Wie ist Gott entstanden? Die Idee des Göttlichen im Wandel des Bewusstseins

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Wie ist Gott entstanden? Zwischen Schöpfung, Bewusstsein und Wissenschaft

In den meisten Religionen gilt Gott als ewig, unerschaffen und jenseits von Raum und Zeit. Doch die Frage nach seiner Entstehung zeigt, wie tief das menschliche Bedürfnis ist, das Unbegreifliche zu verstehen – als Schöpfer, als Bewusstsein oder als Energie, die alles trägt.

1. Die große Frage nach dem Ursprung des Göttlichen

Es ist eine der ältesten Fragen der Menschheit: Wie ist Gott entstanden?
Seit Jahrtausenden ringt der Mensch mit diesem Rätsel – zwischen Religion, Philosophie und Wissenschaft.

Der Glaube an Gott war nie nur eine Frage der Religion, sondern immer auch eine Frage des Bewusstseins. Er ist Ausdruck unserer Sehnsucht, Ursprung und Sinn zu erkennen, und zugleich Spiegel unserer Begrenztheit.

👉 Lies dazu auch An Gott glauben – warum wir suchen, hoffen und vertrauen

2. Philosophie und Theologie – Gott als unerschaffenes Prinzip

In nahezu allen großen monotheistischen Religionen – Christentum, Judentum und Islam – wird Gott als ewig und unerschaffen verstanden.
Er ist kein Wesen unter vielen, sondern das Sein selbst, Ursprung und Grund aller Existenz.

Philosophen wie Aristoteles sprachen von der causa prima, der „ersten Ursache“, die selbst keiner Ursache bedarf.
Thomas von Aquin bezeichnete Gott als das „notwendige Wesen“, dessen Existenz aus sich selbst heraus besteht.

Wenn Gott Ursache aller Dinge ist, kann er selbst keine Wirkung eines anderen sein.
Damit ist die Frage „Wie ist Gott entstanden?“ in klassisch-theologischem Sinn ein Widerspruch – denn das Göttliche ist Anfang ohne Anfang.

Doch das beantwortet die eigentliche Sehnsucht des Menschen nicht. Wir wollen nicht nur verstehen, dass Gott existiert, sondern wie das Unendliche mit uns verbunden ist.

3. Anthropologie – Wie der Glaube an Gott entstand

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Während die Theologie vom Ewigen ausgeht, schaut die Anthropologie auf den Menschen selbst.
Wie also entstand die Idee von Gott in uns?

Frühe Kulturen sahen in Blitzen, Sonne, Wind und Wasser göttliche Kräfte.
Aus Animismus und Totemismus entstanden religiöse Systeme, die Natur und Geist nicht trennten.
Mit der Entwicklung des Bewusstseins formte sich aus dem Vielen das Eine – die Vorstellung eines göttlichen Ursprungs, der alles verbindet.

Der Religionswissenschaftler Mircea Eliade nannte das „das Erwachen des Heiligen im Menschen“.
Der Glaube an Gott ist somit weniger Erfindung als Erinnerung – an etwas, das uns schon immer durchdringt.

4. Psychologische Dimension – Warum wir an Gott glauben

Auch die Psychologie hat Antworten versucht.
Der Mensch sucht Ordnung, Bedeutung, Sicherheit – und findet sie oft im Glauben an ein höheres Prinzip.

Der Glaube an Gott stillt ein existenzielles Bedürfnis: zu wissen, dass unser Leben eingebettet ist in Sinn.
Für C. G. Jung war das Göttliche ein Archetyp des Selbst – Symbol der Ganzheit, tief verankert im kollektiven Unbewussten.

Ob Gott nun außerhalb oder innerhalb existiert, spielt weniger Rolle als die Tatsache, dass Glaube Bewusstsein verändert.
Er gibt Orientierung – und öffnet Räume jenseits des Rationalen.

5. Wissenschaft und Spiritualität – Zwei Sprachen derselben Wahrheit

Wissenschaft und Religion galten lange als Gegensätze.
Doch moderne Physik und Bewusstseinsforschung nähern sich dem Mysterium auf neue Weise.

