„Eine Wirklichkeit, die den Geist verwandelt“
Jiddu Krishnamurti (1895 – 1986)
“Nichts wird sich in der Welt ändern, ändert sich nicht der Mensch!”, sagte der große indische Philosoph und Weise Jiddu Krishnamurti im Alter von 61 Jahren, als er in der Hansestadt Hamburg, meiner norddeutschen Heimat, am 5. September 1956 einen Vortrag hielt. Unsere Lehrer am Jesuiten-Gymnasium (ich war gerade in der Sexta) waren mit der fernöstlichen Weisheit nicht vertraut und wussten auch nichts über den französischen Jesuiten und Evolutionsmystiker Teilhard de Chardin zu erzählen, der im Jahr zuvor am 10. April 1955 in New York von seinem Orden im Stich gelassen in den Armen einer Frau starb. Der Vatikan war sehr skeptisch – zum Teil bis heute.
Für Krishnamurti war völlig klar, dass wissenschaftliche, technische, politische, ökonomische und soziale Anstrengungen zu keiner wirklichen Lösung führen können.
Solange das Denken, Fühlen und Handeln des Menschen vom Eigeninteresse beherrscht wird, zerfällt die Welt zumeist im Gegeneinander und blockiert sich wechselseitig. Ein wirklich grundlegender geistiger Wandel ist erforderlich. In über 60 Jahren hatte Krishnamurti rund um den Globus darüber gesprochen. Sein Anliegen war, den Menschen aus den Fesseln der persönlichen Weltsicht und Ich-Vorstellung zu befreien und ihm so die ganze Dimension des Lebens zu eröffnen. In einem so gearteten freien, ungeteilten und ungetrennten Bewusstsein wirken ursprüngliches Mitempfinden, Fürsorge und Verantwortlichkeit für das ganze Leben und alle seine Wesen, die alle weder erworben werden können noch müssen.
„Es gibt eine Wirklichkeit, die den Geist verwandelt, wenn sie ihn erfasst – man muss nicht das Geringste tun. Diese Wirklichkeit tritt in Aktion, sie wird tätig, sie hat ihre eigene Wirkungsweise. Der Geist muss sie jedoch wahrnehmen, muss sie kennen, er darf keine Vermutungen anstellen und darf sich nicht alle möglichen Vorstellungen von ihr machen…“
Jiddu Krishnamurti wurde am 12. Mai 1885 in Madanapalle, Süd-Indien als achtes Kind einer Brahmanenfamilie geboren.
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1912 wurde Krishnamurti zur weiteren Ausbildung nach England geschickt und dort, wie ab 1909 auch schon in Indien, ganz in theosophischem Sinne unter der Obhut von C.W. Leadbeater und Annie Beasant, der Präsidentin der theosophischen Gesellschaft, erzogen. Er trug nun den Namen Alcyone, benannt nach dem hellsten Stern der Plejaden. Schon im Jahre 1911 war für ihn der „Order of the Star of the East“ gegründet worden, dessen Oberhaupt er wurde.
Zu dieser Zeit trennte sich Rudolf Steiner (1861 – 1925) von der Theosophischen Gesellschaft , deren Deutsche Sektion er seit 1902 als Generalsekretär geleitet hatte. Ab 1922 entfernte sich auch Krishnamurti immer mehr von den Vorstellungen der Theosophischen Gesellschaft, was schließlich am 3. August 1929 zu der Auflösung des Ordens durch Krishnamurti in Ommen (Niederlande) bei einem Jahrestreffen vor 3.000 Mitgliedern führte.
Zwischen 1933 und 1939 reiste Krishnamurti mehrere Male nach Indien, wo er jeweils vor großen Menschenmengen sprach.
Die Jahre des Zweiten Weltkrieges schränkten seine Bewegungsfreiheit sehr ein; er verbrachte diese Zeit zurückgezogen in Ojai, Kalifornien. Nach 1947 begann Krishnamurti eine umfangreiche Reise- und Vortragstätigkeit. Das Interesse an seinen Lehren und Vorträgen wuchs von Jahr zu Jahr. Besonders in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts besuchten oft mehrere tausend Menschen seine in aller Welt gehaltenen Vorträge. Unvergessen seine letzten Vorträge in Saanen/Schweiz im Jahr 1985.
- Alleinsein kann es erst geben, wenn die Einsamkeit aufgehört hat.
- Alles, was manifest ist, kann zerstört werden, aber was nicht manifest ist, existiert außerhalb der Zeit.
- Aufmerksamkeit ist grenzenlos, ist ohne die Grenzen des Wissens.
- Bewusstheit ist die vollständige und bedingungslose Hingabe an das, was ist, ohne Rationalisierung, ohne die Trennung von Beobachter und Beobachtetem.
- Beziehung ist der Spiegel, in dem wir uns selbst so sehen, wie wir sind.
- Das “Wie”, die Methoden, die Systeme, sie alle sind Erfindungen des Denkens, daher sind sie begrenzt, daher taugen sie nichts. Wenn Sie das aber verstehen und die Wahrheit erkennen, dass kein System jemals den Geist befreien kann, dann ist die Freiheit augenblicklich da.
Jiddu Krishnamurti starb am 17. Februar 1986 im Alter von 90 Jahren in Ojai/ Kalifornien.
Er hatte viele Freunde in aller Welt, darunter zahlreiche bekannte Persönlichkeiten; darunter George Bernard Shaw, Aldous Huxley, den legendären Dirigenten Leopold Stokowski und Raimon Panikkar.
10.02.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Buch Tipp:
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Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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