Stress, Schlaf und Schilddrüse – Wie kindliche Prägungen und Traumata unseren Schlaf als Erwachsene beeinflussen können
Schlaf ist essenziell für unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit – er ist in seiner Wirkung durch nichts zu ersetzen. Während wir schlafen, regeneriert sich unser Körper: Zellen werden repariert, das Immunsystem gestärkt, und unser Gehirn verarbeitet das Erlebte des Tages, während die Seele auf Reisen in die Traumwelt geht. Tiefschlafphasen sind dabei entscheidend für die kognitive Leistungsfähigkeit und emotionale Ausgeglichenheit. Doch viele Erwachsene leiden unter Schlafstörungen, ohne eine klare Ursache zu erkennen.
“Schlaf, süßer Schlaf, du kommst wie ein Freund,
Du heilest, was das Leben beweint.
Du wiegst in Ruh’ die Sorgen sacht,
Bringst neue Kraft zur Morgenpracht.”
— Friedrich Rückert
Es gibt zahlreiche offensichtliche Gründe für Schlafstörungen, wie z. B. unregelmäßige Schlafenzeiten durch Schichtarbeit, zu spätes Essen oder Koffeinkonsum am Abend, Lärm, eine ungünstige Schlafumgebung, Medikamentennebenwirkungen oder physische Ursachen, wie Schmerzen, Schlafapnoe oder das Restless-Legs-Syndrom. Ein modernes Problem ist zudem die Nutzung technischer Geräte vor dem Schlafengehen: Das blaue Licht von Bildschirmen hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin und kann so zu Einschlafproblemen führen.
Neben diesen leicht identifizierbaren Ursachen können jedoch auch tiefere, weniger offensichtliche Faktoren eine Rolle spielen: Belastende frühkindliche Prägungen, latente Ängste, Traumata und die Auswirkungen gestörter elterlicher Bindungen produzieren chronischen Stress, der das Nervensystem nachhaltig beeinflussen kann. Diese Belastungen können langfristig zu einer Dysregulation des Stresshormons Cortisol führen, was sich wiederum auf die Schilddrüse auswirken kann. Eine dadurch bedingte Schilddrüsenunterfunktion kann zu vermehrter Tagesmüdigkeit führen, aber auch zu verlängerten Einschlafzeiten (Schlaflatenz), einer verkürzten Schlafdauer und einer geringeren Zufriedenheit mit der Schlafqualität. Dies führt wiederum zu Stress, Stress führt zu schlechtem Schlaf, und schlechter Schlaf verstärkt den Stress.
So entsteht ein Teufelskreis, bei dem am Ende kaum mehr klar ist, was Ursache und was Wirkung ist. In diesem Artikel sollen Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren untersucht, und spirituelle Techniken zur Unterstützung der Heilung vorgestellt werden.
Frühkindliche Prägungen und deren Einfluss auf den Schlaf
Unsere ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung unseres Nervensystems. Die Art und Weise, wie wir als Kind Trost, Sicherheit und Ruhe erfahren haben, prägt unser Stressverarbeitungssystem und beeinflusst unser Schlafverhalten im Erwachsenenalter. Wenn Babys in einer Umgebung aufwachsen, in der sie zuverlässig Trost und Geborgenheit erfahren, entwickeln sie Urvertrauen. Dieses ermöglicht die Ausreifung eines stabilen Nervensystems, das leicht in Entspannungszustände wechseln kann.
Negative frühkindliche Prägungen und Traumata hingegen können tiefgreifende Auswirkungen auf das spätere Schlafverhalten haben. Kinder, die häufig schreien gelassen wurden oder deren Bezugspersonen inkonsistent, abwertend oder übergriffig in ihrer Fürsorge waren, erleben Angst und Unsicherheit. Dies führt zu einer erhöhten Stressreaktion: Ihr Körper lernt, dauerhaft auf Bedrohung eingestellt zu sein, wodurch das autonome Nervensystem in einem Zustand chronischer Überaktivierung bleibt.
