Der Bewusstseinswandel ist keine moderne Erfindung, sondern die uralte Wiedererkenntnis einer spirituellen Wahrheit: Alles hängt mit allem zusammen.
Alles hängt mit allem zusammen
Der Bewusstseinswandel ist für mich nichts Neues. Er ist vielmehr eine uralte Wieder-Erkenntnis, eine Erinnerung an das, was wir nie wirklich verloren haben. Alles hängt mit allem zusammen, wie die Sterne am Himmel ein Ganzes bilden.
Maya und die Illusion der Getrenntheit
Ich habe oft erfahren, dass unsere größte Verblendung die Illusion der Getrenntheit ist. In den alten Schriften wird sie Maya genannt. Avidya – die Unwissenheit – ist die Wurzel allen Leids, weil sie uns glauben lässt, dass das Vergängliche wirklich sei und das Ewige nicht existiere.
Die Lehre meines spirituellen Meisters
Unvergesslich bleiben für mich die Gespräche mit meinem spirituellen Meister, dem Benediktinermönch und Mystiker Dom Bede Griffiths (1906–1993).
An einem Abend im April 1991, auf einem Spaziergang entlang des heiligen Flusses Cauvery in Südindien, sagte er zu mir:
„Alle Menschen in der Welt spüren gegenwärtig das Verlangen, die spirituelle Dimension zu erschließen. Jenseits von Körper und Seele befindet sich der raum- und zeitfreie Zustand der Gegenwart. Es geht nicht um Visionen oder ekstatische Zustände, sondern um die Erfahrung von Gegenwart in allen Dingen.“
Diese Worte tragen mich bis heute. Griffiths warnte davor, Gott nur als Begriff zu verwenden. „Das Wort Gott“, sagte er, „ist so missbraucht worden, dass man es besser vermeidet. Meister Eckhart sprach von der Gottheit, im Hinduismus nennt man es Brahman, Buddha sprach vom Nirvana.“
👉 Weiterführend: Spirituelle Meister und Lehrer
Licht und Göttlichkeit – eine etymologische Spur
Auch Sprache weist uns auf das Mysterium hin. Dies (Tag) und Deus (Gott) stammen aus derselben Wurzel. Der Tag bringt das Licht, und Gott ist das Licht in der Welt. Im Sanskrit finden wir das Wort Dyau: Glanz, Göttlichkeit, Region des reinen Lichts.
Rückkehr ins Zentrum
Immer wieder mahnten mich die Weisen, ins eigene Zentrum zurückzukehren. Dort ist die Quelle, die manche Gott nennen, andere Brahman oder Nirvana. Der Bewusstseinswandel ist im Grunde nichts anderes als diese Rückkehr.
Mitschöpfer, nicht Schöpfer
Ich habe gelernt: Der Mensch ist Mitschöpfer, aber nicht der Schöpfer. Jesus selbst erhob nie den Anspruch, Gott zu sein. Wer von sich sagt „Ich bin Gott“, verwechselt Identität mit Identifikation.
„Aham Brahman Asmi“ – richtig verstanden
Besonders prägend war für mich die Auseinandersetzung mit dem vedischen Lehrsatz „Aham Brahman Asmi“. Viele deuten ihn falsch. Aham ist das wahre Ich, das innere Selbst, nicht das Ego (Ahamkara). Brahman ist das Absolute, das Ewige.
Die Welt als Projektion
Ich erinnere mich an die Worte eines indischen Lehrers: „Kam Brahman – alles ist Brahman.“ Wir projizieren unsere Vorstellungen wie Bilder auf eine Leinwand, doch die Leinwand selbst bleibt unberührt.
Der Weg in die mystische Tiefe
Jede ernsthafte Kontemplation, die frei von Bildern und Konzepten wird, führt näher an den göttlichen Urgrund. Je mehr mein Ego schweigt, desto klarer strahlt die göttliche Gegenwart.
Theosis – die Vergöttlichung
Was die christlichen Mystiker Theosis nannten, durfte ich in Momenten tiefster Stille ahnen: die Vergöttlichung, die Einheit des Menschen mit dem göttlichen Grund. „Von der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu werden“ (Eph 3,19) – dies ist die Berufung, die Christus uns vorlebte.
👉 Siehe auch: Christliche Mystik
Tägliche Neugeburt
Mein eigenes Leben zeigt mir: Es geht nicht um Wiedergeburt nach dem Tode, sondern um tägliche Neugeburt im Hier und Jetzt. Der Tod hat seinen Schrecken verloren – er ist bereits überwunden in Christus.
👉 Passend: Tod und Spiritualität
FAQ – Häufige Fragen zum Bewusstseinswandel
Was bedeutet Bewusstseinswandel?
Bewusstseinswandel ist die Wiedererkenntnis einer uralten Wahrheit: Alles hängt zusammen und führt zurück ins göttliche Zentrum.
Was ist Maya?
Maya ist die Illusion, die uns Getrenntheit vorgaukelt und das Ewige verdeckt.
Was bedeutet „Aham Brahman Asmi“?
Es heißt „Ich bin Brahman“ und meint das wahre Selbst jenseits des Egos.
Was ist Theosis?
Theosis bezeichnet die mystische Vergöttlichung, die tiefe Einheit mit dem göttlichen Seinsgrund.
20.09.2025
Roland R. Ropers
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Sie sind Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Mönche die von Gott erfüllten Menschen, die auch heute etwas aufleuchten lassen von der tiefen Erfahrung des Ewigen. Und oft sind sie alles andere als fromm.
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