
Verrat und Verlust – Erbarme dich, Herr
Karfreitag ist einer der traurigsten Tage im christlichen Jahr. Er erinnert uns an die dunkelsten Seiten des Menschen: Verrat, Schmerz und Verlust. Ostern ist zwar ein Fest der Hoffnung und des Neubeginns, aber Karfreitag zeigt uns zuerst, wie viel Leid vor der Freude liegt. Dieser Tag regt uns an, über unsere eigenen Erfahrungen nachzudenken und zu erkennen, dass auch in Schmerz und Trauer Hoffnung steckt.
Judas – Symbol des Verrats
Judas Iskariot gilt seit Jahrhunderten als das Sinnbild für Verrat. Schon allein der Name Judas steht für Betrug und falsche Freundschaft. Aber wer war Judas eigentlich? Er war einer der engsten Begleiter von Jesus, jemand, dem die anderen Jünger vertrauten. Gerade deshalb ist sein Verrat besonders schmerzhaft.
Warum Judas Jesus verraten hat, ist nicht ganz klar. Vielleicht war er enttäuscht, weil Jesus kein politischer König werden wollte. Vielleicht tat er es aus Geldgier oder weil er dachte, so Jesus dazu bringen zu können, seine wahre Macht zu zeigen. Was immer der Grund war – der Verrat hatte schlimme Folgen.
Judas’ Tat stellt uns Fragen, die uns heute noch beschäftigen: Warum verletzen oder betrügen Menschen andere, denen sie eigentlich nahestehen? Und noch wichtiger: Habe ich selbst schon einmal jemanden enttäuscht oder verraten?
Petrus – Verrat aus Angst
Nicht nur Judas enttäuschte Jesus. Auch Petrus, ein anderer wichtiger Jünger, leugnete aus Angst, Jesus zu kennen. Er tat dies, um sich selbst zu schützen. Dieser Verrat wirkt menschlicher und verständlicher, denn Angst kennen wir alle. Petrus steht für die menschliche Schwäche, aber auch für die Möglichkeit, Fehler zu bereuen und daraus zu lernen.
Die Geschichte von Petrus zeigt uns, dass jeder Fehler machen kann. Doch sie macht uns auch deutlich, dass Fehler nicht endgültig sind. Gottes Liebe und Erbarmen geben uns die Möglichkeit, neu zu beginnen. Petrus wurde später sogar zur wichtigsten Person in der frühen Kirche – trotz seiner Schwäche und Fehler.
Verlust – das Gefühl, etwas Wichtiges verloren zu haben
Karfreitag bedeutet auch, den Verlust von etwas Wichtigem zu erleben. Jesu Tod am Kreuz war für seine Freunde der Verlust ihrer Hoffnung. Der Mensch, dem sie vertrauten und den sie liebten, war plötzlich weg.
Verlust ist etwas, das jeder von uns kennt. Wir erleben ihn, wenn ein Mensch stirbt, den wir lieben, oder wenn eine Freundschaft oder Beziehung zu Ende geht. Verlust macht uns traurig und hilflos. Er verändert unser Leben und zwingt uns, uns neu zu orientieren.
Doch Karfreitag erinnert uns daran, dass Verlust nicht das Ende sein muss. Dieser Tag öffnet unsere Herzen für die Hoffnung auf Ostern.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Diese Worte Jesu am Kreuz zeigen tiefe Verzweiflung. Selbst Jesus, Gottes Sohn, fühlte sich völlig allein gelassen. Das zeigt uns, dass Gott unsere Trauer und unseren Schmerz versteht. Gott ist nicht fern, sondern teilt unsere schwersten Stunden mit uns.
Jesu Schrei am Kreuz bedeutet, dass Gott unsere Sorgen und unser Leid nicht ignoriert. Gott leidet mit uns. Auch wenn wir uns manchmal allein fühlen, sind wir es nicht wirklich. Gott ist bei uns, sogar in der dunkelsten Stunde.
Erbarmen – Mitgefühl und Vergebung
„Erbarme dich, Herr“ – dieser Satz kommt aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach und drückt tiefen Schmerz und zugleich die Hoffnung auf Gottes Gnade aus. Erbarmen bedeutet, dass Gott trotz unserer Fehler Mitgefühl und Verständnis zeigt.
Erbarmen heißt auch, anderen und uns selbst gegenüber gnädig zu sein. Wenn wir an Judas und Petrus denken, verstehen wir, dass jeder Mensch Fehler machen kann. Jeder Mensch hat auch die Chance, sich zu verändern und Vergebung zu erhalten.
Vom Kreuz zur Auferstehung
Karfreitag gehört zu Ostern dazu. Ohne das Leid und den Schmerz von Karfreitag könnten wir die Freude von Ostern nicht vollständig verstehen. Jesus erlebte Verrat, Einsamkeit und Tod, um uns zu zeigen, dass all diese Dinge überwunden werden können.
Jesu Weg zeigt uns, dass unser eigenes Leid nicht sinnlos ist. Schmerz und Verlust können uns helfen, verständnisvoller und einfühlsamer zu werden. Ostern ist die Antwort auf das Leid von Karfreitag – es steht für Hoffnung und Freude, die stärker sind als jede Verzweiflung.
Fazit – Erbarme dich, Herr
Karfreitag lädt uns ein, unsere eigenen Gefühle von Verlust, Verrat und Trauer wahrzunehmen. Dieser Tag zeigt uns, wie tief uns Schmerz treffen kann. Doch inmitten dieses Schmerzes steht die Hoffnung auf Gottes Erbarmen. Gott bietet uns Vergebung und Heilung an, egal, wie schwer unser Fehler oder wie groß unser Verlust ist.
Karfreitag erinnert uns daran, dass wir selbst in den schlimmsten Momenten nicht allein sind. Hinter jedem Leid wartet bereits Hoffnung. Erbarmen ist nicht nur Gottes Aufgabe – auch wir können und sollen es anderen und uns selbst entgegenbringen.
„Erbarme dich, Herr“ ist ein Gebet, das uns Trost schenkt und uns von Karfreitag bis Ostern begleitet.
18.04.2025
Uwe Taschow
Uwe Taschow
Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.
“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
Albert Einstein