Gute Vorsätze – Schwierige Umsetzung
Die pensionierte Professorin und Autorin von Selbsthilfe-Ratgebern Kira Klenke zeigt in diesem Artikel auf, was üblicher Weise unsere Gründe für gute Vorsätze sind. Und wie wir uns alleine dadurch den Erfolg von vorneherein erschweren. Sie erklärt auch, wie die Umsetzung von Vorsätzen mit der richtigen Strategie gelingen kann – sogar entspannt und leichter als du vielleicht denkst. Wie?! Probiere einfach einmal die 5 Sekunden-Regel (am Ende des Artikels) aus. Es ist eine simple und dennoch verblüffend kraftvolle Übung, um unseren inneren Schweinehund ruckzuck zu besiegen.
Was ist ein guter Vorsatz?
Beim typischen guten Vorsatz nehmen wir uns vor, uns in Zukunft so zu verhalten, dass wir eine angestrebte Veränderung in unserem Leben wahr machen. Oft ist dabei der Auslöser die Unzufriedenheit mit unserem bisherigen Verhalten. Man weiß, dass man regelmäßig etwas tut oder eine Angewohnheit hat, die einem auf Dauer schadet. Oft ist die treibende Kraft dahinter die Sorge, dass, wenn man so weiter machen würde wie bisher, etwas Schlimmes passieren könnte. Auf dem Spiel stehen dann beispielsweise eine Versetzung in die nächste Klasse oder der erfolgreiche Abschluss eines Studiums, eine Beförderung oder die nächste Gehaltserhöhung, eine Beziehung oder gar die Ehe. In vielen Fällen ist auch die Gesundheit gefährdet.
So kommt dann irgendwann der Moment, wo man sich vornimmt, weniger Alkohol zu trinken oder weniger Süßes zu essen, früher aufzustehen oder sich regelmäßig mehr zu bewegen, endlich anzufangen für die Prüfungen zu lernen oder den Partner rücksichtsvoller und liebevoller zu behandeln.
Die meisten Menschen denken, ein Vorsatz bestünde aus einem (äußeren) Ziel und den entsprechenden Handlungen, die dafür zu tun sind, um es zu erreichen. Und sie wundern sich, warum es ihnen nicht gelingt, konsequent am Ball zu bleiben.
„Bei Verhaltensänderungen und Entscheidungen haben die unbewussten Anteile unserer Persönlichkeit das erste und das letzte Wort, Verstand und Vernunft sind nur Berater.“
G. Roth (Neurobiologe und Philosoph) im Buch „Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten“ (Klett-Cotta 2019)
So werden Vorsätze gelingen
Um Vorsätze wirklich wahr zu machen, muss man sich dem eigenen Befinden, seinen Gefühlen und auch unterdrückten inneren Stimmen zuwenden. Das bedeutet, sich weniger am Außen zu orientieren mit Gedanken wie „Wie will ich wirken?“ oder „Was müsste ich tun oder was sollte ich leisten?“. Und stattdessen mehr am eigenen Befinden: „Was fühle ich? Was widerstrebt mir? Was macht mir Stress oder beunruhigt mich?“
Wenn wir bei der Umsetzung von Vorsätzen ein Unbehagen einfach ignorieren oder wenn wir mit Willenskraft Unsicherheiten einfach übergehen oder eine Schwäche, dann laden wir dem Problem, das wir ohnehin schon haben, noch eine weitere Bürde auf. Denn wir denken, empfinden und handeln dann so, als seien wir unerwünscht, so wie wir jetzt sind und empfinden. Wir verurteilen uns selbst damit als ungenügend. Und damit tun wir uns selbst genau das an, was schon lange einer der Haupt-Schmerzpunkte in unserem Leben ist: Dass wir immer wieder so, wie wir eben sind, nicht geachtet oder nicht geliebt wurden, nicht gesehen oder ignoriert.
Tue dir das nicht länger selbst an. Habe Mitgefühl mit dir, so wie du bist. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, jeder von uns hat lichte und dunklere Seiten, das ist unsere Natur. Lerne auch dann zu dir zu stehen, wenn du gerade eine Schwäche oder einen „Makel“ an dir siehst. Gerade dann ist es wichtig und vor allem heilsam, dass du dich selbst (oder dein inneres Kind) mit Mitgefühl und liebevoll in den Arm nimmst.
