Warum die Kirche Frauen fürchtet – Macht, Angst und das verdrängte Weibliche
Dieser Beitrag zeigt, warum Männer in der Kirche Frauen über Jahrhunderte systematisch ausschlossen – aus Angst vor ihrer spirituellen, sozialen und emotionalen Macht.
Er verbindet historische Fakten mit psychologischer Analyse und spiritueller Reflexion – und hält der Institution Kirche den Spiegel vor: Wo immer das Weibliche verdrängt wird, verliert das Göttliche seine Menschlichkeit.
Die Kirche fürchtete Frauen, weil sie wussten, dass Macht über das Heilige keine Kontrolle, sondern Hingabe erfordert.
Das Weibliche steht für Leben, Körper, Gefühl – alles, was die kirchliche Hierarchie beherrschen wollte, aber nicht konnte.
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1. Angst als Fundament – wie aus Glauben Kontrolle wurde
Die Unterdrückung der Frau ist kein Zufall, sondern System.
Sie begann, als aus der spirituellen Bewegung der frühen Christen eine machtbewusste Institution wurde.
Im 4. Jahrhundert verwandelte Kaiser Konstantin die bis dahin verfolgte Religion in ein Machtinstrument des Staates.
Mit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurden Dogmen, Kanon und Hierarchie festgelegt – und damit auch das Geschlecht der Macht: männlich.
Frauen, die im frühen Christentum Gemeinden leiteten, predigten oder tauften, verschwanden aus den Texten.
Das Evangelium nach Maria, das sie als Lehrerin der Apostel zeigt, wurde ausgeschlossen.
Denn eine Frau, die den auferstandenen Christus zuerst sah, war eine Provokation für das entstehende Patriarchat.
Was hier begann, war ein theologischer Machtwechsel:
Vom inneren Erleben zur äußeren Autorität, vom Geist zur Institution.
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2. Die Angst vor Erkenntnis – Eva und das „Weibliche Prinzip“

Und wer deutete? Männer.
Eva, ursprünglich „Mutter alles Lebendigen“, wurde zur Ursache der Sünde erklärt.
Ihr Griff nach der Frucht – Symbol der Erkenntnis – galt als Ungehorsam.
Dabei war er das, was jede spirituelle Entwicklung ausmacht: das Streben nach Bewusstsein.
Kirchenväter wie Tertullian oder Augustinus machten aus dieser Geschichte eine Theologie der Angst.
„Du bist das Tor des Teufels“, schrieb Tertullian über Frauen.
Thomas von Aquin erklärte sie im 13. Jahrhundert zur „missratenen Ausgabe des Mannes“.
So wurde aus einer schöpferischen Kraft ein moralisches Risiko.
Die Angst der Männer war weniger sexuell als ontologisch:
Wenn die Frau Erkenntnis verkörpert, verliert der Mann sein Monopol auf Wahrheit.
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3. Körper, Lust und Schuld – die kirchliche Kontrolle über das Leben
Ab dem Mittelalter begann die Kirche, Körperlichkeit als Sünde zu definieren.
Weibliche Sexualität wurde zur Bedrohung des Heiligen.
Ordensregeln verlangten Trennung, Beichte, Unterordnung.
Diese moralische Architektur diente einem Zweck: Kontrolle über das Leben selbst.
Die Kirche entschied, wann Frauen Kinder bekommen durften, wie sie zu lieben hatten, wen sie zu heiraten hatten.
Geburt, Sexualität und Tod – die drei großen Tore des Lebens – wurden entheiligt und monopolisiert.
Was die Kirche bekämpfte, war in Wahrheit das Unkontrollierbare:
Gebären, Intuition, zyklisches Denken, Mitgefühl.
Das Weibliche erinnert daran, dass alles Lebendige Veränderung ist – ein Gedanke, vor dem jede Machtstruktur Angst hat.
