Der Tod ist ein lausiger Geselle
Mal kommt er schnell und plötzlich, mal langsam und schleichend.
Er ist mal laut, mal leise, mal lang ersehnt und oft gefürchtet.
Er ist nicht greifbar.
Unheimlich für viele.
Wir können ihn nicht verstehen
Er kann jeden Moment um die Ecke kommen und uns mitnehmen.
Manche tanzen mit ihm.
Andere ignorieren ihn.
Einige lachen ihn aus und andere verlieben sich viel zu früh in ihn.
Auch wenn wir nicht viel über ihm wissen, eines ist er ganz sicher: Zuverlässig.
Er kommt jeden Menschen und jedes Tier, jede Pflanze und jedes Wesen, welches auf dieser Erde lebt, besuchen.
Der Tod lehrt uns das Leben
Paradoxerweise erinnert er uns daran, dieses Leben zu leben. Die Endlichkeit des Seins macht es uns möglich, wirklich bewusst, jeden Tag neu dem Leben zu begegnen. Unser Leben in vollen Zügen zu genießen. Wenn wir uns den Tod zum Lehrmeister ernennen, werden wir jede Sekunde auskosten, begrüßen, gestalten, lieben.
Im Leben geht es um lachen, leben und lieben, sagte unsere Mutter Michaela Suchomel, die 2020 gestorben ist.
Unser Vater Joachim Schaffer-Suchomel starb am 03.11.2023.
Hat Mama ihn abgeholt?
War sie sein Todesengel?
Er hätte sich darüber gefreut!
Unser Vater hatte ein anstrengendes Leben.
Er wurde verprügelt, misshandelt, geschlagen, er wurde oft ausgelacht für seine Ideen und Träume, er scheiterte grandios mit vielen seiner Projekte.
Doch dies zeichnet ihn aus:
Er hat niemals aufgehört zu lachen.
Er hat immer weiter groß und verrückt geträumt.
Er hat immer an seine Kinder und das Gute in den Menschen geglaubt.
Was wir nach unserem Tod hinterlassen
Genau das hat er uns Schwestern hiergelassen.
Die Liebe zum Leben.
Die großen Träume.
Die Verbindung zwischen uns Schwestern, die ehrlich, innig und liebevoll ist.
Die vielen Menschen, die er kannte, die ihn schätzen und denen seine Arbeit so sehr geholfen hat, gut zu leben.
Joachim war ein großartiger Coach,
der den Paradigmenwechsel im Geist verstanden und gelehrt hat. Als Autor hat er seine ganzen Modelle und Theorien niedergeschrieben und in seinen Bildern sehe ich die Tiefe, den Schmerz, die Leichtigkeit und die Lebensfreude, die ihn ausmachten.
Sein Tod ist für jede von uns anders.
Jede von uns hatte eine andere Beziehung zu unserem Papa.
Jede von uns steht an einer anderen Stelle in ihrem Leben.
Und so sind der Schock und die Trauer über seinen plötzlichen Tod an einem Herzinfarkt, bei ihm Zuhause nach getaner Arbeit, bei jeder Schwester anders im Körper gelandet, das Herz hat es anders aufgefasst, der Kopf anders begriffen und verarbeitet.
Der Tod hinterlässt Schrecken, Leere, Einsamkeit, Zerstörung
Doch wenn wir genau hinsehen.
Hinhören.
Still werden.
Die Liebe fühlen.
Dann bemerken wir, dass der Tod Verbindung schenkt.
Wir sind füreinander da.
Wir sind miteinander.
Wir, die wir hier auf der Erde sind, rücken näher zusammen.
Der Tod ist eine große Chance,
still zu werden, sich auf das Wesentliche zu besinnen, die Liebe zu fühlen und nah zusammenzurücken.
Ich wünsche uns allen, dass wir weinen können. Den Tod begrüßen, wenn er kommt.
Dass die Lebenden näher zusammenrücken.
Das Leben genießen
Und still werden.
Sich demütig vor dem Leben verneigen.
Lauschen.
Das Diesseits und das Jenseits sind getrennt durch einen dünnen Schleier.
Wenn wir genau hinhören, können wir Fragen stellen und bekommen Antworten.
Unser Weg ist bereits gezeichnet
Wir müssen nur die Zeichen verstehen, die uns begegnen.
Symbole, Buchstaben, Zahlen und Bilder begleiteten das Leben meines Vaters.
Wenn du magst, tauch ein in seine und unsere Welt, welche zum Träumen einlädt und dich in deinem Potenzial erkennt, versteht und dich unterstützt, gut auf dieser Welt sein zu können.
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NACHRUF
Bis wir uns wiedersehen
Essenz einer Schöpfungskraft.
„Am dankbarsten bin ich dafür, dass ihr geboren seid und wir so viele schöne Jahre miteinander erleben durften. Das werde ich meinen Töchtern und Enkelkindern in meiner Sterbestunde sagen. Wir sehen uns wieder, wenn die Zeit gekommen ist!”
Das wären Joachim Schaffer-Suchomels letzte Worte an uns gewesen. Diese haben nun, da er plötzlich und unerwartet verstorben ist, ihren Weg durch seine Enkelin Lia Marlen zu uns gefunden.
