Katastrophe und Krise – Umwandlung, die zur Entscheidung drängt
Zu allen Zeiten gab es große Katastrophen, die eine enorme kreative Krisenbewältigung erforderten. Zur Zeit befinden wir uns in einer tsunamiartigen Epoche. Die täglichen Schreckensmeldungen überschlagen sich. Die Natur wehrt sich ständig mit Gewaltaktionen gegen die Unvernunft des Menschen, der den Planeten Erde zum Objekt der Ausbeutung degradiert hat.
Politiker und Wirtschaftsbosse hetzten rund um den Erdball von einem Meeting zum nächsten und sprechen von Gipfel (englisch: summit, das Höchste). Die Gipfelerfahrungen (englisch.: peak experiences) sind nur dann fruchtbringend, wenn sie nicht nur den äußeren, sondern auch den inneren Horizont erweitern.
Das Wort „Katastrophe“ wird landläufig mit Zerstörung, Zusammenbruch in Verbindung gebracht; das griechische Verb katástréphein bedeutet nicht nur niedergehen, sondern auch umwenden, umwandeln.
Jeder Niedergang birgt stets in sich die Chance zum Wiederaufstieg.
Die Krise (griechisch: krísis) ist der Zustand, der Zustand, der zu einer Entscheidung drängt. Eine Ent-scheidung (englisch: decision) verlangt stets Abtrennung von Altem, Belastenden u.v.m.
Das lat. Verb decidere bedeutet: abschneiden.
Das so oft gebrauchte Wort Desaster (engl.: disaster) wird im Allgemeinen als Unglück und Katastrophe verstanden. Etymosophisch betrachtet ist Desaster die Entfernung, die Trennung vom Himmel; lateinisch.: astrum = Gestirn, Sternbild; der Plural: astra = Himmel, Unsterblichkeit. Das Präfix „dis“ bedeutet stets: von etwas entfernt sein.
Ein Desaster ist demzufolge – und das ist ein Unglück, eine Katastrophe – die Trennung von Himmel und Unsterblichkeit.
„Per aspera ad astra“, wörtlich: „durch das Raue zu den Sternen“, ist eine lateinische Redewendung; sie bedeutet: „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“ oder „Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen“.
Diese Redewendung hat ihren Ursprung bei dem römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca (um 4 vor Chr. bis 65 nach Chr.)
Sie stammt aus seiner Tragödie Hercules furens (Der wildge-wordene Herkules). Dort heißt es: „Non est ad astra mollis e terris via“, deutsch „Es ist kein weicher (= bequemer) Weg von der Erde zu den Sternen“.
Wer das Wesen aller Dinge erkannt, wer den Wesensgrund berührt hat, lebt im Paradies, ungetrennt von der Gegenwart des immer-währenden Ur-Geistes. Dies ist die eigentliche, die wesentliche Konstellation (lat.: con stella = mit dem Gestirn eins sein) des Lebens.
Der anmaßende Herrschaftswahn der vermeintlich Wissenden unserer Zeit hat die göttliche Wesens-Natur des Menschen aus dem Blickfeld verloren. Der vom Wissen durchdrungene Weise ist demütig, viele Wissenschaftler tendieren zum Übermut und glauben, die Gesetzmäßigkeiten der Natur überlisten zu können.
In bewegten Zeiten der Unsicherheit braucht der Mensch ein geistiges Refugium, einen Zufluchtsort in seinem innersten Zuhause. An keinem Ort der Welt ist man so sicher wie bei sich selbst.
Wer außer sich ist, muss zu sich selbst zurückkehren –
„habitare secum“ = bei sich selbst wohnen.
Im 15. Kapitel des „TAO TE KING“ von Lao Tse lesen wir:
„Die wegkundigen Meister der Antike waren feinfühlig, geheimnisvoll verstehend und zu tiefgründig, um verstanden zu werden.
Weil sie nicht verstanden wurden, kann nur ihr Verhalten beschrieben werden:
zögernd und vorsichtig wie Leute, die im Winter über das gefrorene Wasser gehen.
wachsam wie Menschen, die ihre Nachbarn fürchten.
zurückhaltend wie ein Gast.
nachgiebig wie schmelzendes Eis.
schlicht und einfach wie ein unbehauener Holzklotz.
weit und leer wie ein Tal.
undurchsichtig wie schlammiges Gewässer.
Wer kann schon ruhig warten, bis sich der Schlamm gesetzt hat?
Wer kann das Ruhende das Ruhende bewegen, bis es sich allmählich belebt?
Wer dem uralten Weg folgt, strebt nicht nach Fülle.
Weil er ohne Fülle bleibt, kann er zwar wie abgetragen
und doch erneuert sein.
18.07.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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