Das Konzept der 7 Todsünden

gemaelde adam eva

Das Konzept der 7 Todsünden als Potenzial zur Persönlichkeitsentwicklung

Das Konzept der 7 Todsünden – Ursprünglich dem Katholizismus und seiner Sündenthematik im 5. Jahrhundert nach Christus entsprungen, hat das Konzept der menschlichen Laster, Sünden und Verfehlungen schon immer eine Faszination ausgeübt, die weitreichend von den Großen der Kunst, Literatur und Weltgeschichte, von Aristoteles über Hieronymus Bosch, Dante Alighieri, Kant und Ghandi, bis hin zur Verfilmung in Hollywood immer wieder aufgegriffen wurde. Doch warum sind wir so fasziniert von der Sündenthematik? Ist es möglicherweise das darin verborgene Potenzial der Selbsterkenntnis, das uns magisch anzieht? Wagen wir eine Betrachtung:

Das Sündenkonzept

Das Konzept der Sünde geht zurück auf die Erb- oder Ursünde Adams und Evas, die im Paradies die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aßen, obwohl Gott es verbot. Daraufhin verloren sie ihre geistige Verbindung zu Gott sowie ihre Unsterblichkeit. Dies wird als Sündenfall bezeichnet und als Nachfahren Adams und Evas leben wir bis heute in diesem gefallen Zustand, in einer polaren Welt aus Gut und Böse, anstatt im Zustand der Unsterblichkeit im Paradies des ewig Göttlichen. Die Bewertung, ob der Genuss der Frucht der Erkenntnis tatsächlich eine Sünde war oder das, was wir heute Eigenverantwortung nennen, mag jedem selbst überlassen sein. Konzentrieren wir uns hier lediglich auf die Konsequenz des Vorfalls: dass wir uns als Mensch mit Gut und Böse im Innen wie Außen auseinandersetzen müssen.

Vom Laster zur Sünde

Die heute als 7 Todsünden bekannten Eigenschaften sind zunächst einmal Laster. Diese können sich, wenn sie nicht reflektiert werden, zu Sünden entwickeln. Es sind seelische Neigungen, die zu einem mir selbst oder meiner Umgebung schadhaften Verhalten führen können. Als Todsünden werden Fehler im Sein und Verhalten bezeichnet, welche die gravierendste Abweichung vom ursprünglich Göttlichen darstellen und damit die eigene, göttliche Natur selbst verändern. Der Weg dahin ist fließend, die Bewertung damit ebenfalls: von einer kleinen Nuance im Sinne des menschlichen Seins-Spektrums bis hin zur totalen Selbstaufgabe in der Sünde ist es ein großes Feld.

Aktualität des Todsünden-Konzepts

Was so frühchristlich oder gar mittelalterlich klingt, ist bis heute aktuell. Mahatma Gandhi stellte 1925 eine moderne Version der 7 Todsünden der Gesellschaft vor: Politik ohne Prinzipien, Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäft ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit und Religion ohne Opferbereitschaft. Ghandis Konzept wird bald 100 Jahre alt – und doch scheint es noch immer eine Beschreibung der heutigen Zeit zu sein. Und vielleicht gehen wir noch weiter und wagen den unbequemen Blick ins Hier und Jetzt und fragen uns, ob wir die ehemalig als Todsünden bezeichneten Eigenschaften nicht vielleicht zu integralen Bestandteilen des eigenen Seins und Miteinanders kultiviert haben? Und ob die Reflektion derselben den Einzelnen vielleicht wieder mehr in Kontakt mit dem eigenen göttlichen Sein bringen kann.