Wissenschaftliche Studien der Universitätsmedizin Mainz zeigen, dass frühkindlicher Stress dauerhafte Veränderungen im Gehirn bewirken kann, insbesondere in den Gliazellen, die für die neuronale Kommunikation wichtig sind. Solche Erfahrungen können das limbische System überempfindlich machen, wodurch das sympathische Nervensystem dauerhaft aktiviert bleibt – was zu einer anhaltenden inneren Anspannung führt.
Auch Schlafassoziationen spielen eine wichtige Rolle: Kinder, die nur unter hohem Stress oder mit Druck zum Schlafen gebracht wurden, entwickeln oft unbewusst eine negative Verbindung zum Schlaf. Dies kann sich in Form von innerer Unruhe oder dem Gefühl äußern, dass Schlaf „gefährlich“ sei, weil er mit Trennung, Leistungsdruck oder Unsicherheit verknüpft wurde.
Traumata und ihre Auswirkungen auf das Nervensystem
Nicht nur frühkindliche Erlebnisse, sondern auch spätere Traumata können das limbische System überempfindlich machen und das Gehirn in einen Dauerstressmodus versetzen. Traumatische Erlebnisse – sei es durch Unfälle, schwere Verluste, Missbrauch, Unterdrückung oder Übergriffe – können dazu führen, dass das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft bleibt.
Die Amygdala, unser Angstzentrum, bleibt überaktiv, wodurch von der Nebenniere die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin vermehrt ausgeschüttet werden. Dies kann das Einschlafen erschweren, den Schlaf oberflächlich und unterbrochen halten oder Albträume hervorrufen. Besonders häufig treten Schlafstörungen im Zusammenhang mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) auf: Das Gehirn versucht in der Nacht unverarbeitete Ängste und Belastungen zu verarbeiten, und kann sich dadurch nicht vollständig entspannen. Dies kann in schweren Fällen sogar zu Panikattacken im Schlaf führen, da der Körper auf unbewusster Ebene versucht, die angestauten Spannungen zu entladen.
Gestörte elterliche Beziehungen als Stressfaktor
Kinder sind besonders sensibel für die Dynamik zwischen ihren Eltern. In der ganzheitlichen Kinderheilkunde zeigt sich immer wieder, dass Kinder familiäre Spannungen durch körperliche Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten spiegeln. Ein instabiles oder toxisches familiäres Umfeld kann zu einem tief verankerten Gefühl der Unsicherheit führen. Besonders problematisch sind wiederkehrende Streitigkeiten, emotionale Vernachlässigung oder Manipulation. Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, lernen, innerlich stets auf der Hut sein zu müssen – das Nervensystem kommt nicht zur Ruhe.
Wenn Eltern häufig streiten oder sich trennen, ohne das Wohl des Kindes im Fokus zu haben, erlebt das Kind eine tiefe emotionale Verunsicherung. Besonders Trennungskinder leiden oft unter Schuldgefühlen und Versagensängsten, da sie unbewusst glauben, es sei ihre Aufgabe, die Eltern zusammenzuhalten. Dadurch entwickelt sich ein Grundgefühl von Angst, Anspannung und Stress, das sich im Nervensystem manifestieren kann und später zu Schlafproblemen führt.
Schlafmangel als Symptom und Stressor – wie der Teufelskreis beginnt
Schlaf ist essenziell für die Stressregulation. Während des Schlafs werden Cortisol und andere Stresshormone abgebaut, das Nervensystem kann sich regulieren. Bei anhaltendem Schlafmangel bleibt dieser Mechanismus gestört, was zu einem konstant erhöhten Cortisolspiegel führt. Dadurch wird nicht nur die Erholung erschwert, sondern Schlafmangel selbst wird zum Auslöser von chronischem Stress und einer Entgleisung des gesunden Cortisolhaushalts.
Eine Abwärtsspirale entsteht: Wer schlecht schläft, hat mehr Stress – und wer gestresst ist, schläft noch schlechter. Fehlende Tiefschlafphasen führen dazu, dass das vegetative Nervensystem dauerhaft überaktiv bleibt, wodurch die körperliche und seelische Erholung erheblich beeinträchtigt wird.
