Der Umgang mit Lügen als Entwicklungsmöglichkeit
Im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch zu Irrtum, Lügen und unmoralischen Handlungen fähig. In einer Zeit, in der wir nicht mehr unmittelbar das Wesen einer Lüge in metaphysischem Sinne wahrnehmen können, wie es aus vergangenen Zeiten, beispielsweise aus dem alten Indien noch beschrieben ist sind wir den verschiedensten Täuschungen ausgesetzt und aufgefordert, uns mit diesen auseinanderzusetzen, sie sozusagen zu entlarven.
Die Lüge hat die Eigenschaft, versteckt und somit ungesehen zu wirken. Das macht sie so gefährlich. Wir besitzen jedoch die Möglichkeit, durch Auseinandersetzung und intensivere Hinwendung einer Sache auf den Grund zu gehen und haben sogar die Pflicht dazu. Denn was passiert eigentlich bei einer Lüge?
„Die Lüge auf dem physischen Plan wird zur Zerstörung auf dem Astralplan.
Die Lüge ist ein Mord auf dem Astralplan (…)“
(Rudolf Steiner, GA 94, S. 64f.).
Diese Aussage mag zunächst sehr heftig und vielleicht sogar übertrieben klingen. Handlungen im Physischen sind anschaubar und wenn jemand einen Anderen körperlich angreift, so ist dies zwar nichts Schönes, jedoch kann man sich eine Anschauung bilden und die Sache einordnen. Wie ist es mit Gedanken, die wir über Andere denken? Wir können aufbauende oder aber auch herablassende, verurteilende Gedanken über einen anderen Menschen denken und entsprechend wird die Wirkung sein.
„Wenn Blicke töten könnten“
Bei dem Phänomen des Mobbings wird, meist hinter dem Rücken des Betroffenen schlecht über diesen geredet, er wird verleumdet und erfährt durch die gesetzten Lügen immer mehr Ausgrenzung. Er wird in seinem Wesen, in seiner Schöpferkraft reduziert und nicht selten erkrankt er körperlich an dem Angriff. Es reicht bereits aus, ein wenig glaubwürdiges Gerücht in Umlauf zu bringen, denn selbst wenn jemand dieses schnell als unwahr abtut, entfaltet es bei fehlender Auseinandersetzung seine schädliche Wirkung, da wir es in unser Unterbewusstsein aufgenommen haben. Der Keim des Zweifels ist gesetzt.
Lügen wirken unmittelbar zersetzend und spaltend auf das gesamte Beziehungsgefüge, in dem wir uns befinden. Ein freies Zugehen auf die betroffene Person wird unmöglich und wir transportieren unbewusst die zerstörenden Gedanken in unserem Blick, den wir auf den Menschen richten.
Das Phänomen der Projektion – Umkehrung von Täter und Opfer
Um eine Lüge zu entlarven ist es notwendig, diese genauer zu betrachten und zu fragen, was diese eigentlich aussagt. Auch die Frage nach dem inne liegenden Motiv kann weiterführen, denn wie oft ist es beispielsweise der Neid, der Menschen zu Unterstellungen gegenüber anderen veranlasst. Meist handelt es sich bei Lügen um Projektionen, die das vermeintliche Opfer dem sogenannten Täter unterstellt.
Das, was eventuell vordergründig klar scheint, wer Täter und wer Opfer ist, kann im Hintergrund gerade umgekehrt sein und die Vorwürfe stellen oftmals die exakte Projektion eigener Schwächen dar. Sobald wir uns also in einen Opferstatus begeben, beispielsweise über die Zeitbedingungen lamentieren, enthalten wir der Welt die eigene Kraft vor und erzeugen weitere Belastungen.
Projektion zur Vermeidung eines nächsten Entwicklungsschrittes: ein Beispiel
Die effektivste Art, einen anstehenden Entwicklungsschritt zu vermeiden ist es, die eigenen Mängel auf Außenstehende zu projizieren. So geschah es vor kurzem in einem kleinen Seminar zum Thema Zukunftsperspektiven, als der Geistforscher Heinz G. zwei sehr persönlich gefärbte und dadurch subjektive Beiträge von zwei Mitveranstaltern Uwe B. und Anneke S. korrigierte.
