Liebe ist die Ursache der ganzen Schöpfung
„Wir suchen nach Erkenntnis, aber Erkenntnis ist nicht einfach Information. Wir suchen nach Selbsterkenntnis. Man muss lernen, sich aller Etiketts und Schubladen zu entledigen, die in der Vergangenheit vielleicht noch gebraucht wurden. Denn es gibt nur ein einziges Absolutes Dasein. In dem Sinne sind wir ganz einfach nur Menschen des Weges.“
Reshad Feild (1934 – 2016)
Der am 15. April 1934 in Hascombe/England geborene Richard Timothy Feild starb am 31. Mai 2016 in Devon/England. Er war als Mystiker unter dem Namen Reshad Feild bekannt und war Autor von rund zwanzig Büchern über Spiritualität, das Geheimnis des Atems und die innere Essenz der Sufi-Lehren und hatte seit den 1970-er Jahren einen bedeutenden Einfluss auf Tausende von Sinn suchenden Menschen im Westen.
Als junger Engländer durchlief er eine für die britische Upperclass typische Internatserziehung in Eton, bevor er zwei Jahre lang bei der Royal Navy diente.
Danach wurde er Folksänger und reiste – als „spiritueller Hippie“, wie man es damals vielleicht ausgedrückt hätte – singend um die halbe Welt. Auf seinen Reisen war er unter anderem auf eine Derwisch-Bruderschaft und damit den mystischen Zweig des Islams gestoßen. Dieses Zusammentreffen sollte den Beginn einer vollständigen Veränderung in seinem Leben markieren.
Wieder zurück in England kam er in Kontakt mit den Lehren des in Armenien geborenen Esoteriker Georges I. Gurdjieff (1866 – 1949) und dem in Moskau geborenen Schriftsteller Pjotr D. Ouspensky , während er unter anderem als „singender Kellner“ im damals bekannten Londoner Restaurant Luba’s Bistro auftrat, das von Gurdjieffs Nichte geführt wurde. Zu jener Zeit nannte er sich noch „Tim“. Als er schließlich Tom, dem Bruder der damals noch unbekannten Dusty Springfield, begegnete, entfaltete sich seine Karriere als Folksänger über das Kabarett ins Radio und ins Fernsehen. Die drei gründeten zusammen die Folkband The Springfields, welcher 1962 eine nationale Auszeichnung als „Gesangsgruppe des Jahres“ verliehen wurde. Später zog sich Tim von den Springfields zurück und wurde durch den Sänger Mike Hurst ersetzt. Die Gruppe löste sich schließlich auf, als Dusty ihre eigene, sehr erfolgreiche Solokarriere startete. Tim wurde Antiquitätenhändler in London.
Während jener Zeit lernte er Pir Vilayat Inayat Khan (1916 – 2004), den Leiter des Internationalen Sufi-Ordens, kennen, der ihn initiierte und ihm den Namen „Reshad“ gab.
Wer diesem wunderbaren Weisen und Mystiker Pir Vilayat Inayat Khan jemals begegnet ist, weiß von der strahlkräftigen Faszination dieser Persönlichkeit zu berichten. Für mich bleiben die persönlichen Begegnungen unvergesslich, zuletzt noch 2 Monate vor seinem Tod am 17. Juni 2004 in Suresnes, vor den Toren von Paris.
Reshad verließ das Antiquitätengeschäft und half mit, ein spirituelles Studienzentrum aufzubauen und zu leiten. Dieses Zentrum entstand auf der ehemaligen Swyre Farm in Gloucestershire und lag in unmittelbarer Nähe von Sherborne House, der spirituellen Schule von John G. Bennett, zu dem freundschaftliche Beziehungen bestanden. Als Name des Zentrums wurde Beshara gewählt, und zwar auf Vorschlag jenes Mannes, der mittlerweile Reshads wichtigster spiritueller Lehrer geworden war: Bulent Rauf, ein türkischer Autor und Übersetzer, der selbst aus einer langen – auf den andalusischen Mystiker Muhyiddin Ibn Arabi (1165 – 1240) zurück-gehenden – Linie des Sufismus stammte und den Reshad in seinem ersten Buch Die letzte Schranke – Ich ging den Weg des Derwischs „Hamid“ nennt.
Dieses in viele Sprachen übersetzte Werk gilt heute als ein Klassiker der modernen spirituellen Literatur. Es erzählt die spannende Geschichte von Reshad, wie er in einem Antiquitätengeschäft in London auf Bulent trifft, und den Beginn seiner anschließenden abenteuerlichen Reise, die sein ganzes Leben verändern sollte.
1973 zog sich Reshad von seiner leitenden Rolle im Beshara-Zentrum zurück und wurde von Bulent Rauf angewiesen, nach Vancouver in Kanada zu gehen, wo er ein Studienzentrum ins Leben rief. Später wurden weitere Zentren in Kalifornien, Boulder (Colorado) und in Mexiko aufgebaut. An all diesen Orten half Reshad unter anderem mit, die Sema-Zeremonie einzuführen, die 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Der Film Dem Morgen entgegendrehen zeigt die von Reshad Feild und seiner Lebenden Schule am 17. Dezember 1989 in Zürich gehaltene Sema-Zeremonie.
Er ist ein eindrückliches Zeitdokument und widerspiegelt die Ernsthaftigkeit, die Schönheit und die Reinheit, mit denen der spirituelle Gehalt dieser würdevollen Tradition hier weitergegeben wurde. Mittlerweile sind die „wirbelnden Derwische“ rund um den Globus bekannt, die Auf-führungen von „Derwischtänzen“ gehören zum touristischen Standard-programm in der Türkei. Reshad Feild, dessen Lehrtätigkeit seit jeher auf die innere Essenz jeglicher äußeren religiösen Form abzielte, schrieb 1989 über Jalaluddin Rumi:
„Ich sehe, wie tausendundeine Frage in den Herzen und im Verstand der Leute auftauchen, wenn die Sprache auf den Sufismus kommt. Endlos werden mir Fragen gestellt wie: »Muss man Muslim sein, um den Sufismus zu verstehen?« oder: »Hast du selbst den Islam angenommen?« Christen fragen mich, ob ich an Christus glaube; Muslime wollen wissen, ob ich den Propheten Mohammed als »Siegel« oder Vollendung der Linie aller Propheten seit Anbeginn der Zeit akzeptiere. Und wieder andere fragen, ob ich überhaupt an irgendeine Form glaube. Es scheint, dass es immer noch Leute gibt auf der Welt, die meinen, sie könnten Gott ›in Besitz nehmen‹ oder anderen ihre Meinungen über Gott aufzwingen. Aber es gibt auch andere, die die innere Bedeutung verstanden haben der in der Sufi-Tradition benutzten Worte Hu dost – Er (Gott jenseits aller Denkkonzepte) ist der einzige Freund. Diese Leute sind es, die ihre Dankbarkeit dafür ausdrücken, lebendig, erkannt und geliebt zu sein…“
Im Laufe der Jahre wandte sich Reshad – trotz seiner stets großen Achtung vor allen authentischen Traditionen – in seiner Lehrtätigkeit immer weiter von der äußerlichen Form ab, die er als „ein lediglich auf bestimmten Etappen der Reise notwendiges Gepäckstück“ betrachtete, das, wenn der Suchende entschlossen weiterschreitet, nach und nach zurückgelassen werden kann. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zurückgezogen in England.
Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis des Chalice Verlags
03.03.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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