
Qualität des Ewigen – Zeitlose Ewigkeit
Ende des 14. Jahrhunderts bezeichnete das Wort die „Qualität des Ewigen“. Es stammt aus dem Altfranzösischen eternité, was so viel wie „Ewigkeit“ oder „Unvergänglichkeit“ bedeutet und bereits im 12. Jahrhundert verwendet wurde. Dieses Wort wiederum hat seine Wurzeln im Lateinischen aeternitas (im abgeleitet von aeternus, was „beständig“ oder „dauerhaft“ bedeutet. Ursprünglich war es eine Verkürzung von aeviternus, was „von großem Alter“ heißt, und leitet sich von aevum ab, das „Zeitalter“ bedeutet. Dieses Wort hat seine Wurzeln im urindoeuropäischen Wortstamm aiw, der Konzepte wie „Lebenskraft“, „Leben“ sowie „langes Leben“ und „Ewigkeit“ umfasst.
„Um die Welt in einem Sandkorn zu sehn
und den Himmel in einer wilden Blume,
halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand
und die Stunde rückt in die Ewigkeit.“
William Blake
(1757 – 1827)
Das der menschlichen Erfahrung der Vergänglichkeit verbundene Urerleben, dass es hinter oder in den werdenden und vergehenden Erscheinungen der Welt ein Dauerndes geben müsse, findet sich selbst bei sehr primitiven Stämmen. Ewigkeit als Unsterblichkeit des Menschen lehrt mehrfach das Neue Testament.
Der deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814), unmittelbarer Nachfolger von Immanuel Kant (1724 – 1804), sagte sehr bezeichnend:
„Das Leben der Individuen gehört nicht unter die Zeiterscheinungen, sondern ist schlechthin ewig, wie das Leben selbst. Wer da lebt, wahrhaftig lebt, im ewigen Zwecke, der kann niemals sterben: denn das Leben selbst ist schlechthin unsterblich. Diese innere Ewigkeit aber habe sich im Hiesigen (Gegenwart) zu bewähren. Durch bloßes Sichbegrabenlassen kommt man nicht in die Ewigkeit.”
Wir leben zum Großteil immer noch in einer dualistischen Welt,
wo die Gegensätze den Zugang zum Augenblick, zur Ewigkeit im Hier und Jetzt versperren. Ein unüberbrückbares Hindernis ist die völlig verkehrte Vorstellung von LEBEN und TOD als bipolare Wirklichkeit. Leben kann niemals das Gegenteil von etwas sein, denn Leben ist ewig, ohne Anfang und ohne Ende, der paradiesische Bereich immerwährender Präsenz der kosmischen Urquelle.
Wir müssen die Dualität von Geburt und Tod überwinden, um in den Gefühlsbereich des ewigen Lebens zu gelangen.
Viele Menschen spüren, dass ein Epoche-Wandel anbricht und ein geistiges Erwachen notwendig ist, um auf dem Planeten Erde in friedlicher Koexistenz glücklich leben zu können.
Wir müssen versuchen, endlich in unserem Dasein anzukommen.
Hierzu hat der englische Benediktinermönch , Prophet und Weise Bede Griffiths (1906-1993) uns Gedanken hinterlassen, die uns Hoffnung und Zuversicht schenken:
„Die Auferstehung ist mehr als das bloße Erscheinen Jesu vor den Jüngern nach seinem Tod. Die wahre Auferstehung ist die völlige Überwindung der sichtbaren Welt. Es war kein Ereignis, das in Raum und Zeit geschah, sondern eine Reise jenseits von Raum und Zeit in die Ewigkeit, in die Wirklichkeit.
Wir müssen nicht auf unseren körperlichen Tod warten, sondern können bereits jetzt diese ewige Welt betreten.
Wir müssen dazu den äußeren Schein der Sinne und die inneren Konzepte unseres Verstandes verlassen und uns der Wirklichkeit Christi, dem auferstandenen Christus in uns öffnen.
Jesus verließ den Körper, um im Geist gegenwärtig zu sein. In der Kontemplation begegnen wir nicht dem körperlichen, sondern dem geistigen Christus.
Wir sind heute dazu aufgerufen, die Welt der Zeichen, Rituale und Symbole zu verlassen und in die neue Schöpfung einzutreten, eine neue Welt, die in allen großen Traditionen offenbar wird. Die Menschheit ist dazu aufgerufen, das inwendige Königreich Gottes zu betreten, Raum und Zeit zu überschreiten und in die ewige Wirklichkeit einzugehen.
In der Zeit gibt es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.
Die Ewigkeit ist kein solches Fortschreiten.
Wenn man stirbt, wechselt man nicht einfach in ein anderes Leben über, sondern man überschreitet die Schwelle zur ewigen Wirklichkeit, die man in seinem eigentlichen Sein bereits ist.
Das Paradies ist die Zeit, in der wir uns einmal in totaler Einheit befanden. Im Schoß der Mutter waren wir alle eins mit der Natur, eins mit dem Leben, eins mit der ganzen Schöpfung. Im Fruchtwasser gebettet zu sein, war reine Wonne. Wir alle kommen aus dieser Wonne heraus auf die Welt — und dort ist Mühsal und Kampf. Wir beginnen zu denken, das Bewusstsein entwickelt sich und damit kommen all die Unterscheidungen, so dass wir abgetrennt werden und in Spannung geraten. Wir haben aber eine Erinnerung an diese Einheit. Wir alle kommen aus dieser Einheit und haben das Verlangen, dorthin zurückzukehren, zurück ins Paradies….
Jenseits des Gesetzes ist die Liebe. Bei Paulus kommt dies wunderbar zum Ausdruck. Er war Pharisäer und hatte unter dem Gesetz gelebt, aber er erkannte, dass es sein Wachstum hemmte. Es gelang ihm, mit dem Gesetz zu brechen und das Mysterium der Gnade zu erfahren. Die Gnade ist ein ganz echtes Geschenk Man wird nicht gerettet, weil man gut und wohltätig ist. Man wird gerettet durch das echte Geschenk der Liebe, einer transzendenten, bedingungslosen Liebe, die sich jedem öffnet, wenn man sich ihr öffnet.
Darum besteht die Herausforderung, über das Ego hinauszugelangen, über die Begrenzung des rationalen Denkens, und offen zu sein für dieses verborgene Mysterium, das uns alle ruft. Dieser Appell zur Grenzüberschreitung, zum heiligen Mysterium liegt hinter allen Begrenzungen unseres menschlichen Lebens. Wenn man stirbt, lösen sich sowohl Körper als auch Psyche auf und der ewige Geist (das Selbst) kehrt zurück zum ewigen Geist.
Jenseits meines Körpers und meiner Psyche ist der Atman, der innewohnende Geist, und dort bin ich eins mit Gott. In der Tiefe meines Seins bin ich eins mit dem Ewigen.
Ich zitiere immer gern die wunderbaren Verse aus der Chandogya-Upanishad, die sehr bekannt sind:
In diesem Schloss des Körpers ist ein Schrein.
Und in diesem Schrein ist ein Lotus.
Und in dem Lotus ist ein kleiner Raum
Und was lebt dort in dem kleinen Raum
im Herzen des Lotus ?
Das ist es eben, was wir herauszufinden haben.
Das ganze Universum ist in diesem kleinen Raum, weil
der Schöpfer, der Ursprung von allem,
im Herzen eines jeden von uns ist.
Jeder von uns ist in der Tiefe seines (unseres) Seins eins mit diesem transzendenten Mysterium, aus dem das ganze Universum kommt — jenseits unseres Körpers mit all seinen Begrenzungen.
22.05.2025
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.