Erst danach solltest du dann beginnen, deinen Alltag in möglichst kleinen Schritten allmählich so zu verändern, dass du deinem Vorsatz-Ziel näher kommst. Sei auch dabei umsichtig mit dir selbst: Mache die Anforderungen so gering, dass du nicht lange überlegen musst, ob du anfängst. Gestalte (gerade zu Beginn) jeden Handlungsschritt so kinderleicht, dass weder eine hohe Motivation noch Willensstärke dafür erforderlich sind. Und dann tue ihn einfach – täglich oder regelmäßig. Immer wieder.
Vielleicht magst du eins der zahlreichen Selbstcoaching-Tools, bewährten Motivationshelfer und aus der Hirnforschung stammenden Mentaltechniken aus dem Buch Gute Vorsätze wirklich umsetzen! ausprobieren:
Durchstarten wie eine Rakete: Die 5 Sekunden-Regel
Mel Robbins hatte vor Jahren eine Lebenskrise. Jeden Morgen war sie so müde, dass sie sich nicht aufraffen konnte, zeitig aufzustehen. Sie verschlief den Vormittag und fühlte sich dann mies und wie eine Versagerin. Und sie kam dann auch den ganzen Tag nicht mehr richtig in Schwung, um irgendetwas zu erledigen.
Eines Tages sah sie im Fernsehen einen Raketenstart und es machte Klick in ihrem Kopf. Ihr kam eine Idee: Sie würde morgens, sobald der Wecker das erste Mal klingelte, auch einen Countdown machen. Dazu würde sie von fünf bis eins runterzählen und dann bei eins sofort einen Raketenstart aus dem Bett machen. Das hat für sie prima funktioniert. Deshalb hat sie begonnen, diesen 5 Sekunden-Trick auch tagsüber immer öfter anzuwenden, wenn etwas Wichtiges zu tun war, auf das sie aber keine Lust hatte. Das hat ihr ganzes Leben revolutioniert. Und Mel Robbins schrieb später ein Buch über die Methode.
Einer der statistisch nachgewiesen am häufigsten gefassten guten Vorsätze für das Jahr 2021 war „Mehr Zeit für Familie und Freunde“.
Betrachten wir den Ablauf der 5 Sekunden-Regel an diesem Vorsatz-Beispiel:
1. Dir fällt ein, dass du deine Mutter anrufen solltest. Aber du hast gerade keine Lust dazu.
2. Anstatt lange hin und her zu überlegen, ob und warum (oder warum nicht) du das Telefonat jetzt machen solltest, erinnerst du deinen entsprechenden Vorsatz. Sofort fängst du an, innerlich (oder wenn du alleine bist, auch laut) von fünf bis eins runterzuzählen. Deine Gedanken sind mit dem Zählen beschäftigt, so dass kein Raum bleibt für eine weitere Pro- und Kontra-Diskussion in deinem Kopf.
3. Sobald du die eins ausgesprochen oder gedacht hast, greifst du zum Telefon. Das ist wichtig: Bei eins sofort handeln! Bevor dein Verstand begriffen hat, was gerade geschieht, hast du bereits die Nummer gewählt.
Wenn du das so immer wieder und konsequent für eine bestimmte Handlung, die für die Umsetzung eines Vorsatzes wichtig ist, machst, wird diese nach einer Weile zur automatisierten Gewohnheit. Ab dann wirst du sie automatisch und ganz mühelos ausführen.
Hast du eine Idee, wie du die 5 Sekunden Regel für dich nutzen könntest?
Bitte schreib es hier ins Kommentar-Fenster. Damit inspirierst du andere und dein Vorsatz wird auch alleine dadurch schon ein Stück weit realer.
Buch-Tipp:
Gute Vorsätze wirklich umsetzen!
von Kira Klenke
Sich mehr Zeit für Freunde nehmen, endlich abnehmen, umweltbewusster leben, täglich Yoga machen: Gerade zum neuen Jahr oder zu Umbrüchen auf dem Lebensweg fassen wir gern gute Vorsätze. Doch regelmäßig werden 80 Prozent davon nach wenigen Wochen über den Haufen geworfen. Kein Wunder, entsprechen die Ziele doch häufig den Wünschen unseres Hausarztes, unseres Partners oder unserer Chefin – aber nicht denen unseres Herzens.
Schirner Verlag (Okt. 2021), ISBN-13: 978-3843414883
21.11.2021
Prof. Dr. Kira Klenke
www.KiraKlenke.de
Kira Klenke
… Es ist ihr ein Herzens-Anliegen, Menschen dabei zu helfen, überholte Lebensmuster abzulegen und das volle eigene Potenzial zu erkennen und zu leben. …
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