Die Kultivierung von Todsünden

Ob durch die vom Baum der Erkenntnis verzehrte Frucht erhalten oder nicht – die als Todsünden beschriebenen Eigenschaften sind zunächst einmal Teil des menschlichen Seins. Und wie bei allen Seelenzuständen geht es darum, dass jeder dieser Zustände situationsadäquat seine Berechtigung haben mag, um mich selbst zu reflektieren und in mein Wachstum zu bringen. Darum, das Gleichgewicht zwischen dem Leben als eigenverantwortliche Persönlichkeit und Teil einer Gemeinschaft zu finden. Und darum, beiden zu dienen. Probleme bereiten diese Zustände erst dann, wenn sie sich verstetigen und die Reaktionsbandbreite anderer Emotionen einschränken, wenn sie überhandnehmen und mich seelisch und charakterlich fixieren. Was aber, wenn wir dies zum „guten Ton“ kultiviert haben? Wenn die Schwelle der Selbstwahrnehmung gesunken ist und die Toleranz der Distanz zum eigenen göttlichen Sein kollektiv vergrößert wurde?

Hochmut (Superbia)

Kaum jemand wird verneinen können, dass Hochmut dank sozialer Medien einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt: die Selbstdarstellung nach Außen ist in der heutigen Zeit derart auf die Spitze getrieben, dass Hochmut ein viel zu kleines Wort scheint um all die aufgeblasenen Egos zu beschreiben, die versuchen sich Gehör und Gesicht in der (medialen) Welt zu verschaffen. Das Produkt dieser modernen Form des Hochmuts ist direktes oder indirektes Mobbing Bescheidener, Andersartiger oder Geerdeter. Denn um überlegen zu bleiben, muss ich andere klein machen. Arroganz, Zurschaustellung und Selbstüberschätzung werden kultiviert und als überlebensnotwendig in dieser Welt postuliert.

Vom Hochmut zur Selbstliebe gemaelde adam eva

So erleben wir die Übertreibung eines im Ursprung wichtigen Zustandes: Selbstliebe, Selbststolz, Selbstwert. Es ist nicht verkehrt, den eigenen Wert zu kennen und zu leben. In der Übertreibung nehme ich mir aber die Sicht auf meine Selbsterkenntnis. Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie stehe ich in Bezug zu anderen? Wie und wo finde ich meinen Platz, ohne jemand anderen dadurch abzuwerten? Wieviel mag ich von mir preisgeben? Welche Kostbarkeiten, die mich ausmachen, behalte ich vielleicht lieber für mich und teile sie nur mit jenen Menschen, die mich dafür von Herzen wertschätzen können? Es geht um die Qualität von zwischenmenschlichen Beziehungen. Nicht um die Quantität von Followern, Freunden oder Hobbys. Es geht darum zu erkennen, dass ich selbst unendlich wertvoll bin – nicht mein Besitz. So kann wahre Akzeptanz entstehen, von sich selbst und von anderen.

Habgier (Avaritia)

Die Gier nach materiellen Gütern zieht sich durch die Geschichtsbücher, damals wie heute gibt es den Stand der reichen Menschen die, oftmals auf dem Rücken anderer, Reichtum erlangen und horten. Besessen von Geld und Besitztümern vernachlässigen sie dabei zwischenmenschliche Beziehungen, bzw. können sich auf diese gar nicht mehr einlassen aus Misstrauen, das Gegenüber könne es nur auf den Reichtum abgesehen haben. Habgier und Geiz führen so meist zu Einsamkeit und Isolation. Dagobert Duck ist ein archetypischer Stellvertreter dieser Todsünde – allein in seinem Geldspeicher, immer in Angst, sein Reichtum könnte genommen werden, unfähig eine ernste, emotionale Beziehung zu seiner Familie zu pflegen.

Geiz ist geil Mentalität als kulturelle Akzeptanz von Habgier

Doch ist dies nicht nur ein Phänomen einiger weniger Reicher, vielmehr haben wir Habgier auch beim „kleinen Manne“ in Form der schon gar nicht mehr so neuen „Geiz-ist-geil“-Kultur in unseren Alltag eingebaut. Die Mentalität, möglichst viel haben zu wollen und dafür möglichst wenig zu bezahlen, erschafft eine interessante Mischung aus Geiz und Habgier. Diese wird dann als Preis-Leistungs-Verhältnis betitelt, um mehr Distanz zum eigenen emotionalen Anteil daran zu schaffen.

