Geheimnis der Mystiker – Wohnen in mir selbst

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Geheimnis der Mystiker – Wohnen in mir selbst

Das Geheimnis der Mystiker liegt nicht in äußeren Wundern, sondern im „Wohnen in sich selbst“ – der inneren Rückkehr in das göttliche Zentrum des Seins. Dieser Beitrag von Roland Ropers führt durch die Lehren von Lao Tse, Gregor dem Großen, Bede Griffiths und Meister Eckhart. Sie alle verkünden dieselbe Wahrheit: Erleuchtung ist keine Flucht aus der Welt, sondern das Erwachen im Innersten – dort, wo Gott und Mensch eins werden.


Was bedeutet „Wohnen in mir selbst“ in der Mystik?
Es bedeutet, die Aufmerksamkeit von der äußeren Welt abzuziehen und im innersten Bewusstseinsraum zu verweilen, wo der göttliche Ursprung erfahrbar wird. Dieses Wohnen im Selbst ist der Zustand der Sammlung, Klarheit und Einheit.

Der Ruf der Mystik – Zurück ins Zentrum

„Ohne aus der Tür zu treten, kannst du die Wege der Welt kennen.“
Lao Tse, Tao Te King

Die Mystiker aller Zeiten wussten: Der Weg zum Wissen führt nicht nach außen, sondern nach innen.
Während der westliche Mensch seit Jahrhunderten die äußere Welt erforscht, haben sich Mystiker wie Bede Griffiths oder Gregor der Große der Erforschung des inneren Universums gewidmet.

Bede Griffiths nannte es „eine Reise in das Herz des Kosmos“, die mit Stille beginnt und in Erkenntnis endet.
Gregor der Große sprach vom „Habitare secum“Wohnen bei sich selbst. Es ist die Einladung, das eigene Herz als Tempel Gottes zu entdecken.

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Habitare Secum – Gregor der Große und das Wohnen in sich selbst

Papst Gregor der Große (540–604 n. Chr.) war der einzige Mystiker auf dem Stuhl Petri, der offen über seine inneren Erfahrungen schrieb.
In seinen Dialogen beschreibt er das Wohnen in sich selbst als eine Form der Sammlung, bei der der Mensch alle unnötige Zerstreuung vermeidet.

„Eine Quelle, die nicht abfließen kann, steigt nach oben.“

Dieses Bild beschreibt das Wesen der Kontemplation: die nach innen gerichtete Kraft, die den Geist erhebt.
Das „Wohnen in mir selbst“ bedeutet also, in jenem stillen Zentrum zu verweilen, wo keine Bewegung der Welt den Frieden stört.

Evagrius Ponticus – Die Schönheit des inneren Antlitzes

Schon der Wüstenvater Evagrius Ponticus schrieb:

„Der Geist des Menschen wohnt in sich, bei sich und hat genug an der Schönheit des eigenen Antlitzes.“

Diese Schönheit, so Evagrius, ist nichts anderes als der Widerschein Gottes im Inneren.
Doch unsere Zeit kennt kaum noch diesen Raum. Wir leben in einer Welt der Ablenkung, der Dauerreize, der Zerstreuung – und verlieren den Kontakt zur eigenen Tiefe.

Die Rückkehr zum inneren Universum

„Es gibt einen Platz im Herzen, worin das ganze Universum enthalten ist.“
Bede Griffiths

Mystik ist kein Rückzug aus der Welt, sondern eine Heimkehr zu ihrem Ursprung.
Alle Religionen, ob Christentum, Hinduismus, Buddhismus oder Taoismus, beschreiben dieselbe Erfahrung: Das Göttliche wohnt im Inneren.
Wenn wir diesen Ort betreten, hören Denken und Suchen auf.
Das Herz wird zum Tempel der Gegenwart.

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Der Prozess des Erwachens – Von der Psyche zum Geist

Geheimnis der Mystiker irland mystik steinkreis englandAuf dem Weg nach innen begegnen wir Dunkelheit, Angst, Schuld und Begehren.
Diese Schatten sind keine Feinde, sondern Tore.
Psychologie kann helfen, sie zu verstehen – doch Heilung entsteht erst, wenn wir uns auf das tiefere Feld des Geistes einlassen, das jenseits aller Analysen existiert.

