An Gott glauben heute – warum wir suchen, hoffen und vertrauen

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An Gott glauben – warum wir suchen, hoffen und vertrauen

Prolog: „Im Anfang war das Wort“ – Schöpfung als Bewusstseinsakt

Sprache erschafft Wirklichkeit. „Wort“ steht hier für Bewusstsein, Bedeutung, Richtung. Wenn wir „Gott“ sagen, rufen wir keine ferne Instanz, sondern eine Dimension in uns: Sinn, Liebe, lebendige Ordnung.

Glaube beginnt dort, wo Bewusstsein, Sprache und Erfahrung sich berühren – und wo Verantwortung wächst. Wer spricht, erschafft. Wer glaubt, formt. Der Mensch ist Mitschöpfer – und genau darin spiegelt sich das göttliche Prinzip im Menschen.

Was bedeutet „an Gott glauben“ heute?

An Gott zu glauben heißt heute: einen lebendigen Beziehungsraum zu öffnen – zu Sinn, Vertrauen und innerer Ruhe. Kein blinder Gehorsam, sondern eine erfahrungsbasierte Praxis, die Herz und Gewissen schult.

Reifer Glaube ist persönlich, aber nicht beliebig; demütig, aber nicht klein. Er misst sich an seinen Früchten: Mitgefühl, Klarheit, Zivilcourage – und Liebe im Alltag.

Wer sich fragt, warum Gott sich nicht „beweist“, stößt schnell auf eine alte, tiefe Wahrheit: Das Wesentliche wirbt, es überfällt nicht. Mehr dazu findest du im Beitrag Warum ist Gott unsichtbar? – dort geht es um Wahrnehmung, Bewusstsein und die Kunst, das Unsichtbare zu fühlen.

Gottebenbildlichkeit – Würde, Freiheit und Verantwortung

Die Vorstellung, dass der Mensch ein Abbild Gottes ist, gehört zu den kraftvollsten Ideen der Menschheitsgeschichte. Sie besagt: Jeder Mensch besitzt unverlierbare Würde und schöpferische Freiheit – und damit Verantwortung.

Wer sich als Abbild des Göttlichen begreift, pflegt seine inneren Qualitäten: Achtsamkeit, Wahrhaftigkeit, Mut, Milde. So wird Spiritualität konkret: Liebe üben, Gerechtigkeit suchen, Vergebung wagen, Frieden stiften.

Gottesbilder sind Landkarten, nicht das Land. Wie diese Bilder entstanden sind und warum sie sich wandeln, beschreibt der Artikel Wie ist Gott entstanden?.

Gotteserkenntnis als Weg – nicht als Besitz

An Gott glauben Frau steht in einer Tür zwischen hell und dunkel
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Glaube ist kein Besitz, sondern ein Weg.
Er entfaltet sich über drei Ebenen:

  1. Stille und Kontemplation: das „Auge des Sturms“ finden – hören statt behaupten.

  2. Gewissen und Ethik: Wahrheit lieben und prüfen, ob sie Früchte trägt.

  3. Gemeinschaft und Dienst: Liebe erhält Gestalt – in konkretem Handeln.

Kleine Praxis für jeden Tag:

  • Zehn Minuten Stille am Morgen.

  • Ein Akt der Güte ohne Gegenerwartung.

  • Abends: drei Dinge nennen, für die du dankbar bist.

Wirkung entsteht durch Treue, nicht durch Dramatik.

Gottesbilder im Wandel – wie spricht unsere Zeit von Gott?

Von Vater-Metaphern bis zum Feld des Bewusstseins, vom personalen Du bis zur Einheit des Seins: Gottesbilder spiegeln das menschliche Denken. Reife Spiritualität hält Mehrdeutigkeit aus – Gott als Du und als Grund, als Nähe und als Geheimnis.

Die entscheidende Frage lautet: Welches Gottesbild hilft mir, verantwortungsvoll zu leben, ohne andere zu entwerten?
Eine tiefere Betrachtung findest du im Beitrag Wie ist Gott entstanden?.

„Warum ist Gott unsichtbar?“ – über Wahrnehmung, Tiefe und Resonanz

Unsichtbar heißt nicht unwirklich. Alles, was trägt, wirkt leise: Bedeutung, Sinn, Liebe. Spiritualität schult die Wahrnehmung – vom groben Außen zum feinen Innen.

Wer lernt zu lauschen, entdeckt: Das Heilige zwingt nicht, es lädt ein. Gott ist kein lauter Beweis, sondern eine stille Einladung. Mehr dazu findest du in Warum ist Gott unsichtbar?.

Gott und Wissenschaft – Spannung oder Resonanz?

