Aktive Meditation als Königsweg  

frau wald meditation woman

Warum wir im Westen anders meditieren sollten
Die aktive Meditation als Königsweg

Aktive Meditation. Wie die Meditation in den Westen kam? Meditative Zustände sind grundsätzlich natürliche Phänomene, die bei jedem von uns auftreten. Sei dies beispielsweise in einem Tagtraum oder wenn wir gedankenversunken in die Handlung eines Films eintauchen. Durch das Meditieren führen wir unser Alltagsbewusstsein in einen erweiterten Bewusstseinszustand und können so in neue Welten eintauchen.

Bereits vor Jahrtausenden wurde dies erkannt und es wurden Techniken entwickelt, um diese Entspannungszustände bewusst zu erzeugen und zu vertiefen. So entstanden immer mehr Meditationstechniken, zunächst in Indien, später auch in China und Japan. In der westlichen Welt hingegen fand aufgrund kultureller, hauptsächlich, aber religiöser Unterschiede zu dieser Zeit keine sehr weite Verbreitung statt. Erst in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhielt die Meditation mit dem Aufleben unterschiedlicher Protest-Kulturen auch bei uns einen breiten Zuspruch.

Brauchen wir einen neuen Zugang zur Meditation?

Aber schon bald wurde erkannt, dass traditionelle Meditationstechniken und die westliche Erziehungs- und Lebensweise nur schwer miteinander vereinbar waren. Zu analytisch ist unser Denken, zu präsent unser Ego und zu schnelllebig unsere Zeit, als dass jahrtausendealte, östliche Techniken so einfach für uns anwendbar wären. Und weil wir derart verstandesorientiert erzogen wurden, sind traditionelle Meditationstechniken für uns schwierig zu erlernen. Dabei ist es evident, dass wir uns gerade in diesen stürmischen Zeiten auf unser eigentliches Sein besinnen, der Hektik des Alltags entfliehen und uns meditative Rückzugsmöglichkeiten schaffen können.

Doch bereits einfache traditionelle Meditationstechniken entpuppen sich für uns als echte Herausforderung. Für viele ist dieser Weg mit viel Disziplin, Rückschlägen und reichlich Geduld verbunden. Es ist somit nicht verwunderlich, dass viele Meditierende es nicht schaffen, traditionelle Meditationstechniken langfristig in ihr Leben einzubinden und mit dem Meditieren wieder aufhören. Um den westlich geprägten Menschen den Zugang zur Meditation zu erleichtern, wurden deshalb bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts neue Meditationstechniken entwickelt. Eine bekannte neue Meditationstechnik war die sogenannte aktive Meditation, resp. dynamische Meditation. Dabei sollte der Verstand der Meditierenden hauptsächlich durch Bewegung zur Ruhe gebracht werden. Aber auch auf anderen Gebieten wurden neue Meditationstechniken entwickelt.

Ein Beispiel ist der Toningenieur Robert Monroe, der mit binauralen Klangmustern eine neue Technik (Hemi-Sync) entwickelte, um rasch und einfach einen meditativen Zustand zu erreichen. Mit der weiten Verbreitung audiovisueller Abspielgeräte wurden auch geführte Meditationen immer populärer. Es wurde mit meditativen Videos, Musikmeditationen, meditativem Tanz und Anderem experimentiert, weshalb uns Europäer heute ein breites Feld an höchst effektiven und neuen Meditationstechniken zur Verfügung steht.

Gedanken stehen im Weg

Dass wir den Einstieg in die Meditation nicht finden, ist nicht selten. Zu stark kreisen die Gedanken, zu laut ist die innere Stimme und zu gross der innere Widerstand. Umso frustrierender, als dass die Literatur immer wieder beschreibt, wie einfach das Meditieren sei. Und doch bringen wir unseren Verstand einfach nicht zum Schweigen. Nach einigen vergeblichen Versuchen schwindet schliesslich die Anfangsmotivation und das Verlangen, dieses wunderbare Gefühl eines tiefen meditativen Zustandes zu erleben, macht einer gewissen Ernüchterung Platz. «Meditation funktioniert nicht!», hören wir uns sagen.

Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass wir versucht haben, den Einstieg ausschliesslich mit traditionellen Meditationstechniken zu finden. Oft in einer Weise, dass wir sitzend oder liegend versuchen, die Stille auszuhalten. Wir versuchen, unsere Gedanken zu beobachten, unseren Körper, unseren Atem. Doch genau dann, wenn die ersten Gedankenpausen kommen, ist auch unser Verstand zur Stelle und nutzt die Leere, um uns all die vermeintlich wichtigen Dinge in Erinnerung zu rufen. Da kommt das Brot, das man vergessen hat auf die Einkaufsliste zu setzen, der Zahnarzttermin, der bald ansteht, oder der Konflikt, den man kürzlich mit dem Vorgesetzen hatte. Und wir stellen resigniert fest, dass die Gedanken eher uns beobachten als wir die Gedanken. Unser Verstand ist zu mächtig, als dass er uns in Momenten der Stille nicht mit Gedanken bombardieren würde.

Neue Wege in die Stille

Wenn uns der Verstand also am Meditieren hindert, dann sollten wir Strategien finden, um ihn während der Meditation zu beruhigen. Am besten gelingt dies, wenn wir ihn ablenken und aktiv beruhigen. Eine effektive Methode, um den Verstand zu beruhigen und somit einfacher in meditative Zustände eintauchen zu können, sind geführte Meditationen. Dabei wird der Meditierende durch einen Sprecher begleitet.

Geführte Meditationen sind in grosser Anzahl z.B. auf YouTube oder Spotify kostenlos erhältlich. Aber auch immer mehr Apps bieten geführte Meditationen für jeden Geschmack an. Ziel der auditiven Begleitung ist es, den Verstand zu beschäftigen und ihn mit der richtigen Wortwahl zu beruhigen. Es ist zu empfehlen mit kurzen geführten Meditationen von ca. 10 Minuten zu beginnen und allmählich seine Meditationspraxis auf ca. eine halbe Stunde zu verlängern. Am besten, man baut geführte Meditationen in seinen Tagesablauf ein. Z.B. morgens nach dem Aufstehen, oder abends vor dem zu Bett gehen. Nach einigen Wochen hat sich der Körper, aber vielmehr der Verstand, an diese Meditationsart gewöhnt. Nun können wir in einem nächsten Schritt die Sprachbegleitung weglassen und uns ausschliesslich mit Meditationsmusik in den Zustand der absoluten Entspannung führen lassen.

Auch hier gilt mit kurzen Meditationen von ca. 10 Minuten zu beginnen und die Meditationsdauer allmählich zu steigern. Erst wenn auch dies gelingt, sollten wir uns an die stille Meditation, respektive die Achtsamkeitsmeditation heranwagen. Die Meditationsart also, in der wir möglichst ohne äussere Einflüsse still dasitzen oder liegen und unser Innenleben beobachten. Auch in der stillen Meditation gilt zunächst, mit kurzen Meditationen von ca. 10 Minuten zu starten und die Meditationsdauer allmählich zu steigern. Bis wir bei der stillen, achtsamen Meditation angekommen sind, können so mehrere Wochen oder Monate verstreichen. Das sollte uns aber nicht beunruhigen, denn das Meditieren ist eine lebenslange Reise, auf der wir lernen, immer wieder neue, noch tiefere Erfahrungen zu machen. Meditation ist endlos.

Die aktive Meditation: Dynamische & AVA Meditation

Wer allerdings dennoch schneller tiefe meditative Zustände erreichen möchte, dem sei die aktive Meditation empfohlen. Pionier der aktiven Meditation ist Osho, der in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unterschiedliche aktive, resp. dynamische Meditationen entwickelt hat. Diese haben es vielen westlich orientierten Menschen ermöglich, rasch ihren Verstand zu beruhigen und nicht nur meditative Zustände, sondern gar ekstatische Momente zu erleben.