In diesem Satz steckt die Essenz, wer Joachim als Mensch war. Die unendliche Liebe für seine Familie und seine Arbeit als Persönlichkeits-Coach unter dem Leitbild „heile Familien”. Seine hohe Spiritualität und sein großer Geist haben ihn als Menschen ausgezeichnet, einzigartig und großartig gemacht. Er hat das Leben genossen.
Hundert Wege ins Leben
Joachims Leben war aufregend und voller Geschichten. Geschichten über seine Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit, die von Abenteuern, aber auch von Gewalt geprägt waren. Als Rebell startete er früh mit großen Ambitionen ins Leben und verbrachte viele ereignisreiche Jahre in West-Berlin, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, der ihn den Schmerz seiner Kindheit für einen Moment vergessen ließ.
In den 80er Jahren war Joachim bei Demonstrationen ganz vorne mit dabei, wenn „ Mollies” geworfen und „Wannen” umgekippt wurden. Einer der Höhepunkte in seinem Leben war die Gründung des Berliner Kneipenkollektivs „Klatschmohn” mit Kindertheater und Travestieshows auf hauseigener Bühne. Dort lernte er seine spätere Frau Michaela, unsere Mutter, kennen. Er bemerkte sie sofort, als sie selbstbewusst über die gut befahrene Straße vor seiner Kneipe lief und alle Autos zum Verlangsamen brachte. In jenem ersten Augenblick verliebte er sich in sie. Als sie ihn nach einem Job fragte, sagte er ohne zu zögern ja, obwohl keine Aushilfen gebraucht wurden. Und so wurden und blieben sie ein Paar – bis zum Schluss und über den Tod hinaus.
Im Zeitenwandel einer Neuordnung
Ein tiefer Einschnitt in Joachims Leben war der Suizid seines qeliebten Bruders Peter. Nach diesem Ereignis zog er sich mit Michaela nach Portugal zurück und begann exzessiv zu malen. Durch das Malen wollte er die Zeit anhalten und seinen Bruder wiedersehen. Es war ein intensiver Lebensabschnitt, welcher mit der Geburt der ersten Tochter Viviane endete. Das Paar kehrte nach Deutschland zurück und ließ sich in Kassel nieder. Von hier aus bauten sie sich ihr Leben neu auf. Zwei weitere Kinder folgten und Joachim beschloss, nicht mehr als angestellter Pädagoge zu arbeiten, sondern Antiquitäten zu verkaufen.
Alles, was Joachim tat, führte er mit Begeisterung aus und so florierte sein Geschäft mit Möbeln bis es wieder an der Zeit war, einen anderen Weg einzuschlagen. 1995 fand er seine Berufung: das Persönlichkeits-Coaching und die Gründung seiner Firma BRAINFRESH. Über zwei Jahrzehnte später rief Joachim den Verein „Allianz GLW” ins Leben, der einer seiner Herzensprojekte werden sollte und mit dem er für eine gerechtere und nachhaltigere Welt kämpfte.
Ein Leben bis zum Schluss
Die letzten drei Jahre seines Lebens widmete er hauptsächlich der Malerei. Er transformierte Bilder, malte andere Welten, Menschen, Tote und zuletzt seinen eigenen Tod. Bis zum Ende seines Lebens arbeitete er, bis zu seinem letzten Tag. Er starb eine halbe Stunde nach erfolgreichem Abschluss eines Seminars für seine „Allianz“.
Es ging schnell und es ging leicht. Das war sein Wunsch. Und jetzt ist er endlich wieder mit seiner großen Liebe Michaela vereint.
Unsere Eltern waren nicht nur ein Paar, sie waren Kolleg*innen und gemeinsam die stärksten und strahlendsten Menschen, denen wir in unserem Leben begegnet sind.
Ins Neue getragen
Von Kindesbeinen an haben wir die Liebe, die Größe und die Weisheit unserer Eltern aufgesogen und sind aus ihnen heraus erwachsen, weiter, größer und wieder zurück.
Wurzeln und Flügel.
Eine bedingungslose Liebe.
Geborgenheit.
Weite Räume.
Ein Zuhause.
Eine Liebesgeschichte, die nicht mit dem Tod endet. Die weitergeht, immer weiter. Schritt für Schritt. Fußstapfen, die sich manchmal zu groß anfühlen. Und dennoch tragen wir das Vertrauen in uns, in sie hinein und über sie hinauswachsen zu können.
Liebe ist das, was bleibt
Der Mut zu lieben bringt Trauer mit sich. Und gleichzeitig die Gewissheit, dass wir uns wiedersehen, wenn die Zeit gekommen ist.
Viviane, Catalina & Joanina Suchomel
15. Dezember 2023
Termine:
18.12.2023 14-17 Uhr
Erinnerungstag mit Ausstellung & Konzert
17.12.2023 10-18 Uhr
Offener Ausstellungstag
Ort: Brainfresh/Joachim Schaffer-Suchomel, Lindenstr. 9, 34131 Kassel
28.01.2023 14-17 Uhr
Erinnerungstag mit Ausstellung & Konzert
Ort: Praxis Kimochi/Dr. Petra Koch, Helmut-Steidl-Platz 3, Hamburg-Rahlstedt