Unsterblicher Geist – Der Heimweg zur inneren Ur-Quelle

Unsterblicher Geist – Der Heimweg zur inneren Ur-Quelle

Der unsterbliche Geist ist die ewige Wirklichkeit im Menschen – frei von Verfall, jenseits von Geburt und Tod. Während Körper und Seele vergänglich sind, führt der innere Weg zurück zur Ur-Quelle des Bewusstseins, wo Sein, Licht und Glückseligkeit eins sind.

Der bleibende Geist jenseits von Körper und Seele

„Mein Körper stirbt, meine Seele stirbt, aber nicht mein Geist.“ Mit diesem Satz brachte Ramana Maharshi zum Ausdruck, was viele Traditionen bestätigen: Der Mensch besteht nicht nur aus Körper und Seele, sondern vor allem aus Geist – jenem unzerstörbaren Bewusstsein, das weder Leiden noch Tod unterliegt. Die Seele bewegt sich, sie ist wie ein See, dessen Wellen Gefühle und Gedanken widerspiegeln. Doch wenn die Oberfläche still wird, tritt das Wesentliche hervor: der Geist, der seit Ewigkeit leuchtet.

Diese Unterscheidung ist entscheidend, denn was oft als „Unsterblichkeit der Seele“ bezeichnet wird, geht in Wahrheit auf Platon zurück. Paulus und die frühen spirituellen Lehrer betonten dagegen den ewigen Geist. Das Missverständnis, das durch Übersetzungen und Deutungen entstand, begleitet die Menschheit bis heute.

Sprachliche und philosophische Wurzeln

Die Seele trägt in den Sprachen viele Gesichter: psyche bei den Griechen, anima im Lateinischen, soul im Englischen. Der Geist dagegen – pneuma oder spiritus – ist nicht nur Atem, sondern Ursprung. Paulus stellte ihn über die Seele, und auch die Vedanta-Tradition spricht vom Atman, dem wahren Selbst, das unvergänglich und identisch mit Brahman ist.

So wird deutlich: Der Geist ist kein „mind“, kein reiner Verstand. Der deutsche Begriff „Mensch“ weist noch auf das Denken (manas) hin, doch Denken allein erschöpft nicht das Sein. Erst wenn das Denken verstummt, wird die Tür zur geistigen Dimension geöffnet.

Heilung durch das Ewige

Der Geist ist nicht krank. Er muss nicht geheilt werden. Krankheiten betreffen Körper und Seele, die dem Wandel unterliegen. Heilung bedeutet daher nicht, den Geist zu reparieren, sondern die trennenden Schichten von Emotionen, Ängsten und Mustern zu durchlichten, sodass der Geist wieder frei wirken kann.

Wahrer Trost entsteht, wenn wir erkennen: Das, was uns atmet, ist unverletzlich. Hier öffnet sich der Raum, in dem Inspiration, Atem und Lebenskraft eins werden. In diesem Sinn kann Heilung immer nur Lösung sein – ein Freiwerden, ein Durchbruch zur ursprünglichen Quelle.

👉 Weiterführend: Spirituelle Medizin vs. konventionelle Medizin

Ramana Maharshi und das Erwachen ins Selbst

Ramana Maharshi erlebte mit sechzehn Jahren eine Todesangst, die sein Leben für immer veränderte. Er legte sich wie tot nieder, spielte seinen eigenen Tod durch – und erkannte, dass nur der Körper stirbt. In diesem Augenblick erwachte er zur Gewissheit: „Ich bin Geist, unsterblich.“

Von da an lebte er in ununterbrochener Versenkung. Er sprach nicht von Glaubenssätzen, sondern von direkter Erfahrung. Sein Schlüssel war die Frage: Wer bin ich? Diese Selbsterforschung (Atma Vichara) führt dorthin, wo alle Vorstellungen vergehen und das Licht des Geistes unverschleiert strahlt.

