Leichter lernen mit Meditationen: Entdecke deinen inneren Lern-Booster
Egal ob im Studium, im Berufsleben oder im Alltag: Das Lernen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Nur, Lernen kann frustrierend sein, zum Beispiel wenn man das Gefühl hat, nicht voranzukommen. Wenn besonders schwierige oder komplexe Zusammenhänge sich nicht erschließen oder weil es schwer fällt, sich ausdauernd auf das eine Thema zu konzentrieren. Dann haben wir das Gefühl, dass wir nicht gut oder nicht schlau genug sind, oder nicht so gut und so intelligent wie andere.
Vermutlich kennst auch du Situationen, in denen du dich beim Lernen gestresst oder überfordert fühlst. Oder vielleicht hast du sogar die Nase voll vom Lernen? Damit bist du nicht allein. Vielen Menschen geht es so. Dennoch ist es möglich, Lernen wieder zu einer positiven und erfüllenden Erfahrung zu machen. In diesem Artikel geht es darum, wie Meditationen helfen können, zuversichtlicher, motiviert, mit Leichtigkeit und effizient zu lernen und auch schwierige Lern-Situationen zu meistern. Und das verbessert dann auch die Prüfungsergebnisse.
Als erfahrene Professorin und Dozentin in der Erwachsenenbildung möchte ich hier eine einfache Methode vorstellen, die das Lernen erleichtert und dabei gleichzeitig die innere Gelassenheit und das Selbstwertgefühl stärkt: Die Lern-Meditation.
Die hier im Artikel vorgestellten Lern-Meditationen sind alle auch für Meditations-Unerfahrene geeignet. Sie haben eine vorgegebene Schritt-für-Schritt-Struktur, die es auch Meditationsanfängern ermöglicht, leicht einen meditativen Zustand zu erreichen und die Vorteile einer Lern-Meditation zu erleben. In nur wenigen Minuten kommst du in deiner Vorstellung an den Punkt und in den Zustand, den du dir fürs Lernen wünschst. Und das ohne Grübelei, ohne Anstrengung, ganz entspannt und wie von selbst.
Wie Meditieren das Lernvermögen steigert
1. Besser fokussieren: In unserer schnelllebigen Zeit werden in der wir unablässig von äußeren Reizen überflutet. Vielen Menschen fällt es schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Meditationen helfen, Ablenkungen auszublenden und die Aufmerksamkeit bewusst auf einen Punkt zu lenken. Und sie bringen innere Klarheit.
2. Den Stresspegel senken: Angespannt oder gestresst ist es kaum möglich, zu lernen. Denn bei Überforderung wird die kognitive Belastung zu groß und unser Gehirn schaltet ab. Negative Gefühle blockieren kreative Prozesse und erschweren es, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Meditieren senkt den Stresspegel, beruhigt das Nervensystem und reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen. Und es steigert das allgemeine Wohlbefinden.
3. Gelassenheit unterstützen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit stärken: Meditationen unterstützen dabei, unabhängig von den äußeren Umständen gelassen zu sein. Und selbst dann zuversichtlich und motiviert zu bleiben, wenn es mal schwierig wird.
Mittlerweile bieten deshalb sogar große, erfolgreiche Unternehmen wie Google und Apple ihren Mitarbeitern Meditationskurse an. Und neulich hat eine Studentin zu mir gesagt: „Das ist ja ein Wundermittel! Warum hat mir das nicht schon früher jemand verraten?!“
Es ist ratsam, sich vor dem Lernen Kraft zu holen
Wir haben uns angewöhnt, negative Gefühle wie Stress einfach zu verdrängen und trotzdem weiterzumachen. Das ist jedoch keine gute Ausgangssituation fürs Lernen. Es ist so ähnlich, als wollte man mit einem Stein im Schuh zum Joggen gehen. Ratsamer ist es, bevor wir genervt zur nächsten Aufgabe hetzen, kurz eine Besinnungspause einzulegen.
