Das Zauberwort in Beziehungen, ehrliche Kommunikation

liebespaar Jenny Kuehne

Zauberwort in Beziehungen liebespaar Jenny KuehneDas Zauberwort in Beziehungen, ehrliche Kommunikation

Zwischen dem, was gesagt,
aber nicht gemeint ist, 
und dem, was gemeint,
aber nicht gesagt ist,
geht die meiste Liebe verloren.
Khalil Gibran

Wir alle sind ständig in Beziehung, wir können gar nicht anders. Alles steht in Wechselbeziehung, denn wir sind ein Großes Ganzes, eine Einheit. Vermeintlich konträr sehen wir unsere eigene Individualität in Bezug zu dieser Einheit. Wie bringen wir unseren Anspruch auf Unabhängigkeit in die Balance mit Zugehörigkeit in Gemeinschaft?

Der spirituelle Entwicklungsprozess fordert eine schonungslose Ehrlichkeit uns selbst gegenüber. Gelernt haben wir das Gegenteil. Wir verstecken unsere wahren Ansichten, Meinungen, Standpunkte, um der „Höflichkeit“ willen. Auf diesem Weg haben wir auch die Ehrlichkeit uns selbst gegenüber verloren und sind aufgerufen, sehr genau hinzuschauen und vor allem zu fühlen.

Der Schlüsselsatz lautet:

„Warum geschieht dieses Geschehen gerade mir in genau diesem Augenblick?“
Es gibt keinen Zufall, alles hat seinen Sinn und so begeben wir uns auf Spurensuche. Das können körperliche Symptome sein, die uns etwas zu sagen haben, oder ein Unwohlsein nach einem Gespräch, was uns nicht zur Ruhe kommen lässt. Jede Begegnung birgt ein Geschenk, nur wollen wir die Geschenke, die uns zur Selbstreflexion aufrufen, nicht so gerne annehmen. Lieber gehen wir auf den anderen los oder ziehen uns gekränkt zurück und sehen in dieser Person den Schuldigen.

Fühlen sich zwei Menschen voneinander angezogen und verspüren die Lust, eine Partnerschaft einzugehen, dann sind für jeden bestimmte Eigenschaften des anderen besonders attraktiv. Diese Eigenschaften liegen bei der eigenen Person noch im Dunklen und wollen aus dem Schattenbereich heraustreten und gelebt werden. Das ist in der Regel unbewusst. Es gilt, die Eigenschaften, die noch im Verborgenen ruhen, jetzt mutig ans Licht zu holen.

Je nachdem, ob wir in einem männlichen oder weiblichen Körper geboren sind, haben wir oftmals die Eigenschaften des Gegenpols in den Schattenbereich verdrängt oder sogar abgespalten. Durch die Partnerschaft ist jetzt die Gelegenheit gegeben, diese im anderen gespiegelt zu bekommen und nun selbst auch zum Ausdruck zu bringen. Was der eine zu viel hat, kann der andere annehmen und umgekehrt. So kommen beide in die Balance und auch die Partnerschaft als solche. Nur leider sind sich die wenigsten Paare dessen bewusst. Nach der ersten Verliebtheit drängen nun auch andere Themen an die Oberfläche, die sich keiner von beiden gerne ansehen will und so geht jeder mit Ärger und Wut in den Kampf mit dem anderen, der auf diese Weise als Störung angesehen wird.

Die bewusste Partnerschaft verlangt eine Basis, die nicht verhandelbar ist:

Der andere ist niemals schuld, es sind meine verdrängten Gefühle, die durch eine Situation oder eine Bemerkung angestoßen werden. Aus dieser Haltung heraus, kann die in Aufregung befindliche Person, sich mit Selbstmitgefühl um sich kümmern. Der andere versucht nicht, jetzt eine Änderung herbeizuführen, sondern hält den Raum für den Schmerz. Das geschieht in Wohlwollen, ohne den anderen abzuweisen, weil er gerade in Wut feststeckt. Beide sind sich bewusst, dass diese Wut aus einer verdrängten Situation in der Regel aus der Kindheit herrührt und sich jetzt Ausdruck verleiht.

Natürlich kann es dem Zuhörenden zu viel werden und er oder sie signalisiert dann: „Ich brauche eine Pause, lass uns später in Ruhe das Ganze betrachten.“
Wichtig ist allein, dass die Person, die gerade sich im Schmerz befindet, keine Ablehnung ihrer Person erfährt und das wohlwollende Angenommensein spüren kann auch wenn sie in Schuldzuweisung rutscht. Dann ist Heilung möglich, denn aller Schmerz resultiert eben gerade aus all den zurückliegenden Erfahrungen, des nicht geliebt seins, des nicht gesehen und gehört werden.

Hier beginnt die Ehrlichkeit uns selbst gegenüber.