Er bezeichnete diese als nicht tragfähig für die Zukunft und somit auch für das Seminar und die gemeinsame thematische Arbeit als untauglich. Diese objektive, anschaubare Kritik wurde von Seiten der Kritisierten sehr persönlich aufgefasst und es entbrannte ein Konflikt, der bis Seminarende nicht in seiner Gänze gelöst werden konnte; es fehlte die Dialogbereitschaft.
Ein paar Tage später nahmen die Dinge einen verhängnisvollen Verlauf, als Heinz G. und den anderen Teilnehmern ein Brief von Uwe B. und Anneke S. zugeschickt wurde, in welchem sie ihm u.a. Manipulation bis hin zur Schwarzmagie vorwarfen und ihm unterschwellig zu verstehen gaben, dass es das Beste wäre, er würde sich selbst eliminieren. Wenn man sich mit dem Brief eingehender befasst, werden die inne liegenden Projektionen offensichtlich.
Wie sehen diese beispielsweise aus? Der Brief wurde nicht nur an Seminarteilnehmer verschickt, sondern auch an außenstehende Personen. Diese Handlung, verbunden mit den Verleumdungen des Schreibens zeigt eine Zerstörungsabsicht, die man durchaus als Schwarzmagie bezeichnen kann. Gesteigert wurde dies noch, als daraufhin der Beschuldigte, Heinz G., einen körperlichen Zusammenbruch erlitt und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und trotz dieses Wissens Uwe B. und Anneke S. weitere Briefe versandten, die von einem Selbstmordversuch von Heinz G. berichteten und damit den gesundheitlichen Einbruch erklären wollten.
Betrachtet man die Situation genauer, so lässt sich erkennen, dass die beiden an einem Punkt angekommen sind, an dem ein neuer Entwicklungsschritt ansteht, wenn sie wirklich neue Zukunftsperspektiven in ihren Tätigkeitsbereichen entwickeln wollen. Dies wäre in Zusammenarbeit mit Heinz G. an diesem Wochenende in ersten Zügen möglich gewesen, denn in der Begegnung mit ihm erlebt man durch die in ihm authentisch lebende geistige Dimension eine erste Loslösung von bisherigen Gewohnheiten und Denkstrukturen und die Möglichkeit, für die Zukunft ganz neu anzusetzen.
Diese sich neu eröffnenden Perspektiven werden nun verweigert und stattdessen werden mit größter Wucht Projektionen gesetzt, die das bisher Entwickelte, vermeintlich Eigene schützen und konservieren. Es kann kein neuer Zustrom an lebendigen Kräften stattfinden und so bleibt nur eine tote, vergängliche Welt, die man auch nur mit weiteren Kompensationen und Schuldzuweisungen ertragen kann.
Was die Situation des Geschädigten Heinz G. betrifft, so ist zunächst er als Person durch die Verleumdungen wie ausgelöscht. Ihm wird unterstellt, schwarzmagisch zu wirken und verboten, ungefragt Kritik zu üben oder sich eine Anschauung zu bilden, denn dies wird als „Eindringen in den Seelenraum“ bezeichnet und ebenfalls als schwarzmagisch gekennzeichnet.
Demnach ist es ihm verboten, zu wirken und würde er den Anweisungen des Briefes Folge leisten, bliebe nur die eigene Selbstauslöschung. Es reicht nun nicht aus, dass er selbst sich mit den gesetzten Lügen auseinandersetzt. Jeder, der diesen Brief bekommen oder von den darin enthaltenen Vorwürfen gehört hat, ist zu einer tieferen Auseinandersetzung aufgefordert. Denn nimmt er auch nur ein Prozent des Briefes als wahr, wirkt dies in der nächsten Begegnung mit Heinz G. schädigend und reduzierend auf diesen. Unbewusst und ungesehen transportieren wir diese kränkenden und krankmachenden Kräfte zum Andern hinüber.
Durch die Richtigstellung kann jedoch Schaden abgewendet werden und der Mensch in seinem Dasein wieder neu erkraften. Fehlen diese Schritte, so kann es sogar so weit gehen, dass dem Lebenswerk des Betroffenen die Ausstrahlungskraft genommen wird. Er ist wie getrennt von seinem Werk und nun darauf angewiesen, dass jemand anderes ihn rehabilitiert, das Werk und ihn als Person, die mit diesem verbunden ist, der Welt wieder zugänglich zu machen.
