Wo ist Gott, wenn man ihn braucht?
In Zeiten schwerer Krankheit, persönlicher Krisen oder finanzieller Not stellen sich viele Menschen eine existenzielle Frage: Wo ist Gott, wenn wir ihn am dringendsten brauchen? Ist er fern, verborgen – oder einfach nur auf eine Weise präsent, die wir nicht sofort erkennen? Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Perspektive zu ändern. Statt nach einem äußeren Eingreifen zu suchen, könnten wir lernen, Gottes Gegenwart in den kleinen Momenten des Lebens zu entdecken – im Trost eines Freundes, in der Stille der Natur oder im eigenen Herzen.
Warum lässt Gott Leid zu?
Die Frage nach dem Leid ist so alt wie die Menschheit selbst. Wenn Gott allmächtig und gut ist – warum existieren dann Schmerz, Ungerechtigkeit und Tod? Die Bibel bietet verschiedene Antworten. Eine davon liegt im Konzept des freien Willens. Der Mensch ist nicht als Marionette erschaffen, sondern mit Entscheidungsfreiheit. Doch Freiheit bringt Verantwortung – und Konsequenzen.
Nach christlichem Verständnis war Leid nicht Teil von Gottes ursprünglichem Plan. Durch den sogenannten Sündenfall kam das Leid in die Welt. Doch Gott hat uns nicht allein gelassen. In Jesus Christus hat er selbst das Leid auf sich genommen (Johannes 3,16) – als Zeichen tiefster Verbundenheit mit unserem Schmerz.
Leid ist kein göttliches Ziel, aber oft ein Durchgang: ein Moment inneren Wachstums, eine Einladung zur Umkehr oder ein Raum für Mitgefühl. Spirituell gesehen kann Leid uns demütig machen und den Blick auf das Wesentliche lenken.
Wie begegnet uns Gott im Schmerz?

Gott zeigt sich nicht immer spektakulär, sondern oft leise. Im Mitgefühl anderer Menschen. In der Schönheit der Natur. In einem Bibelvers, der plötzlich berührt. Oder im Gefühl, dass man getragen wird – obwohl alles schwer ist.
Wer achtsam durchs Leben geht, entdeckt Gottes Gegenwart in Momenten der Stille. In einer Umarmung. In einem Sonnenstrahl nach einem trüben Tag. In der Kraft, die plötzlich da ist, obwohl man selbst keine mehr hatte.
Auch das Gebet kann zu einem inneren Ort werden, an dem Gott erfahrbar wird. Nicht immer durch direkte Antworten – aber durch Frieden im Herzen.
Was tun, wenn Gott schweigt?
Manchmal fühlen wir uns von Gott verlassen. Wir beten – aber hören nichts. Wir hoffen – aber nichts ändert sich. In solchen Momenten ist es schwer, am Glauben festzuhalten.
Doch das Schweigen Gottes muss kein Zeichen seiner Abwesenheit sein. Es kann bedeuten, dass wir lernen dürfen, tiefer zu vertrauen. Wie in der Mystik: Die “dunkle Nacht der Seele” ist kein Verlassenwerden – sondern eine Phase der inneren Reifung.
Vertrauen heißt: auch dann weitergehen, wenn wir nicht sehen, wohin. Glauben heißt: den nächsten Schritt zu wagen – auch ohne Antwort. Gott schweigt manchmal, um unser Herz zu öffnen, nicht um uns zu bestrafen.
Wo finde ich Trost und Hoffnung?
Trost und Hoffnung sind keine Zustände, sondern Prozesse. Sie wachsen in der Verbindung – zu Gott, zu anderen Menschen, zu uns selbst.
Der erste Schritt kann das ehrliche Gespräch mit Gott sein: Klage, Wut, Trauer – alles darf vor ihn gebracht werden. Die Psalmen der Bibel sind voll davon. Sie zeigen: Auch der Zweifel gehört zum Glauben.
Weitere Quellen für Trost sind:
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Stille und Meditation
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Musik und Natur
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Gespräche mit einfühlsamen Menschen
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Rituale, die Halt geben
Gottes Trost zeigt sich nicht immer als Lösung. Aber oft als neue Perspektive. Als leise Zuversicht, dass wir nicht allein sind.
Was bedeutet es, an Gott zu glauben?
Glauben heißt nicht, alles zu verstehen. Sondern darauf zu vertrauen, dass es einen tieferen Sinn gibt – auch wenn wir ihn nicht erkennen.
An Gott zu glauben bedeutet, ihn nicht nur in Kirchen oder heiligen Texten zu suchen, sondern im eigenen Leben. In jedem Menschen. In jedem Moment.
Dieser Glaube kann uns durch Krisen tragen. Er gibt Halt, Orientierung und inneren Frieden. Und er verändert unser Handeln: Wer glaubt, handelt hoffnungsvoll – und lebt mit offenem Herzen.
FAQ – Häufige Fragen zu Gott im Leid
Warum antwortet Gott nicht auf mein Gebet?
Gottes Antwort ist nicht immer ein Ja – manchmal ist sie ein “Noch nicht” oder ein “Ich bin bei dir, auch ohne Worte”.
Wie erkenne ich Gottes Zeichen im Alltag?
Achte auf Synchronizitäten, auf innere Impulse, auf Menschen, die “zufällig” erscheinen. Gott spricht oft leise – durch das Leben selbst.
Kann man Gott vertrauen, wenn man ihn nicht sieht?
Ja – Vertrauen ist der Kern des Glaubens. Es braucht Mut, aber auch Bereitschaft, sich innerlich zu öffnen.
Was, wenn ich gar keinen Zugang zu Gott finde?
Dann beginne mit der Frage: “Was nährt meine Seele?” Und gehe von dort aus weiter. Gott findet oft Umwege, um uns zu erreichen.
Fazit
Gott ist nicht immer dort, wo wir ihn erwarten – aber immer dort, wo wir ihn brauchen. Sein Wirken zeigt sich oft im Verborgenen, im Zwischenmenschlichen, im Innersten. Wenn wir lernen, mit dem Herzen zu sehen, entdecken wir, dass er nie fern war.
Artikel aktualisiert
Heike Schonert
15.05.2025
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit OnlineHeike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“
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Neale Donald Walsch,
Gottes Botschaft an die Welt: Ihr habt mich nicht verstanden!
“Dem Problem, dem sich die heutige Menschheit stellen muss, ist ein spirituelles Problem. Es hat damit zutun woran die Menschheit glaubt. Wenn wir das einmal begriffen haben offenbart sich die Lösung. Doch solange wir es nicht begreifen, sind wir alle blind für die Lösung.”



