Das einzige magische Wort für die Gesundheit der Seele
Katholische Christen sprechen vor dem Empfang der heiligen Kommunion die Worte:
„Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
Welches ist dieses eine Wort?
Ich habe Dutzende von Priestern befragt, die ihren Messritus schlafwandlerisch beherrschen (sollten); keiner wusste auf meine Frage eine Antwort.
Das Lösungswort lautet: geh!
Warum stehen die Gläubigen in der Kirche nicht auf und fragen lauthals nach der so wichtigen Antwort?
In den Kapiteln 8 und 9 des Matthäus-Evangeliums finden wir die Berichte, wo Jesus einen Aussätzigen, einen Gelähmten, einen Blinden, einen Stummen u.a. heilt.
Im obigen Fall handelt es sich um die Geschichte des Hauptmanns von Kafarnaum, (Matthäus 8, 5 – 13).
Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran, und bat ihn:
Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass Du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund…
Zum Hauptmann sagte Jesus:
Geh! Es soll geschehen, wie Du geglaubt hast.
Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.
Gehen, sich auf den Weg machen, ist ein Kernthema der Lehren Jesu Christi. Es geht um den Weg des Vertrauens (engl.: confidence), den Weg des Lichtes, der Liebe, des Lebens. |
Jesus Christus war ein Wegweiser (Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, Johannes 14,6), kein Religionsgründer. Jeder spirituelle Meister zeigt seinen Schülern den Weg; der Schüler muss lernen zu gehen. In der Bibel kommt das Wort WEG insgesamt 871mal vor.
TAO, der Weg, ist das Geheimnis des Lebens.
In der chinesischen Übersetzung der Heiligen Schrift lautet der Beginn des berühmten Prologs aus dem Johannes-Evangelium: Im Anfang war das TAO. Hier wurde Wort durch Weg ersetzt.
Wenn man heute die Kirchenbesucher befragen würde, welches das heilende Wort Christi für die Seele ist, würden die meisten keine Antwort haben. So armselig ist die so notwendige spirituelle Unterweisung in unseren Gotteshäusern.
Jesus, der Weg-Weiser, war nicht der Erfinder von dogmatischen Lehrgebäuden. Er hat nicht seitenlange Abhandlungen darüber verfasst, welche Voraussetzungen der Mensch für eine Tischgemeinschaft mit ihm aufweisen muss.
Der Meister fordert aber das volle Vertrauen auf den Weg ein. Weg und Leben sind etymosophisch eng miteinander verknüpft; lat.: via (Weg) und vita (Leben); frz.: la vie (Leben) und la voie (Weg). Es ist völlig gleichgültig, gleichermaßen werthaltig, ob ich mich auf einem christlichen, buddhistischen, hinduistischen Pfad u.a. fort-bewege. Der Weg ist immer das Ziel – der Weg hat weder einen Anfang noch ein Ende; andernfalls wäre er von der Polarität Geburt & Tod begrenzt.
Der Weg ist ewiges Leben, jenseits aller Dualität.
Wenn jemand vom Zentrum des Lebens distanziert ist, spricht man oft von weg sein, von abwegig sein.
Das 14. Kapitel des TAO TE KING beschreibt auf geradezu geniale Weise das Geheimnis des Weges. Lao Tse umreißt, was TAO nicht ist. Kenntnis vom TAO kann man nicht mit Hilfe der Sinne erlangen: man kann es nicht sehen, hören oder anfassen. Es hat seinen Sitz im intuitiven Bewusstsein und kann nur über seine Auswirkung in der sozialen Lebenswelt wahrgenommen werden – in seiner Auswirkung auf Vorstellungen, Geschehensabläufe und gesellschaftlichen Wandel. Weltliche Ereignisse treten immer wieder in sich stets wieder-holenden Zyklen auf, und Anhänger des TAO lernen, diesen Kreislauf zu durchschauen und zu transzendieren. Jeder, der auf dem Weg ist, spürt den Ursprung der eigenen Existenz.
Jesus sagt in dem bedeutungsvollen Johannes-Kapitel 14, „Das Gespräch über den Weg zum Vater“ (Vater und Gott sollte man als Urgrund verstehen):
„Wenn Ihr mich erkannt habt, werdet Ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt (die Betonung liegt auf jetzt) kennt ihr ihn und habt ihn gesehen“.
Und an seinen Apostel Philippus gewandt sagte Jesus enttäuscht: „Schon so lange bin ich bei Euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst Du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst Du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist?“
Die institutionalisierten christlichen Kirchen nehmen Jesus Christus nicht ernst, und anstatt die Aussagen dieser großartigen Injektion (wörtlich: des Hineinwerfens in das Dasein, Hiersein Gottes) authentisch zu verkünden, wird mit Projektionen (Hinauswerfen) manipuliert, wo periphere, vom Zentrum losgelöste Spekulationen zu teilweise hohen Preisen und Mitgliedsbeiträgen erzeugt werden.
Der spirituelle Meister zeigt den sicheren Weg zum Ursprung unseres Seins auf. Diese Wegweisung ist ohne spezielle Methode, weil das Einüben in die Gegenwärtigkeit nichts anderes als bedingungslose Achtsamkeit (engl.: watchfulness) erfordert.
Der Meister lässt den Schüler an seiner Gegenwart teilhaben:
Wenn Ihr mich seht, schaut Ihr auf den Urgrund.
TAO TE KING, Kapitel 14
Schau, er kann nicht gesehen werden – er ist flüchtig.
Lausche, er kann nicht gehört werden – er ist geräuschlos.
Greife zu, er kann nicht gehalten werden –
er ist unfassbar.
Diese drei können nicht festgehalten werden.
Sie verschmelzen zu einem.
Wenn er aufsteigt, erglitzert er nicht.
Wenn er herabsteigt, verdunkelt er nicht.
Wie ein endloser Faden, ohne Namen.
Kehrt er ins Nichts zurück.
Die formlose Form. Das bildlose Abbild.
Er entschwindet und schäumt hervor.
Stehe ihm gegenüber, und Du siehst nicht sein Antlitz.
Folge ihm, und Du siehst nicht seinen Rücken.
Verweile mit dem Weg der alten Zeit.
In seiner Gegenwart werden wir gewahr.
Den uralten Anfang zu kennen,
das ist das Wesen des Weges.
03.08.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
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von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
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