Gott ist weder männlich noch weiblich. Unser Urgrund ist in den Kategorien von Geschlechtlichkeiten nicht zu beschreiben. Das männliche und weibliche Prinzip des Lebens bedingen sich einander in völliger Gleichwertigkeit und Gleichgültigkeit.
Das innere Wesen des Menschen, der Urgrund des kosmischen Seins, ist frei von jeglicher Schuld, Erbsünde und Gewissensnot. Die gottesfernen Glaubensherrscher haben sich mit egozentrierten Erkenntnistheorien in einer Welt von bewusster Wissensentfremdung professionell etabliert und die Menschen in einem lebenslangen „Schuld-Gefängnis“ eingesperrt, aus dem es sich zu befreien gilt. Gott selbst hat man den Zugang zu seinem Eigentum versperrt, wie es die Passage aus dem Johannes-Evangelium anschaulich beschreibt.
Es gibt weder Erbsünde (engl.: original sin; wörtlich: Trennung vom Urgrund) noch Erbschuld.
In meinem innersten Eigenheim, in meinem Urgrund, herrschen Heiterkeit, Freude und Freiheit. Dort bin ich sicher, dass mir nichts im Leben zustoßen kann. Dort erreichen mich keine Kritik und kein Lob, keine Schande und kein Unheil. Alle Wesen sind eine Manifestation dieses Urprinzips, das wir Europäer Gott nennen. Dieses göttliche Prinzip ist uns bei der Taufe bestätigt worden. Sie bestätigt, dass wir Kinder Gottes sind, dass wir göttlichen Ursprungs sind. Die Taufe hat uns nichts Neues gebracht, sie hat uns nur unser göttliches Wesen bekräftigt.
„Erlebnis ist das Leben, wo Vergangenheit und Zukunft im Tanz der Wirklichkeit zur Gegenwart, zur immerwährenden Ankunft miteinander verschmelzen. Der aus tiefstem Herzen die letzte Wirklichkeit, das innerste Universum Suchende, versucht die Weltüberwindung in der Gegenwart“. (Roland R. Ropers)
Die lateinischen Worte dies (Tag) und deus (Gott) hängen etymosophisch eng miteinander zusammen.
DIES = der helllichte Tag
DEUS = das Licht in der Welt
(Sanskrit: DYAU – die Region reinen Lichts)
Wie in Jesus Christus ist dieses göttliche Prinzip in jedem von uns Mensch geworden. Das Universum ist nichts anderes als dieses göttliche Bewusstseinsfeld, das sich immer wieder materialisiert.
Gute Werke und Wohlverhalten werden von uns gefordert. Den Himmel muss man sich verdienen, heißt es. Wo viele Programme und Aktionen laufen, zeigt sich eine gute Pfarrei.
Was ist das für ein Gottesbild? Es ist ein Gott der Buchhalter.
Unsere Erziehungszentren sind zu wenig Lebensschulen, auch wenn sie das für sich beanspruchen.
Sie sind auf mentale Leistung ausgerichtet, auf Beruf, auf Karriere, Prüfungen, gute Abschlüsse und nicht auf das Sein. Differenziertes Spezialwissen beansprucht die ganze Kraft. Unser Geist wird in enge Leitplanken gezwängt. Er kann sich kaum frei entwickeln. Der Habe-Modus steht im Vordergrund nicht der Seins-Modus (Erich Fromm). Das gilt auch in der Theologie. Dr. theol. wird man, wenn man nachgewiesen hat, dass man viel über Gott weiß, nicht, dass man etwas von ihm erfahren hat.
Alle Weisen mahnen zur Besinnung, zur Um – und Rückkehr in das ureigenste Zentrum, welches man mit Gott, Brahman, Seinsgrund, Nirvana u.a. bezeichnen kann. Der große Transformationsprozess vollzieht sich bereits seit längerem, und immer wieder werden wir durch periphere Sensationen und Phänomene in Atem gehalten.
Der Bewusstseinsschritt vom Ego zum Gemeinsamen wird immer größer, andererseits nimmt der Missbrauch göttlicher Macht enorm zu.
