Kultivierung des spirituellen Eigenheims

Urgrund des kosmischen Seins

Kultivierung des spirituellen Eigenheims

Das innere Wesen des Menschen, der Urgrund des kosmischen Seins, ist frei von jeglicher Schuld, Erbsünde und Gewissensnot.

„Du brauchst GOTT nicht hier oder dort zu suchen.
ER/SIE ist nicht weiter entfernt als die Tür deines Herzens.
Dort steht ER/SIE und wartet und wartet, bis du bereit bist,
nicht nach ihm/ihr in der Ferne zu rufen.
Deine Hingabe und sein/ihr Hereinkommen
sind ein und derselbe Augenblick.“
(Text nach: Dominikanermönch & Mystiker Meister Eckhart)

In unserem innersten Eigenheim, in unserem Urgrund, herrschen Heiterkeit, Freude und Glückseligkeit

Dort sind wir sicher, dass uns nichts im Leben zustoßen kann. Dort erreichen uns keine Kritik und kein Lob, keine Schande und kein Unheil.

Das Universum ist nichts anderes als das kosmische Bewusstseinsfeld, das sich immer wieder neu manifestiert.
Das Wort „Manifestation“ wird landläufig als „Sichtbarwerdung“ verstanden, bedeutet aber „handgreiflich“, von lat. „manus“ (die Hand).
Im Markus-Evangelium 1,15 sagt Jesus: „Das Königreich Gottes ist nahe!“
In der englischen Übersetzung heißt es. „Die Kingdom of God is at hand”. Hier wird das „Handgreifliche“, die „Manifestation” in der Sprache zum Ausdruck gebracht.

Unsere Erziehungszentren sind zu wenig Lebensschulen, auch wenn sie das für sich beanspruchen. Sie sind auf mentale Leistung ausgerichtet, auf Beruf, auf Karriere, Prüfungen, gute Abschlüsse und nicht auf das Sein. Differenziertes Spezialwissen beansprucht die ganze Kraft. Unser Geist wird in enge Leitplanken gezwängt. Er kann sich kaum frei entwickeln.

Die Kultivierung des inneren Eigenheims wird vernachlässigt.

Der Habe-Modus steht im Vordergrund nicht der Seins-Modus (Erich Fromm). Das gilt auch in der Theologie. Dr. Theol. wird man, wenn man nachgewiesen hat, dass man intellektuell-spekulativ viel über Gott zu reden versteht. Damit ist man von einer existentiellen Erfahrung des inwendigen Königreich Gottes meilenweit entfernt.

Haben oder Sein – die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft

Erich Fromm, Psychoanalytiker und Sozialphilosoph, wurde am 23. März 1900 in Frankfurt am Main geboren. Nach seiner Promotion in Soziologie 1922 in Heidelberg kam er mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds in Berührung und wurde Psychoanalytiker. 1933 verließ er Deutschland, zunächst ging er nach Genf. 1934 emigrierte er in die USA, wo er an verschiedenen Instituten lehrte, und anschließend, von 1950 bis 1974, an der Universität von Mexiko City unterrichtete. Er starb 1980 in Locarno in der Schweiz.

Alle spirituellen Meister und Weisen mahnen zur Besinnung, zur Um – und Rückkehr in das ureigenste Zentrum, welches man mit Gott, Brahman, Seinsgrund, Nirvana TAO u.a. bezeichnen kann. Der große Transformationsprozess vollzieht sich bereits seit längerem, und immer wieder werden wir durch periphere Sensationen und Phänomene in Atem gehalten.

Der Mensch ist ein ständig Mitschöpfender, ein Co-Kreator, des Universums, aber nicht der Schöpfer allein. Vor dieser irrigen Annahme haben zu allen Zeiten die Meister und Weisen gewarnt. Das unsichtbare Feld, das wirkt und uns umgibt, ist weitaus größer als die sichtbare Welt.

In Unkenntnis der großen Heiligen Schriften wird der klassische Lehrsatz der indischen Veden oft missgedeutet: Aham Brahman Asmi (Ich bin Brahman). Aham ist das wirkliche Ich des Menschen und muss von Ahamkara (Ich-Bewusstsein) unterschieden werden. Brahman, das ewige, unvergängliche Absolute, die höchste, nicht-duale Wirklichkeit des Vedanta, ist ein Begriff, für den es in den dual aufgefassten Religionen mit einem persönlichen Gott kein Äquivalent gibt.