Cortisol-Dysregulation und deren Auswirkungen auf die Schilddrüsengesundheit
Cortisol ist ein Hormon, das in den Nebennieren produziert wird und eine Vielzahl von körperlichen Prozessen reguliert:
- Stressbewältigung: Aktiviert die körperliche Reaktion auf Stress.
- Blutzuckerregulation: Erhöht den Blutzuckerspiegel bei Bedarf und beeinflusst den Insulinstoffwechsel.
- Fettstoffwechsel: Fördert den Fettabbau, kann aber auch zu Fettumverteilung führen.
- Proteinabbau: Baut Muskelprotein zur Energiegewinnung ab.
- Entzündungshemmung: Reduziert Immunreaktionen.
- Schlaf-Wach-Rhythmus: Reguliert den zirkadianen Rhythmus in Zusammenarbeit mit dem Schlafhormon Melatonin.
- Schilddrüsenfunktion: Hemmt die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in T3.
Wenn chronischer Stress dazu führt, dass der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht bleibt, kann das schwerwiegende Folgen für die Schilddrüse haben. Insbesondere drei Mechanismen tragen zu Störungen bei:
- Hemmung der T4-T3-Umwandlung: Hohe Cortisolwerte verhindern die Umwandlung von T4 (inaktive Form) in T3 (aktive Form), sodass dem Körper weniger wirksames Schilddrüsenhormon zur Verfügung steht.
- Verminderte Zellantwort auf T3: Lang anhaltender Stress kann zu Insulinresistenz und Blutzuckerschwankungen führen, wodurch die Zellen weniger empfindlich auf das aktive Schilddrüsenhormon T3 reagieren.
- Hypophysenunterfunktion durch chronische Stressfaktoren: chronischer Stress erschöpft die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), wodurch weniger Hormone (TSH) ausgeschüttet werden, welche die Schilddrüse zur Produktion ihrer Hormone anregen.
Das bedeutet, dass trotz unauffälliger oder „nur“ mäßig erniedrigter Laborwerte eine funktionelle Schilddrüsenunterfunktion in all ihrer Symptomenbreite vorliegen kann. In der allgemeinmedizinischen Praxis bleibt dies oft unberücksichtigt. Betroffene Patienten wandern dann mit einer Vielzahl unspezifischer Symptome von Arzt zu Arzt – ohne eine klare Diagnose oder wirksame Lösung zu finden.
Die vielfältigen Varianten der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Die Schilddrüsenhormone (T3 und T4) haben eine zentrale Rolle im gesamten Stoffwechsel und beeinflussen zahlreiche Funktionen im Körper: Sie regulieren den Energiehaushalt (Wärmeproduktion, Glukose- und Fettstoffwechsel), das Zellwachstum und die Entwicklung (z. B. Gehirn, Knochen, Muskelkraft), das Herzkreislaufsystem (Herzfrequenz, Kontraktionskraft des Herzens, Durchblutung, Sauerstoffversorgung), das Nervensystem (kognitive Leistungsfähigkeit und Konzentration, Stimmung), das Verdauungssystem (Darmbewegung, Magensäureproduktion), das Immunsystem, den Hormonhaushalt und auch die Hauterneuerung und das Haarwachstum.
Hieraus ergeben sich die vielfältigen Symptome der Schilddrüsenunterfunktion, die vom Allgemeinmediziner oftmals anderen Krankheitsbildern zugeordnet oder ignoriert werden: Kälteempfinden, träge Verdauung, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Brain Fog und Erschöpfung, trockene Haut und Haarausfall (auch Augenbrauen), Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen (besonders im Gesicht), Gelenkschmerzen, chronischer Eisenmangel, hoher Cholesterinspiegel, Restless Legs, häufige Übelkeit, eingeschränkte Entgiftungsleistung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, starke Menstruationsblutung und mehr.
Eine Diagnostik nur über die üblichen Schilddrüsenwerte TSH, T3 und T4 kann lediglich etwa ein Drittel der Schilddrüsenunterfunktionen bestätigen – nämlich nur jene, die direkt mit der Schilddrüse in Zusammenhang stehen. Nicht aber jene, die über andere Stoffwechselwege eine Unterfunktion herbeiführen, oder die Zellen in ihrer Hormonaufnahme behindern.