Von der Habgier zur Selbstlosigkeit

Wer genau prüft und hinschaut erhält die Chance, sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen. Denn Besitztum zu horten ist ein Ersatz für fehlende Sicherheit, für fehlendes Urvertrauen. Was möchte ich mit meiner Habgier ausgleichen? Was fehlt mir wirklich (emotional) im Leben? Geiz ist zudem genau das Gegenteil von jenem Zustand, der uns größtmöglichen Raum zur bedingungslosen Resonanz mit unserem Umfeld schenkt: Selbstlosigkeit. Seine Ressourcen bedingungslos zu teilen führt zu einem Strom der Resonanz, der Neues entstehen lassen kann. Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.

Versuche ich festzuhalten, lebe ich gegen das einzige existierende kosmische Gesetz. Wer Schwierigkeiten mit Loslassen hat, mag seinen Umgang mit dieser Todsünde prüfen. Und sich von der gesellschaftlich kultivierten Habgier-Sicherheit lösen, um wieder im bedingungslosen Strom der Resonanz mit allem Leben zu fließen.

Wollust (Luxuria)

Das lateinische Wort Luxuria steht für Üppigkeit, Verschwendungssucht und Übermut. In Bezug auf die Todsünden sind hier an erster Stelle die sexuellen Begierden und Ausschweifungen, die körperliche Wollust und das triebhafte Handeln gemeint. Dabei wird, in der vollen Ausprägung der Sünde, ohne Rücksicht auf moralische oder ethische Grenzen agiert. Wir leben in einer sexualisierten Gesellschaft, in der Körperlichkeit und sexuelle Lust zum Marketinginstrument verkommen sind und erotische Reize immer weniger reizvoll werden.

Es gibt mit der Pornoindustrie einen großen Wirtschaftszweig, der diesen Seelenzustand aufgreift, bedient und das Laster ständig füttert. Hierdurch findet eine Abstumpfung statt, die immer stärke Reize verlangen lässt, die wiederum immer weiter abstumpfen lassen. Pornografie mag vielleicht einen (durchaus fragwürdigen) Konsens sexueller Handlungen zeigen. Doch bedient sie in keinster Weise unsere tiefe, innere Sehnsucht nach Intimität.

Von der Wollust zur Intimität

Intimität bedeutet exklusive Nähe, Geborgenheit, Berührung, Verschmelzung, Loslassen von Zeit und Raum – eine transzendentale Sexualität, die in erster Linie zwischen Seelen stattfindet, die Körper sind dabei nur die Vehikel. Wollust ist unreflektierte Triebbefriedigung. Was wir Menschen wirklich suchen ist eine spirituelle Erfüllung, die begleitet wird von Leidenschaft und Bedingungslosigkeit, von Verletzlichkeit und Hingabe, von Sinnlichkeit und Selbstfürsorge. So mag es ebenso schmerzlich wie letztlich befriedigend sein sich selbst tief in die Augen zu blicken und zu fragen, was für eine Sexualität ich lebe.

Die der anderen? Eine, welche man mir verkaufen will und die mich abhängig macht? Erfahre ich Berührung, die mich tief im Inneren berührt? Gebe ich mich hin, oder gebe ich mich her? Der Weg in eine erfüllte Intimität ist eine der intensivsten Reisen zu sich selbst. Sie zu leben und zu erfahren kann zu einem Weg werden, mich selbst intensiv als spirituelles, mit dem Schöpfungslicht verbundenem Wesen zu erfahren. Wir sollten uns von dieser Erfahrung nicht ablenken lassen.

Jähzorn (Ira)

Die Todsünde des Jähzorns wird oftmals mit Wut gleichgesetzt. Dabei ist Wut lediglich die menschliche Emotion, die unreflektiert und unkontrolliert zu Jähzorn werden kann. Jähzorn bezeichnet die cholerische Wut, die überschießende Reaktion auf ein Ereignis. Zorn ist definiert als Empfindung, die als Reaktion auf eine Gefährdung des Selbstbildes entsteht und auf jemanden gerichtet ist, der aus Perspektive des von Zorn Betroffenen an dessen Entstehung schuld ist. Treibt mich jemand in den Jähzorn, so hat er mich angetriggert, also seinen Finger heftig in eine meiner eigenen (Ur-)Wunden gelegt. Bei keiner anderen Todsünde geht es so unmittelbar um Selbstreflektion wie beim Jähzorn.

