Mein Atem stille Kraft und Geschenk

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atem frau meer fantasticMein Atem

Mein Atem kommt und geht. Mal tief, mal flach, mal hektisch und schnell, mal langsam und stockend.

Mein Atem ist immer da, begleitet und nährt mich. Ich nehme ihn meistens gar nicht wahr und auch nicht, wohin ich eigentlich atme. Ich mache mir keine Gedanken um ihn, weil er eben immer da ist, mein Atem. Erst, wenn es mal eng wird, oder der Sauerstoff um mich herum schlecht ist, kommt mir mein Atem wieder in den Sinn. In mein Bewusstsein.

Warum kümmere ich mich so wenig um meinen Atem? Warum (be-) achte ich ihn nicht?
Liegt es daran, dass er mich zu mir bringt, mich mit mir verbindet? Meinen Körper spürbar macht? Oder dass er mich ins Hier und Jetzt, in die Gegenwart führt?
Mein Atem gehört nur mir. Er hält mich am Leben und ist damit eins der kostbarsten Dinge in meinem Da-Sein.

Einatmen. Ausatmen. Ankommen.

Möchte ich denn ankommen? Möchte ich mich spüren? Möchte ich mich wahrnehmen?

Manchmal ist es im Leben gut, nicht zu spüren. Abzutauchen und alle Empfindungen wegzudrängen. Aber geht das überhaupt? Und wäre das wirklich nützlich?

Mein Atem hat die Kraft, mir zu zeigen, was ist. Jetzt gerade. Hier an diesem Ort und in diesem Moment. Ich habe ihn immer bei mir. Ich kann ihn jederzeit nutzen, um mich selbst zu unterstützen.

Wie wunderschön dieses mir gegebene Geschenk doch ist, das mich Tag für Tag und Stunde für Stunde begleitet. Jede einzelne Sekunde meines Lebens ist er an meiner Seite, steht mir zur Verfügung.

Meistens lasse ich diese Gabe unbeachtet, nutze sie nicht, atme flach und unbewusst.
Doch was wäre, wenn ich mir erlaube, hin und wieder einmal tief in meinen Bauchraum zu atmen und mich selbst zu fühlen? Was wäre, wenn ich meinem Atem erlauben würde, mir zu zeigen, was ist?
Diese Vorstellung hat irgendwie auch etwas Unbequemes. Spüren, wahrnehmen. Das kann schon auch unangenehm sein.

Glücklicherweise ist das, was mich zum Fühlen bringt, auch das, was mir hilft, mit meinen Emotionen und Gedanken umzugehen.

Einatmen. Ausatmen. Wahrnehmen. Fühlen. Und wieder gehen lassen.

Mein Atem macht es mir vor. Nachdem er mir das Notwendige gebracht hat, fließt er sanft und leise wieder aus mir heraus. Ganz selbstverständlich. Einfach so. Ohne dass ich etwas dafür tun muss, ohne Anstrengung. Einfach, sanft und selbstverständlich.

Mein Atem kennt den Weg. Er ist einfach –einfach da. Er wertet nicht. Er urteilt nicht. Ich kann mich auf ihn verlassen –immer.

Vielleicht traue ich mich doch mal:

Ich atme ein, nehme wahr, wie mein Atem durch meine Nase in mich hineinströmt. Ich beobachte nur und lasse ihn machen. Er kennt sich aus. Er kennt den Weg. Ich folge ihm und vertraue mich ihm an. Ich genieße meinen Atem. Ich lasse mich von ihm bewegen: meinen Bauchraum, meinen Brustkorb, die Flanken. Selbst in meinen Nasenflügeln kann ich ihn spüren.

Mit ein wenig Übung nehme ich ihn auch in meiner Lunge wahr, spüre den mich nährenden Sauerstoff in meinem gesamten Organismus. Ich nehme auf und genieße. Und auf einmal bin ich ganz bei mir. Mein Atem hat mich in die Gegenwart gebracht, zu mir selbst. In mir entsteht ein Raum. Was ist dort zu finden?

Wohlgefühl oder Verspannung? Freude oder Unwohlsein? Was zeigt mir mein Körper? Welche Emotionen werden wach? Wenn ich alles da sein lasse und es still beobachte, genauso wie zuvor meinen Atem, ist es ok. Vielleicht nicht immer angenehm, aber längst nicht so, wie ich befürchtet hatte. Und dann fließt mein Atem schon wieder aus mir heraus -und mit ihm, alle Empfindungen. Ich lasse los. Nehme mir meinen Atem-Rhythmus zum Vorbild. Ein und aus. Sanft fließend.

Ich nehme wahr, was ist und lasse sein, was ist. Und wenn ich den nächsten Atemzug mache, ist es schon ein ganz kleines Bisschen leichter. Das Fühlen und Wahrnehmen. Das Annehmen und wieder loslassen. Ich vertraue dem Impuls. Ich vertraue mir und meinem Körper. Mein Atem fließt. Ich spüre Dankbarkeit in mir. Das Einfachste und Selbstverständlichste zeigt mir seine ganze Kraft und macht damit auch mich stark.

Mein Atem stellt sich mir zur Verfügung und fordert mich auf, ihn für mich selbst zu nutzen. So viel kann mit ihm möglich werden. Ich bin bei mir, mein Atem fließt. Und vielleicht beachte ich ihn von nun an, doch etwas öfters. Wende mich ihm hin und wieder zu. Nur um sehen, was gerade ist. Und dann lasse ich mit ihm alles los, was alt und verbraucht ist. Freue mich auf den nächsten, neuen, frischen Atemzug. Den aktuellen Augenblick.

Ich bin neugierig, was nun anders ist. Ein und aus. Ein Impuls entsteht, eine Idee taucht auf und dehnt sich in mir aus. Ich lächle. Ich beobachte. Ich bin ganz bei mir. Hier. Dankbar für diesen stillen Raum, für diese stille Kraft.

12.07.2022
Namasté!
Heike Erbertz


Heike Erbertz
Heike Erbertz 2021
„Schon immer habe ich „um die Ecke“ gedacht und war sehr feinfühlig, konnte die inneren Themen der Menschen, ihre „inneren Kinder“ wahrnehmen.
Mein Weg führte von der Pädagogik zur Therapie und zur Gesundheit, weiter zur Spiritualität und wieder zurück.
Mich faszinieren Zusammenhänge, das große Ganze genauso, wie das kleinste Detail.
Zufriedenheit bedeutet für mich, Balance im sich immer wandelnden Rhythmus der Natur, im ewigen Werden.“

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