Jenseits der Gesetze von Zeit und Raum

Frau in Zeit und Raum

Erschaffen jenseits der Gesetze von Zeit und Raum

„Was im Bewusstsein logisch formuliert wurde, existiert im Bewusstsein als logisches System von Begriffen. Wenn ein logisches System von Begriffen im Bewusstsein mit Energie versehen wird, materialisiert es sich in Raum, Zeit und materiellen Elementen.

Die Materialisation des Systems hängt von der Kraft der Absicht ab und wirkt auf alle Parameter von Zeit (Vergangenheit, Zukunft) und Raum (andere Dimensionen usw.). Diese Bedingtheit entsteht, weil Zeit und Raum aus dem Bewusstsein geboren wurden. Beide sind eine Materialisation der zuvor erfolgten Affirmation.

Wenn eine Affirmation geboren wird, die neue logische Reihen hervorruft und deren Kraft die Kraft der vorhergehenden Affirmation übersteigt, verdrängt sie diese. Die Wirkung der früheren Affirmation endet. Die Wirkungen der alten Gesetze von Zeit und Raum hören auf zu existieren. Das betrifft nicht nur die Gegenwart und Zukunft, sondern auch die Vergangenheit.

Das bedeutet: Wenn man ein logisch begründetes System erschafft und dieses mit Energie versieht, ist es möglich, auf die Vergangenheit einzuwirken. Diese wird dann variativ und nicht mehr eindeutig.
Indem man eine andere Variante vergangener Ereignisse auswählt, kann man im selben Augenblick die Gegenwart verändern.

Unbestimmheit der Vergangenheit

Beim Einsatz dieser Logik zur Heilung beseitigt man die für die jetzige Krankheit ursächliche Situation in der Vergangenheit. Ein Yogi, der diese Logik auf dem spirituellen Weg nutzt, erinnert sich an sich selbst als „ungeborenes Brahman“, als „Buddhanatur besitzend“ und erkennt sich so als unsterblich.

Ein Yogi erinnert sich an seinen Zustand vor dem Eintritt in die Materie und realisiert ihn sofort in der Gegenwart. Er erinnert sich an sich als einen Deva (Gottheit), der alle reinen Eigenschaften und Siddhis besitzt. Und im gleichen Augenblick verändert sich die Linie seines karmischen Schicksals, und es entsteht seine andere subtile Gestalt.

Ein Yogi erinnert sich an sich selbst als ursprünglichen Raum des Bewusstseins, der höchsten Quelle. Und wird sofort dazu, er erkennt sein jetziges Ich darin wieder.

Aktualisierung der neuen Vergangenheit

Die spirituelle Praxis des Weges der Nichtanstrengung entspricht, basierend auf der Parasattarka-Logik, nicht einer Bewegung vorwärts in der Zeit. Sondern sie entspricht der Bewegung rückwärts in die Vergangenheit und ist eine Erinnerung an die neuen vergangenen Ereignisse, die nun als immer schon dagewesen erkannt werden.

Das Neue wird als das vergessene Alte wiederentdeckt. Die Erfahrung der Heiligen und die Praxis ihrer Erleuchtung werden in den Texten und Upadesas (Belehrungen) genauso beschrieben.

Die Parasattarka-Logik im Advaita

Beispiele:

  • Das Erkennen der Schlange als Seil (wovor man vorher Angst hatte).
  • Das Finden der Kette, die niemals verloren gegangen, sondern immer am Hals des Besitzers gehangen und nur vergessen worden war.
  • Die Wiederentdeckung des zehnten Menschen beim Zählen, den man zuerst als den Zählenden vergessen hatte.
  • Vergessen der Herkunft als Prinz, Leiden aufgrund dieses Vergessens und sofortige Befreiung vom Leid im Moment der Erinnerung, des Erkennens seiner wahren Stellung.

Mit dem Terminus des „durch das Gesetz des Karmas begrenzten Menschen“ wird ein Mensch definiert, der seine Natur vergessen hat. Und umgekehrt wird seine Befreiung als Erinnerung an diese Natur gesehen.

Ursprüngliches Bewusstsein als Quelle der Raum/Zeit und aller Phänomene Jenseits der Gesetze von Zeit und Raum Frau in Zeit und Raum

Die Begründung einer solchen Vorgehensweise basiert logisch auf den fundamentalen Doktrinen der Lehren des Advaita, der Tantras sowie des Anuttara-Tantras über das ursprüngliche Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist die Quelle des Raums, der Zeit und aller Ereignisse und Dinge. Dieses Bewusstsein ist „das, was ist und immer war“, „vor der Geburt existierend“, „das, was nicht erreicht, aber erkannt wird“. Und „das, was immer da ist, aber wegen der samsarischen Logik der Maya und der destruktiven Logik der Kleshas (der geistigen Betrübungen) nicht erkannt wird“.

Indem man diese Art zu erkennen bzw. sich an sich selbst zu erinnern nach dem Prinzip der Ähnlichkeit auf Ereignisse auf Dinge und auf die Charakteristiken von Zeit und Raum anwendet, kann man daraus ein universelles Prinzip ableiten: Die Schöpfung wird nicht vom Absoluten erschaffen; man erinnert sich an sie und erkennt sie als bereits existent und als schon immer potenziell in Form von Samen (Bijas) existierend. Im Moment des Erinnerns geschieht nur eine Aktualisierung (und damit ein Hervorbringen) von irgendwelchen Tendenzen oder Ereignissen, die im kosmischen Informationsfeld („Hiranyagarbha“, „Akasha-Chronik“) gleichzeitig existieren.

