Was die Welt im Innersten zusammenhält

Fluss in der Nacht unter Sternenhimmel

Was die Welt im Innersten zusammenhält

Hans-Peter Dürr (1929–2014) war Quantenphysiker, Friedensnobelpreisträger und spiritueller Visionär. Er verband Naturwissenschaft mit Mystik und lehrte: „Die Liebe ist die Urquelle des Kosmos.“ Sein Vermächtnis bleibt eine Botschaft der Verbundenheit und Hoffnung.

Am 18. Mai 2014 schloss Hans-Peter Dürr, einer der bedeutendsten Quantenphysiker und Friedensdenker unserer Zeit, in München im Kreis seiner Familie die Augen für immer. Doch wer ihn kannte, weiß: Er ist nicht gegangen, sondern heimgekehrt – in jenes „größere Holon“, wie er es nannte, das über Raum, Zeit und Materie hinausreicht.

Dürr war kein gewöhnlicher Wissenschaftler. Er war ein Grenzgänger zwischen den Welten – Physiker, Mystiker, Friedensstifter. Und er war zutiefst überzeugt: „Die Liebe ist die Urquelle des Kosmos.“


Vom Kriegskind zum Weltbürger

Hans-Peter Dürr mit ZitatGeboren 1929 in Stuttgart, erlebte er als Jugendlicher die Zerstörung und Verrohung des Zweiten Weltkriegs unmittelbar. Er verlor Menschen, die ihm nahe standen, und musste mit 15 Jahren selbst noch in den Dienst des Regimes treten. Diese Erfahrungen der Zerstörung und des Verlusts blieben wie ein stilles Feuer in ihm – später wurde daraus seine Leidenschaft für Frieden und Menschlichkeit.

Nach dem Krieg studierte er Physik. Was ihn von Anfang an unterschied: Für Dürr war Naturwissenschaft nie bloß Mechanik, sondern immer auch Staunen. „Mein ganzes Leben ist ein einziges Staunen“, sagte er rückblickend. Dieses Staunen führte ihn von Stuttgart nach Berkeley, wo er beim legendären Edward Teller promovierte, und später zu Werner Heisenberg, mit dem er zwei Jahrzehnte eng zusammenarbeitete.

Der Physiker, der Mystiker wurde

Hans-Peter Dürr war farbenblind, konnte nur mit einem Auge sehen. „Mein Weg zum Dritten Auge führt zunächst über das zweite Auge, das ich gar nicht nutzen kann“, sagte er schmunzelnd. Genau darin lag sein Geheimnis: Er sah tiefer als die meisten, nicht nur in die Materie, sondern in die Struktur der Wirklichkeit.

Für ihn war die Quantenphysik kein kaltes Rechenmodell, sondern ein Hinweis auf die „innere Lebendigkeit“ des Kosmos. „In der subatomaren Welt gibt es keine Dinge“, erklärte er, „nur Bewegungen, Prozesse, Beziehungen.“ Für Dürr war das nicht nur Physik – es war Mystik, ein Tor zu einer Wirklichkeit, die mehr ist als Realität.

Ein Pionier für Frieden und Freiheit

Hans-Peter Dürr Fluss in der Nacht unter Sternenhimmel
KI unterstützt generiert

Dürr war nicht nur Forscher, sondern auch Kämpfer – allerdings nicht mit Waffen, sondern mit Gedanken, Dialogen und Herzenskraft. 1987 erhielt er den Alternativen Nobelpreis, 1995 gemeinsam mit den „Pugwash“-Kollegen den Friedensnobelpreis. Er war eng befreundet mit Michail Gorbatschow, beriet Staatsmänner, war kurzzeitig Vorsitzender von Greenpeace Deutschland, gründete das Global Challenges Network und war Mitglied im Club of Rome.

Und doch blieb er immer Mensch. Ein Mann, der lachte, musizierte, tief liebte. Über fünf Jahrzehnte war er mit seiner Frau Sue Durham verbunden, Vater von vier Kindern und Großvater von zwölf Enkelkindern.

Wissenschaft im Dienst der Weisheit

Sein Denken sprengte Kategorien. Für ihn war die Naturwissenschaft ein „Unterholon“ im großen Ganzen, eingebettet in das Spirituelle. Nicht Macht, sondern Weisheit müsse Ziel der Wissenschaft sein.

Dürr war überzeugt: Ohne eine spirituelle Dimension steuert die Menschheit ins Verderben. „Wir müssen unbedingt die spirituelle Komponente wieder in diese Welt bringen“, mahnte er unermüdlich. „Sonst gehen wir einem unendlichen Leid entgegen.“

Seine letzten Worte zwei Tage vor seinem Tod lauteten:
„Ich möchte den Krieg noch abschaffen!“

Vermächtnis: Wirklichkeit ist Verbundenheit

Die Freunde Hans-Peter Dürr und Roland R. Ropers
im katalanischen Gebirgsdorf Tavertet im Juni 2003
Die Freunde Hans-Peter Dürr und Roland R. Ropers
im katalanischen Gebirgsdorf Tavertet im Juni 2003

In seinem letzten großen Werk Das Lebende lebendiger werden lassen (2011) fasste er zusammen, was ihn zeitlebens bewegte: Die Welt ist keine Ansammlung von Dingen, sondern ein Beziehungsgefüge, reine Potenzialität, ein Strom der Lebendigkeit.

„Soll die Menschheit eine Zukunft haben“, schrieb er, „so haben wir keine andere Wahl, als unser gemeinsames Schicksal mit heißem Herzen und kühlem Verstand zu steuern.“

Für mich persönlich war Hans-Peter Dürr ein geistiger Bruder, ein Bodhisattva der Naturwissenschaften. Wir führten tiefe Gespräche über Realität und Wirklichkeit, über das Ewige Leben jenseits der Dualität.

Ich erinnere mich an unser Bild:
„Hier auf Erden sind wir Raupen. Erst wenn die Kokons abfallen, können wir als geflügelte Geisteswesen heimkehren – in das Licht, das uns seit Anbeginn trägt.“

Schlussgedanke

Hans-Peter Dürr hat gezeigt, dass Physik nicht die Materie beschreibt, sondern das Wunder. Dass Frieden nicht aus Verträgen erwächst, sondern aus einem inneren Bewusstsein der Verbundenheit. Und dass die Liebe – ja, die Liebe – tatsächlich das ist, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Sein Leben ist Erinnerung und Auftrag zugleich.

21. August 2025
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

https://kardiosophie.network


Über Roland R. Ropers

Ehrfurcht vor dem Leben Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar– und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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