Vom Jähzorn zur Selbsterkenntnis

Was genau triggert mich grade jetzt in dieser Situation so dermaßen? Und wodurch ist mein Fass überhaupt so voll, dass dieses Ereignis ausreicht völlig auszuflippen? Unser Unterbewusstsein weiß, dass ich im anderen erkenne, was ich in mir selbst nicht sehen will. Dieser Schattenanteil in uns macht uns „blind vor Wut“, so dass wir es im jeweiligen Moment vielleicht nicht sofort selbst erkennen.

Aber mit ein wenig Abstand und nach ein paar tiefen Atemzügen kann ich mich erden und ehrlich mit mir ins Gericht gehen: was lehne ich am anderen oder an der Situation so ab? Woran erinnert mich das vielleicht? Warum möchte ich an dem Punkt nicht in die Veränderung kommen? Vielleicht mag ich versuchen die Situation als Geschenk zu betrachten: jemand hat die unbequeme Aufgabe übernommen mich aus meiner Komfortzone zu holen, damit ich mich selbst hinterfragen und am Ende über mich selbst hinauswachsen kann.

Die enormen, durch den Zorn freiwerdenden, zerstörerischen Kräfte sind mit dem Urchaos vergleichbar, das als schöpferische Kraft der Inbegriff der Transformation ist. Gelingt es mir im Jähzorn innezuhalten und mich selbst zu reflektieren, und die beinahe unbändige Energie in Schöpferkraft zu transformieren, bringt mich dies in meiner Persönlichkeitsentwicklung in großen Schritten weiter.

Völlerei (Gula)

Die stetig steigende Statistik der Fälle von Süchten, Adipositas und Ess-Störungen zeigen die Präsenz der Gula, der Völlerei, in unserer Gesellschaft. Neben diesen als Schwäche bewerteten Formen der Völlerei gibt es aber auch einen gesellschaftlich anerkannten Konsens: vom Feinkostladen mit seiner exorbitanten Qualitäts- und Preiskultur für die Gaumenfreuden, über die Kultivierung der Kochshow am heimischen Herd, über stets verfügbares Exotisches aus aller Welt bis hin zur XXL-Fresstempel-Gastronomie.

Die Völlerei findet ihren Gipfel in der qualvollen Massentierhaltung, die jedem ermöglichen soll sich alltäglich dem Genuss des kostbarsten Guts der Völlerei hinzugeben: dem Fleische. Wenn der menschliche Körper dann krachend und ächzend nachgibt, Übergewicht, Diabetes, Herz- oder Darmprobleme, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickelt, sollte man meinen, würde Einsicht einkehren.

Doch weit gefehlt: es wird geklagt und gejammert über den Arzt oder Heilpraktiker, der es wagt aus dem täglichen Angebot von über 1000 Nahrungsmittel eine Handvoll nicht zuträglicher zur Streichung zu empfehlen, während anderswo auf der Welt verhungert wird. Die Völlerei ist an Dekadenz kaum zu überbieten, und sie zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Doch welche Funktion erfüllt die Völlerei?

Von der Völlerei zur emotionalen Fülle

Was genau versuche ich mit der Völlerei zu füllen? Kein anderes Laster konfrontiert uns so sehr mit dem Thema Selbstfürsorge und Seelenhygiene. Mit der Frage, welche Gefühle ich versuche durch meine (Ess-)Sucht zu unterdrücken. Was ich an seelischen Themen nicht verdauen möchte. Trinken, rauchen, Essen – all das unterdrückt Emotionen. Wir wissen dies und nutzen Sprichwörter wie „Das kann ich nicht verdauen/das ist mir auf den Magen geschlagen“ oder „Ich bin ein Stress-Esser“. Und in der Tat erfahren Fastende, dass sie beim Nahrungsverzicht nicht nur Unverdautes und Festgehaltenes auf Körperebene loslassen, sondern auch auf emotionaler Ebene Unterdrücktes an die Oberfläche kommt und bearbeitet werden kann.

