
ZEGG – Gemeinschaft – Ein Ort, der Fragen stellt
Etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin, nahe Bad Belzig, liegt das ZEGG – Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung. Schon der Name verrät: Hier geht es nicht um Theorie, sondern um gelebte Praxis. Seit 1991 forschen und leben hier rund 100 Menschen in Gemeinschaft – mit dem Ziel, neue Wege für Liebe, Vertrauen, Spiritualität und Ökologie zu gestalten.
ZEGG versteht sich als soziales Labor. Es geht darum, jenseits von Konkurrenz und Angst herauszufinden, wie wir als Menschen authentisch zusammenleben können – und damit Impulse für eine Kultur des Friedens geben.
Die Wurzeln: Aufbruch nach der Wende
Gegründet wurde ZEGG nach der Wende, als in Ostdeutschland plötzlich Raum für Experimente entstand. Die Gemeinschaft baute ein ehemaliges Stasi-Ausbildungsgelände um – ein symbolträchtiger Akt: Wo einst Kontrolle und Misstrauen herrschten, wächst heute Vertrauen, Transparenz und gelebte Freiheit.
Seitdem ist ZEGG ein Ort für Seminare, Tagungen und Festivals, der Menschen aus aller Welt anzieht.
Zentrale Ideen: Vertrauen, Transparenz, Liebe
ZEGG arbeitet mit einem Kernprinzip: „Vertrauen durch Transparenz.“ Gefühle, Ängste und Sehnsüchte sollen nicht verborgen bleiben, sondern im geschützten Raum sichtbar gemacht werden.
Dafür nutzt die Gemeinschaft unter anderem das „Forum“ – ein Gesprächskreis, in dem einzelne Menschen ihre innere Wahrheit teilen. Dabei geht es nicht um Kritik oder Urteil, sondern um eine liebevolle Spiegelung durch die Gruppe.
Liebe und Sexualität haben im ZEGG einen besonderen Stellenwert. Sie werden nicht als privates Tabu verstanden, sondern als Kraftquelle für Gemeinschaft. Das bedeutet nicht Beliebigkeit, sondern die Suche nach einer neuen Kultur von Ehrlichkeit, Nähe und Freiheit.
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Ökologie und Alltag
Neben der sozialen Forschung spielt Ökologie eine zentrale Rolle. Auf dem Gelände des ZEGG finden sich:
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Biologische Gärten und Permakulturprojekte
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Ein CO₂-neutrales Heizsystem auf Basis von Holzhackschnitzeln
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Regenwassernutzung und ökologische Abwasseraufbereitung
Diese Projekte zeigen: Nachhaltigkeit ist nicht nur Theorie, sondern tägliche Praxis.
Spiritualität im Alltag
ZEGG ist kein Ashram und keine Kirche. Spirituelle Praxis zeigt sich im Alltag: im bewussten Miteinander, in Ritualen, in Stillezeiten und im Feiern.
Das Prinzip lautet: Spiritualität ist Teil des Lebens, nicht getrennt davon. Jeder Mensch bringt seine eigene spirituelle Quelle mit, ob aus dem Christentum, Buddhismus, Schamanismus oder einer freien Praxis. Entscheidend ist nicht das Dogma, sondern die Erfahrung von Verbundenheit.
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Seminare und Festivals
ZEGG ist weit mehr als ein Dorf für Eingeweihte. Jährlich kommen tausende Gäste zu Seminaren, Sommercamps und Festivals. Themen reichen von „Liebe und Partnerschaft“ über „Ökologische Gemeinschaftsbildung“ bis hin zu „Spiritualität im Alltag“.
Besonders bekannt ist das „Love and Peace Festival“, bei dem Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen, um Musik, Begegnung und Visionen einer friedlicheren Welt zu teilen.
Kritik und Herausforderungen
Wie alle intentionalen Gemeinschaften ist auch ZEGG nicht frei von Kritik. Manche Beobachter:innen sehen die Offenheit im Umgang mit Liebe und Sexualität kritisch. Andere kritisieren esoterische Einflüsse.
