salz, das man zum Würzen nimmt, oder der Sauerteig im Mehl: es wirkt un-sichtbar. Niemand besitzt das Himmelreich; man wird von ihm besessen. Man weiß, dass man lediglich Anteil an einem viel umfassenderen Geheimnis hat.
So sind also Himmelreich und Kirche nicht das gleiche.
Wenn man im Himmelreich lebt, bewegt man sich im Schwellenbereich von Diesseits und Jenseits.
Man lernt zwischen Himmel und Erde zu leben, mit einem Fuß in beiden Welten, die man um jeden Preis zusammenhalten muss. Jesus sagt, wenn man ein Mensch des Himmelreichs sein wolle, müsse man sich auf Verfolgungen gefasst machen, denn diese Welt will uns zwingen, ihr die Treue zu halten. Allen Pilatussen dieser Welt sagt Jesus nüchtern und mit Festigkeit:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
26.06.2025
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.