Der Kreislauf unseres Lebens.
Der Tod schenkt uns das Leben – und einen Neubeginn
Der Tod macht uns Menschen Angst, denn er nimmt uns scheinbar immer etwas weg. Er nimmt uns das Leben oder einen Menschen, der Teil unseres Lebens ist. Daher versuchen die meisten Menschen den Tod aus ihrem Leben zu verbannen. Sie versuchen ihn zu ignorieren, ihn auszublenden und tun so, als gäbe es ihn nicht. Doch der Kreislauf unseres Lebens ist mit dem Tod erst möglich.
Kreislauf unseres Lebens – Doch der Tod ist immer ein Teil unseres Lebens, von Anfang an und bis zu unserem Ende
Jeden Tag wartet er hinter einer Tür auf sein nächstes Opfer. Jeden Tag ist er in Familien präsent. Er kommt manchmal ganz plötzlich und unerwartet, ein anderes Mal meldet er sich lange im Vorfeld an. Und dennoch wünschen wir uns, er wäre weit weg und beträfe uns nicht. Niemand will ihn haben, selten ist er willkommen und wenn, dann nur um weiteres Leid zu ersparen, um zu erlösen, was keinLeben mehr ist.
Bei aller Verdrängung müssen wir Menschen uns jedoch eingestehen, dass der Tod immer ein entscheidender Teil des Lebens sein wird und damit der Kreislauf unseres Lebens erst vollständig und Ganz wird. Nachdem uns Lebenden jedoch verborgen bleibt, was mit unserem Bewusstsein, unserem Geist und unserer Seele im Augenblick des Todes passiert, ist der Tod wie der Eintritt in eine unbekannte Welt. Der Beginn von etwas Unbekanntem, etwas Mysteriösem, etwas Unerforschtem – es ist der Beginn einer anderen Existenz.
Welcher Natur diese andere Existenz genau ist, wissen wir Lebenden nicht, auch wenn Erzählungen von Nahtodeserfahrungen oder medial begabten Menschen uns einen kleinen Einblick davon geben können. Doch um das ganze wahrhaftig zu erfahren, müssen wir selbst über die Schwelle des Todes gehen.
Wenn wir diese jedoch komplett überschritten haben, dann gibt es keinen Weg mehr zurück, zumindest nicht in die vergangene Existenz. Schließlich überlebt unser Körper den Eintritt in die andere, seelische Existenzform nicht. So wie wir waren, werden wir daher niemals wieder sein. Wenn ein Leben zu Ende ist, dann ist dieser Mensch für immer verloren. Niemals wieder wird der gleiche Mensch auf Erden sein, denn jeder ist einzigartig. Jedes Leben existiert nur einmal in genau dieser Form auf Erden.
Doch bedeutet der Tod wirklich immer nur einen Verlust? Oder kann er uns auch etwas Gutes tun in unserem Leben, wie alles andere auch?
Nichts geht verloren – Kreislauf unseres Lebens
Betrachten wir den Tod einmal von einer anderen Seite, nämlich unabhängig von unserer eigenen Existenz. Dazu muss man sich komplett auf die objektive Ebene begeben und sich von jeglicher Materie lösen. Dies bedeutet, sich von allem was im eigenen Leben ist, lösen, nichts festhalten und nur dankbar sein für alles, was im Moment ist. Wie ein Wanderer durch die Welt des Lebens ziehen, heute hier, morgen dort ohne festen Plan. Sich einfach durchs Leben treiben lassen. Wir würden den heutigen Tag genießen mit allen seinen Geschenken, die sich uns heute offenbaren, ohne etwas festhalten zu wollen.