Wissenschaft beschreibt das Wie, Spiritualität fragt nach dem Warum.
Je tiefer wir in die Struktur des Lebens blicken, desto größer wird das Staunen über Ordnung, Intelligenz und Bewusstsein.

Glaube muss keine Lücken füllen – er kann Haltung sein: intellektuelle Redlichkeit, demütiges Staunen, ethische Verantwortung.
Beide Wege – der empirische und der spirituelle – suchen Wahrheit. Und sie finden sie, wenn sie sich ergänzen, statt sich zu bekämpfen.

Ego, Demut und die Gefahr spiritueller Arroganz

Glaube kippt, wenn das Ego ihn kapert.
Reife Spiritualität bleibt lernbereit: Demut statt Dünkel, Dienst statt Status, Dialog statt Dogma.

Der Prüfstein ist einfach: Wächst Mitgefühl? Wird Gespräch möglich? Kommt mehr Frieden in Beziehungen?
Der wahre Meister weiß, dass er kein Meister ist – eine Haltung, die im Beitrag „Spirituelle Arroganz – der wahre Meister weiß, dass er kein Meister ist“ vertieft wird.

Dualität integrieren – und die Einheit nicht verlieren

Licht und Schatten, Freiheit und Ordnung: Leben ist Spannung.
Glaube hilft, Gegensätze zu halten, ohne zynisch oder naiv zu werden.

Einheit heißt nicht Gleichmacherei, sondern liebende Verbindung. Wer das versteht, kann auch in der Vielfalt die eine göttliche Quelle erkennen.
So wird Glaube zum Raum, in dem Gegensätze sich wandeln – in Erkenntnis, Reife und Mitgefühl.

Ist Gott Illusion – oder Erfahrung?

Skepsis ist kein Feind des Glaubens – sie reinigt ihn von Illusion.
Und doch berichten viele: In Stille, Natur, Geburt, Sterben, Liebe – „antwortet“ etwas. Nenn es Gott, Ursprung, Sein.

Ob Gott Illusion oder Erfahrung ist, entscheidet nicht das Argument, sondern die Frucht: Wird mein Leben wahrhaftiger, freier, liebesfähiger?
Dann trägt der Glaube.

Wege der Praxis – wie Glaube alltagstauglich wird

  • Stille & Gebet: Pflege die Sprache des Herzens.

  • Ritual & Körper: Geerdete Formen – Atem, Bewegung, Naturgang.

  • Text & Dialog: Weisheit lesen, über sie sprechen.

  • Dienst & Gerechtigkeit: Liebe sozial werden lassen.

  • Fehlerkultur: Scheitern als Lernweg begreifen – Demut statt Scham.

Glaube ist kein Zustand, sondern eine tägliche Entscheidung, aus Liebe zu handeln.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann man an Gott glauben und gleichzeitig zweifeln?
Ja. Zweifel reinigt von Illusionen. Er ist nicht das Gegenteil des Glaubens, sondern seine Atembewegung.

Brauche ich Religion, um glaubwürdig zu glauben?
Religion kann Rahmen und Gemeinschaft schenken – Glaube bleibt Beziehung und Haltung. Beides kann sich gegenseitig befruchten.

Wie beginne ich, wenn ich nichts „spüre“?
Mit Regelmäßigkeit: Stille, Güte, Dankbarkeit. Kleine Treue schlägt große Vorsätze.

Ist „Gott und Wissenschaft“ ein Widerspruch?
Nein. Wissenschaft erklärt Abläufe, Glaube orientiert Sinn und Werte. Beides ergänzt sich.

Warum bleibt Gott unsichtbar?
Weil Liebe frei macht, nicht zwingt. Gott wirbt – er überfällt nicht. Mehr Hintergründe im Artikel Warum ist Gott unsichtbar?.


Mehr zur Themenserie „Glaube & Gott“


Wie ist Gott entstanden – Die Idee des göttlichen
Wie Spiritualität, Bewusstsein und Liebe unser Gottesbild prägen und warum Glaube heute mehr ist als Religion.

Warum ist Gott unsichtbar? – Die spirituelle Bedeutung der Gottes-Schau
Warum das Unsichtbare der tiefste Ausdruck göttlicher Präsenz ist – und wie wir lernen, Gott zu sehen, ohne die Augen zu benutzen.


Artikel aktualisiert

25.03.2022

Über die Autorin

Heike Schonert
Heilpraktikerin für Psychotherapie und Dipl.-Ök., Autorin und Redakteurin für integrative Gesundheit und spirituelle Lebenspraxis.
Sie verbindet wissenschaftlich fundiertes Wissen mit gelebter Spiritualität und alltagstauglichen Impulsen.

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Heike SchonertAn Gott glauben Heike Schonert

Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.

Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“

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