Oruç Güvenç Reise in die Unendlichkeit des Seins

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Oruç Güvenç liegnde acht lichter steelwoolReise in die Unendlichkeit des Sein

„Der Mensch ist ein Reisender auf der Suche nach sich selbst, im Gestern, Heute und Morgen. Ob nach China oder in den vorderen Orient – Entfernungen spielen bei dieser Reise keine Rolle. Und denke nicht, die Reise endet mit diesem Leben. Sie geht weiter in der Unendlichkeit des Seins“.
Der Rumi des 21. Jahrhunderts | Rahmi Oruç Güvenç | (1948 – 2017)

Rahmi Oruç Güvenç wurde am 26. August 1948 in Tavşanlı, Türkei, geboren.

Er studierte an der Universität Istanbul, Literaturwissenschaft, Philosophie, Medizin & Psychologie und promovierte mit dem Thema der türkischen Musiktherapie an der medizinischen Fakultät der Cerrahpaşa Universität.

1976 begann Rahmi Oruç Güvenç, das Alte, in Archiven aufbewahrte Material der Musiktherapie zu studieren und wieder in die klinische Praxis zu integrieren. Eine Brücke zwischen der alten Tradition und der modernen Medizin war geknüpft. Sein Lebensverlauf ist geprägt durch die tiefe Liebe zur orientalischen Musik der Sufis und der Improvisation, in ihrer Anwendung in der Musiktherapie, sowie seinem tiefen spirituellen Wunsch, Gott und den Menschen zu dienen.

„Wenn wir Musik hören, nehmen wir sie nicht nur mit unsere Ohren wahr. Jede Zelle unseres Körpers schwingt in ihrem Rhythmus mit. Unser Körper ist durch die Schwingung ständig in kleinster Bewegung. Wenn Klänge auf den Organismus treffen, trifft Bewegung auf Bewegung, Schwingung auf Schwingung. Es findet ein Austausch statt, Resonanz und Konsonanz. Körper, Seele und Geist sind Gesang. Der Körper wird aus gröberen Schwingungen gebildet, Seele und Geist aus feineren. Leben ist ein schwingendes System. Freunde fragten ihren Meister, ob er auch ein Instrument spielen könnte. Sofort griff er zur Dombra und begann zu spielen. Dabei hielt er einen Finger unverändert auf dem Griffbrett und spielte immer wieder ein und denselben Rhythmus. Minuten, sogar eine Viertelstunde vergingen. Die Freunde wurden ungeduldig. Schließlich sagte einer von ihnen: ‚Meister, wenn die anderen Musiker spielen, bewegen sie die linke Hand auf dem Griffbrett auf und ab. Du hältst aber schon seit Ewigkeiten den Finger an demselben Platz.’ ‚Ja“, sagte der Meister lächelnd, ‚die suchen noch alle den Ort, an dem ich schon bin.’“

Wenn Rahmi Oruç Güvenç in seinen faszinierenden Seminaren Musik macht und seine Gruppe in das Klangparadies der Einheit führt, Oruç Güvenç

erfährt jeder recht schnell den gegenwärtigen Ort als Wirklichkeit des Seins, wo die Suche wenigstens vorübergehend aufhört. Der Sufi-Mystiker  Güvenç erinnert seine Zuhörer an den Ursprung ihrer Wesenshaftigkeit und begleitet sie in ihre innerste Urheimat, wo Ruhe, Kraft, Vertrauen und Heilung als immer-währende Lebensquelle erfahrbar sind. Rahmi Oruç Güvenç ist „der Rumi des 21. Jahrhunderts“.

Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, (persisch: Moulānā Ǧalāl al-Dīn Muhammad Rūmī ) geb. am 30. September 1207 in Balkh im damaligen Persien und heute in Afghanistan; gest. am 17. Dezember 1273 in Konya, heute in der Türkei) war einer der bekanntesten persischen und islamischen Mystiker und gilt als Gründer der Mevlevi-Tariqa (Mevlevi-Derwischorden). Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Moulana persisch/arabisch „unser Herr/Meister“ von arabisch: ‎ maulan, „Herr“) oder (in türkischer Aussprache) Mevlana genannt. Zu Zeiten Rumis wurde Anatolien von den Rum-Seldschuken regiert, daher der Beiname Rumi (= Oströmer, Byzantiner).

„Ich versuchte GOTT zu finden am Kreuz der Christen,  aber er war nicht dort.  Ich ging zu den Tempeln der Hindus  und zu den alten Pagoden,  aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden.  Ich suchte in den Bergen und Tälern,  aber weder in der Höhe noch in der Tiefe  sah ich mich imstande ihn zu finden.  Ich ging zur Kaaba in Mekka,  aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen,  aber er war jenseits ihres Verstehens.  Ich prüfte mein Herz und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.“

In einer sehr orientierungsverarmten Welt versteht es Rahmi Oruç Güvenç in jedem Menschen die Schatzkammern zu öffnen, wo das wesentliche Lebenswissen verborgen liegt. Er ist ein Meister der Begeisterung, wo die Wellen der Gefühle mit der Unendlichkeit des Ozeans im tiefsten Urgrund in Harmonie verankert werden.