Die Purpurträger im Vatikan unter Papst Benedikt XVI. (1927 – 2022) massten sich eine Art Allein-Repräsentanz Gottes auf Erden an. Die Berufsbezeichnung des Papstes „Pontifex Maximus“ – Größter Brückenbauer – deutet darauf hin.
Gleichzeitig muss man mit ebenso großer Sorge zur Kenntnis nehmen, wie in so genannten spirituellen Kreisen – leider oft unbewusst bzw. in Unkenntnis — in ähnlicher Weise mit der Inanspruchnahme Gottes verfahren wird.
Avidya (Sanskrit: Nicht-Wissen) ist ein wichtiger Begriff der Vedanta-Philosophie.
Die individuelle Nicht-Erkenntnis vermag zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem, zwischen Wirklichem und Unwirklichem nicht zu unterscheiden, die kosmische Nicht-Erkenntnis ist Maya (Illusion). Avidya gilt als die Wurzel alles Unheilsamen in der Welt; es ist derjenige Geisteszustand, der illusorische Phänomene für Wirklichkeit hält und Leiden herbeiführt.
Über Jahrhunderte hat die römisch-katholische Kirche die Lehre vertreten, Jesus Christus sei Gott. Christus selbst hat von sich selbst diese Aussage nie gemacht und hat sich nur als Sohn Gottes betrachtet. Jeder Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und ist in Gottes Urgrund beheimatet.
Der Mensch ist ein ständig Mitschöpfender, ein Co-Kreator, des Universums, aber nicht der Schöpfer allein.
Vor dieser irrigen Annahme haben zu allen Zeiten die Meister und Weisen gewarnt. Das unsichtbare Feld, das wirkt und uns umgibt, ist weitaus größer als die sichtbare Welt.
In Unkenntnis der großen Heiligen Schriften wird der klassische Lehrsatz der Veden oft mißgedeutet:
Aham Brahman Asmi (Ich bin Brahman).
Aham ist das wirkliche Ich des Menschen und muss von Ahamkara (Ich-Bewusstsein) unterschieden werden. Brahman, das ewige, unvergängliche Absolute, die höchste, nicht-duale Wirklichkeit des Vedanta, ist ein Begriff, für den es in den dual aufgefassten Religionen mit einem persönlichen Gott kein Äquivalent gibt. Brahman ist ein Zustand reiner Transzendenz, der Überschreitung der Polarität von Geburt und Tod, wo Vorstellungen und Projektionen von Reinkarnation u.ä. keinen Platz finden.
Der vedische Ausspruch „Kam Brahman“ (Alles ist Brahman; christlich ausgedrückt: alles ist Gott) besagt, dass nur Brahman, der Wesensgrund existiert und wir darauf eine Vorstellungswelt des Denkens projizieren wie Bilder auf eine Kinoleinwand.
Jede ernsthafte Kontemplations-Übung, die von Imaginationsgebilden befreit ist, versucht auf dem Weg in die völlige Leere (Nirvana = das Auslöschen aller Gedanken) sich dem göttlichen Urgrund zu nähern. Je näher man sich diesem unzerstörbaren, ewig in jedem Menschen existierenden Wesenskern kommt, desto kleiner wird das hinderliche Ego und die Gegenwart Gottes strahlt leuchtend hervor.
Wenn wir in uns und um uns diesem verwandelnden Geist Raum geben, erfahren wir, dass der Geist das Wesen unseres Wirkens ist. In einem begnadeten Augenblick dürfen wir dann mit Paulus erkennen:
„Ich lebe, nein nicht ich, Christus lebt in mir!“
(Neues Testament, Brief an die Galater 2, 20).
„Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!“
(Neues Testament, Lukas 17, 21)
Im Durchbruch zum mystischen Bewusstsein erleben wir, was die christlichen Mystiker mit dem Wort „Theosis“ bezeichnen: Vergöttlichung, Gott-Werdung.
In Christus ist Gott Mensch geworden, um die in uns verborgene Dimension der Göttlichkeit wachzurufen. Christus ist die Gestalt der tiefen Einheit des Menschen mit dem göttlichen Seinsgrund, und durch ihn sind wir berufen „von der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu werden“ (Epheser 3, 19). An ihm erkennen wir, zu welch befreiender Erfahrungstiefe wir ein-geladen sind, welcher Schatz in uns verborgen liegt.