Welche emotionale Leere versuche ich mit meiner Völlerei zu füllen? Wie könnte ich mich alternativ füllen? Nahrung erdet – wodurch habe ich meine Erdung verloren? Wie kann ich sie wiedererlangen? Die Antworten haben sicherlich etwas mit Aufarbeiten, Loslassen und Verändern zu tun. Damit, sich die passende emotionale Nahrung zu suchen. Oftmals kann ich mir selbst gegenüber nicht objektiv sein, so dass es Sinn machen kann sich hierbei Unterstützung zu suchen. In jedem Fall aber führt das Ablegen der Völlerei meines Körpers zur Erfüllung meiner Seele.

Neid (Indivia)

Neid ist die sechste Todsünde und bezeichnet das ungesunde Verlangen nach dem Besitz oder den Erfolgen Anderer. Ich stelle im Neid andere auf ein Podest der Verdienste und des Könnens, mache mich selbst klein und schaue mit minderwertigen Gefühlen zu den Könnern auf dem Podest herauf, nur um mich damit selbst noch kleiner zu machen. Hierbei ist es egal ob es sich um große Werke wie geschäftlichen Erfolg, erschaffene Kunst oder sportliche Erfolge handelt, oder um den kleinen Neid auf den flacheren Bauch der Frau im Supermarkt.

Neid führt zu unterschwelliger bis offensichtlicher Missgunst, Eifersucht oder gar feindseligen Handlungen. Neid und Missgunst sind jene Gefühle, die am häufigsten auf energetischer Ebene anderen Schaden zufügen, auch wenn dies nicht bewusst beabsichtigt ist. Es entstehen „energetische Pfeile“, die den anderen Treffen können. In der südamerikanischen Kultur entstand so z. B. der Ausdruck „mal de ojo“, der böse (neidische) Blick, der besonders Kinder treffen und zu Krankheit führen kann.

Die hieraus entstehenden körperlichen Schäden sind nicht selten nur durch die Arbeit eines schamanisch Arbeitenden auf energetischer Ebene wieder zu lösen. Neid und Missgunst sind aber auch ein häufiger Antrieb für Rituale schwarzer Magie um anderen bewusst zu schaden und ihnen ihren vermeintlichen Erfolg zu nehmen.

Vom Neid zur eigenen Stärke

Die Auflösung von Neid ist denkbar einfach: wenn ich aufhöre mich selbst klein zu machen, brauche ich all diese Missgunst nicht mehr. Das, was ich im anderen so beneide ist das, was ich mir selbst nicht zugestehe. Warum gestehe ich es mir nicht zu? Vielleicht ist es soziale Prägung aus der Kindheit, die ich jetzt loslassen darf. Vielleicht ist es eine Selbstmanipulation um selbst nicht ins Tun kommen zu müssen?

Vielleicht ist es ein Thema aus der Ahnenreihe, dass ich mittrage und nun auflösen darf. Vielleicht sind es Glaubenssätze wie „Das schaffe ich niemals“ oder „Das habe ich nicht verdient“, die ich von irgendwo übernommen habe? Hinzusehen und reinzuspüren wo ich mich selbst klein halte, wo und wie ich mich selbst manipuliere, kann zunächst sehr unangenehm sein. Doch habe ich mich erst einmal durch diese Dinge durchgefühlt, kann ich sie gehen lassen. Manchmal ist Schwäche der größte Schritt zur eigenen Stärke.

Trägheit (Acedia)

Wir leben im Zeitalter der ständigen Erreichbarkeit, der stetigen Betriebsamkeit, der niemals schlafenden Städte, des Burnouts durch Überarbeitung und des sich immer fortwährend drehenden Hamsterrades. Und doch leben wir gleichzeitig im Zeitalter der Trägheit: wir arbeiten emsig daran, möglichst viel Bewegung zu vermeiden und mehr Komfort ins Leben zu holen. Wir werden immer gleichgültiger gegenüber fremden Schicksalen, auch wenn wir gleichzeitig tarnend „Solidarität“ auf unsere Fahnen schreiben.