Die vermeintlich schwierige Diagnostik
Die Schilddrüse produziert hauptsächlich das Hormon Thyroxin (T4) und in geringeren Mengen auch Trijodthyronin (T3). Der Großteil des aktiven T3 wird jedoch nicht direkt von der Schilddrüse produziert, sondern entsteht durch die Umwandlung von T4 in verschiedenen Geweben des Körpers. T3 ist die eigentlich wirksame Form des Schilddrüsenhormons, das direkt in die Zellen aufgenommen wird und dort Stoffwechselprozesse reguliert.
Die Umwandlung kann aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, wie Nährstoffmängel (z. B. Selen, Zink), durch chronische Entzündungen oder Lebererkrankungen, und eben auch durch das erhöhte Cortisol bei Stress. Neben der Umwandlungsstörung kann der durch Cortisol gestörte Blutzuckerspiegel die Empfänglichkeit der Zellen für T3 verringern. Und auch Probleme in der Hirnfunktion, z. B. ausgelöst durch chronischen Stress, übermäßigen Genussmittelkonsum oder die Antibabypille (Senkung des Dopaminspiegels) sowie Serotoninmangel, können die Schilddrüse in ihrer Arbeit behindern. Insgesamt gibt es über 20 mögliche Ursachen für die Schilddrüsenunterfunktion. Beim Arzt geprüft werden in der Regel nur zwei davon.
Mögliche Lösungsansätze
So komplex der Zusammenhang von Cortisol, Schilddrüsenhormonen und seelischen Ursachen auch erscheinen mag – die Lösung zur Entlastung ist zunächst ganz einfach. Denn die Natur arbeitet nicht gegen uns. Kein biologisches System schadet sich bewusst selbst. Alle vermeintlich negativen Prozesse dienen letztlich der Stärkung, Resilienz und Transformation.
Wenn ein überreiztes Nervensystem zu Stress und damit zu einer Cortisolstoffwechselstörung geführt hat, liegt die Hauptursache meiner dadurch hervorgerufenen (Schilddrüsen-)Probleme genau dort. Die Lösung: Stressreduktion und Beruhigung des Nervensystems (idealerweise durch Aufarbeitung der Auslöser). Das klingt fast zu simpel, um wahr zu sein – und doch fühlen wir intuitiv, dass Stress uns krank macht. Doch sind wir oft so tief im Ungleichgewicht gefangen, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Schlafmangel produziert langfristig eine Vielzahl von Symptomen die belasten, ablenken und das Offensichtliche manchmal unsichtbar machen.
Schlafhygiene
Erholsamer Schlaf erfordert die richtigen Rahmenbedingungen. Dazu gehören:
- Regelmäßige Schlafenszeiten und genügend Schlafstunden.
- Verzicht auf Bildschirme (Handy, TV) in der letzten Stunde vor dem Schlafengehen, um die Melatoninproduktion nicht zu stören.
- Kein Koffein und Zucker, da sie das ohnehin überreizte Nervensystem belasten. Das mag die erste Zeit sehr unangenehm sein, denn durch den gestörten Blutzuckerspiegel halfen die Mittel über extreme Tagesmüdigkeitsphasen hinweg. Jedoch kann sich nur ohne wieder ein normales Empfinden für Wachheit und Müdigkeit einstellen.
- Ein optimales Schlafumfeld: Sauberes, gemütliches Bett, dunkler und ruhiger Raum, frische Luft, kein WLAN oder Bluetooth in der Nacht.
- Dunkelheit: Ist es im Zimmer zu hell, wird die Melatoninproduktion gehemmt, was wiederum den Schlaf stört.
Abendroutine
Ein langfristig überreiztes Nervensystem braucht feste Strukturen, um wieder in Balance zu kommen. Routinen geben Stabilität, denn der Mensch ist ein rhythmisches Wesen. Unser zirkadianer Rhythmus, die innere Uhr des Körpers, steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus und wird durch Licht, Hormone und Umweltfaktoren beeinflusst. Eine feste Abendroutine signalisiert dem Körper: „Der Tag endet, jetzt beginnt die Entspannung, und sie führt mich in den Schlaf.“ Spirituelle Praktiken können hierbei besonders hilfreich sein.