4. Die Angst eskaliert – Hexenverfolgung und Vernichtung weiblicher Weisheit
Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erreichte die Angst ihren Höhepunkt: die Hexenverfolgung.
Bis zu 60 000 Menschen – überwiegend Frauen – wurden in Europa ermordet.
Angeklagt wurden sie wegen „Unzucht mit dem Teufel“, aber in Wirklichkeit, weil sie wussten.
Sie kannten Kräuter, Geburten, Heilmethoden, die Kraft des Wortes.
Der 1487 erschienene „Hexenhammer“ (Malleus Maleficarum) war ein kirchlich genehmigtes Folterhandbuch.
Seine Autoren, zwei Dominikanermönche, erklärten, Frauen seien „von Natur aus leichtgläubig, sexuell unersättlich und zum Bösen geneigt“.
Es war der pseudowissenschaftliche Versuch, spirituelle Macht biologisch zu delegitimieren.
Diese Jahrhunderte der Angst formten das christliche Frauenbild bis heute:
Heilige oder Hure, Mutter oder Magd – nichts dazwischen.
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5. Die Moderne – neue Rollen, alte Muster
Mit der Aufklärung verlor die Kirche zwar politische Macht, aber ihre moralische Deutungshoheit blieb.
Im 19. Jahrhundert wurden Frauen als „Engel im Haus“ verklärt – fromm, still, opferbereit.
In der Kirche durften sie lehren, pflegen, beten – aber nicht entscheiden.
Als Papst Johannes Paul II. 1994 in Ordinatio Sacerdotalis verkündete, dass „die Kirche keinerlei Vollmacht“ habe, Frauen zu Priestern zu weihen, war das die moderne Fassung derselben Angst:
die Furcht, dass Gleichrangigkeit das System sprengt.
Heute wiederholen konservative Gruppen dieses Muster.
In den USA propagieren evangelikale Bewegungen offen, Männer und Frauen seien „nicht gleich, sondern komplementär“.
Sie fordern Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen – als göttliche Ordnung getarnt.
Das ist nichts anderes als religiös verpackter Sexismus, getrieben von Angst vor Kontrollverlust.
6. Psychologie der Furcht – Macht als Flucht vor Verletzlichkeit
Die Angst der Männerkirche ist psychologisch nachvollziehbar.
Das Weibliche erinnert an das, was das Patriarchat am meisten fürchtet:
Verletzlichkeit, Emotion, Wandel, Nähe.
Spirituell gesehen steht das Weibliche für das Prinzip der Verbindung, das Männliche für das der Abgrenzung.
Beides gehört zusammen.
Doch das kirchliche System überbetonte das Männliche – Ordnung, Ratio, Macht – und verdrängte das Weibliche.
Das Ergebnis ist eine spirituelle Schieflage:
Eine Religion, die Liebe predigt, aber Angst lebt.
Eine Kirche, die von Mütterlichkeit spricht, aber Frauen bevormundet.
Eine Institution, die Gnade verkündet, aber Schuld instrumentalisiert.
7. Die Schattenwirkung – Patriarchat als globales Trauma
Die jahrhundertelange Unterdrückung von Frauen durch religiöse Systeme hat kollektive Spuren hinterlassen.
Noch heute wird in vielen Ländern die weibliche Selbstbestimmung mit göttlicher Begründung beschnitten – von katholischen Dogmen bis zu islamischen Fatwas.
Spirituell betrachtet ist das Patriarchat ein globales Trauma, gespeist aus Angst vor dem Weiblichen in jedem Menschen – auch im Mann.
Solange diese Angst unbewusst bleibt, wiederholt sie sich:
in der Politik, in Familien, in Kirchen.
Und sie tarnt sich modern: als Sorge um „Tradition“, als „christliche Werte“, als „natürliche Ordnung“.
Doch was hier verteidigt wird, ist kein Glaube – es ist Macht.
