Phasen der Wechseljahre und Sichtweise Ayurveda –
Fluch oder Segen?
Wechseljahre sind noch immer ein tabuisiertes Thema. Frauen macht es Angst, alt, unattraktiv und schrullig zu werden. Andererseits werden beinahe alle Beschwerden, die eine Frau von Mitte 40 bis 60 erleidet, den Wechseljahren zugeschrieben.
Sigmund Freud schrieb über die Wechseljahre:
„Es ist bekannt, dass die Frauen häufig, nachdem sie ihre Genitalfunktion aufgegeben haben, ihren Charakter eigentümlicherweise verändern. Sie werden zänkisch, quälerisch, kleinlich und geizig.“
Heute hat sich der Zugang zur Menopause, wie die Wechseljahre auch genannt werden, verändert. Gleichwohl gibt es noch viele Wissensdefizite, die Frauen das Leben oft schwerer machen als es sein müsste.
Was hat es mit den Wechseljahren auf sich? Sind unter den Wechseljahren eine Aneinanderreihung von Symptomen zu verstehen? Sind die Wechseljahre ein pathologischer Vorgang? Eine Krankheit, deren Symptomatik durch die Gabe von Hormonersatz in den Griff zu bekommen ist?
Hier finden Sie erste klärende Hintergründe und Zusammenhänge zu den Wechseljahren und wie Ihnen unter anderem auch Ayurveda helfen kann, besser mit dieser Lebensphase zurechtzukommen.
Wechseljahre: Worüber reden wir?
Das Durchleben der Wechseljahre bedeutet für viele Frauen eine starke Verunsicherung in ihrem Erleben, ähnlich wie die Pubertät. Ängste, Identitätskrisen, depressive Verstimmungen usw. bestimmen für viele Frauen den Alltag. Etwas mehr Hintergrundwissen ist eine große Entlastung für die Psyche und die Physis der Frau, die sich in einem normalen, zyklischen Prozess damit befindet.
Im Tierreich sind Wale die einzigen Säugetiere, die in die Wechseljahre kommen. Warum kommen wir Menschen – Frauen – in die Wechseljahre? Was ist der evolutionäre Vorteil hiervon?
Grau ist alle Theorie
Dazu gibt es verschiedene Theorien. Eine ist die sogenannten „Großmuttertheorie“. Sie besagt, dass Frauen nach dem Klimakterium einen wichtigen biologischen Auftrag erfüllen, indem sie sich um ihre Enkel und um gesellschaftliche Aufgaben kümmern.
Doch wenn man den Blick weitet, dann kann den Wechseljahren noch viel mehr an Bedeutung zukommen. Der etwas veraltete Begriff der „Matrone“ bedeutet eine ältere, würdige Frau, umgangssprachlich auch eine fülligere, in die Jahre gekommene. Allerdings werden auch alte europäische „Muttergottheiten“ als „Matronen“ bezeichnet.
Im Ayurveda wird die Frau als Göttin bezeichnet. Jede Frau ist die manifestierte Kraft des Göttlichen. Wenn sie ihre eigene Macht und Majestät als Shakti annimmt, werden ihr Respekt und Verehrung entgegengebracht. Von ihrer Stabilität hängt die ganze Gesellschaft ab.
Phasen der Wechseljahre
Die Wechseljahre spielen umfassen einen viel längeren Zeitraum im Leben, als es den meisten Frauen bewusst ist. Man unterscheidet 3 Phasen und kann 7 bis 15 Jahre -individuell sehr unterschiedlich lange dauern.
Prämenopause – die Zeit, in der insbesondere der Progesteronspiegel langsam sinkt- – Jahre vor der letzten Blutung
Perimenopause – die Jahre um die letzte Monatsblutung herum. Eine Phase, in der das Hormonsystem oftmals verrückt spielt.
Menopause – ein Jahr nach der letzten Blutung
Postmenopause – die Zeit danach
Durch die Menopause kommen wir Frauen in einen neuen Zyklus der Kraft. Es wird von vielen Frauen ähnlich einschneidend und oftmals auch ähnlich verunsichernd wie die Menarche, die Zeit um die erste Regelblutung, wahrgenommen.
Leider wird immer noch viel zu oft das Ende der Fruchtbarkeit mit dem Altwerden konnotiert. Als der Eintritt in eine Lebensphase, in welcher es bergab geht.
Altes Eisen oder doch noch Zukunft?
Wenn wir bedenken, dass die Menopause durchschnittlich mit 51 Jahren eintritt, die Lebenserwartung von Frauen jedoch durchschnittlich um die 83 Jahre beträgt, dann steht uns noch eine Vielzahl an Jahren zur Verfügung.