Morgen würden wir an einen anderen Ort weiter ziehen und dankbar annehmen, was uns begegnet oder uns gereicht wird. Wir würden nicht wissen, welchen Menschen wir morgen gegenüber stehen, ob uns jemand begleitet und wann er wieder seiner eigenen Wege geht. Das Leben würde jeden Tag viele Überraschungen für uns bereithalten. Doch diese neuen Dinge und Menschen könnten nur in unser Leben kommen, weil wir weiter gehen und uns nicht an einen bestimmten Ort klammern. Wir wären ein Wanderer durchs Leben, bereit, neue Wege zu beschreiten, ohne Angst etwas zu verlieren und mit dem Wissen, dass uns nichts im Leben verloren geht.
Nun sind wir im echten Leben keine Wanderer mehr
Sondern wir haben uns alle sesshaft gemacht.
Wir haben uns einen Ort gesucht, in dem wir leben wollen, eine Stadt, eine Gemeinde, eine Wohnung, ein Haus. Wir haben Menschen gefunden, mit denen wir zusammen sein wollen, Freunde, die uns wichtig sind, ein/en Lebenspartner/ in.
Wir haben uns Haustiere zugelegt, Autos, Luxusgüter, Besitz und das alles soll in unserem Leben bleiben. Wir haben unser Glück abhängig gemacht von Orten, Dingen, Lebewesen und Menschen. Nur wenn wir alles dies haben, sind wir glücklich und zufrieden. Diese Lebensphilosophie mag eine Zeitlang gut gehen, doch irgendwann kommt der Tod in unser Leben und wirft uns aus unserem eigenen Lebenskonzept – er zerstört unsere scheinbar sichere Welt. Er nimmt uns etwas weg.
Nun ist unsere Welt aus den Fugen geraten, wir müssen uns mit dem Thema des Loslassens auseinandersetzen, mit dem Thema Verlust und dem Thema Neuanfang. Doch genau das fällt uns so schwer, denn alles, was neu ist, macht uns unsicher. Wir Menschen versuchen oftmals alles Mögliche so lange festzuhalten, anstatt dem Wandel des Lebens zu folgen.
Wir klammern uns an Arbeitsstätten, die uns frustrieren, an Partner, die uns blockieren, an Menschen, die uns Ausnützen und an Wohnungen, die weit weg sind von unserem Arbeitsplatz – alles aus Gewohnheit und Angst vor dem neuen Unbekannten. Energetisch gesehen eine Katastrophe, denn wir alle würden uns viel weiter voran entwickeln in unserem Leben, wenn wir unsere eigenen Grenzen öfter überwinden würden. Wenn wir bereit wären uns öfter auf etwas Neues einzulassen – die falsche Sicherheit aufgeben, loszulassen und seelisch weiter zu gehen. Doch der Tod hilft uns dabei.
Im Einklang mit der Welt
Der Tod hilft Menschen, die sich in ihren alten Ansichten über Jahre oder Jahrzehnte festgefahren haben, neue Lebenswege zu gehen. Wenn der Tod an die eigene Scheibe des Lebens klopft und zur drohenden Gewissheit wird, dann löst sich so manchen seelisches Lebensmissverständnis in Wohlgefallen auf. Schließlich denkt man über sein vergangenes Leben nach, wird sich der eigenen Fehler im Leben bewusst und möchte oft reinen Gewissens von dieser Welt gehen.
Der Tod macht fast alle Menschen ehrlich. Auch die Hinterbliebenen, die sich mit einer veränderten Lebenssituation auseinandersetzen müssen, denken viel über ihre eigene Vergangenheit und die des Toten nach. Das vergangene Leben wird in seine Einzelheiten zerlegt, analysiert und in alle Richtungen reflektiert. Nur so kann etwas Neues entstehen. Der Tod gibt uns Menschen die Möglichkeit dazu, denn nichts ist einschneidender in einem Leben. Immer wenn er uns begegnet, schockiert er uns, er zeigt uns unsere eigene Vergänglichkeit auf und lässt uns über unser Dasein nachsinnen.
