Kosenamen und Spitznamen und ihre verborgene Botschaft
Du bist, wie du heißt – die verborgene Botschaft von Vornamen, Kosenamen und Spitznamen. Das Wissen über die Bedeutung von Vornamen ist nicht selten von Bedenken überschattet. Bedenken dürfen sein. In diesem Beitrag geht es um Teil 3 der Bedenken.
Frage: Sind Kosenamen gut?
Die Antwort der Autoren: Der Vorname Philipp und der Kosename Fips
Grundsätzlich sind Kosenamen gut. Kosen bedeutet laut Duden-Herkunftswörterbuch zärtlich sein, wie wir es aus liebkosen kennen. Es wird auf den Kontext ankommen, ob der Kosename angebracht ist oder nicht. Als Philipp Rösler als damaliger Bundesvorsitzender der FDP und deutscher Vizekanzler bei Harald Schmidt zu Gast war, begrüßte ihn dieser mit den Worten: „Ich darf doch Fips zu Ihnen sagen.“ Fips ist eine Koseform von Philipp. Damit waren die Rollen oben und unten in der Sendung geklärt. Hieß Ihr Goldhamster nicht auch Fips?
Im öffentlichen Kontext, besonders bei öffentlichen Personen, sind Kosenamen nicht passend, sie können sogar peinlich wirken. Im Außen haben wir es nicht nur mit zärtlichen Situationen zu tun. Sich als Fips in einer Männerwelt durchzusetzen, wird nicht leicht sein.
Vornamen und Kosenamen im öffentlichen Rahmen
Kosenamen können im privaten Rahmen gut und in Ordnung sein. In einem gewissen Alter jedoch passen auch Kosenamen nicht mehr zum Entwicklungsstand einer Person. Wenn der fünfzigjährige Sohn von Mutti immer noch Matti statt Matthias gerufen wird, bleibt dieser in seiner kindlichen Rolle gefangen. Genauso wie Hansi, der längst ausgeflogen ist. So ergeht es auch dem Peterle und Daggi, die in Wirklichkeit Dagmar heißt und Janni, der besser Johannes gerufen werden sollte, wenn er ernst genommen werden möchte.
Kurzformen von Vornamen
Eine ähnliche Problematik haben wir mit den bereits beschriebenen Kurzformen am Beispiel Gabi aufgezeigt. Gerade innerhalb von Familie und Freundeskreis bedarf es einer guten Abgrenzung und Durchsetzung, sich mit ganzem Namen rufen zu lassen, damit alle Kräfte, die in einem Namen verborgen sind, wachgerufen werden.
Frage: Was passiert mit Spitznamen?
Die Antwort der Autoren: Vornamen, die zu Spitznamen werden
Spitznamen sind grundsätzlich in Ordnung, insofern sie nicht dazu dienen, sich über jemanden lustig zu machen oder zu diffamieren. Das ist der Fall, wenn aus Vicky Ficky gemacht wird und aus Uschi Muschi entsteht.
Überspitzen von Bedeutungen in Vornamen
Wenn aus Jochen Knochen wird.
Bei positiv gemeinten Spitznamen wird ein Wesenszug im Namen oder im Wesen des Namensträgers überspitzt. Spitznamen können ein Trainingsprogramm sein, um spitze zu werden. Aus Joachim, dem Vornamen des Autors, wurden in seiner Kindheit die Kurzform Jochen und später der Spitzname Knochen. Hintergrund waren zehn Knochenbrüche, die er sich in der harten Sportart Rollhockey in seiner Jugend zugezogen hatte.
Bernhard und Burni sowie Sonja und Sunny
Wenn aus einem Bernhard ein Burni wird, weil er für alles schnell zu entflammen ist, dann ist das im richtigen Kontext völlig in Ordnung. Auch Sonja, die dank ihres strahlenden Wesens Sunny genannt wird, kann mit diesem Spitznamen gut leben.
Viele Spitznamen haben mit dem eigentlichen Namen oft gar nichts zu tun, beschreiben aber dennoch einen Wesenszug. Es ist immer wichtig, zu seinem ursprünglichen Namen zurückzufinden und sich mit diesem anerkannt zu fühlen.
Frage: Welche Bedeutung haben Doppelnamen und Beinamen?
Die Antwort der Autoren: Für Hans-Peter wie für alle Doppelnamen, die mit einem Gedankenstrich verbunden sind, gelten die Bedeutungen beider Vornamen.
Viele Menschen haben mehrere Vornamen, die nicht mit Gedankenstrichen verbunden sind. Früher war es Sitte, dass die Vornamen der Eltern oder Großeltern dem Rufnamen voran- oder nachgestellt wurden. Das war ein Pflichtprogramm, um die Bindung zu den Eltern und die Weiterentwicklung sicherzustellen. Nicht selten wurden früher vor allem die Vornamen der Väter eins zu eins an den Erstgeborenen weitergegeben. So entstand auch der Familienname Johannson, was der Sohn des Johann bedeutet. Oft wurden bei der Vornamensgebung zusätzlich noch die Vornamen von Taufpaten herangezogen und auch von großen Vorbildern des öffentlichen Lebens.