Brahman ist ein Zustand reiner Transzendenz, der Überschreitung der Polarität von Geburt und Tod, wo Vorstellungen und Projektionen von Reinkarnation u.ä. keinen Platz finden.
Die ständig sich vollziehende geistige Wiedergeburt („spiritual rebirth“) darf man nicht mit einer Wiederverkörperung verwechseln.

Der vedische Ausspruch „Kam Brahman“ (Alles ist Brahman; christlich ausgedrückt: alles ist Gott) besagt, dass nur Brahman, der innerste Wesensgrund existiert und wir darauf eine Vorstellungswelt des Denkens projizieren wie Bilder auf eine Kinoleinwand.

„Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!“
(Lukas 17, 21)

In unserem Leben geht es um tägliche Neugeburt – nicht aber um eine Wiedergeburt nach dem Tode. Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten, nicht zu überlisten und auch nicht mehr zu überwinden. Er ist schon überwunden in Jesu Christi Tod und Auferstehung.

Die buddhistisch geprägten ZEN-Meister sagen:

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KI unterstützt generiert

„Wir kommen nicht und wir gehen nicht.
Es gibt weder Geburt noch Tod!“

Das wahre Selbst des Menschen, sein Wesenskern, seine Buddha-Natur, muss nach und nach von seinem Ego befreit werden, denn das Ego gaukelt dem Menschen nur die Schönheit der Welt vor, um ihn in der Diesseitigkeit gefangen zu halten. Jeder Mensch, so lehrt die Gnosis, trägt in sich einen Funken des ewigen Lichtes. Die Welt hat jedoch dieses Ur-Licht verdunkelt, so dass der Mensch nicht weiß, wo er hingehört. Da sendet das göttliche Licht von jenseits der Welt einen Retter aus, einen Rufer, der den schlafenden Lichtfunken aufweckt, so dass der Mensch sich selbst und seinen Ursprung erkennt. „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein.“ (Epheser 5,14).

Ob die gnostische Lehre von indischen oder gar buddhistischen Vorstellungen beeinflusst ist, lässt sich nicht klären. Ähnlichkeiten und Berührungspunkte sind zweifellos vorhanden. Aber es wäre falsch, den Evangelisten Johannes als Gnostiker anzusehen, wenn er davon spricht, dass Jesus „das Licht der Welt“ sei, oder dass „das Licht in die Finsternis gekommen“ sei. Hier liegen eher archetypische Bilder zugrunde, die man in den verschiedensten Religionen findet.

„Wer nicht von oben her (im griechischen Originaltext steht „anothen“ = vom Ursprung her) geboren wird, der wird das Reich Gottes nicht sehen!”“ sagt Jesus zu Nikodemus.
Im Johannes-Evangelium steht das Wort: sehen! Es geht also nicht um eine körperliche Wiedergeburt, auch nicht um eine Seelenwanderung, sondern um eine „Neugeburt vom Ursprung“ her, welche den Menschen völlig verwandelt, transformiert, so dass er die Welt in neuem Licht sieht.

Jeder von uns ist durch Herkunft, Geburt, körperliche Konditionierung, Erziehung, Erlebnisse usw. in ein Netzt von Beziehungen und Abhängigkeiten eingebunden, aber niemand ist hilflos darin gefangen. Wir sind nicht einmal für alle Zeit festgelegt auf das, was wir hier und heute sind. Jeden Tag haben wir die Chance, unser Verhalten zu ändern, den Neuanfang zu wagen, neu geboren zu werden. Der Ursprung des Lebens, auf den der Evangelist verweist, ist das Wasser des Lebens, die Ur-Flut, die Tiefendimension des Menschen, das im kosmischen Ur-Grund Ruhen.

15.08.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

https://kardiosophie.network


Über Roland R. Ropers

Ehrfurcht vor dem Leben Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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Der Befreiungsweg in der Gegenwart verleiht uns die Perspektive einer fast vergessenen kosmologischen Weltsicht, die uns Dimensionen der Wirklichkeit offenbart, die unter den erdrücken-den Schichten der Geschichte, der Politik, der Wirtschaft, der Technologie und den unheilvollen pseudo-religiösen Angeboten fast vergraben wurden.

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