👉 Vertiefend: Atma Vichara Meditation

Tat Tvam Asi – Das bist du

Die Vedanta-Lehre fasst diese Erkenntnis in drei Worten: Tat Tvam Asi – Das bist du. Damit wird ausgesagt: Das Absolute, das Ewige, ist identisch mit deinem wahren Selbst. Dieses Selbst ist nicht der Körper, nicht die Psyche, nicht das Ego, sondern der unsterbliche Geist.

Wiedergeburt, so lehrte Ramana, existiert nur aus Sicht der Unwissenheit. In Wahrheit gibt es keine Vergangenheit, keine Zukunft – nur das Jetzt. Geburt und Tod sind Stationen in der Welt der Formen. Der Geist jedoch ist jenseits davon, zeitlos, gegenwärtig.

👉 Mehr lesen: Seelenwanderung – Spirituelle Perspektiven

Quantenphysik und spirituelle Erfahrung

Der Physiker Hans-Peter Dürr sprach von einem „wirkmächtigen Hintergrundfeld“, das den Raum aller Möglichkeiten eröffnet. Hier berühren sich Naturwissenschaft und Mystik: Was Vedanta als Atman beschreibt, findet in der Quantenphysik seine Entsprechung als Feld jenseits der messbaren Erscheinungen. Der Geist ist nicht Teil der Materie, sondern der Ursprung, aus dem Materie hervortritt.

👉 Passend dazu: Das holographische Weltbild

Sein – Bewusstsein – Glückseligkeit

SAT-CHIT-ANANDA: Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit – diese drei Begriffe bezeichnen nicht drei Eigenschaften, sondern eine Einheit. Das Selbst ist reines Sein, sich selbst bewusst und von Natur Glückseligkeit. Wer dieses Selbst erfährt, erkennt, dass es nichts anderes gibt, das sterben oder geboren werden könnte.


FAQ – Häufige Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Seele und Geist?
Die Seele ist der Sitz der Gefühle und Bewegungen, der Geist ist das unzerstörbare Bewusstsein.

Warum betonte Ramana Maharshi den unsterblichen Geist?
Weil Körper und Seele vergehen, während der Geist ewig bleibt – das wahre Selbst.

Wie verhält sich die Quantenphysik dazu?
Sie beschreibt ein unsichtbares Hintergrundfeld, das spirituelle Lehren vom ewigen Geist bestätigt.


Quellen und Literatur

  • Ramana Maharshi: Gespräche mit Sri Ramana Maharshi
  • Chandogya-Upanishad (Vedanta)
  • Hans-Peter Dürr: Warum es ums Ganze geht
  • Arthur Osborne: For Those with Little Dust
  • Goethe: Faust I

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25.09.2025
Roland R. Ropers

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Über Roland R. RopersUnsterblicher Geist Der Heimweg zur inneren Ur Quelle Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist,
autorisierter Kontemplationslehrer,
weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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2 Kommentare

  1. “Das Mysterium der Glückseeligkeit….schlummert im Ruhezustand der emotionalen seelischen Kräfte…”
    Einfach formuliert aber großartig .Wenn ich heute E. Tolle “Jetzt” oder Kinslow lese, so ist das alles doch nur eine bescheidende Quintessenz dessen, was damit gemeint ist. Sie alle beziehen sich darauf wie man diesen absoluten Ruhezustand(Frieden) erreichen kann ( Reines Gewahrsein, Hier und Jetzt in der Gegenwart ) Diese Glückseeligkeit eröffnet sich wenn wir mit wirklich all unseren Sinnen in der Gegenwart präsent sind und das SELBST erfahren. Daraus entsteht Freude am Leben.
    Sehr guter Beitrag.

  2. Danke für diesen tiefgründigen, gut recherchierten Beitrag. Und die profunde Definition und Differenzierung von Seele und Geist.
    LG Kira Klenke (Autorin von “Finde deinen Seelenweg”)

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