Dieses „Feld“ ist das, was Mystiker Gott, Brahman oder Nirvana nennen – das unerschütterliche Sein in uns.
Wer sich ihm hingibt, erfährt Heilung aus der Quelle des Lebens selbst.

Meister Eckhart – Gott ist drinnen, wir sind draußen

„Gott ist uns nahe, aber wir sind Ihm fern.
Gott ist drinnen — aber wir sind draußen.
Gott ist unsere innere Heimat — aber wir sind uns selbst Fremde.“

Meister Eckhart bringt es auf den Punkt: Gott wartet in uns.
Er ist nicht im Himmel, sondern im Herzraum des Menschen.
Die Mystik lädt uns ein, die Tür zu diesem Raum zu öffnen – nicht zu glauben, sondern zu erfahren.

„Das Auge, womit Gott dich sieht, ist dasselbe, womit du Gott siehst.“

Das ist der Moment, in dem das Ich sich auflöst und das Göttliche durchscheint.

Das göttliche Feld und der schöpferische Geist

Im Zentrum dieses inneren Raumes wirkt die Kraft des Geistes – jene Energie, die Kosmos und Mensch durchdringt.
Sie ist die gebärende, weibliche Dimension des Göttlichen, das Prinzip der Mütterlichkeit im Universum.
Der Heilige Geist, das TAO, Shakti oder Shekinah – alle Namen weisen auf dieselbe Wirklichkeit: die schöpferische Präsenz, die Leben hervorbringt.

Diese göttliche Bewegung ist nicht außerhalb von uns, sie ist unser innerstes Wesen.
Wenn wir in ihr ruhen, handeln wir aus der Quelle heraus – ohne Anstrengung, ohne Wollen, ohne Widerstand.

TAO – Das unaussprechliche Eine

„Schau, er kann nicht gesehen werden – er ist flüchtig.
Lausche, er kann nicht gehört werden – er ist geräuschlos.“
Tao Te King, Kapitel 14

Lao Tse beschreibt das Geheimnis des Weges: Das Unaussprechliche, das alle Formen übersteigt.
Es ist formlos, namenlos und doch Quelle allen Lebens.
Mystiker aller Traditionen erkennen in diesem Unsichtbaren das Herz des Universums – den Punkt, an dem der Mensch sich selbst erkennt als Teil des Einen.

Der Weg ist das Ziel – Leben aus dem Urgrund

Jesus, Lao Tse und alle großen Weisen lehrten denselben Weg: Vertrauen, Hingabe, Gegenwärtigkeit.
Nicht das Denken, sondern das Erwachen in der Präsenz führt zur Erkenntnis.
Der Weg ist kein Fortschritt, sondern ein Kreislauf, eine Rückkehr zum Ursprung.

„Der Mensch ist nicht für den Tod geschaffen, sondern für die Erfahrung seiner ewigen Lebendigkeit.“
Roland Ropers

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Fazit – Wohnen in mir selbst als Weg der Befreiung

„Wohnen in mir selbst“ ist kein Rückzug aus dem Leben, sondern das Bewohnen des göttlichen Raumes inmitten der Welt.
Es ist die höchste Form der Achtsamkeit – ein stilles Lauschen auf die Gegenwart, die niemals verloren ist.

Mystiker lehren uns, dass dieser innere Ort jenseits von Religion, Kultur und Sprache liegt.
Dort begegnet der Mensch sich selbst – und Gott zugleich.

Wenn das Herz still wird, erkennt es sich als Spiegel des Ewigen.


FAQ – Häufige Fragen zu Mystik und innerem Wohnen

Was bedeutet „Wohnen in mir selbst“?
Es bezeichnet die Rückkehr in die eigene Mitte – das bewusste Verweilen im göttlichen Bewusstsein des Herzens.

Was ist Habitare Secum?
Ein Begriff Gregors des Großen für die Kontemplation – das bei sich selbst Sein im Angesicht Gottes.

Wie unterscheidet sich Mystik von Religion?
Mystik ist unmittelbare Erfahrung des Göttlichen; Religion ist ihre kulturelle Form.

Wie kann man Wohnen in sich selbst üben?
Durch Stille, Meditation, Gebet und Achtsamkeit. Es geht weniger um Technik als um Hingabe und Gegenwärtigkeit.


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23.10.2025
Roland R. Ropers

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Über Roland R. RopersRoland-Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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