Etwas zu erschaffen bedeutet, dies als schon existierend zu erkennen

Das „Erschaffen von etwas“ ist also nicht als „Erschaffen“ im Wortsinne zu verstehen, sondern als die Erinnerung an das, was schon da ist und immer da war. Deswegen sind die Möglichkeiten des schöpferischen Bewusstseins auf dem Weg des Erinnerns/Erkennens unbegrenzt, weil deren Potenzial mit dem Potenzial des Absoluten identisch ist.

Da die Möglichkeiten zur gleichzeitigen Existenz von Dingen und Ereignissen in der Potenz der höchsten Quelle unbegrenzt sind, sind die Möglichkeiten des schöpferischen Bewusstseins gemäß der Parasattarka-Logik, ebenfalls unbegrenzt. Das Absolute wird ohne Anstrengung erreicht: als Erinnerung, als etwas, das sich als in der Tiefe des Bewusstseins immer existent herausstellt.

Der höchste Wesenszustand des Bewusstseins ist die Quelle von Zeit, Raum, Kausalität usw.. Seine Begrenztheit ist nur künstlich durch Unwissenheit bedingt. Das individuelle Bewusstsein verändert sich im Moment des Erkennens, also im Moment des Erinnerns an das Absolute seiner Charakteristika; es bekommt die Eigenschaften des Absoluten und wird zum Schöpfer allen Geschehens. Die Möglichkeiten zur Erschaffung von Dingen sind dann nur durch die Tiefe des Bewusstseins des Erschaffenden begrenzt.

Das bedeutet: Alle jetzt ins Bewusstsein kommende Gesetzmäßigkeiten, Ereignisse, Dinge sowie die Merkmale von Zeit, Raum und Elementen können dann zum Ausdruck kommen und materialisiert werden. Die Grundlage dafür ist die Absicht des Bewusstseins, indem es sich an sie erinnert und sie aktualisiert.

Auf dieser Stufe verlieren Begriffe wie Lüge, Fantasie und Irrealität ihre logische Grundlage. Die Irrealität, Fantasie oder Lüge existieren nicht. Sie bilden ein gleichwertiges logisches System, das auf derselben Ebene wie Realität, Wahrheit und Echtheit steht und – wenn dafür genug Bewusstseinsenergie zur Verfügung steht – aktualisiert und zum Ausdruck gebracht werden können.

Unendliches Bewusstsein als Quelle der unendlichen Möglichkeiten

Auf dieser Grundlage sind Fantasien, Träume, Theorien oder Absurditäten, also vieles den physischen Gesetzen des Weltalls Widersprechendes, logisch vollkommen zulässig. Sie haben genauso eine logische Fundierung wie Wahrheit, Realität, universelle Gesetzmäßigkeiten usw. Der Unterschied besteht darin, dass die ersteren nicht aktualisiert wurden und sich im latenten Zustand befinden. Auf sie wurde keine Affirmation eines Individuums, dessen Bewusstsein mit dem schöpferischen Bewusstsein des Absoluten eins ist, ausgerichtet.

Die Begrenzung und Bedingtheit der Menschheit durch Karma, Leid, Alter, Krankheiten und die Gesetze der Physik (Samsara) ist das Ergebnis des Vergessens und des Nichterkennens der eigenen göttlichen Natur, die frei von Samsara ist.

Im Moment des Erinnerns/Erkennens werden andere Verzweigungen von Ursachen und Wirkungen aktualisiert. Die Vergangenheit und Gegenwart verändern sich und die göttliche Natur des Menschen wird als die eigene begriffen.

Wer durch die Kraft seiner Affirmation in Kontakt mit der schöpferischen Quelle gekommen ist, kann die Raum-Zeit-Charakteristik krümmen sowie Kausalketten und qualitative Eigenschaften von Objekten usw. verändern (Beispiele: die Auferweckung von Toten und die Wunder der Heiligen).

Auszug aus dem Buch „Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik“ von Swami Vishnudevananda Giri


 

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Leben in der Multirealität – „Ich denke, also bin ich.“ – Dieses Lebensgefühl ist den meisten Menschen eigen. Die alten vedischen Schriften sagen jedoch, dass Denken eine Art künstliches Leben darstellt. Die wirkliche Existenz und die Präsenz des Bewusstseins sind keine Denkprozesse, sondern jenseits des Verstandes in der Natur des Geistes verankert.

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26..01.2024
Swami Vishnudevananda Giri
https://de.advayta.org

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Swami Vishnudevananda Giri Swami Vishnudevananda Giri vor abstraktem Hintergrund

Swami Vishnudevananda Giri (Swami Vishnudev) ist ein spiritueller Lehrer in den Traditionen des Advaita Vedanta und des Yogas, ein Sadhu, ein realisierter Meister und Jnani in der Linie des Advaita Vedanta, Philosoph, Theologe und Schriftsteller. Er stammt aus der yogischen Tradition des Sahajayana, des natürlichen Weges der Siddhas, er ist Linienhalter einiger Übertragungslinien des Yogas der Siddhas und spiritueller Meister für viele Schüler in Ost- und Westeuropa, den USA und Indien. Er wurde 1967 in der Ukraine geboren.

Seine spirituelle Praxis und Meditation begannen im Alter von 6 Jahren von selbst, indem er sich intuitiv auf Erinnerungen aus der Vergangenheit stützte. Er hat den Sanatana Dharma als seinen religiösen Weg im Alter von 19 Jahren angenommen. Er absolvierte einige intensive Retreats, deren längstes fast 3 Jahre andauerte. Als Resultat dieses letzten Retreats in den Jahren 1993-1995 erreichte er Samadhi und Realisation.
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