Vom „Opfer sein“ zum Opfer bringen
Nun gibt es die Möglichkeit, nicht nur den „Ruf“ wiederherzustellen, sondern die gegebene Situation sogar noch für den weiteren Aufbau zu nutzen. Das Immunsystem macht uns dies vor, indem es den Erreger genau analysiert und dann das Gegenbild, den Antikörper bildet, der wiederum den Erreger neutralisiert. Ein gesundes Immunsystem zeichnet sich durch eine gute Unterscheidungsbildung zwischen körpereigenen und körperfremden Stoffen aus und des Weiteren in der Fähigkeit, körperfremdes Material entweder zu eliminieren oder so umzuwandeln, dass es schließlich als körpereigen integriert werden kann.
Das Gegenbild, sozusagen der Antikörper der Lüge, der diese unschädlich machen kann, ist die Wahrheit. Um die Lüge zu entlarven, benötigt es eine klare und differenzierte Auseinandersetzung mit dieser.
Fragen wie: Wem nützt der Konflikt? Wer hat einen energetischen Vorteil? Was ist das innere Motiv? können bei der Aufklärung helfen. Indem das Geschehene möglichst polaritätsfrei dargelegt wird, jedoch mit der notwendigen Klarheit und Strenge, atmet die ganze Umgebung auf und es ist der Raum für nächste Entwicklungsschritte offen. Diese ergeben sich dann auch ganz natürlich aus dem Kontext heraus.
Die unbequeme Wahrheit
Jedoch benötigt es hierzu Mut und Ehrlichkeit und die Verpflichtung zur Wahrheit, um diese zu erkennen und in der Folge auszusprechen. Dies hat nichts mit falsch verstandener Toleranz oder Gutmenschentum zu tun, wo wir den Anderen scheinbar frei lassen. Die Wahrheit wird meist als unbequem erlebt, da mit dieser ein Loslassen bisheriger Illusionen, Glaubenssätze, Erziehungsmuster etc. verbunden ist.
Wie oft gehen wir Kompromisse ein, da uns doch noch gewisse Bindungen festhalten wollen? So groß wie unser Mut ist, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, in gleichem Maße ist auch die Möglichkeit des nächsten Entwicklungsschrittes gegeben, der uns immer in die Richtung einer freieren, unabhängigeren und dadurch stabileren und kräftigeren Standposition im Leben führt.
„Das Aussprechen von all jenen Wahrheiten, die ein Individuum durch Erfahrung, Forschung, Prüfung und langwierige Beobachtungen errungen hat, macht nicht nur den, der die Worte spricht, frei,
sondern reinigt die Atmosphäre und erhebt die Zuhörer“
(Grill, Heinz, Jahresausblick auf 2024 –
Teil 7, Wahrheiten gewinnen erstmals die Oberhand gegenüber Lügen“).
Quellenverzeichnis Artikel zur Vertiefung:
Grill, Heinz: Jahresausblick auf 2024 – Teil 7, Wahrheiten gewinnen erstmals die Oberhand gegenüber Lügen. 01.01.2024, verfügbar unter:
https://heinz-grill.de/jahreausblick-2024-wahrheit-luegen/
Steiner, Rudolf: Kosmogonie. 2001, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Schweiz
Grill, Heinz: Zukunftsperspektiven. 07.02.2024, verfügbar unter:
https://heinz-grill.de/spirituelle-erziehung-zukunftsperspektive/
10.03.2024
Lisa Quispe Ureta
www.heilsamersinnesprozess.blogspot.com/
* Name ist der Redaktion bekannt
Ihre jahrelange Erfahrung in der Pädagogik und Heilpädagogik und sowohl das Studium der Anthroposophie Rudolf Steiners als auch des von Heinz Grill entwickelten Neuen Yogawillens und dessen Hintergründe regten sie an, vor knapp zwei Jahren gemeinsam mit anderen Menschen ein Kulturprojekt in Italien, Piemont zu gründen, die sogenannte „Villa Angela“ und dort Menschen einen Ort zu bieten, an welchem sie neue Perspektiven und Kulturbausteine für die Zukunft entwickeln können.
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