
Ex Oriente Lux – Die Stufen des Bewusstseins im Johannes Evangelium
Dieser Beitrag entfaltet das Thema Ex Oriente Lux – die Stufen des Bewusstseins im Johannes-Evangelium. Roland Ropers verbindet östliche Weisheit mit christlicher Mystik, erklärt die Symbolik der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen und zeigt, wie spirituelle Erfahrung über Traditionen hinausführt.
Ex Oriente Lux beschreibt im Johannes-Evangelium die Stufen des Bewusstseins: von weltlicher Bedürfnisbefriedigung bis zur Einheit im „ICH BIN“. Der Text zeigt, wie die samaritische Frau am Brunnen symbolisch den inneren Durst nach lebendigem Wasser stillt.
Das Licht in der Finsternis – Ex Oriente Lux
„Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Johannes 1,5)
Der Schleier der Nicht-Erkenntnis (Sanskrit: Avidya) muss enthüllt werden, damit das Licht der Erleuchtung durchbrechen kann. Die unmittelbare Erfahrung des Göttlichen ist keine Randerscheinung, sondern die klarste Wirklichkeit: Nicht-Zweiheit (Advaita) jenseits von Raum und Zeit.
👉 Siehe auch: Demut als Weg zu spirituellem Bewusstsein
Das Gespräch am Jakobsbrunnen – Symbolik und Tiefenschichten
Im 4. Kapitel des Johannes-Evangeliums begegnet Jesus der samaritischen Frau. Das Gespräch entfaltet eine tiefe Symbolik: Wasser als Sinnbild für Leben und spirituelle Erfüllung.
Die Frau fragt, ob Jesus mehr zu geben habe als die ehrwürdige Tradition Jakobs. Jesus antwortet: „Das Wasser, das ich gebe, wird im Menschen zur Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Joh. 4,14).
Damit wird der Brunnen zum Bild der äußeren Tradition, während das lebendige Wasser für die innere Quelle des Seins steht.
👉 Mehr zur Mystik: Mystik – eine Erfahrung
Die sieben Männer als Stufen des Bewusstseins
Die „Männer“ der Frau stehen symbolisch für verschiedene Lebensweisen und Bewusstseinsebenen:
1. Bedürfnisbefriedigung und Annehmlichkeit
Leben, um zu genießen – Wohlstand, Besitz, Bequemlichkeit.
2. Sexualität und familiäre Bindungen
Die Energie von Beziehung und Fortpflanzung, Stolz auf Familie und Nachkommen.
3. Macht, Erfolg und Kreativität
Berufliche Karriere, Unternehmertum, das Gefühl, die Welt zu gestalten.
4. Selbstlose Liebe und Hingabe
Der entscheidende Sprung: das eigene Ego zurückstellen und in die Liebe hineinwachsen.
5. Heilige Kunst und Inspiration
Kunst als Offenbarung des Göttlichen – der Künstler „verheiratet“ mit seiner Schöpfung.
6. Kontemplation und Alleinsein
Innere Klarheit und Loslösung von äußeren Bindungen – doch noch nicht das Ziel.
7. Die Einheit im ICH BIN
Das lebendige Wasser der Selbst-Erkenntnis: die Vereinigung mit der Quelle.
👉 Dazu passend: Mystik und Hermetik
Parallelen zu den sieben Chakren
Die sieben Männer lassen sich mit den sieben Chakren vergleichen. Jedes steht für eine Entwicklungsstufe: vom materiellen Überleben bis zur spirituellen Krone, wo alle Energien in die höchste Bewusstheit münden.
Traditionen, Religion und der Weg ins Absolute
Jesus überschreitet die jüdische Tradition, die Frau die samaritanische. Beide zeigen: wahre Gotteserfahrung liegt jenseits von Kultur und Dogma.
„Die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.“ (Joh. 4,21)
👉 Kritische Perspektive: Spiritualität in der Krise – Warum Mitgefühl politisch ist
Mystik: Erfahrung statt Glaube
Der östliche Mensch fragt nicht „Was glaubst du?“, sondern „Welche Erfahrung machst du?“. Swami Vivekananda sagte: „Wenn Gott wirklich ist, kann man ihn auch wahrnehmen.“
Mystik bedeutet direkte Wahrnehmung – nicht bloß Tradition oder Dogma.
Was wir vom Osten lernen können
Während westliche Religionen stark auf Abgrenzung setzen, lädt die östliche Weisheit zum inneren Erleben ein. Es geht um die Einheit mit dem Göttlichen – jenseits von Konfession, Ritual und Bild.
FAQ
Was bedeutet Ex Oriente Lux im spirituellen Kontext?
„Aus dem Osten kommt das Licht“ weist darauf hin, dass Weisheit und spirituelles Erwachen oft jenseits des eigenen kulturellen Rahmens zu finden sind.
Welche Rolle spielt die samaritische Frau am Jakobsbrunnen?
Sie symbolisiert die suchende Seele, die verschiedene Stufen durchläuft, bis sie im lebendigen Wasser ihre Erfüllung findet.
Wie sind die sieben Männer zu verstehen?
Als Symbole für Lebensstile, Werte und spirituelle Reifung – bis zur Vereinigung mit dem ICH BIN.
Warum betont Ropers den Bezug zu östlicher Weisheit?
Weil östliche Spiritualität stärker die Erfahrung Gottes betont, während der Westen oft im Dogma verharrt.
Quellen
- Johannes-Evangelium (Bibelübersetzung)
- Swami Vivekananda: Lectures on Vedanta
- Bede Griffiths: The Marriage of East and West
- Sister Elaine MacInnes: Zen and the Art of Meditation
Artikel aktualisiert
22.09.2025
Roland R. Ropers
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
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von Roland R. Ropers
Sie sind Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Mönche die von Gott erfüllten Menschen, die auch heute etwas aufleuchten lassen von der tiefen Erfahrung des Ewigen. Und oft sind sie alles andere als fromm.
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