Leider wurden aber Oshos dynamischen Meditationen seit den 70er Jahren nicht weiterentwickelt. Die Abläufe wirken auf viele starr, die Musik veraltet. Neue Erkenntnisse über Entspannungs- und Transformationstechniken – und von denen gibt es viele – fanden darin keinen Platz. Eine neue Art der aktiven Meditation ist die AVA Meditation, die in sechs Phasen bewährte, traditionelle und moderne Techniken zu einer ganzheitlichen und neuen Meditationsart vereint. Sie ist eine Kombination aus aktiven und passiven Elementen. So bewegt man sich zu Beginn stehend zu sphärischen Klängen, lässt den Alltag hinter sich, um in der nächsten Phase wild tanzend seinen Körper ausdrücken lassen, was er gerade ausdrücken möchte.

Elemente des Breathwork sind in der AVA Meditation gleichermassen vorhanden, wie auch stille Momente. In der letzten Phase wird der Meditierende durch eine geführte Meditation in sein tiefstes Inneres begleitet, wo er Antworten auf seine Lebensthemen erfragen kann.

Die Kernabsicht hinter allen aktiven Meditationen ist es, durch Körperbewegung den Puls zunächst ordentlich anzuheben, um dadurch Stresshormone abzubauen und den Körper mit Glückshormonen zu befeuern. Der Verstand beginnt sich durch die körperliche Aktivität zu beruhigen, die Alltagsgedanken werden kleiner. Wer regelmässigt joggt oder anderen Ausdauersport betreibt, kennt diesen Effekt. Kombiniert man nun die körperliche Aktivität mit Meditation, kann man im nu die Blockade überwinden, die den meisten das Meditieren erschwert – das ewige Kreisen der Gedanken. Es ist also im Speziellen dieser ausgepowerte Zustand, der uns in einer anschliessenden Meditation rasch in diesen tiefen, meditativen Zustand eintauchen lässt.

Anleitung zur aktiven Meditation für zuhause

Man würde annehmen, dass es nicht die beste Idee sei, unmittelbar nach der Ausübung einer Ausdauersportart zu meditieren, doch genau das ist das Prinzip der aktiven Meditation. Probieren Sie es gerne mal aus. Wichtig ist, dass sie keine Pause nach dem Sport machen, sondern unmittelbar nach Beendigung des Sports meditieren. Noch einfacher geht es mit der folgenden Anleitung. Sie beinhaltet Elemente der AVA Meditation und erlaubt es Ihnen, das Prinzip der aktiven Meditation ganz einfach zuhause anzuwenden.