Was ist der Auslöser für mein Verhalten? Der Partner macht nur deutlich, dass hier etwas angesehen werden will, die Aufarbeitung dieser Themen kann der Partner nicht übernehmen. Da ist jeder und jede auf sich allein gestellt und auf Hilfe in professioneller Form angewiesen, will sie das in der Tiefe lösen. Es gibt viele Therapeuten und Heilpraktiker, die vom Herzen her ihre Arbeit leisten und diesen Weg schon gegangen sind. Sie sind Wegbegleiter. Deutlich wird, dass wir Angst haben, ehrlich zu sein, denn wir fürchten alle die Ablehnung. Tief verborgen ist die Angst, das Leben alleine meistern zu müssen. Nur – decken wir diese Ängste auf, dann erfahren wir, dass es Ängste unseres inneren Kindes sind, die jetzt im Erwachsenenalter unsere Entwicklung hemmen.

Als Erwachsene haben wir die Verantwortung für unsere Kindesanteile, die in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind. Im Trotz gefangen, agieren diese Anteile immer dieselben Reaktionsmuster aus und legen so Schicht um Schicht an Widerstand um das eigentliche verdrängte Geschehen. Die erwachsene Person erlöst quasi diese Anteile, indem sie es zulässt, diesen alten Schmerz noch einmal zu fühlen, anzunehmen und allen Beteiligten zu vergeben, einschließlich sich selbst. Das ist oftmals keine leichte Aufgabe, manche Wunden sind so tief, dass sie immer wieder auftauchen, um dann Schicht für Schicht abgetragen zu werden.

Das ist der spirituelle Entwicklungsprozess im Zuge dessen wir uns selbst immer näherkommen,

uns selbst gegenüber ehrlich sind und nach außen authentisch. Wir fallen oftmals zurück und Selbstmitgefühl ist unser wichtigster Begleiter. Jetzt gilt es, nicht sich vom Verstandesdenken dominieren zu lassen und uns auch noch selbst zu beschimpfen, dass wir wieder auf die gleiche Weise reagiert haben. Nein, es gilt die Hände auf die Mitte der Brust, aufs energetische Herz zu legen, sich selbst zu beruhigen und sich zu freuen, dass es uns aufgefallen ist. Denn nur das, was wir mit Achtsamkeit aufdecken, kann auch transformiert werden. Daher brauchen wir den anderen, ob wir nun in einer Beziehung leben oder nicht. Jede Begegnung zeigt uns, wo wir stehen.paar sonne acht zander
Gehen wir mit bestimmten destruktiven Gefühlen einer anderen Person nicht mehr in Resonanz, d.h. wir fühlen keine Abwehr und sind neutral, dann haben wir diese Gefühle bei uns erlöst.

Wir kümmern uns um uns selbst und kommen auf diesem Weg der immer näher. Erfahren haben wir, dass wir nicht um unser selbst willen geliebt werden, sondern nur dann, wenn wir uns anpassen. Und da liegt die große Angst der Ehrlichkeit, wird doch Ablehnung und Ausgrenzung befürchtet und vor allem das Allein-Sein. Dieser gefühlten Einsamkeit gilt es sich zu widmen und diese aufzulösen, andernfalls bleiben wir in symbiotischen Beziehungen stecken, in denen wir uns selbst verraten. Geheilte Einsamkeit führt in gefühltes All-Ein-Sein, in die Einheit, in das Urvertrauen, in den Seelengrund.

Symbiose ist gekennzeichnet durch ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis,

in der die wahre Verbundenheit, aus Freiheit heraus, überdeckt wird mit einer Scheinharmonie und einem Scheinfrieden. Es ist in der Regel ein Waffenstillstand, aber der Krieg kann bei einer „falschen“ Bemerkung sofort wieder aufflackern. Diese Beziehungen enden in Trennung, die Partner bleiben resigniert und verärgert zurück und scheuen oftmals einen Neuanfang. Oder sie harren in sich gefangen in diesen Beziehungen aus. Es gilt im eigenen Inneren zu klären, was mich gerade diesen Partner hat anziehen lassen, was gilt es in mir zu fühlen und zu wandeln. Ansonsten ziehen wir die gleiche Konstellation wieder an und finden uns in den gleichen Verhaltensmustern wieder.

Dieser Weg führt uns einerseits in eine persönliche Freiheit und andererseits in ein tiefes Verständnis für uns selbst und andere. Damit gelangen wir zu einer Verbundenheit, die sich nicht nur auf das Menschsein bezieht, sondern auch auf die Tiere, Pflanzen, Mineralien – die ganze Erde, den Kosmos. Wir erfahren in diesem Prozess, dass wir niemals losgelöst vom Ganzen waren und bringen unsere Individualität mit Freude für das Ganze ein. Ein Gegeneinander ist uns dann nicht mehr möglich, alles entspringt aus dieser Verbundenheit.

Solange wir das noch nicht fühlen, verbinden wir uns immer wieder bewusst mit unserem Herzzentrum und atmen dort hinein.

Das lässt uns zu ganz anderen Lösungen kommen, als es der trennungs- und angstgeprägte Verstand zulässt. Ja, dieser Weg führt in die Furchtlosigkeit unserer Seele und dann haben wir auch keine Angst mehr, uns wirklich ehrlich zum Ausdruck zu bringen. Wir fühlen unsere Selbst-Wertschätzung, unser Selbst-Vertrauen und damit unser Selbst-Bewusstsein.