Bevor du mit dem Lernen beginnst, kannst du schon mit einer kurzen Sammlung in einen entspannten Zustand kommen, in dem das Gedankenkarussell im Kopf sich beruhigt. Dadurch bist du dann besser in der Lage, Wissen aufzunehmen und kreativ zu denken. Eine Meditation ist also als Vorbereitung aufs Lernen ideal. Das Gute ist dabei auch, sie braucht nur einige Minuten.
Nun fragst du dich vielleicht, wie das Ganze praktisch funktioniert. Und wie du eine Meditation für dich in deine Lernsituation integrieren kannst. Hier sind einige einfache Schritte, um zu beginnen.
Praktische Tipps, um deine Lern-Meditation zu gestalten
I. Beginne mit kurzen Meditationen von 5 – 10 Minuten. Regelmäßigkeit ist wichtiger als die Dauer. Plane am besten einen festen Zeitpunkt für deine Meditationspraxis ein, um eine Routine zu etablieren.
Suche dir dafür einen Platz, an dem du ungestört bist. Das kann ein gemütlicher Sessel sein, dein Schreibtisch oder ein ruhiger Raum. Schaffe eine angenehme Atmosphäre, vielleicht mit einer Kerze oder sanfter, instrumentaler Musik im Hintergrund.
II. Beginne immer mit einer kurzen Entspannung: Schließe dafür sanft deine Augen. Entspanne dein Gesicht, deinen Kiefer und die Schultern. Nimm bewusst das Gewicht deines Körpers auf der Sitzfläche wahr. Atme ein paar Mal langsam und tief ein und aus.
Auch Entschleunigung will geübt werden. Je hektischer unser Alltag ist, umso schwerer tun wir uns (zu Beginn) damit, sie zuzulassen. Öffne dich dafür, in diesen wenigen Minuten keinerlei Ansprüche an dich selbst zu haben. Dies ist deine Zeit, die dir dienen soll, neue Kraft zu tanken. Bleibe so präsent und entspannt, wie es dir leicht gelingt. Das ist genug.
III. Wähle eine Meditation, die dir zusagt: Es gibt viele verschiedene Arten von Meditationen. Ich stelle hier drei Möglichkeiten vor, die sich speziell für das Thema „besser Lernen“ eignen.
Meditations-Tipp III.1: Visualisiere dein Lernen
Bestimmt hast du schon gehört, dass Hochleistungsportler:innen neben ihrem echten Training immer auch im meditativen Zustand ihr Ziel visualisieren. Sie stellen sich beispielsweise vor, dass sie ihre Bewegungsabläufe in perfekter Form absolvieren. Oder sie visualisieren, wie sie als erste:r durchs Ziel laufen. Oder wie sie auf dem Siegertreppchen stehen, strahlend, mit dem Pokal in der Hand.
Aufs Lernen übertragen heißt das: Du stellst dir (entspannt und mit geschlossen Augen) das vor, was du dir für deinen Lernprozess anders wünschst. Vielleicht stellst du dir dazu vor, wie du wach, aufmerksam und interessiert in der Lehrveranstaltung sitzt. Oder wie du gelassen und zuversichtlich für eine Prüfung lernst. Oder wie du erfährst, dass du sie erfolgreich bestanden hast. Stelle es dir innerlich vor, wie einen Film, in dem du die Hauptrolle spielst.
Oder man kann sich auch, um effektiver zu lernen, Lerninhalte vorstellen. Beispielsweise könnte man, wenn man für Biologie lernt, die Struktur einer Zelle visualisieren oder den Ablauf eines biologischen Prozesses.
Welches innere Bild würde dich fürs Lernen stärken?
Meditations-Tipp III.2: Nutze die Kraft eines Lernbooster-Satzes
Lernbooster-Sätze sind unsere Ziele unterstützende Gedanken. Sie helfen dir das, was du beim Lernen erlebst, anders zu beurteilen als bisher. Das verändert und erleichtert dann automatisch auch deine Handlungsweise.