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Nathalie Schmidt
Hier ist der Tod erlösend für den Verstorbenen, da er es im Leben nicht mehr schaffte glücklich zu sein, und für den Hinterbliebenen, der unter der Sturheit seelisch leiden musste und sich danach weiter entfalten kann ohne den anhaltenden Schmerz auf die eigene Person zu übertragen. Der Tod läutet immer ein neues Leben ein, je näher er uns kommt. Und er schafft Raum für neues Leben. Die einen Menschen gehen aus unserem Leben und andere Menschen kommen in unser Leben hinein. Oft gehen Teile der Eltern aus dem Leben, wenn die eigenen Kinder kommen. So geben die Urgroß- oder Großeltern ihren Lebensplatz an die Urenkel- oder Enkelkinder weiter. Dies ist ein Geschenk des Lebens, das weitergegeben wird. Der eine Mensch beendet sein menschliches Dasein, der andere startet in ein neues Leben.
Seelischer Lebenszyklus
Sieh den Tod nicht als deinen Feind, sondern lade ihn bewusst in dein Leben ein. Damit meine ich, dass du die Angst vor dem Tod verlieren solltest. Dass dir bewusst wird, dass der Tod ein Geschenk des Lebens ist. Der Tod nimmt uns nichts weg, was noch Leben benötigt hätte, sondern er reinigt unsere menschliche Welt. Was zu Ende ist, darf gehen, damit Neues kann entstehen. Und auch Menschen, die viel zu jung aus diesem menschlichen Leben gehen, sind Teil eines seelischen Lebenszyklus, auch wenn sie nicht alt aus diesem Leben gehen. Kein Mensch stirbt umsonst, kein Leben ist seelisch verloren, auch wenn wir Menschen dies mit unserer begrenzten Art kaum verstehen.
Leben ist schön und lebenswert, ganz egal, wie lange es währt
Denn manch ein Tag im Leben ist wertvoller als ein ganzes Lebensjahr. Daher schaue niemals auf die Zeit, sondern immer nur auf die Intensität des Lebens. Auf seelischer Ebene können wir Menschen viel in kurzer Zeit erreichen, nicht jede Seele muss daher alt werden um sich weiter zu entwickeln. Auch dient ein früher menschlicher Tod sehr stark der seelischen Entwicklung der Angehörigen, die mit dem frühen Verlust eine besonders intensive und schmerzhafte Lebenserfahrung eingehen.
Das Kind, der Jugendliche oder junge Erwachsene, der stirbt, ist auf seelischer Ebene nicht verloren, denn nur sein menschliches Leben ist beendet, nicht jedoch die Essenz dessen was Leben ist. Lerne mit dem Tod zu leben, denn er ist von deiner Geburt an präsent und wird dich erst mit deinem eigenen letzten Atemzug im Leben verlassen. Der Tod ist aber niemals dein Feind, sondern der Freund des Lebens. Er gehört dazu, so wie das Licht zur Sonne gehört, die Feuchtigkeit zum Wasser, die Luft zum Atmen.
Da wo Leben ist, ist auch immer der Tod. Das eine kann nicht ohne den anderen existieren, denn beides zusammen ist Menschsein, ist die Form der hiesigen Existenz. Nur wenn du den Tod akzeptierst, wirst du wahrhaftig leben. Nur wenn du die Angst vor ihm verlierst wirst du frei und unabhängig sein.
Lade den Tod ein und du wirst leben!
07.03.2019
Nathalie Schmidt
Nathalie Schmidt ist Autorin, hat eine Praxis für Lebensberatung, hält Vorträge, leitet Seminare zusammen mit ihrem Mann, Dr. Edmund Schmidt.
Nathalie Schmidt
Für mich ist oberstes Gebot, die Seele des Menschen und damit auch seine Lebensenergie in den Mittelpunkt meiner Arbeit zu stellen. So kann ich individuelle Probleme erkennen und gezielt auf sie eingehen.“
www.Energie-Lebensberatung.de
www.Ensign-ohg.de
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