In den frühen Morgenstunden des 5. Juli 2017 starb in Istanbul Rahmi Oruç Güvenç nach einer schweren Operation im 69. Lebensjahr. An diesem Tag erschien in Wien die deutsche Ausgabe seines Buches Mevlânâ und die Gottgeliebten“. Oruç Güvenç cover mevlana guevenc

In meinem Buch „MYSTIKER und WEISE unserer ZEIT“  habe ich ihn porträtiert in dem Kapitel „Reise in die Unendlichkeit des Seins“.

Seine deutsche Frau Andrea Azize schrieb mir aus Istanbul:

Ja, lieber Roland, es ist unfassbar und Oruc hat uns alle in tiefe Trauer versetzt. Er hatte sich zu dieser Skoliose-Operation entschieden und wollte das unbedingt machen. Er wusste um die Risiken und ging voller Vertrauen auf Allah in die OP. Ihm war bewusst, dass er einen entweder langen Genesungsweg vor sich gehabt hätte oder in die andere Welt gehen würde. Das Mysterium seiner Entscheidung wird mich ewig begleiten und beschäftigen und inshallah in ein höheres Verständnis führen.

Die OP dauerte 7 Stunden, bis 22.00 abends und verlief reibungslos. Der Arzt sagte, dass sie sogar mehr richten konnten als sie erwartet hatten. Anschließend wachte er im Wachraum kurz auf und bat den Arzt mir Grüße und Segen zu überbringen. Kurz darauf geriet er in Herzturbulenzen. Es setzte aus, kam wieder und das ging eine ganze Weile so hin und her, bis sie ihn nicht mehr zurückholen konnten. Er starb um 01.30 in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.

Unsere ganze Familie war dort, wir haben ihn noch einmal gesehen und am selben Tag in einer sehr besonderen Zeremonie in die Erde gelegt. Das haben seine zwei Brüder Yaşar und Nejat gemacht. Er liegt auf dem Grab seiner Eltern in Istanbul, Üsküdar, neben seiner Mutter. 

Es waren ca. 300 Leute anwesend, die nach der Koranrezitation durch den Iman, dann Zikir, Sema und ilahis gestalteten. Es war sehr ekstatisch und berührend.  Seinem Geiste völlig entsprechend. Der Imam war besorgt, dass wir es übertreiben würden und zog sich schnell zurück. Aber ist Liebe nicht immer trunkend machend?

Der Sema in Yalova geht unterdessen weiter und wir spüren Oruc’s geistige Anwesenheit sehr. Es ist ein Wunder zu sehen wie viele Menschen Oruς weltweit zusammengeführt hat. Er schuf ein Beispiel einer großen Menschheitsfamilie. 

Jedem hat er ein Stück Liebe ins Herz gepflanzt. Jeden hat er die gelebte Verwirklichung von Güte, Toleranz, Mitmenschlichkeit, Miteinanderteilen, spüren lassen. Er war für viele wie ein Vater, ein Freund, ein Bruder, natürlich Meister, Vermittler und Führer zum Göttlichen und in die spirituelle Welt. Mir war er ein unersetzlicher liebender, treuer, versorgender Ehemann. Ich vermisse ihn über alle Massen, war er doch seit 25 Jahren an meiner Seite und ich an seiner! 

Jetzt ist er die unsichtbare Brücke zum Göttlichen. Mit seiner Musik und all dem was er uns hinterlassen hat, hat er ein Feld bestellt. Es ist gepflügt. Die Erde aufgebrochen, zerstückelt in Erdklumpen.  Wir werden uns bemühen dieses Feld zu pflegen, damit daraus in seinem Geiste, aber auch jedem einzelnen entsprechend die Früchte wachsen und gedeihen können. 

An Oruς’s  Todes- bzw. Hochzeitstag erschien in Österreich sein Buch: Mevlana und die Gottgeliebten in Deutsch.

Ich danke Dir und euch allen für eure Anteilnahme, für eure Worte, Gefühle und Gedanken, euren Schmerz und eure Hilfsangebote.

„Diese reine Liebe ritt durch die Ebene,
mein Herz sah und erkannte sie an ihrer Pracht.
Mein Herz sprach zu sich selbst:
Wenn ich von der Form befreit bin,
werde ich in das Spiel mit der Liebe eintreten.“
RUB t 183

Aus: Mevlana und die Gottgeliebten von Dr. Rahmi Oruς Güvenς
herzlichst und in tiefer Trauer
andrea azize güvenc

10.03.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Liebe ist die Ursache der ganzen Schöpfung Leben und Urquelle Roland Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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