Voraussetzung ist die absolute Selbstverantwortung für uns.

Wir erfahren, dass wir auch die Verantwortung für die Gefühle übernehmen, die ein anderer in uns auslöst, sowie für die Gefühle, die wir im anderen bewirken. Der Weg führt in die Feinfühligkeit, das Mitgefühl für uns selbst bringen wir nun auch als Mitgefühl für andere auf. Wir finden die richtigen Worte und spüren, wie weit wir gehen können, ohne den anderen in den Widerstand zu bringen. Symbiotische Beziehungen haben ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis als Basis. Der andere soll für die Liebe sorgen, die wir selbst uns nicht in der Lage sehen uns zu geben. Doch um die Selbstliebe kommt niemand herum, der ernsthaft eine erwachsene Beziehung leben will.

Das bedeutet, eine Beziehung in gefühlsmäßiger Unabhängigkeit. Ich weiß dann, dass ich auch äußerst schmerzhafte Gefühle bei mir halten kann und muss mich nicht mehr fürchten, diesen ausgesetzt zu sein. Das Zusammensein birgt immer ein Risiko und ich kann mich nicht absichern. Mit einem Ja zur Beziehung gehe ich dieses Risiko ein und bin im Gewahrsein mit meiner Gefühlswelt. Selbstverantwortung heißt, ich entlasse den anderen aus der Verantwortung für mich.

Das ist gelebte Freiheit – die Freiheit der Wahl von Moment zu Moment.

Diese Ehrlichkeit uns selbst gegenüber birgt die Sicherheit für den anderen, denn in einem Rahmen, in dem wir nicht wissen, woran wir sind, herrscht Unsicherheit. Und so können wir jeder selbst diese Sicherheit entwickeln und ausstrahlen. Der positive Effekt ist, dass wir Betrug und Täuschung entlarven. Wir hören unsere intuitive Stimme wieder deutlich und lassen uns von ihr durchs Leben führen, auch wenn es dem Mainstream entgegensteht oder wir mit unserer Meinung ganz allein dastehen. Wir haben die Ängste überwunden, die nur in unserer Vorstellung existierten. Wir haben diese Vorstellungsbilder enttarnt durch den Prozess, alles Alte und Verdrängte gehen zu lassen, das uns am ehrlichen seelischen Selbstausdruck hindert.

Ehrliche Kommunikation rettet nicht nur unsere Beziehung, sofern sich beide diesem Anspruch verschrieben haben, sondern auch unsere Welt. Das Festhalten am Schein, besonders an der Scheinsicherheit, lässt uns immer weiter von der kosmischen Wahrheit wegdriften. Die einzige Sicherheit, die wir haben, ist unser Urvertrauen in uns selbst und damit in das Leben, das uns trägt und führt. Dorthin geht die Reise. Im Außen wird sich die Realität entsprechend der inneren Ausrichtung verändern. Das ist jetzt die Aufgabe der Menschheit, diesen Bewusstheitswandel offen und ehrlich mitzugehen. Die Beziehungen unter uns und mit allem werden aufblühen und wir werden mehr und mehr in der Lage sein, mit allem zu kommunizieren und heilsame Lösungen im Sinne des Großen Ganzen entwickeln.

In der Schönheit der Natur wird uns unsere eigene innere Schönheit gespiegelt. Je mehr wir diese Innenreise antreten, desto mehr erfahren wir diesen inneren Frieden, diese Harmonie, diese Liebesfähigkeit, die über alles, was wir bisher gelebt haben, weit hinaus geht. Die Kunst ist, sich das wunderbare innere Potential des anderen zu vergegenwärtigen, sozusagen einen höheren Blickwinkel einzunehmen. Aus kosmischer Sicht ist jede Auseinandersetzung auch ein Ausdruck der Liebe, denn es gibt nichts außerhalb von ihr. Liebe, Schönheit und Harmonie zu fühlen ist unser Geburtsrecht. Richten wir uns darauf aus, wird uns mehr und mehr genau das auch zur Realität. Daher mache ich Mut, alles zu fühlen.

09.08.2022 Logo Zander
Eva-Maria Zander
www.evamariazander.de

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Eva-Maria Zander eva maria zander

Mit dem Kursprogramm „Selbstmitgefühl am Meer“ begleitete sie, als zertifizierte Lehrerin für Achtsames Selbstmitgefühl, Erwachsene zu einer nachhaltigen Steigerung der Lebensqualität.

Die Autorin lebt jetzt in Potsdam, hat die meiste Zeit ihres Lebens am Meer verbracht und sich aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen.

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Buchtipp Cover zander

Aufstehen in der Weiblichkeit
Wie Frau und Mann Seele, Herz und Mitgefühl ins Leben bringen
von Eva-Maria Zander

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Verlag: Neue Erde
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16,00 € (D)/ 16,50 € (A)

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