  1. Tragen Sie Yogakleidung oder Kleidung, wie Sie sie zum Meditieren nutzen. Begeben Sie sich an einen Ort, wo sie nicht gestört werden, oder wo Sie durch laute Musik andere stören könnten. Nutzen Sie im Zweifelsfall Kopfhörer.
  2. Legen Sie sich eine Yogamatte zurecht und achten Sie darauf, dass Sie im Umkreis von 2 Meter nichts umstossen können.
  3. Suchen Sie sich auf Ihrer Playlist, auf YouTube oder sonst wo zwei Tracks. Der eine Track sollte eine kraftvolle, rhythmische und schnelle Musik beinhalten. 120 – 140 Takte in der Minute (Beats per Minute – BPM) sind ideal. Dieser Track sollte ca. 20 Minuten dauern. Wählen Sie als zweiten Track eine geführte Meditation, die Sie beispielsweise kostenlos auf YouTube oder Spotify finden. Wenn Sie bereits geführte Meditationen kennen, nehmen Sie gerne Ihre Lieblingsmeditation.
  4. Starten Sie nun mit dem ersten Track. Stellen Sie die Musik möglichst laut ein, ohne Ihr Gehör zu überfordern und beginnen Sie, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Beobachten Sie Ihren Körper, wie er sich heute ausdrücken möchte. Vielleicht möchte er singen, tanzen oder springen. Vielleicht möchte er hüpfen oder Emotionen wie Freude oder Wut ausdrücken. Wichtig ist, dass Sie aktiv sind und ihren Körper intensiv bewegen, dass Sie Ihren Puls im Rahmen Ihrer Möglichkeiten über mindestens 20 Minuten hochhalten. Gehen Sie an Ihre physischen Grenzen, aber überschreiten Sie sie nicht. Schliessen Sie dabei Ihre Augen und achten Sie darauf, dass Sie die Yogamatte nicht verlassen. Sie dämpft Ihre Sprünge und dient der Orientierung im Raum. Solange Sie sich auf der Yogamatte befinden, können Sie sich nirgends stossen oder etwas umstossen.
  5. Nach ca. 20 Minuten können Sie zur geführten Meditation wechseln. Reduzieren Sie die Lautstärke Ihres Abspielgeräts und legen Sie sich auf Ihre Yogamatte. Der Wechsel von der aktiven Phase zur geführten Meditation sollte ohne Verzögerung geschehen. Machen Sie bitte nichts dazwischen. Legen Sie sich bitte nach der aktiven Phase unverzüglich auf die Yogamatte und starten Sie die geführte Meditation.
  6. Lassen Sie sich durch die Klänge und Worte in einen tiefen meditativen Zustand führen. Es gibt nun nichts mehr zu tun – einfach sein und geschehen lassen. Nach der Meditation können Sie in Ihrem eigenen Tempo wieder zurückkommen und das erlebte nochmals Revue passieren lassen.

Diese Anleitung beinhaltet zwei elementare Phasen der sechsphasigen AVA Mediation. Mit ihr können Sie erste Erfahrungen im aktiven Meditieren sammeln. Aktive Meditationen sind der heilige Gral, um rasch in tiefe meditative Zustände einzutauchen. Dennoch sind sie in unseren Breitengraden noch nicht sehr bekannt, weil man Meditation eher mit still dasitzen, denn mit aktiver Bewegung assoziiert wird. Doch genau in der aktiven Meditation finden sich die Zutaten, um viel schneller und tiefer in meditative Zustände zu gelangen als mit herkömmlichen Meditationen.

21.08.2022
Thomas Andres
Meditationslehrer und Bewusstseinstrainer
www.thomas-andres.com
www.ava-meditation.com


Kurzvita Thomas Andres Aktive Meditation als Königsweg Thomas Andres

Thomas Andres arbeitete nach seinem Studium der Architektur an der ETH Zürich und an der Harvard University (Diplom als MSC ETH MRICS) für das bekannte Architekturbüro Herzog & de Meuron (Elbphilharmonie Hamburg, Fussballstadion München, Tate Gallery London). Er war anschliessend Mitarbeiter an der ETH Zürich, später Dozent am CUREM der Universität Zürich. Thomas Andres war Aufsichtsrat mehrerer renommierter Firmen und baute mehrere Unternehmen erfolgreich auf.
2018 entschloss er sich, das Wirtschaftsleben weitgehend hinter sich zu lassen und sich vollends auf seine, seit der Jugend geschätzte Passion, zu fokussieren: die Meditation und die Bewusstseinsforschung. In der Folge baute Thomas Andres den heute grössten Schweizer Meditationskanal auf YouTube auf, welcher täglich bis zu 20’000 Zuschauer hat. Thomas ist Amazon-Bestseller im Audio-Genre «Meditation». Seinen Schwerpunkt legt er aber auf die Entwicklung moderner Meditationsformen und die Vermittlung bewusster und ganzheitlichen Lebensformen.

Thomas Andres (Geb. 16.03.1969) lebt mit seiner Familie am Zürichsee und am Lago Maggiore im sonnigen Tessin.

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