 
Die Weisheit des Novembers – In der Tiefe ruhen und dem Wesentlichen begegnen
Der November ist ein Monat der Stille, der Tiefe, der Erinnerung. Die Natur hat sich weitgehend zurückgezogen, das Licht wird spärlicher, die Tage kürzer, die Farben verblassen. Was im Oktober noch golden glänzte, wird nun matt, rau, reduziert. Doch gerade in dieser Reduktion liegt eine große Kraft. Der November ist ein Monat der Essenz. Seine Weisheit liegt im Rückzug, im Erinnern, im Loslassen – aber auch im bewussten Ankommen in der Tiefe des eigenen Wesens.
Die Natur als Spiegel für die Seele – Rückzug und Verlangsamung
Der November zeigt uns, dass jedes Leben eine Phase braucht, in der nichts im Außen geschehen muss. Die Natur ruht – und auch wir dürfen ruhen. Es ist kein Rückschritt, sondern ein notwendiger Teil des Zyklus. Wer im November innehalten kann, entdeckt: Nicht das Tun macht uns lebendig, sondern das Sein.
In der Kargheit dieser Zeit liegt eine Einladung zur Konzentration. Zur Reduktion auf das Wesentliche. Wir spüren: Jetzt zählt nicht mehr die Fülle, sondern die Tiefe. Nicht die Lautstärke, sondern das Lauschen.
Erinnerung und Ahnenkraft – Die Verbindung über die Zeit hinweg
Der November ist in vielen Kulturen ein Monat des Gedenkens. Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag – diese Feiertage machen uns bewusst: Wir sind Teil einer größeren Geschichte.
Es ist die Zeit, innezuhalten und unsere Wurzeln zu spüren. Unsere Herkunft. Die Menschen, die vor uns waren, die uns geprägt haben, deren Geschichten in uns weiterleben. Es geht nicht um Trauer allein – sondern um Verbindung. Um das Gefühl: Ich bin getragen. Ich bin eingebunden. Ich bin nicht allein.
Der November lädt ein, die Ahnen nicht nur zu ehren, sondern auch zu hören. Was wollten sie weitergeben? Was darf ich aus ihrer Geschichte lernen – und was darf ich bewusst anders machen?
Dem Schmerz Raum geben – Und Heilung geschehen lassen
Die dunkle Jahreszeit bringt oft auch unsere Schattenseiten zum Vorschein. Unerledigte Themen. Schmerzvolle Erinnerungen. Ungeweinte Tränen. Der November fragt uns nicht: „Wie geht es dir?“ – sondern: „Was willst du endlich fühlen, damit du heilen kannst?“
Das mag unbequem sein. Aber es ist notwendig. Denn unter der Oberfläche wartet oft das, was endlich gesehen werden will. Und nur wer sich traut, hinzusehen, findet auch die Möglichkeit zur Befreiung.
Der November schenkt uns den Raum, uns unseren Gefühlen zu stellen – ohne sie wegzudrücken, ohne sie zu bewerten. In dieser Ehrlichkeit liegt Heilung. Vielleicht still, aber tief.
Innere Einkehr – Die Kunst, mit sich selbst in Stille zu sein
Im November lernen wir, was es heißt, mit uns selbst in Beziehung zu treten. Ohne Ablenkung. Ohne Anspruch. Einfach nur: Da sein.
Stille ist für viele Menschen ungewohnt – manchmal sogar bedrohlich. Doch sie ist die Tür zu uns selbst. Der November lädt uns ein, sie zu öffnen. Und zu lauschen: Was sagt mein Herz? Was flüstert meine Seele? Was will endlich gehört werden?
In der äußeren Dunkelheit leuchtet das innere Licht umso klarer. Wer sich darauf einlässt, entdeckt: Ich bin mehr als meine Gedanken. Mehr als mein Alltag. Mehr als mein Tun. Ich bin.
Loslassen auf einer tieferen Ebene – Nicht nur Dinge, sondern Haltungen
Während der Oktober oft das Loslassen im Äußeren initiiert, führt uns der November tiefer: Was darf in dir sterben, damit du wahrhaft leben kannst?
Vielleicht ist es ein altes Bild von dir selbst. Eine Erwartung, die du nie erfüllen konntest. Eine Angst, die dich gefangen hält. Der November lädt ein, nicht nur zu sortieren – sondern zu erlösen. Was dich begrenzt, darf jetzt sterben. Und was du nicht mehr bist, darf gehen.
Diese innere Transformation geschieht nicht über Nacht. Sie ist ein Prozess. Aber sie beginnt mit der Entscheidung: Ich bin bereit, mich zu erneuern – von innen heraus.
Die Kraft der Einfachheit – Reduktion als Reichtum

Wenn im November alles Überflüssige abgefallen ist, bleibt nur noch das Wesentliche. Diese Einfachheit ist kein Mangel, sondern ein Segen. Sie zeigt uns, wie wenig wir wirklich brauchen, um in Frieden zu sein.
Ein warmes Zuhause. Ein ehrliches Gespräch. Ein gutes Buch. Eine Kerze im Dunkeln. All das genügt. Der November sagt: Reichtum liegt nicht im Haben, sondern im Erkennen.
Diese Einsicht verändert unseren Blick – nicht nur auf Dinge, sondern auch auf Menschen, auf Zeit, auf unser Leben.
Vorbereitung auf das Neue – Im Verborgenen beginnt das Werden
Auch wenn der November wie ein Abschluss wirkt, ist er zugleich ein Anfang. Unter der Erde beginnen die Samen sich zu sammeln. Die Energie kehrt in die Wurzeln zurück. Es geschieht etwas – nur eben nicht sichtbar.
Auch in uns bereitet sich etwas vor. Vielleicht eine neue Vision. Eine veränderte Haltung. Eine neue Richtung. Der November schenkt uns die Stille, in der solche Keime wachsen können. Nicht durch Aktion – sondern durch Raum.
Es ist der Monat des leisen Werdens. Der Vorbereitung. Der inneren Klarheit.
Die Weisheit des Novembers in einem Satz
Wenn der November zu uns sprechen könnte, würde er sagen:
In der Tiefe findest du dich selbst – und den Mut, neu zu beginnen.
Der November ist kein einfacher Monat. Aber er ist ehrlich. Klar. Wahrhaftig. Wer sich ihm öffnet, entdeckt: Auch Dunkelheit ist Teil des Lebens – und sie hat ihre eigene Schönheit. Nicht als Gegensatz zum Licht, sondern als dessen Quelle.
Der November schenkt uns nicht nur den Raum zur Einkehr, sondern auch die Möglichkeit zur Wandlung. Wer bereit ist, loszulassen, was nicht mehr trägt, schafft Platz für das, was wirklich zählt.
Und manchmal beginnt genau dort, wo alles still wird – das Neue.
31.10.2025
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit OnlineHeike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“


 
		 
		 
		