In unserem Leben geht es um tägliche Neugeburt – nicht aber um eine Wiedergeburt nach dem Tode. Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten, nicht zu überlisten und auch nicht mehr zu überwinden. Er ist schon überwunden in Jesu Christi Tod und Auferstehung.
Die buddhistisch geprägten ZEN-Meister sagen:
„Wir kommen nicht und wir gehen nicht.
Es gibt weder Geburt noch Tod!“
Im Johannes Evangelium, Kapitel 3, spricht Jesus zu Nikodemus: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen“.
Und Nikodemus entgegnete ihm: „Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Er kann doch nicht in den Schoß seiner Mutter zurück-kehren und ein zweites Mal geboren werden.“
Jesus antwortete: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden.“
Diese Szene ist nicht ohne Reiz. Mitten in der Nacht kommt ein hochrangiger Vertreter des offiziellen Judentums, der Pharisäer, Nikodemus, zu Jesus, um mit ihm zu diskutieren. Der Evangelist Johannes verrät uns nicht, wer der Zeuge dieser nächtlichen Begegnung ist. Man darf also Zweifel anmelden, ob dieses Gespräch tatsächlich stattgefunden hat oder im Nachhinein beweisen soll, dass angesehene Juden mit Jesus Kontakt pflegten.
Nikodemus scheint jedenfalls Probleme zu haben, Jesus in der Öffentlichkeit zu befragen. Die neue Lehre interessiert ihn, aber er will sich ganz unverbindlich und inkognito informieren. Das Gespräch nimmt einen eigenartigen Verlauf. Nikodemus versucht offenbar herauszufinden, für wen Jesus sich selbst hält. Er sagt: „Wir wissen, du bist ein Lehrer des Volkes, den Gott gesandt hat, denn ohne Gottes Hilfe könntest du keine Wunder wirken.“ Jesus antwortet mit einem Satz, der überhaupt nicht auf Nikodemus einzugehen scheint: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Das Wort von der „Neugeburt aus Wasser und Geist“ lässt eine weitergehende Deutung zu. Wasser ist in allen Kulturen von elementarer Bedeutung und Symbolkraft. Ohne Wasser kein Wachstum, kein Leben für Mensch und Tier und Pflanze. Es hat reinigende, heilende Wirkung. Es löst und verbindet, ist formlos und weich, aber stärker als Stein. Es gestaltet Landschaften und zerstört sie wieder, es schenkt Fruchtbarkeit und Leben, bringt Tod und Untergang.
Fast alle Schöpfungsmythen gehen davon aus, dass Wasser der Urstoff gewesen sei,
aus dem die Welt entstand. Auch der biblische Schöpfungsbericht beginnt:
„Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Genesis 1,2).
Was in der Einheitsübersetzung der Bibel farblos „Urflut“ genannt wird, ist nämlich kein still ruhender See, sondern ein gewaltiger, brausender Ozean, chaotisch und ungeordnet, ohne Gegensätze von oben und unten, hell und dunkel, Vergangenheit und Zukunft. Geist und Wasser bilden ein dynamisches Ganzes, aus dem „Welt“ entsteht.
Auch die griechischen Philosophen sahen im Wasser den „Ursprung des Lebens“ (Thales von Milet).
Alexander der Große, so berichtet die Sage, sei bis an die lichtlosen, nebelerfüllten Randzonen der Welt vorgedrungen, um das „Wasser des Lebens“ zu suchen — eine Quelle, in der unterzutauchen unsterblich machen sollte.
Auch Jesus spricht vom „Wasser des Lebens“ zu der Frau am Jakobsbrunnen, wenn er sagt: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Johannes 4, 13-14).
Diesen Satz könnte Gautama Siddharta, der Buddha, gesagt haben. Gier und Unwissenheit sind nach seiner Lehre die Ursachen des Leidens auf Erden, mit dem sich jeder Mensch konfrontiert sieht. Auch der Gedanke des Wiedergeborenwerdens, der Nikodemus in Erstaunen versetzt, war ihm nicht fremd. In der hinduistischen Volksfrömmigkeit gab es die Vorstellung einer Seelenwanderung: nach dem Tod verlässt die Seele des Menschen dessen Körper, um in neuer Gestalt in einem neuen Lebewesen reinkarniert zu werden.