Vornamensgebung im Kontext der Globalisierung
In unserem Kulturkreis ist die Vornamensgebung auch im Zuge der Globalisierung größtenteils freigeschaltet von diesen alten Mustern, obwohl manche Großeltern immer noch beleidigt sind, wenn sie in der Vornamensgebung nicht gewürdigt werden. Drohungen der Großeltern, die Kinder zu enterben, wenn sie ihren Namen nicht im Namen ihrer Enkel wiederfinden, sind seltener geworden. Wenn die Namen der Ahnen im Vornamen enthalten sind, so spielt nicht nur die Namensbedeutung eine Rolle, sondern zusätzlich die damit vollzogene Bindung zu den Ahnen und den Bildern, die wir mit den Ahnen oder Vorbildern aus dem öffentlichen Leben verbinden.
Vorname und Rufname
Wenn wir mehrere Vornamen haben, dann gilt in der Namensdeutung in erster Linie der Rufname und in zweiter Linie die Beinamen. Deren Vornamensbedeutung kann die Kraft des Rufnamens verstärken oder ein gutes Gegengewicht sein. Eine der Töchter der Autoren heißt mit Rufnamen Catalina. In diesem spanischen Vornamen ist der Kampf für die Freiheit enthalten, für die die Katalanen heute noch auf die Straße gehen. Als zweiten Namen heißt sie Cosima. Der Vorname geht auf das Wort „Kosmos“ zurück, der unter anderem Ordnung bedeutet. Die Unordnung, die im Freiheitskampf einer Catalina entsteht, wird Cosima wieder in eine Ordnung bringen, wenn auch eine neue.
Die Vornamensgebung in China
In China gehört es zur Tradition der Vornamensgebung, dass Kinder Vornamen mit polar entgegengesetzten Bedeutungen erhalten. Einem Vornamen aus der „schnellen Welt“, wenn ein Kind beispielsweise zügig auf die Welt gekommen ist, wurde ein Vorname aus der „langsamen Welt“ hinzugefügt, der Balance wegen. Auf deutsche Namensgebung übertragen bräuchte Felix, dem es nicht fix genug gehen kann, einen zweiten Namen aus der Welt der langsamen Namen: Ede und Bernhard würden sich eignen.
Vornamensgebung vor oder nach der Geburt?
Interessant bei der traditionellen Namensgebung in China ist zudem, dass Kinder ihren Namen erst nach der Geburt erhalten. Bei uns ist es zur Mode geworden, den Namen bereits vor der Geburt festzulegen – warum nicht gleich nach der Befruchtung, dann wäre der Vorname schon mal klar. Es wird ein Vorname vergeben, ohne das Wesen, das diesen Vornamen tragen soll, gesehen zu haben. Mit der Geburt und mit dem Sehen, Hören, Riechen und Fühlen sind wir mit unseren Impulsen, die bereits im Puls sind, an unsere Intuition angeschlossen und das Kind kann uns seinen Vornamen ins Ohr flüstern.
Frage: Kann man seinen Namen ablegen?
Die Antwort der Autoren: Natürlich kann man einen Vornamen ablegen, aber nicht so, wie man einen Mantel ablegt, um an das Zitat von Goethe zu erinnern.
„Der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie ein Mantel, der bloß um ihn herumhängt …sondern… ihm über und über angewachsen …“
Andere Beiträge von Joachim Schaffer-Suchomel
Für eine bestimmte Zeit unserer Entwicklung kann es hilfreich sein, sich einen neuen Namen zu geben oder geben zu lassen, weil mit dem Namen auch viele negativen Geschichten und Erlebnisse verknüpft sein und blockierend wirken können. Letztlich jedoch wird es wichtig sein, sich seiner eigenen Geschichte zu stellen und vor allem die wahre Bedeutungskraft des eigenen Namens zu erkennen und zu erleben.
Der Autor hat erfahren, dass gerade Trägerinnen von alten Namen, wie Gudrun, im Gespräch zu ihrem Namen überrascht über die Kraft und Schönheit ihres Namens waren und sich wieder an ihn gewöhnen konnten. Der Name Gudrun wird schnell mit der Deklaration altmodisch abgetan. In Gudrun sind unter anderem die gute Rune und die Aussage, das Gute ins Rinnen zu bringen, enthalten.
Dieses Wissen erzeugt eine völlig andere Resonanz!
Herzliche Grüße Botschaft
Joachim Schaffer-Suchomel
31.07.2022
Joachim Schaffer-Suchomel
Joachim Schaffer-Suchomel ist ein deutscher Diplom-Pädagoge, Coach und Sachbuchautor. Im Jahr 1998 gründete er gemeinsam mit seiner Frau das Brainfresh-Institut für frisches Denken. Er arbeitet als Coach für Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen, Politik und Verbände, u. a. zu den Themen „Konfliktlösung“, „Teambildung“ sowie „Paradigmenwechsel“.
In seinem Buch “Handbuch der Vornamen” hat sich Joachim Schaffer-Suchomel intensiv mit der Bedeutung von Vornamen beschäftigt und seine Erkenntnisse zur Namensdeutung niedergeschrieben.
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