Spirituelle Methoden für besseren Schlaf
Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit spirituellen Praktiken eine Abendroutine zu gestalten und das innere Stressniveau zu reduzieren. Denn dass Meditation, Gebet und Kontemplation den Cortisolspiegel senken, ist wissenschaftlich bewiesen. Im Folgenden möchte ich verschiedene Anregungen geben, aus denen eine eigene „Praxis der inneren Ruhe“ entwickelt werden kann. Das kann sowohl allein, als auch mit dem Partner oder der ganzen Familie praktiziert werden.
Das Abendritual: Den Tag bewusst abzuschließen und die Nacht einzuläuten, wirkt beruhigend und stärkt das Gefühl der Eigenmacht. Eine klassische Möglichkeit ist das Schreiben eines Tagebuchs. Wer sich mit leeren Seiten schwer tut, kann strukturierte 8-Minuten-Tagebücher und ähnliche Vorlagen nutzen, die mit gezielten Fragen zu Achtsamkeit, Dankbarkeit und Reflexion führen.
Eine weitere Variante ist z. B. ein „Zettelzauber“: Alle belastenden Gedanken des Tages werden auf einen Zettel geschrieben, der anschließend verbrannt oder entsorgt wird. Dies hilft, Sorgen bewusst loszulassen. Mit einem abschließenden Zauberspruch wie „Alles ist jetzt gut, ich bin sicher und geborgen.“ kann das Ritual beendet und das Nervensystem beruhigt werden.
In der Familie können gemeinsame Rituale entstehen, etwa das Beantworten bestimmter Fragen wie: „Was waren die drei schönsten Erlebnisse des Tages?“, „Gab es heute ein kleines Wunder?“, „Welches Gefühl möchte ich nicht mit in den nächsten Tag nehmen?“ oder „Welche meiner Superkräfte habe ich heute eingesetzt?“. Durch aktives Zuhören und gegenseitige Wertschätzung entsteht ein wohltuender Austausch.
Auch Körperübungen können ein Ritual sein: Eine kurze Selbstmassage, gegenseitige Fußmassagen, das Tanzen zum Lieblingslied oder eine Yoga-Session zum Sonnenuntergang.
Schon Kindern ein solches Maß an Selbstfürsorge vorzuleben, ist die beste Stress-Prävention!
Meditation und Kontemplation: Während Meditation darauf abzielt, Gedanken zur Ruhe zu bringen, erlaubt Kontemplation die bewusste Betrachtung bestimmter innerer Themen. Beide Methoden helfen, den Geist zu klären und das Nervensystem zu beruhigen. Geführte Meditationen – etwa zur Chakrenreinigung oder zur Erdung – bieten Anfängern einen Einstieg und Rahmen. Die stressreduzierende Wirkung von Meditation ist in Studien belegt worden.
Die richtige Umgebung spielt eine Rolle: Gedimmtes Licht, Räucherwerk oder gemütliche Kleidung können das Erlebnis vertiefen. Anfangs kann es herausfordernd sein, da das überreizte System schnell abschweift oder in Erschöpfung versinkt. Doch auch zwei Minuten innere Einkehr sind besser als keine – mit der Zeit gewöhnt sich der Stoffwechsel an die neue Praxis. Und das Gefühl etwas Gutes und Bewusstes für sich getan zu haben schafft nachhaltig inneren Frieden.
Das Gebet: Beten ist eine uralte Technik der Selbstreflexion und Rückverbindung – unabhängig von Religion oder Glauben. Beten ist die Zwiesprache mit sich selbst und dem großen Ganzen zugleich. Die Anbindung an den eigenen Ursprung, ein sich-Zuhause-fühlen im Universum. Ein stetes Prüfen und Hinterfragen des eigenen Glaubens – und das einzige Mittel diesen für sich selbst zu finden und zu definieren. Woran glaube ich? Was macht mich aus? Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Mit Beten befreit man sein Innerstes von geistigen und emotionalen Lasten und kann seine Aufmerksamkeit auf positive Emotionen ausrichten. Dies erhöht die eigene Schwingung und nährt das erschöpfte Nervensystem mit Energie. Es ermöglicht, Gedanken zu ordnen, emotionale Lasten loszulassen und den Fokus auf positive Gefühle zu richten.