Abhängig von seinen guten oder schlechten Taten (das Sanskritwort Karma bedeutet Tat), wird jeder Mensch im Pflanzen-, im Tier- oder im Menschen-reich wiedergeboren. Die Seelenwanderung gab eine Antwort auf das schwierige Problem einer gerechten Vergeltung von Gut und Böse, über das die Menschheit immer wieder nachgedacht hat. Das Fatale der Wiedergeburts-Theorie ist jedoch, dass der Mensch aufgrund seiner Unwissenheit und seines natürlichen Lebensdurstes kaum in der Lage ist, sich so zu verhalten, dass eine Wiedergeburt in einer „höheren“ Daseinsebene gesichert erscheint. Erst durch eine endlose Kette von Wiedergeburten kann er sich zum Götterhimmel emporarbeiten, wo ihn zwar ein angenehmes, aber auch kein ewiges Leben erwartet.
Buddha löst sich radikal von der Vorstellung des Hinduismus, jede Tat des Menschen habe gute oder schlechte Folgen. Wenn das richtig wäre, so folgerte er, müsste es genügen, nichts zu tun, um zur Vollendung zu gelangen. Jeder Mensch ist aber schon durch seine physische Existenz dazu verurteilt, etwas zu tun, zum Beispiel sich Nahrung zu verschaffen. Buddha betont deshalb, nur jene Taten erzeugten gutes oder schlechtes Karma, die der Mensch willentlich vollziehe. Buddhas Lehre weicht hier noch in einem zweiten Punkt von altvertrauten Vorstellungen ab. Für ihn existiert nichts, was über den Tod hinaus Bestand haben könnte, also auch keine ewige Seele, für die ja sonst eine Heilssphäre, etwa ein Paradies vorhanden sein müsste.
Buddhas legendenhafte Geburt ist bereits voller Symbolik, denn „Maya“, der Name seiner Mutter, hat auch die Bedeutung von Illusion oder Täuschung. In eine Welt der Täuschungen und des schönen Scheins hineingeboren, sucht Buddha nach der Wahrheit.
Und eine Legende spiegelt Buddhas unerschütterlichen Glauben, einen Ausweg aus der endlosen Kette der Wiedergeburten gefunden zu haben — durch eine einmalige und endgültige, letzte Wieder- und Neugeburt: „Als der Buddha geboren wurde, stand er auf, tat sieben Schritte in jede Himmelsrichtung und sprach: Ich werde dem Alter, der Krankheit und dem Sterben ein Ende machen. Dies ist in Wahrheit meine letzte Geburt. Ich werde nicht wiedergeboren werden.“
Woher nahm Buddha diese Gewissheit?
Zunächst kam er in seiner Erleuchtungserfahrung unter dem Bodhi-Baum zur Erkenntnis, dass Wiedergeburt keine undurchschaubare und unberechenbare Angelegenheit sei, sondern einem logischen Gesetz folge: „Wenn dies ist, ist auch jenes. Wenn dieses entsteht, entsteht auch jenes. Wenn dies nicht ist, wird auch jenes nicht sein. Wenn dies vergeht, wird auch jenes vergehen.“ Anders ausgedrückt: alles, was entsteht, entsteht in Abhängigkeit von anderem und kann nicht isoliert betrachtet werden.
Auf den ersten Blick scheint der Mensch ein hilfloses Opfer des Karma-Wirkens zu sein. Aber Buddha erkannte in der Gesetzmäßigkeit auch die Chance zur Befreiung. Durch rechtes Denken, rechtes Tun, rechte Lebensweise, kurz: indem man dem achtfachen Pfad folgt, kann man die Gier (Sanskrit: Trishna) auslöschen, die Entstehung schlechten Karmas verhindern und die leidvolle Kette der Wiedergeburten durchbrechen.
Dem Judentum war die Vorstellung einer Wiedergeburt fremd. Deshalb wundert sich Nikodemus, dass Jesus von der Notwendigkeit spricht, neu geboren zu werden. Und in der Tat ist dies ein Gedanke, den wir so nur im Johannes-Evangelium finden, dessen Autor von griechischer Philosophie und gnostischen Vorstellungen beeinflusst ist. „Gnosis“ bedeutet Erkenntnis, Ur-Wissen.