Eine Vielzahl an Jahren, die mit Lebendigkeit, Freude und Sinnhaftigkeit gefüllt werden wollen.
Es geht nicht mehr in erster Linie darum, sich um Nachwuchs, Familie und Beruf gleichzeitig zu kümmern. Nun beginnt eine Zeit, in der Frauen sich endlich in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen und die Beziehung zu sich selbst stärken sollten.
Während der Wechseljahre verfeinert sich laut Ayurveda unser ganzes Wesen. Unsere Sinne und die Intuition gewinnen an Tiefe. Diese Zeit ist oftmals eine Zeit intensiver spiritueller Erweckungserlebnisse. Eine Transformation in eine neue Qualität des Seins kann erfolgen.
Wie kommt es, dass eine Phase im Leben so unterschiedlich gesehen wird
und was ist ausschlaggebend dafür, wie jede Frau persönlich die Wechseljahre erlebt?
Die westliche Medizin sieht in den Wechseljahren ein hormonelles Ungleichgewicht, das in erster Linie durch den Rückgang der Sexualhormone Progesteron und Östrogen zustande kommt. Die typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Depressionen u.v.m. sind bedingt durch die erst schwankenden Hormonspiegel und schließlich deren Versiegen. Wenn die Eierstöcke kein Östrogen mehr bilden, bleibt die Monatsblutung aus. Rein medizinisch gesehen geht es hier darum, dass ein Organ, die Eierstöcke, nicht mehr funktionieren.
Diese defizitäre Sicht prägt, wie die Wechseljahre klassisch in gesehen werden. Um dieses Defizit und daraus resultierende Symptome der Wechseljahre zu beheben, wird klassischerweise eine Hormonersatztherapie in Erwägung gezogen. Sicherlich mag eine Hormonersatztherapie beizeiten und individuell angepasst sinnvoll sein.
Fraglich ist jedoch, ob man einem auf allen Ebenen einschneidenden Erlebnis wie den Wechseljahren durch die Verordnung von HET (Hormonersatztherapie) gerecht wird. Kann man das gesamte Entwicklungspotential dieser Phase ausschöpfen, wenn einfach nur fehlende Hormone substituiert werden und dann so weiter gemacht wird wie bisher?
Auf der körperlichen Ebene spielt sich noch mehr ab:
Östrogen wird nicht nur in den Ovarien gebildet. Es wird im Körper für viel mehr Funktionen als nur für die Fortpflanzung benötigt. So wird Östrogen auch für die Knochenstabilität, Elastizität der Haut, Blutdruckregulation, Gehirnfunktion etc. benötigt.
Die gute Nachricht: Auch nach der Menopause bildet unser intelligenter Körper Östrogen. Allerdings zu einem weit geringeren Teil als zuvor. Da der Körper der Frau nicht mehr monatlich auf das Ereignis einer Schwangerschaft vorbereitet werden muss, braucht der Körper Östrogen nur noch für den Eigenbedarf.
Ob genügend Östrogen für das Wohlbefinden von uns Frauen gebildet wird, hängt u.a. davon ab, ob genügend DHEA – das Vorläuferhormon für Östrogen – vorhanden ist. DHEA ist unser sogenanntes Jungbrunnenhormon. Es wird, wie Cortisol in der Nebennierenrinde produziert.
Stress, nicht so toll und vor allem nicht förderlich
Wenn wir unter Dauerstress leiden, schüttet der Körper mehr Cortisol aus. Dadurch wird die Bildung von DHEA behindert. Dies heißt, dass Stress die Bildung von DHEA drosselt. Dadurch haben wir weniger Östrogen im Körper als uns guttut.
Wenn es uns gelingt, unser Stresslevel zu senken und unsere Ernährung auf die sensibleren Bedürfnisse unseres Körpers umzustellen, kann ein großer Teil der Beschwerden in den Griff bekommen werden.
Das eigene Stresslevel nach unten zu regulieren, stellt aufgrund unserer jahrzehntelangen Konditionierungen eine riesige Herausforderung dar.
Um dies zu erreichen, ist es unabdingbar, dass wir Frauen lernen, Grenzen zu setzen, sich in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Ayurveda sieht die Wechseljahre nicht als Krankheit, sondern als Übergang.
Die individuellen Symptome, die eine Frau während der Wechseljahre hat, sind darauf zurückzuführen, dass der Körper von der Pitta-Zeit des Lebens in die Vata-Zeit hinüberwechselt.
Die Pitta-Zeit steht im Zeichen der Elemente Feuer und Wasser. Es ist eine Zeit der Handlungskraft und des inneren Feuers. Ziele wie Beruf, Familie und das Management des Ganzen stehen im Vordergrund.
