Lebensrichtung – Quelle und Strom
Dieser Beitrag beleuchtet die spirituelle Bedeutung von Lebensrichtung, Quelle und Strom. Er zeigt, wie Bewusstsein, Ursprung und Freiheit zusammenwirken und warum wahre Erkenntnis jenseits von Dualität und Dogmen liegt. Hauptkeyword: Lebensrichtung spirituelle Bedeutung.
Die spirituelle Bedeutung der Lebensrichtung liegt darin, den eigenen Ursprung – die Quelle – zu erkennen und sich zugleich frei im Strom des Lebens zu bewegen. Wer die Gegensätze transzendiert, erfährt Bewusstsein und innere Freiheit jenseits von Dogmen.
„Die Welt ist voller Gegensätze.
Hinter der Trauer verbirgt sich Glück,
und hinter dem Glück Trauer.
Wo die Sonne scheint, ist auch Schatten.
Wo Licht ist, ist auch Dunkel.
Wo Geburt ist, das ist auch Tod.
Loslösung von allem besteht darin,
von diesen Gegensätzen nicht mehr berührt zu werden.
Die Methode, über sie zu obsiegen,
besteht nicht darin, sie auszulöschen,
sondern darin, sich über sie zu erheben
und vollkommen frei zu sein von jeder Gebundenheit an sie.“
(Mahatma Gandhi)
Ein chinesisches Sprichwort erinnert uns:
„Wer an die Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen!“
Im Sanskrit wird die uranfängliche Schöpfung, aus der alles hervorgeht und in der schließlich alles aufgeht, Sarga genannt. Alle fühlenden Wesen – ob Mensch, Tier oder Pflanze – entspringen einer gemeinsamen Quelle und wandern individuell durch ein Leben, das sich durch Erfahrungen, Umstände und Entscheidungen formt, in seinem Ur-Wesen aber unveränderlich bleibt.
Diese Quelle, Ursprung und ewige Heimat zugleich, ist das, was einst Religion bedeutete. Nicht ein System aus Konfessionen, sondern die Rückbindung an das Wesentliche. Glaubensrichtungen unterscheiden sich; Erkenntnis jedoch ist eins. Erkenntnis – theoria, gnosis – ist die Schau des Wirklichen.
Wie eine frei fließende Gebirgsquelle zwei Ufer braucht, um erst zum Bach, dann zum Strom zu werden, so wird auch das Leben des Menschen durch Begrenzungen geformt. Doch zu enge Ufer verwandeln sich in Gefängnisse: in Dogmen, die mehr trennen als tragen. Jeder Mensch möchte dirigieren, niemand dirigiert werden. Und doch sehnt jeder sich nach dem Fluss, der frei ins Meer mündet.
Alle unsere Bemühungen zielen letztlich auf dasselbe Ziel: die Überwindung von Sorge, die Erfahrung von Glückseligkeit – Ananda. Das höchste Ziel von Wissen ist die Verwirklichung des Absoluten. Moksha, Befreiung, ist nichts Fremdes, sondern das Wiedererkennen der eigenen Natur.
Wahre Emanzipation ist Bewusst-Sein.
Nicht das Gefühl, etwas zu werden, das vorher nicht existierte. Nicht die Reise in ein „Jenseits der Freude“. Es ist die Erkenntnis der Ewigen Existenz – Bewusstheit des innewohnenden Seins, der Urquelle unseres unbegrenzten Lebens.
Freiheit entsteht dort, wo wir erkennen, dass wir längst frei sind. Wissen ist nicht die Ursache von Freiheit – es ist Freiheit. In ihrer höchsten Form löst sich jede Objektwahrnehmung auf. Da ist nur noch Bewusstsein selbst.
Michael A. Windey: Ein Leben im Strom der Freiheit

Der legendäre Jesuitenpater Prof. Dr. Dr. Michael Windey (1921–2009), über viele Jahrzehnte in Indien tätig und eng mit Mahatma Gandhi verbunden, widmete sein Leben einer einzigen Aufgabe: die Menschen in ihre individuelle Freiheit zu führen. Sein Wirken blieb bewusst frei von medialer Selbstdarstellung. Er schrieb kein Buch – weil ein nach außen gerichtetes Ego für ihn überflüssig war.
Er sagte einmal:
„Wir sind bereits inkarniert – nur vielen fehlt die Wahrnehmung dafür. Meine Ewigkeit hat begonnen. Ich komme aus der Ewigkeit, nicht aus der Zeit.“

Spirituelles Leben war für ihn kein Konzept, sondern unmittelbare Erfahrung. Er sah Gottes Wirklichkeit nicht in Gebäuden, Ritualen oder fixen Orten, sondern dort, wo Weite, Natur und Ursprung sich zeigen.
Geboren als viertes von zwölf Kindern in Belgien, studierte er Philosophie und Theologie, promovierte über den Freiheitsbegriff bei Jesus Christus und lernte bei Henri Bergson, der ihn nachhaltig prägte. 1946 ging er nach Indien – als junger Pionier mit der Vision, menschliche Freiheit nicht zu predigen, sondern zu ermöglichen.
Über 20 Jahre lehrte er an der Universität von Ranchi, bevor er eine der bedeutendsten Bewegungen zum Wiederaufbau der indischen Dörfer gründete. Man nannte ihn „Father Dynamo“. Er sprach neun indische Sprachen, reiste fast täglich, kannte über 11.000 Dörfer auswendig und wirkte dort, wo Not am größten war.
Seine Theologie war gelebte Ur-Christlichkeit, frei von Dogma, tief in der Mystik verwurzelt. In seinen Eucharistiefeiern war jeder Mensch gleich: Christ, Hindu, Muslim, Buddhist – alle waren Teil derselben Quelle.
Über drei Millionen Bäume ließ er pflanzen – als lebendige Symbole des Lichts und der Verbundenheit.
Besonders eng war er mit dem Godavari, einem der großen Ströme Indiens. Dort baute er unzählige Dörfer wieder auf, oft nach katastrophalen Überschwemmungen. Sein Leben war Dienst, getragen von geistiger Klarheit und innerem Feuer.
Am 22. September 2009 verließ er diese Welt – heimgekehrt an die Quelle.
Leben und Tod im Licht des Tao
Im 50. Kapitel des Tao Te King heißt es:
„Wenn die eine Richtung Leben bedeutet
und die andere Richtung Tod,
so ist ein Drittel der Menschen für das Leben
und ein Drittel für den Tod.
Dann gibt es noch diejenigen,
die das Leben hochschätzen
und sich folglich auf das Reich des Todes zu bewegen.
Auch sie bilden ein Drittel.
Warum ist das so?
Weil sie übermäßig am Leben hängen.
Wer es versteht, richtig zu leben,
kann überall hingehen,
ohne Angst vor dem Nashorn oder dem Tiger.
[…]Warum ist das so?
Weil es für einen solchen Menschen
kein Reich des Todes gibt.“
👉 Spiritualität bedeutet: erkenne dich selbst
Essenz
Wer die Quelle sucht, muss bereit sein, gegen den Strom zu schwimmen. Doch wer die Quelle erkennt, versteht: Wir waren nie getrennt vom Ursprung. Lebensrichtung bedeutet nicht Weggehen, sondern Wiedererkennen. Nicht Kampf, sondern Bewusstwerden. Nicht Werden, sondern Sein.
Artikel überarbeitet
20.11.2025
Roland R. Ropers
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Sie sind Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Mönche die von Gott erfüllten Menschen, die auch heute etwas aufleuchten lassen von der tiefen Erfahrung des Ewigen. Und oft sind sie alles andere als fromm.
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