Eine kraftvolle Methode ist das „Ich bin“-Gebet, bei dem bekräftigende Sätze formuliert werden, die mit „Ich bin“ beginnen: „Ich bin mutig. Ich bin gesund. Ich bin heil. Ich bin aufmerksam für meine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse. Ich bin voller Liebe… (beliebig weiter ausführen)“ Auch ein Dankbarkeitsgebet kann helfen, den Fokus auf das Gute zu lenken – von großen Lebensereignissen bis hin zur Wertschätzung kleiner Alltagsfreuden.
Atemübungen: Atemtechniken sind wirkungsvolle Methoden zur Beruhigung des Nervensystems und können sogar die Schilddrüsenfunktion positiv beeinflussen. Drei bewährte Übungen sind:
- Die Vierer-Atmung: In einem eigenen Zählrhythmus vier Einheiten lang einatmen, vier Einheiten den Atem halten, vier Einheiten ausatmen und wieder vier Einheiten halten. Dies wiederholen, bis tiefe Entspannung einsetzt.
- Die Wechselatmung (Nadi Shodhana): Mit dem Daumen das rechte Nasenloch verschließen und durch das linke einatmen. Das linke Nasenloch mit dem Ringfinger verschließen, kurz den Atem halten, dann durch das rechte Nasenloch ausatmen. Nun durch das rechte Nasenloch einatmen, den Atem wieder halten und durch das linke Nasenloch ausatmen. Dies in einem ruhigen Rhythmus wiederholen.
- Achtsames Atmen: Einfach den eigenen Atem beobachten, ohne ihn bewusst zu steuern. Die Aufmerksamkeit bleibt ausschließlich beim Atem – abschweifende Gedanken werden sanft zurückgeführt. Diese Übung unterbricht das innere Gedankenkarussell und bringt Ruhe.
Seelische Arbeit an den Ursachen
Die zuvor genannten Methoden sind hilfreiche Werkzeuge der Selbstregulation zur Senkung des aktiven Stressniveaus. Für die Aufarbeitung der Ursachen wird es sicherlich erforderliche sein, professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen – sei es in Form von Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie oder Traumatherapie. Denn man kann sich selbst gegenüber nicht objektiv sein, und seine Probleme auch nur bis zu einem bestimmten Maß selbst lösen. Manchmal braucht es auch über die therapeutische Begleitung hinaus tiefergehende Lösung, die auch ohne direkte Konfrontation mit dem Trauma wirkt. Hier bieten sich spirituelle Arbeitsmethoden an.
Ganzheitliche Aufstellungsarbeit
Die ganzheitliche Aufstellungsarbeit, beispielsweise auf dem Systembrett, ist ein therapeutisches Werkzeug, um unbewusste Beziehungsdynamiken sichtbar zu machen. Ein “System” umfasst hier alle prägenden Personen, Erlebnisse und Umstände des Lebens. Durch das Platzieren intuitiv ausgewählter Figuren oder Symbole auf dem Brett können sich Beziehungen, Konflikte, Verstrickungen, Perspektiven und Emotionen visuell ausdrücken. Durch die bewusste Verschiebung der Figuren in Kombination mit gesprochenen Heilsätzen entstehen Verständnis, Veränderung und Entlastung.
Hierdurch können sich Familienkonflikte entspannen, der Ursprung von Partnerschaftsproblemen erkannt und verändert sowie Trauer und traumatische Erlebnisse aus dem System entlassen werden. Blockaden, Glaubenssätze, Belastungen, körperliche Symptome, selbstzerstörerische Verhaltensmuster und mehr können sich lösen.
Durch diese Methode kann ein Gefühl der Erleichterung und der inneren Neuausrichtung entstehen, das Nervensystem erhält Raum zur Entwicklung von Vertrauen und zur Entspannung.