Im Laufe der Wechseljahre kommen wir in die Vata-Zeit des Lebens. Vata repräsentiert die Elemente Luft und Äther. Es steuert alle Bewegungsformen in unserem Körper, einschließlich Blutkreislauf, Atmung und Nervensystem. Auf der mentalen Ebene wendet sich Vata mehr den geistigen Dingen zu. Das ganze Wesen und die Art zu leben verfeinert sich.
Kommt die Frau von der Pitta Zeit in die Vata Zeit, kann es – je nach individueller Konstitution – zu Beschwerden wie Hitzewallungen, Gereiztheit, Stresssymptomen, hohem Blutdruck etc. durch die aufgestaute Feuerenergie kommen.
Je nach individueller ayurvedischer Konstitution,
sind die Wechseljahre eine Phase, in der bereits länger bestehende Ungleichgewichte sich verschlimmern.
Wie etwa Hitzewallungen bei einem Pitta Ungleichgewicht.- Depressive Verstimmungen bei einem Kapha Ungleichgewicht – Schlaflosigkeit bei zu viel Vata.
Allerdings wird der Beginn der Vata- Zeit, die Zeit der Menopause, im Ayurveda als Tor zur Weisheit gesehen. Die Frau wird von der Macherin zu Wissenden.
Wie kann eine Frau sich selbst unterstützen,
um die Wechseljahre – und insbesondere die Menopause – als eine Zeit der persönlichen Reifung und Verfeinerung des Seins, einer spirituellen Vertiefung zu erleben?
Auf der körperlichen Ebene ist es Zeit, für genügend Entspannung sorgen. Dies kann durch Techniken wie Yoga, Meditation und Achtsamkeitspraktiken passieren, durch Zeit für Kreativität und Bewegung. Die Ernährung sollte mit genügend Nährstoffen versorgen, jedoch insgesamt leichter sein, da der Stoffwechsel schwächer wird.
Wichtig ist, sich Zeit und Muße zu geben. Um zu hinterfragen, zu reflektieren. Wenn wir uns gestatten, in die Tiefe zu gehen und eingeschliffene Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen, dann kann es uns gelingen, unser Sein auf eine höhere Ebene zu bringen.
Menopause als persönliches Upgrade?
Dann wird die Zeit um die Menopause, die körperlich wie auch psychisch sehr herausfordernd sein kann, eine Zeit für ein persönliches Upgrade.
Persönlichkeitsentwicklung und Entfaltung des Selbstausdrucks können auf neue Art und Weise gelingen. Wir kommen in Kontakt mit dem eigenen Dharma. Mit dem, was unserem Leben Richtung und wahren echten Sinn gibt. Es ist uns immer mehr möglich, das eigene Wissen, Talente und Begabungen zu leben und das nach außen zu bringen, was wir der Welt zu geben haben.
Gerade in der heutigen Zeit der Umwälzungen und Transformationen wird die Energie und die Kraft von diesen weisen und wissenden Frauen ganz dringend gebraucht.
Quellenangabe: “Claudia Welsh; Balance Your Hormones, Balance Your Life: Achieving Optimal Health and Wellness through Ayurveda, Chinese Medicine, and Western Science”
Die Autorin bietet an:
Für Frauen vor, in oder nach den Wechseljahren bietet die Autorin die Inner Wisdom Journey an. Ein mehrdimensionales Programm für Frauen, um in ihr Selbstvertrauen und in ihre Kraft zu kommen. Die nächste Inner-Wisdom-Journey startet am 13. Mai 2023.
06.05.2023
Maria Ursula Inkofer
Ayurveda- Ernährungscoach, Yogalehrerin und Yogatherapeutin.
Workshops und Online-Kurse, die die Autorin zum Wiederfinden und Verbinden mit den eigenen inneren Rhythmen, der Intuition und der inneren Weisheit anbietet, finden Sie unter
www.uschi-inkofer.com
Maria Ursula Inkofer
Dipl. Soz. Pädagogin, zertifizierter Coach, Ayurvedaexpertin, Yogalehrerin, Heil-Erinnerin
“Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Das Anliegen von Maria Ursula ist es, Frauen zu befähigen, die eigene weibliche Kraft wahrzunehmen und aus ihr heraus zu leben. Auf der Grundlage des Ayurveda bietet Maria Ursula Kurse, Seminare und Workshops an. Mit Hilfe der “Ura Thea Heilsessions” vermag sie Frauen dabei zu unterstützen, sich aus dem Feld karmischer Verstrickungen zu lösen und in das eigene Potential zu kommen.
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