Wir sind denkfaul geworden, kaum jemand erträgt es noch ein Buch oder längere Texte am Stück zu lesen, schon gar nicht, wenn sie intellektuell fordernd sind. Wir überlassen das Engagement verständnislos auslachend den alten Ehrenämtlern, die Nahrungszubereitung sündhaft teuren One-pot-Geräten, wir sind politik- und widerstandsmüde und froh um jedes Familientreffen, das nicht stattfindet. Wir verbringen das Wochenende lieber mit Netflix-Serien auf der Couch als in der freien Natur, haben mehr Augenkontakt mit unseren Smartphones als mit unseren Kindern und das Gassigehen mit dem Haustier geben wir an Dogwalker ab. So lehnen wir direkt bis indirekt das Leben und den eigenen Schöpfungsanteil daran ab. Wir ergeben uns in eine (kollektive) Opferrolle, lehnen jede Veränderung – vor allem im eigenen Sein – ab.

Von der Trägheit zur Eigenverantwortung

Als aus dem Paradies Verstoßene geht es in unserem menschlichen Sein darum Eigenverantwortung zurück zu erlangen. Konkret bedeutet dies, alles aus meinem Leben zu entfernen, was mich in meiner göttlichen Kraft schwächt: kraftraubende Beziehungen ebenso wie belastender Technikkonsum, sinnleere Fernsehsendungen, Gehirnwäsche durch Marketing, Politik und Medien sowie Geräte die mir alles abnehmen. Nahrungsmittel, die mich nicht nähren. Arbeit, die mich nicht erfüllt. Es geht stattdessen um die sinnliche Erfahrung, dass körperliche Bewegung kräftigt und Lebensfreude bringen kann.

Es geht um die Berührung der Herzen, wenn ich mit voller Aufmerksamkeit mit meinem Kind spiele, anstatt es zu beschäftigen. Es geht um Wind auf meiner Haut, Erde unter meinen Füßen und dem Duft des Waldes in meiner Nase. Diese Dinge machen mich lebendig. Die Trägheit gilt als die verwerflichste Sünde, weil sie geistige und spirituelle Entwicklung verhindert. Damit kann sie, wenn man an die Polarität von Gut und Böse glauben will, direkt dem Werk des Bösen zugeordnet werden. Doch es ist meine Entscheidung ob ich mich dem hingebe, oder ob ich mein göttliches Licht wieder zum Leuchten bringe.

Das Potenzial der Todsünden

Es ist meines Erachtens völlig unerheblich ob ich ein christliches Weltbild pflege oder nicht, das Konzept der 7 Todsünden beschreibt Anteile des menschlichen Seins jenseits von Religion. Doch es kann ein hilfreiches Konzept sein, um in die eigene Kraft und Macht zu kommen. Es kann als Leitfaden dienen, das eigene Handeln und die eigene Persönlichkeit zu reflektieren, und so Belastendes aufzuarbeiten. In der Konsequenz führt das zu 7 Mehrwerten: aus Hochmut wird Selbstliebe bzw. Selbstwert. Aus Habgier wird Selbstlosigkeit mit der ihr innewohnenden Resonanz zu allem Guten. Aus Wollust entsteht tiefe, transzendentale Intimität und Verschmelzung mit der Uressenz des eigenen und göttlichen Seins.

Aus Jähzorn wird Schöpferkraft, aus Völlerei wahres Loslassen und Transformation. Sich vom Neid zu befreien führt zur eigenen, inneren Größe. Und Trägheit abzulegen führt in die spirituelle Entwicklung und Anbindung. Denn möglicherweise ist das die eigentlich Aufgabe unseres menschlichen Seins: den Weg der Selbsterkenntnis zu gehen, um hierdurch wieder zurück ins Paradies und in die geistige Verbindung zum Göttlichen zu kommen, aus dem wir uns selbst verbannt haben, um eben diesen Weg gehen zu können.