8. Der spirituelle Spiegel – Angst als Gegenbild zur Liebe
Jede Angst ist ein Spiegel.
Die Männer der Kirche fürchteten nicht Frauen – sie fürchteten sich selbst.
Ihr Bedürfnis nach Kontrolle war ein Ausdruck spiritueller Unsicherheit.
Denn wer im Herzen gewiss ist, muss niemanden klein machen, um sich groß zu fühlen.
Das Weibliche steht für das, was die Kirche verloren hat:
die Fähigkeit zu empfangen, zu fühlen, zu heilen.
Die Rückkehr dieses Prinzips wäre keine Bedrohung, sondern Erlösung.
Erst wenn die Kirche erkennt, dass das Weibliche Teil des Göttlichen ist, kann sie das Evangelium wieder glaubwürdig leben.
9. Zeichen des Wandels – das Erwachen des Weiblichen
Trotz allem beginnt sich etwas zu bewegen.
Feministische Theologinnen, engagierte Ordensfrauen, Bewegungen wie Maria 2.0 oder Voices of Faith brechen das Schweigen.
Sie fordern nicht nur Ämter, sondern Bewusstseinswandel.
Auch viele Männer unterstützen sie – Priester, Theologen, Gläubige, die verstehen, dass Gleichberechtigung kein Angriff, sondern Heilung ist.
Denn solange die Kirche Frauen unterdrückt, bleibt sie auch für Männer unheil.
Sie schneidet sie ab von ihrer eigenen Sanftheit, Empathie, Intuition – den Qualitäten, die Christus lebte.
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10. Fazit – Zeit, den Spiegel zu heben
Die Angst der Kirche vor Frauen war nie theologisch begründet, sondern psychologisch, sozial und machtpolitisch.
Sie entspringt der Furcht, das Heilige nicht mehr zu kontrollieren.
Doch das Göttliche lässt sich nicht kontrollieren – es will gelebt werden.
Der Spiegel, den Frauen der Kirche heute vorhalten, ist kein Angriff, sondern eine Einladung:
zur Selbstreflexion, zur Heilung, zur Rückkehr zum Ursprung des Glaubens – zur Liebe.
Solange Männer glauben, sie müssten Gott verteidigen, haben sie ihn nicht verstanden.
Denn Gott braucht keine Verteidiger.
Er braucht Menschen – Frauen und Männer –, die den Mut haben, ihre Angst zu überwinden und das Leben zu ehren.
FAQ – Häufige Fragen
1. Wann begann die Ausgrenzung der Frauen in der Kirche?
Mit der Institutionalisierung des Christentums im 4. Jahrhundert. Dogmen und Machtstrukturen verdrängten weibliche Autorität.
2. Warum sahen Kirchenväter Frauen als minderwertig?
Sie verbanden antike Philosophie mit Theologie und übernahmen das griechische Ideal männlicher Vernunft über weibliche Körperlichkeit.
3. Welche Rolle spielt die Angst in heutigen Kirchenbewegungen?
In konservativen Kreisen – besonders in den USA – wird Gleichberechtigung erneut als Bedrohung göttlicher Ordnung dargestellt.
4. Wie kann die Kirche ihre Angst überwinden?
Durch Anerkennung weiblicher Berufungen, Aufarbeitung der Geschichte und Integration des Göttlich-Weiblichen in Theologie und Praxis.
Schlussgedanke
Die Unterdrückung des Weiblichen war der Preis für eine Religion, die Macht über Mitgefühl stellte.
Heute steht die Kirche – und mit ihr die Menschheit – vor derselben Wahl:
Will sie weiter fürchten oder endlich fühlen?
Die Wiederkehr des Weiblichen ist kein Ende der Kirche, sondern vielleicht ihr Neubeginn.
Denn erst wenn Angst weicht, kann Gnade wirken – und aus Kontrolle wieder Liebe werden.
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09.10.2023
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Heike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“



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