Kinderwunsch und Glaubensmuster – gibt es einen richtigen Zeitpunkt?
Fast alle Menschen wünschen sich irgendwann im Laufe ihres Lebens, meist im frühen bis mittleren Erwachsenenalter, ein Kind. Ähnlich wie bei der Anschaffung von Haustieren dringt die Emotion während es andererseits fast immer der falsche Zeitpunkt ist.
Trotzdem werden Kinder fast alle Konstellationen überleben, ob die Eltern noch Kinder sind oder ob die Mutter schon an der Schwelle zur Menopause steht.
Falls Du Kinder hast, schaue Dir Deine Lebensgrafik einmal zum Zeitpunkt von deren Geburt an.
- Was sagt es über Dich selbst, aber auch über Deine Partnerin/Partner und Eurer beider Beziehung aus, dass die Kinder ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt geboren wurden?
- Kommt es Dir im Nachhinein so vor, dass der Zeitpunkt dieser Geburten richtig war?
- Oder haben die Kinder wie Extraschläge den normalen Herzrhythmus Deines Lebens durcheinander gebracht?
Wenn Du eine Frau bist: Warst Du damit einverstanden schwanger zu werden, oder hattest Du das Gefühl, dass Dein Mann Dich geschwängert hat, um Dich zu blockieren, zu vereinnahmen oder sich davor zu schützen, Dich zu verlieren?
Wenn Du ein Mann bist: Warst Du glücklich über die Schwangerschaft und das neue Kind in Deinem Leben? Oder erlebtest Du dieses Kind als eine Art Schicksalsschlag? War es ein Klotz, den Deine Frau Dir ans Bein gebunden hat um Dich wiederum zu binden?
Eltern werden und reifen.
In jedem Fall ist es wertvoll gerade auch wenn man das Schicksal der Kinder bedenkt hinzuschauen, wo die Eltern jeweils in Bezug auf ihre eigene Reife stehen, bei der Entscheidung ein Kind in die Welt zu setzen. Dabei gibt es ein eindrucksvolles, vermutlich biologisch verankertes Phänomen, das viele Frauen kennen. Von ganz tief innen aus der Seele dringt ein unwidersprechbares Bedürfnis danach Mutter zu werden. Die Frage wie weit dieses Bedürfnis in der aktuellen Beziehung untergebracht werden kann entscheidet oft über deren Schicksal.
Ein Mann der seiner Parterin in dieser Phase sagt, er wolle kein Kind, wird sie wahrscheinlich verlieren. Ist sie schwanger und drängt er zur Abtreibung, stirbt ihre Liebe zu ihm. Es gibt für alles Ausnahmen, aber dieser Mechanismus ist wahrlich sehr zuverlässig. Meistens ist es so, dass Frauen die auf Grundlage dieses Gefühls Kinder bekommen, Kinder bekommen, auch im Nachhinein mit dieser Entscheidung sehr zufrieden sind.
Dieses tiefe innere Gefühl, diese unabwendbare Sehnsucht signalisiert in aller Regel, dass Frau in der Lage ist, die Mutter in sich zu verwirklichen. Insofern kann man an dieser Stelle von einer drängenden Schwellensituation sprechen, die zur Überschreiten Erfüllung geradezu garantiert. Sehr oft ist es so, dass die Frauen in Bezug auf ihr Eltern sein wollen den Männern vorauseilen, die dann ihr Vatersein erst im Verlauf der Schwangerschaft wirklich integrieren können.
Kinderwunsch oder Torschlußpanik?
Manche Frauen, die in solch einer Lebensphase keinen Lebenspartner an ihrer Seite haben, sind bereit wenig tragfähige Affären einzugehen, um schwanger zu werden. Manche bitten gute Freunde darum, sie zu schwängern- auf der Grundlage der Unverbindlichkeit. In mehreren, mir, Wolfgang, bekannten Fällen boten liebevolle Ehefrauen ihren verzweifelten Freundinnen an, dies mit ihrem Ehemann zu bewerkstelligen. Einige Frauen wollen sich gar nicht erst auf eine solche sinnlose Beziehung einlassen und nehmen gleich das Angebot eines Zentrums für Insemination in Anspruch.
