Vergiss die Freude nicht!

Vergiss die Freude nicht!

Der belgische Ordenspriester und Seelsorger Phil Bosmans (1922 – 2012) hätte am 1. Juli 2022 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Er starb am 17. Januar 2012 in Mortsel bei Antwerpen. Sein im Januar 1976 erschienenes Buch „Vergiss die Freude nicht!“ wurde mehr als 2 Millionen Mal verkauft und wird immer wieder neu verlegt.

Anfang der 1980-er Jahren waren Phil Bosmans und ich gemeinsam bei einem ZEN-Sesshin unter der Leitung von H.M. Enomiya-Lassalle in Holland. Eine beeindruckende Begegnung.

Phil Bosmans war ein Jahr jünger als der legendäre belgische Jesuitenpater und Gandhi-Preisträger Michael Anthony Windey (1921 – 2009).

„Loslassen können ist das Geheimnis. Ich habe manchmal gesagt, dass der, der loslassen kann, unter dem Verlust von nichts leidet. Wer sich selbst in Gott verliert, verliert nicht sich selbst, sondern verliert nur seine Grenzen. Loslassen ist nicht Gleichgültigkeit, heißt nicht, sich um das Schicksal anderer nicht zu kümmern. Im Gegenteil. Man legt sein Lebenslos in Gottes Hände. Viele Menschen sind erstaunt, dass ich meine Behinderung akzeptiere. Ich finde nur, dass ich jetzt beweisen muss, was ich mein ganzes Leben geschrieben und gesagt habe. Sterben ist die äußerste Form von Loslassen. Aber über den Tod wird in allen Sprachen geschwiegen. Und doch steht der Tod mitten im Leben. An den eigenen Tod denken ist etwas Bereicherndes. Befreiendes. Man kann ihn akzeptieren, wenn man sich dem Geheimnis öffnet, das einen nach dem Tod erwartet. Wenn du alt wirst, weißt du mit absoluter Sicherheit, dass du auf den Rand deiner Welt zugehst und dass du eines Tages fallen wirst, schwindelerregend tief. Darauf sage ich: Lass dich fallen, denn du fällst in die offene Hand und in die zärtlichen Arme Gottes. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der mich gern hat. So wird mein Sterben das Nach-Hause-Kommen eines Kindes zum Vater. Dann werden alle Wunden heilen, auch meine Behinderung, auch meine tiefste Wunde, der Tod. Dann wird das Leben endgültig beginnen. Ich glaube an die Auferstehung. Gott hat Auferstehung in Geist und Herz jedes Menschen geschrieben, so wie er sie geschrieben hat in jedes Blatt jedes Baumes, der im Frühling jubelnd wieder zum Leben kommt. Ich glaube, dass ich auferstehen werde zu neuem Leben in einem Paradies voller Freude. Wenn ich in die Nacht des Todes eintrete, möchte ich sagen: Alles ist jetzt in Ordnung. Ich bin nicht tot. Ich bin nur am anderen Ufer. Alles wird ‚Licht‘. Alles wird ‚Liebe‘. Die Erde kann mir kein Leid mehr antun. In Gott sind alle Wünsche erfüllt. Ich kann nur dankbar sein. Ich bin im Frieden, denn ich bin geborgen in den Armen eines unendlich liebenden Gottes.“

Phil Bosmans wurde am 1. Juli 1922 in Gruitrode/Belgien geboren.

Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof und mussten schwer arbeiten. Phil Bosmans hatte eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder. Im Alter von 19 Jahren tritt er in den Orden der Montfortaner ein. Am 7. März 1948 wurde er zum Priester geweiht.

„Es gibt Augenblicke, die dich tief prägen und die dir dein ganzes Leben bleiben. Solche Augenblicke erlebte ich am Tag meiner Priesterweihe. Die Sonne stand ganz früh am Himmel. Die Luft war so blau wie nie zuvor. Ich legte mich hin, ausgestreckt auf den Boden einer Klosterkapelle. Wir waren zu zwölft. Zwölf junge Männer ausgestreckt auf dem Boden. Wir hatten kapituliert vor einem Gott, der Liebe ist. Der alles von dir verlangt, um dir alles geben zu können. Wir fühlten uns in dem Augenblick unendlich weit weg, verloren im Geheimnis Gottes. Wir sahen Gott, wir spürten ihn. Es war, als ob wir in seinen Armen sicher, endgültig und für allezeit geborgen seien. Wir wurden zum Priester geweiht. Ein großes Heimweh nach diesem Augenblick tiefer Freude wurde uns ins Herz geschrieben“.