12.11.2023
Heilpraktikerin Christine Goerlich
Bach Foundation Registered Pracititioner & Trainer
www.naturheilpraxis-wegweise.de

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Christine Goerlich

 Energievampirismus Christine Goerlich
Ich bin seit über 25 Jahren für Dich auf dem Weg, die Anbindung und Erinnerung an das wahre Sein einzusammeln, die Geschichten vom alten Pfad, der in die neue Zeit führt. Ich wandere zwischen Schamanismus, Hexerei und Magie, kombiniere die wirkungsvollen Essenzen hieraus und übersetze sie für Dich in alltagspraktische Spiritualität der Welt, in die wir fließen. So findest Du in Deine Kraft.

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2 Kommentare

  1. Die “Erb-Sünde” ist m.E. in Wahrheit eine schon bei Adam und Lilith (!), den wahren “ersten Menschen”, unverschuldet ausgebrochene Seelen-Trauma-Massen-Störung.
    “Sünde” meint “Absonderung / Abtrennung” und bezieht sich auf die relative Abtrennung von der Seele, dem spirituell-energetischen wahren (Lebe-)
    Wesen des Menschen, die sich bei “Verletzung” / “Trauma (Schreck, Schock, Bedrohung, Angst, usw.) zusammen- / zurückzieht. Und erst wieder hervorkommt, wenn sie sich sicher weiß.

    In der Legende von Adam und Lilith heißt es wesentlich, daß eine “Veränderung” eintrat: Lilith “verschwand” und wurde als “Dämon” tätig. Die Beispiele ihrer Tätigkeit sind leicht als Folgen / Symptome der Trauma-Folge-Störung zu deuten.

    Diese Massenstörung fand / findet zur Zeit der biblischen Darstellungen KEINE Heilung.
    Folglich entwickelt sich unter dem Einfluß des Fehlens der Lilith – der Seele – bei Adam, dem materiellen Aspekt des Menschen, die “Eva”, die verständlicherweise kein vollwertiger Ersatz sein kann.
    Adam und Eva stellen den typischen Kollektiv-Neurotiker dar; den Typ Mensch, der heute der mehrheitliche Mensch der “zivilisierten Gesellschaft” ist und damals, beim Ausbruch des “Übels” / “Bösen”, der “Verblendung”, usw., die bis dahin gültige spirituell bewußte Kultur der Jäger und Sammler aufgegeben und das Prinzip “Zivilisation” (Ackerbau, Viehzucht, Städte- / Tempelbauten, usw.) verfolgt hat.
    Das war kein menschlicher Fortschritt, sondern krankhafte Degeneration.

    Hier ein Auszug meiner Erkenntnisse aus 76 Lebensjahren; davon die letzten 35 Jahre im Thema:

    >>Kollektive Neurose (Wolfgang Heuer, 2023)

    Die Ursache der Zivilisation („Hochkultur“) und aller ihrer Fehlentwicklungen / Mißstände der zivilisierten Gesellschaft ist “Die (DIE) Krankheit der Gesellschaft“ (Kütemeyer, Fromm, Krishnamurti, u.a.), eine “kollektive Neurose” (Fromm, Frankl, Bodamer, Meves, u.a.), wie der (Gattungs-)Begriff in der Soziologie lautet; eine massenhafte Trauma-Nichtheilungs-Störung der nichtmateriellen Seele – nicht der materiellen “Psyche”, wie die Psychiatrie den Gegenstand ihres Wirkens nennt.

    Dieses Problem wird vehement verschwiegen / geleugnet / fehlgedeutet und die Autoren und ihre Schriften diskreditiert, so daß viele Menschen gar nichts darüber wissen – und leider sind die meisten derer, die von der (Kollektiven) Neurose wissen, aus Gründen eigener Befallenheit / Beeinträchtigung nicht befähigt, das wahre Ausmaß des Phänomens zu erkennen.

    Die Angst vor der Wahrheit ist pathologisch (neurotisch), kann aber – und muß (für die Heilung) – überwunden werden.

