Wenn wir das Wort Liebe in uns wirken lassen, werden zuerst unsere Gefühle angesprochen. Es kann sein, dass man sich dabei glücklich, sicher, geborgen, zärtlich oder leidenschaftlich erregt fühlt.
Aber genauso gut können gegensätzliche Empfindungen wie Enttäuschung, Einsamkeit, Trauer oder vielleicht sogar Hass hervorgerufen werden.
Diese Anmutungen rufen dann bestimmte Bilder, Szenen oder Erinnerungen hervor, in denen gelebte Liebe erfahren oder eben vermisst wurde.
Kein anderes Gefühl ist so sehr von unterschiedlichen Strebungen geprägt wie die Liebe.
Gleichzeitig überwindet sie durch ihren grundsätzlich relationalen Charakter Dualität, indem sie sich auf jemanden oder etwas richtet, zu dem wir hinstreben und von dem wir angezogen werden.
Besonders vertraut ist uns in diesem Zusammenhang die Partnerliebe, Elternliebe, Kindesliebe oder familiäre Liebe. Liebe bringt Beziehungen hervor, die für die Genese des Lebens von essenzieller Bedeutung sind. Schon bei einzelligen Lebewesen ist Austausch und Zusammenschluss, nicht Konkurrenz, der Motor der Evolution.
Im Dialog zwischen Psychotherapeuten und spirituellen Lehrern kommt es immer wieder zu unüberbrückbaren Missverständnissen, die Begriffe Ich und Ego betreffend. Gehen die spirituellen Ansätze davon aus, dass das Ich zu überwinden ist, um sich selbst verwirklichen zu können, glauben die psychologischen Experten, dass ein gesundes Ich unbedingt erforderlich ist, um sich auf soliden inneren Fundamenten entfalten zu können. Das Dilemma kann leicht beseitigt werden, wenn wir die Begriffe Ich und Ego nicht identisch verwenden, sondern voneinander unterscheiden und differenziert betrachten.