Phil Bosmans hat zahllose Bücher geschrieben, um anderen Menschen Mut zu machen.

Sein Buch Vergiss die Freude nicht!“ erschien allein in Deutschland mehr als 60 Auflagen mit mehr als 2 Millionen verkauften Exemplaren. cover Phil Bosmans

Im Jahr 1959 gründete er den „Bund ohne Namen“, eine Bewegung zu einem neuen Lebensstil, zur Förderung des Herzens in allen Bereichen menschlichen Lebens. In einer Welt von Technik und Wissenschaft, von Computern und Robotern für Menschenwürde und menschliche Werte einstehen. In einer Welt von Verschmutzung kosmischen Ausmaßes sich einsetzen für die Bewahrung einer sauberen, natürlichen Umwelt. In einer Welt von Gewalt eintreten für Gewaltlosigkeit und Frieden. In einer Welt von Misstrauen und Hass sich einsetzen für Liebe und Freundschaft. „Bond Zonder Naam versucht Menschen wieder ein Zuhause zu schaffen, kleine Oasen für Menschen im Dschungel. Alles steht und fällt mir der Kultur des Herzens. Wenn diese Kultur fehlt, fehlt jegliche Kultur.

„Der Materialismus trifft den Menschen in der Wurzel seiner Existenz. Er ist die Ursache für die Verdrängung des Geistes. Der Materialismus vergewaltigt das Denken, Fühlen und Reden. Er ist die Ursache von viel Korruption. Wir haben materiellen Wohlstand über menschliches Wohlergehen gesetzt und damit das Glück auf den Kopf gestellt. Wollen wir glücklich sein, dann müssen wir alle animalische Habgier aufgeben. Der große Unterschied zwischen Wohlstand und Wohlergehen liegt darin, dass Wohlstand ausschließlich auf Dinge ausgerichtet ist, während Wohlergehen sich auf Menschen bezieht. So kommt es, dass arme Menschen manchmal glücklich sind und steinreiche unglücklich. Ich frage mich manchmal, warum es in unserer so wohlhabenden Gesellschaft nicht mehr glückliche Menschen gibt. Es kommt aus einer verkehrten Blickrichtung. Sie halten Ausschau nach Dingen, aber mit leblosen Dingen kannst du dir keine Liebe eintauschen. Würden die Menschen mit dem Herzen sehen, würden sie besser sehen.“

1994 erlitt Phil Bosmans einen Schlaganfall, von einem Augenblick zum anderen kam er in eine andere Welt.

Er wurde vom Spielfeld abberufen. Zurück blieb bis zu seinem Tod eine halbseitige Lähmung. Dazu sagt er:

„Ich bin, körperlich gesehen, nur noch ein halber Mensch. An eine solche Lähmung kann man sich nie gewöhnen. Nichts oder nur noch wenig tun zu können ist meine größte Qual. Vierzig Jahre lang habe ich Menschen Mut gemacht, habe gesagt und geschrieben, dass sie sich selbst annehmen sollten, so wie sie waren, jung oder alt, gesund oder gelähmt. Jetzt musste ich selbst praktizieren, was ich all die Jahre geschrieben hatte. Jetzt musste ich lernen, mit meinem Alter und mit meiner Behinderung zu leben, mit der Tatsache, dass ich nur noch wenig kann. Wenn ich nachts träume, dann träume ich, dass ich kerngesund bin. Werde ich dann am Morgen wach, ist der Arm immer noch lahm und das Bein immer noch kaum zu bewegen. Man sucht sich das nicht aus, krank und behindert zu sein. Das Leiden und das Kreuz sind niemals weit weg.“

03.11.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Gottes Gegenwart Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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