    Kollektive Neurosen bestehen aus den individuellen Neurosen der (Mehrheit der) Mitglieder des – jeweiligen, gemeinten – Kollektivs.

    Neurose verstehe ich primär als den Zustand zwischen seelischer Verletzung / Traumatisierung und grundlegender, natürlicher, Heilung.
    Neurose ist in Wahrheit weitaus mehr als die in div. Veröffentlichungen beschriebenen auffälligen Symptome.

    Der größere Teil der Symptome “versteckt” sich in der – angeblichen, vermeintlichen – “Normalität” der zivilisierten Gesellschaft. Die Krankheit selbst “versteckt” sich im Unbewußten der Befallenen.

    Im Zustand der Neurose befindet sich die Seele – die ich als rein energetisches (nichtmaterielles, feinstoffliches) Lebewesen sehe – in einer Art “Rückzugs- / Schutzhaltung”, wodurch ihr Leistungs-Potenzial für den materiellen (grobstofflichen) Aspekt des Menschen nur begrenzt verfügbar ist.

    Das Leistungs-Potenzial der Seele umfaßt im Wesentlichen ZWEI Komponenten:

    1.: (Universelle) ENERGIE (nichtmaterielle, feinstoffliche, Lebens-Energie, Kraft der Liebe und des Friedens, Heilkraft, usw.)
    und
    2.: (Universelle) INFORMATION (intuitive Erkenntnisse, Eingebungen, Ahnungen, Fügungen, „Zufälle“, Führung, usw.).

    Bei Mangel an diesen Komponenten kann kein wahres Leben / Sein, keine gesunde Entwicklung, stattfinden – so daß befallene Menschen auch nicht wahrhaft (geistig-seelisch / spirituell) erwachsen werden können.

    (Kollektive) Neurose sehe ich als den wesentlichen Ursachenfaktor aller sogenannten “Störungen” / “Krankheiten” einschließlich der Störung(en) der Fähigkeiten zu wahrer Verantwortung und echten, menschlichen, Beziehungen.

    Kollektive Neurosen können sich steigern zu “kollektiven Psychosen” wie Krieg, Bürgerkrieg, Aufstände, Verfolgung, Vertreibung, Terror(-ismus), Massaker, Genozid, usw..

    Der Ausbruch der Kollektiven Neurose vor >17.000 Jahren (bei vermutlich einer Gruppe verwaister traumatisierter Kinder) führte zu Kulturverlust und zur Teilung der Befallenen in hauptsächlich 2 Symptomatik-Gruppen:
    Circa 1% eher aggressive, herzlose, böse, “Versklaver” / Ausbeuter / Tyrannen und
    Circa 99% eher typisch neurotisch ängstliche mental Versklavte.

    Bei fortgesetzter Nichterkenntnis / Nicht-Heilung droht der befallenen Population Untergang und Aussterben. Entsprechende Warnungen finden wir in der Literatur.

    Wir stehen in der Erfahrung dieser schlimmsten aller Krankheiten seit >17.000 Jahren – und vor der Herausforderung, sie nun endlich auch kollektiv zu erkennen und den Weg der grundlegenden, natürlichen, Heilung zu beschreiten.

    Das erfordert intensive wahrheitsgemäße Aufklärung – und zwar mit zunehmender Dringlichkeit; denn die Krankheit wächst exponentiell.

    Mehr darüber: http://www.seelen-oeffner.de/basis-info/ (www.Seelen-Oeffner.de)<<

    https://www.blickpunkt-zukunft.com/files/projektordner/pdf/BZ25.pdf (mein erster längerer Artikel von 1993)

    https://twitter.com/heureka47

    Herzlichen Gruß!

    • Lieber Herr Heuer,
      vielen Dank für die Tür, die Sie mit Ihren Ausführungen öffnen. Sie mag dazu dienen, über das Resonanzprinzip jene zu erreichen, die darüber in die für sie jeweils passenden Erkenntnisse gelangen möchten. Ich denke, die Menschen sind schon auf einem nicht mehr aufzuhaltenden Weg zur kollektiven Heilung.
      Viele Grüße,
      Christine Goerlich

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