Schamanische Heilarbeit
Bei der schamanischen Heilarbeit nimmt der Patient eine passive Rolle ein, während der schamanisch Praktizierende durch den Kontakt zu seinen eigenen Spirits (helfenden Geistwesen wie Krafttieren und Lehrern) sowie den Spirits des Patienten im Seele-Geist-System an den Problemen arbeitet. Diese Methode hat sich besonders bei traumatischen Erlebnissen bewährt, da der Patient die belastenden Erinnerungen nicht erneut durchleben muss.
Der schamanische Ansatz geht jedoch über die reine Traumalösung hinaus und umfasst eine ganzheitliche, animistische Weltsicht. Dabei können ungelöste Probleme in der Ahnenreihe, Verwünschungen, Seelenteilverluste und andere energetische Blockaden erkannt und gelöst werden. Zudem besteht die Möglichkeit, belastende energetische Verbindungen zu trennen oder eine stärkende Anbindung an positive Emotionen wie Urvertrauen herzustellen – mit dem Ziel, Seelenfrieden und innere Stabilität in das System des Patienten zu bringen.
Den Körper nicht vernachlässigen
Bei allem Fokus für seelische Ursachen und deren Aufarbeitung darf der Körper nicht außer Acht gelassen werden. Wie dargestellt können chronischer Stress und unverarbeitete Belastungen zu Stoffwechselentgleisungen in der Nebenniere und der Schilddrüse führen, die ihrerseits Schlafstörungen und eine Vielzahl weiterer körperlicher Symptome verursachen. Daher sollte neben der Arbeit an den Ursachen auch die körperliche Regeneration unterstützt werden.
Mithilfe gezielter Laboruntersuchungen lässt sich feststellen, welche Mangelzustände vorliegen und welche Stoffwechselprozesse aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die gezielte Zufuhr von Mikronährstoffen und Heilpflanzen kann die Erholung des Körpers maßgeblich unterstützen. Besonders wichtig sind dabei aktive B-Vitamine sowie Magnesium, Selen, Chrom und Zink – je nach individuellem Befund. Auch Q10, Omega-3-Fettsäuren und andere Nährstoffe sowie Aminosäuren können eine bedeutende Rolle spielen.
Zur Stabilisierung der Nebenniere und der Regulierung des Cortisolstoffwechsels haben sich adaptogene Heilpflanzen wie Ashwagandha, Rosenwurz und Ginseng bewährt. Ebenso finden Heilpilze wie Chaga und Cordyceps häufig Anwendung, um den Körper in stressreichen Phasen zu stärken. Traditionsreiche Heilpflanzen wie Lavendel und Melisse entspannen die Nerven, zahlreiche weitere Heilkräuter stehen zur Verfügung um Darm, Leber und weitere beteiligte Organsysteme zu unterstützen.
Eine ganzheitliche Therapie sollte stets individuell auf die jeweilige Situation abgestimmt und von einem erfahrenen Therapeuten begleitet werden. Denn wie zuvor beschrieben, können verschiedene Stoffwechselprozesse betroffen sein – und ein gezielter, ganzheitlicher Ansatz führt am schnellsten zu nachhaltigen Ergebnissen.
Ein wenig Geduld sowie die Bereitschaft, alte Verhaltensmuster zu hinterfragen und aktiv an den Ursachen zu arbeiten, sind dabei unerlässlich. Doch wenn Körper, Geist und Seele in Einklang gebracht werden, steht einem erholsamen, tiefen Schlaf nichts mehr im Wege.
06.03.2025
Heilpraktikerin Christine Goerlich
Bach Foundation Registered Pracititioner & Trainer
www.naturheilpraxis-wegweise.de
Christine Goerlich
Heil(praktik)erin in Potsdam mit den Schwerpunkten Ausleitverfahren, Klassische Naturheilkunde, Böten/Besprechen von Krankheiten, schamanische Heilarbeit, Aufstellungsarbeit (Systembrett) und Ganzheitliche Kinderheilkunde. Sie ist unterwegs auf dem alten Pfad, der uns in die neue Zeit führt. Sie wandelt auf der Grenze zwischen alltäglicher Wirklichkeit und Anderswelt und weiß das beste aus beiden Welten zu vereinen, um Menschen in ihre Kraft zu bringen.
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