Beispiele für Lernbooster-Sätze wären:
Ich finde heraus, was ich brauche, um leicht und motiviert zu lernen.
Ich erkenne immer klarer, wie ich beim Lernen meine Ziele erreiche.
Ich öffne mich dafür, dass Lernen leicht geht. Dafür muss ich jetzt noch nicht wissen, wie das gelingt.
Wie könnte dein Lernbooster-Satz lauten?
Und so funktioniert diese Meditation praktisch:
Nachdem du mit deiner kurzen Entspannung begonnen hast, sprich deinen Satz innerlich gedacht oder wenn du magst auch laut aus. Wiederhole ihn 10 Mal (benutze deine Finger, um mitzuzählen) oder auch öfter, wenn es sich gut für dich anfühlt.
Du kannst dir Lernbooster-Sätze auch aufschreiben und an einem Ort aufhängen, wo du sie regelmäßig siehst.
Meditations-Tipp III.3: Geführte Lern-Meditationen
Es gibt gute geführte Meditationen, die speziell aufs Lernen ausgerichtet sind. Sie haben dabei den Fokus auf Anliegen oder Probleme, die beim Lernen häufig auftreten. Geführte Meditationen haben den Vorteil, dass du keinerlei Vorkenntnisse oder Erfahrung im Meditieren benötigst. Alles was du wissen musst, wird direkt im Audio erklärt. Du wirst Schritt für Schritt angeleitet und mit einfühlsamen Worten in den erwünschten inneren Zustand geführt. Im Hintergrund läuft eine sanfte Musik, die deine Gelassenheit zusätzlich fördert.
Du findest solche beispielsweise in der neuen, multimedialen Auflage des Buches „Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg“, das du in deiner Uni-Bibliothek kostenlos ausleihen kannst.
IV. Kehre wieder hierher zurück:
Beende deine Meditation mit ein paar bewussten, tiefen Atemzügen. Kehre mit deiner Aufmerksamkeit zurück in den gegenwärtigen Moment. Öffne deine Augen und lass dir einen Moment Zeit, um die Ruhe und Klarheit zu genießen.
Probiere es einmal aus
Nimm dir fünf Minuten Zeit und probiere eine der Meditationen aus. Du wirst merken, das ist leichter, als du jetzt vielleicht glaubst. Und wie dadurch (sofern du es mehrmals und regelmäßig machst) dein Lernen schon bald leichter und effektiver wird.
Teilt bitte eure Erfahrungen hier in den Kommentaren. Damit unterstützt und inspiriert ihr euch auch gegenseitig. Auch Fragen an mich könnt ihr dort gerne stellen.
Mrazek, M. D., Franklin, M. S., Phillips, D. T., et al. (2013). Mindfulness training improves working memory capacity and GRE performance while reducing mind wandering. Psychological Science, 24(5), 776-781. DOI:10.1177/0956797612459659
Jacobs, T. L., Epel, E. S., Lin, J., et al. (2011). Intensive meditation training, immune cell telomerase activity, and psychological mediators. Psychoneuroendocrinology, 36(5), 664-681. DOI:10.1016/j.psyneuen.2010.09.010
Buchtipp
Kira Klenke
Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg
Springer Gabler; 6., multimediale Auflage mit Lern-Meditationen (20. Juni 2024)
203 Seiten, 29,99 Euro, ISBN-13: 978-3658436865
26.07.2024
Prof. Dr. Kira Klenke
www.KiraKlenke.de
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online
Kira Klenke
Kira Klenke ist erfahrene Hochschul-Professorin und Autorin von Erfolgsratgebern. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen dabei zu unterstützen, ihr volles geistiges Potenzial zu entfalten und mit Freude und Leichtigkeit zu lernen..
zum Autorenprofil
Hinterlasse jetzt einen Kommentar