Wenn das Universum aus Energie besteht – warum nicht auch aus Bewusstsein?
Quantenphysiker wie David Bohm sahen das Universum als „ungeteilte Ganzheit“, in der Materie und Geist zwei Ausdrucksformen derselben Quelle sind.

Auch viele moderne Denker sprechen von Gott als Energie oder als kosmisches Bewusstsein, das sich in allem ausdrückt.
Vielleicht ist das Göttliche also weniger ein „Wesen“, sondern ein Zustand von Sein – und wir selbst sind Teil dieses Bewusstseins.

👉 Weiterführend: Warum ist Gott unsichtbar? – Die spirituelle Bedeutung der Gottes-Schau

6. Die Bibel – Gott als Anfang aller Anfänge

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
Dieser Satz aus Genesis 1:1 ist keine historische Beschreibung, sondern eine spirituelle Formel:
Gott war vor allem.

Auch das Johannesevangelium betont:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“

Das göttliche Wort steht für Bewusstsein, Schwingung, Schöpfungskraft.
Damit ist Gott nicht entstanden – er ist das Prinzip, durch das alles entsteht.

Jede Form, jedes Leben, jeder Gedanke ist Ausdruck dieser Ur-Kraft.
Gott ist kein Wesen neben der Welt, sondern die Energie, die Welt hervorbringt und durchdringt.

7. Gott und das Multiversum – spirituelle Spekulationen

Kann es in einem Universum voller Galaxien nur einen Gott geben?
Oder existiert das Göttliche in jeder Wirklichkeit neu?

Moderne Physiker sprechen vom Multiversum – unzählige Parallelwelten mit eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Spirituell gedacht bedeutet das: Das Göttliche ist nicht lokal, sondern universell.
Wenn Bewusstsein die Grundlage der Realität ist, dann existiert Gott überall dort, wo Bewusstsein erwacht – auch jenseits unserer Dimension.

Damit verliert die Frage „Gibt es Gott?“ ihren absoluten Charakter.
Sie wird zu einer Einladung, Bewusstsein als göttlichen Prozess zu begreifen, der über Universen hinaus wirkt.

8. Die wahre Frage: Entsteht Gott in uns?

Vielleicht liegt der Schlüssel nicht in der Kosmologie, sondern im Inneren.
Denn mit jedem bewussten Gedanken, mit jeder liebevollen Handlung entsteht Gott neu – in uns.

Das Göttliche ist kein fernes Prinzip, sondern eine Erfahrung:
Wenn wir still werden, verbindet sich unser Geist mit jener Energie, die allem zugrunde liegt.
Dann verstehen wir: Gott muss nicht entstanden seiner ereignet sich, im Augenblick bewusster Gegenwart.

Spirituell betrachtet bedeutet das: Gott ist kein Objekt der Erkenntnis, sondern ein Zustand des Erkennens.

9. Fazit – Die Frage als Tor zum Mysterium

Die Frage „Wie ist Gott entstanden?“ wird nie vollständig beantwortet werden – und genau darin liegt ihre Schönheit.
Sie hält das Mysterium lebendig und bewahrt die Demut des Menschen vor der Unendlichkeit.

Jede Antwort ist ein Spiegel unseres Bewusstseinszustands.
Je weiter es sich öffnet, desto klarer erkennen wir:
Gott ist kein Beginn und kein Ende, sondern das ewige Jetzt, das in allem atmet.

 

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Artikel aktualisiert

08.10.2025

Über den Autor

Uwe Taschow
Spiritueller Journalist, Redakteur und Mitbegründer von Spirit Online.
Er verbindet gesellschaftliche Analyse, Bewusstseinsforschung und spirituelle Erkenntnis zu einem neuen Verständnis von Spiritualität im 21. Jahrhundert.


© Spirit Online – Cluster „Glaube & Gott“
Teil der Serie: Glaube und Bewusstsein – Die neue Sicht auf Gott


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Uwe Taschow Krisen und Menschen Uwe Taschow

Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.

“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
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