Nochmal anders verhält es sich mit dem Kinderwunsch, wenn er in Form einer Torschlusspanik später im Leben drängt. An dieser Stelle geht es um die Vervollständigung des Selbstbildes und weniger um das tatsächliche Kind als um das bedürftige innere Kind. Oft investieren Eltern in dieser Situation ein Vermögen um das Kind, das sie früher nie wollten zu erzwingen. Manchmal schaffen sie es in letzter Sekunde, manchmal aber auch nicht und zu guter Letzt bleibt nur die Trauerarbeit um einen unerfüllten Aspekt des eigenen Daseins.
Das Kind in Dir.
Kindern geht es ähnlich, wie Du vielleicht zu Beginn unserer Texte schon für Dich selbst reflektierst hast: Sie werden manchmal sanft, manchmal weniger sanft in das Leben geworfen, das von nun an darin besteht, sich unausgesetzt auf das einzustellen, was sie vorfinden. Von Anfang dieses Lebens an, für die Dauer von Kindheit, Pubertät und Jugend sind die wichtigsten Begleiter ihres Lebens ihre Eltern oder deren Stellvertreter. Wie bereits in den ersten Texten beschrieben, und auch in den Kapiteln unseres Buches nachzulesen, hängt die Frage, wie glücklich dieses Leben sein wird, entscheidend davon ab, wie klar oder eben nicht klar das JA dieser Eltern zu ihrem Kinde ist.
Ist dieses JA klar und liebevoll, bedeutet das eine große Unterstützung für das Kind. Ganz anders liegen die Dinge, wenn die Aussage der Eltern ist: „Mal schauen, ob Du Dich meiner würdig erweist“ oder wenn sie ihrem Kind ein klares Nein entgegenbringen. Auf dieser Grundlage treffen wir bewusst oder unbewusst wesentliche Lebensentscheidungen, zum Beispiel zu der Frage „Wen will/kann ich lieben und mit wem will ich mein Leben teilen?“
Vom Liebespaar zu Eltern.
Nach der Schwelle gemeinsam ein Liebespaar zu werden und zusammen zu wachsen, fühlen wir uns meist in der Lage die nächste Generation auf die Welt zu bringen. Es muss hier sicher nicht extra erwähnt werden, wie viele Kinder gezeugt werden, bevor ihre Eltern die besagte Schwelle überwunden haben. Wenn wir aber diese Schwelle überschritten haben und menschlich bereit sind, Eltern zu sein, fühlen wir uns auf einem guten existentiellen Boden auf dem Weg zu neuen Schwellensituationen.09.01.2020
Wolfgang Krahé
Heinz-Jürgen Weigt
Mehr unter: www.bridge-into-life.de
Buchtipp:
Lebensschwellen
Wie Sie Umbrüche in Ihrem Leben erkennen, meistern und daran wachsen
von Wolfgang Krahé und Hans Jürgen Weigt
Dieses Buch möchte Ihnen die Angst nehmen und soll eine lebendige und ermutigende, zuweilen auch humorvolle Hilfestellung bieten, wenn die Wellen des Lebens gerade vielleicht höher schlagen als sonst.
Über die Autoren:
Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Weigt war nach seinem Studium der Ingenieurswissenschaften in verschiedenen Aufgaben im Management tätig. Als Führungskraft war es ihm schon früh ein Anliegen ökonomische und humanitäre Interessen ins Gleichgewicht zu bringen. In seinem heutigen Tätigkeitsbereich bei Bridge into life, als Coach, Trainer und Unternehmensberater ist seine Leitmotivation: Führung ist eine Sonderform von Begegnung.
Dr. med., Dipl.-Psych. Wolfgang Krahé ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, sowie Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Gemeinsam mit seiner Frau Katja betreibt er eine psychiatrisch, psychotherapeutische Praxis. Gemeinsam mit Heinz-Jürgen Weigt erarbeitete er die Organisationpsychotherapie, und gemeinsam betreiben sie Bridge into life PartG, ein interdisziplinäres Beratungsunternehmen.
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