Doch gerade diese Auseinandersetzung macht ZEGG wertvoll: Es bleibt nicht beim Bekannten, sondern wagt sich in Neuland. Fehler und Lernprozesse gehören zum Weg.
Spirituelle Botschaft: Eine Schule für Authentizität
Was können wir von ZEGG lernen? Vor allem, dass Gemeinschaft möglich ist – aber nur, wenn wir bereit sind, uns selbst zu zeigen. Vertrauen wächst nicht durch Regeln, sondern durch Offenheit.
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Liebe wird frei, wenn sie nicht im Geheimen lebt.
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Spiritualität blüht, wenn sie im Alltag verankert ist.
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Gemeinschaft entsteht, wenn Menschen ihre Masken ablegen.
ZEGG ist ein Modell, das uns ermutigt: Wandel beginnt im Kleinen, im ehrlichen Gespräch, im gemeinsamen Tun.
👉 Leseempfehlung: Die neue Solidarität – Spirituelle Ethik in Krisenzeiten
Fazit: Ein Experiment mit Strahlkraft
Das Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung ist kein perfektes Paradies. Aber es ist ein lebendiges Experiment, das zeigt: Eine andere Kultur ist möglich.
Indem Menschen in Bad Belzig seit über 30 Jahren gemeinsam leben, lieben, arbeiten und forschen, haben sie ein Modell geschaffen, das weltweit inspiriert.
In einer Zeit, in der viele das Vertrauen in Politik und Institutionen verlieren, zeigt ZEGG: Vertrauen ist möglich – wenn wir es wagen, ehrlich zu sein.
FAQ – Häufige Fragen
Was ist ZEGG?
Das „Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung“ ist eine Gemeinschaft und ein Seminarzentrum in Bad Belzig, gegründet 1991.
Wie viele Menschen leben dort?
Etwa 100 Erwachsene und Kinder, dazu zahlreiche Gäste und Seminarteilnehmer:innen.
Kann man ZEGG besuchen?
Ja, über Seminare, Camps oder als freiwillige:r Helfer:in.
Was ist das Besondere an ZEGG?
Die Kombination aus Gemeinschaft, Spiritualität, ökologischer Praxis und radikaler Transparenz im sozialen Miteinander.
Quellen
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Offizielle Website: zegg.de
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Duhm, Dieter: Zukunft ohne Krieg
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Interviews und Erfahrungsberichte von Seminarteilnehmer:innen
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19.09.2025
Uwe Taschow
Über Uwe Taschow, Autor, spiritueller Journalist
Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken – eine Erkenntnis, die schon Marc Aurel, der römische Philosophenkaiser, vor fast 2000 Jahren formulierte. Und nein, sie ist nicht aus der Mode gekommen – im Gegenteil: Sie trifft heute härter denn je.
Denn all das Schöne, Hässliche, Wahre oder Verlogene, das uns begegnet, hat seinen Ursprung in unserem Denken. Unsere Gedanken sind die Strippenzieher hinter unseren Gefühlen, Handlungen und Lebenswegen – sie formen Helden, erschaffen Visionen oder führen uns in Abgründe aus Wut, Neid und Ignoranz.
Ich bin Autor, Journalist – und ja, auch kritischer Beobachter einer Welt, die sich oft in Phrasen, Oberflächlichkeiten und Wohlfühlblasen verliert. Ich schreibe, weil ich nicht anders kann. Weil mir das Denken zu wenig und das Schweigen zu viel ist.
Meine eigenen Geschichten zeigen mir nicht nur, wer ich bin – sondern auch, wer ich nicht sein will. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab, weil ich glaube, dass es Wahrheiten gibt, die unbequem, aber notwendig sind. Und weil es Menschen braucht, die sie aufschreiben.
Deshalb schreibe ich. Und deshalb bin ich Mitherausgeber von Spirit Online – einem Magazin, das sich nicht scheut, tiefer zu bohren, zu hinterfragen, zu provozieren, wo andere nur harmonisieren wollen.
Ich schreibe nicht für Likes. Ich schreibe, weil Worte verändern können. Punkt.