Das wahre Selbst des Menschen, sein Wesenskern, seine Buddha-Natur, muss nach und nach von seinem Ego befreit werden, denn das Ego gaukelt dem Menschen nur die Schönheit der Welt vor, um ihn in der Diesseitigkeit gefangen zu halten. Jeder Mensch, so lehrt die Gnosis, trägt in sich einen Funken des ewigen Lichtes. Die Welt hat jedoch dieses Ur-Licht verdunkelt, so dass der Mensch nicht weiß, wo er hingehört. Da sendet das göttliche Licht von jenseits der Welt einen Retter aus, einen Rufer, der den schlafenden Lichtfunken aufweckt, so dass der Mensch sich selbst und seinen Ursprung erkennt.
„Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein.“ (Epheser 5,14).
Ob die gnostische Lehre von indischen oder gar buddhistischen Vorstellungen beeinflusst ist, lässt sich nicht klären. Ähnlichkeiten und Berührungspunkte sind zweifellos vorhanden. Aber es wäre falsch, den Evangelisten Johannes als Gnostiker anzusehen, wenn er davon spricht, dass Jesus „das Licht der Welt“ sei, oder dass „das Licht in die Finsternis gekommen“ sei. Hier liegen eher archetypische Bilder zugrunde, die man in den verschiedensten Religionen findet.
„Wer nicht von oben her (im griechischen Originaltext steht „anothen“ = vom Ursprung her) geboren wird, der wird das Reich Gottes nicht sehen!”“ sagt Jesus zu Nikodemus. Im Evangelium steht das Wort: sehen! Es geht also nicht um eine körperliche Wiedergeburt, auch nicht um eine Seelenwanderung, sondern um eine „Neugeburt vom Ursprung“ her, welche den Menschen völlig verwandelt, transformiert, so dass er die Welt in neuem Licht sieht.
Jeder von uns ist durch Herkunft, Geburt, körperliche Konditionierung, Erziehung, Erlebnisse usw. in ein Netzt von Beziehungen und Abhängigkeiten eingebunden, aber niemand ist hilflos darin gefangen. Wir sind nicht einmal für alle Zeit festgelegt auf das, was wir hier und heute sind. Jeden Tag haben wir die Chance, unser Verhalten zu ändern, den Neuanfang zu wagen, neu geboren zu werden. Der Ursprung des Lebens, auf den der Evangelist verweist, ist das Wasser des Lebens, die Ur-Flut, die Tiefendimension des Menschen, das in Gottes Ur-Grund Ruhen.
Die wirkliche Neugeburt findet nicht nach dem Tod, statt, sondern ist die Rückbesinnung des Menschen auf die Qualität seines Denkens und Handelns, ist eine radikale Veränderung der Denkgewohnheiten in diesem Leben – ein ständiger Prozess.
Das Himmelreich kommt nicht plötzlich. Es beginnt überall dort, wo Menschen aus ihrem Schlaf, ihrer Unbewusstheit und zurecht-gemachten Endzeithoffnung aufwachen.
22.02.2024 Roland R. Ropers Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit. Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
von Roland R. Ropers und Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
Wir leben in einer sehr bewegenden von dauerhaften Krisen erschütterten Welt-Epoche, in der wir täglich den seit langem prophezeiten Wandel spüren und kaum noch verlässliche Orientierungen im Außen finden können. Es geht jetzt vordringlich um die Erforschung des inneren Universums, … […]
Ich starre mal wieder so in der Luft und im Leben umher. Fragen über Fragen, die sich nicht zu Worten formen, sondern im Ether als vage Vermutung stecken bleiben. Irgendwas sei nicht stimmig. Irgendwas liefe mächtig daneben. Panik puckert langsam unter meinem Herz hervor. […]
Die derzeitige Not der krisenhaften Unwissenheit wenden wir, indem wir uns in den Erfahrungsraum der Wirklichkeit begeben, die mit wissenschaftlichen Kriterien nicht objektivierbar ist. In der verwirrenden Materie des Universums gibt es etwas, das sich selbst wahrnehmen kann und sagt: Ich bin. […]
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