Schlechtes Gewissen und bewusste Entscheidung

schlechte-Gewissen-Bewusstsein-Entscheidungen-treffen-beautyWenn das schlechte Gewissen plagt –
Haben Sie den Mut und treffen Sie in vollem Bewusstsein ihre Entscheidungen

Sind Gewissensbisse nicht ein Bedauern der Freiheit, dass sie dem Laster geopfert wurde?
Sully Prudhomme (franz. Schriftsteller, 1839 – 1907)

Wann hatten Sie zum letzten Mal ein „schlechtes Gewissen“ und warum?!

Bei mir war es gerade erst gestern Abend: Statt mich nach getaner Arbeit noch einmal aufzuschwingen und ins Fitnessstudio zu gehen, lümmelte ich lieber mit einem leckeren Drink vor dem Fernseher und verfolgte einen spannenden Krimi. Als ich nachts ins Bett ging, plagte mich mein schlechtes Gewissen … „ach HÄTTE ich doch blossich hab’ doch die ganze Woche noch nicht wofür zahle ich das überhauptes wäre für meine Gesundheit wirklich wichtiger gewesen …!“ Genuss und Bequemlichkeit waren in diesem Falle meine Laster.

Gerade diese beiden Laster plagen nicht nur mich, sondern sie sind enorm weit verbreitet:

Sei es nun eine Fahrt mit dem Auto (was die Luft verpestet) statt lieber mit der Bahn zu fahren oder die paar Meter zu laufen, sei es Schokolade oder irgendein schnelles (und dafür fettiges und viel zu ungesundes) Fast Food statt lieber selber am Herd zu stehen, sei es eine ehrgeizige Arbeitsmoral statt wertvolle Zeit mit der Familie zu verbringen, sei es eine Flasche Wein um ein Problem lieber zu vergessen statt darüber nachzudenken … irgendein Laster haben wir doch alle und die hier genannten Laster zählen wahrlich noch zu den kleinen!

Wir würden uns deshalb aber doch sofort als freie Menschen bezeichnen wollen, denn: Niemand zwingt uns zu diesem Verhalten! Ich hatte die freie Wahl „Fernseher oder Fitnessstudio“ und habe mich zugunsten meiner Bequemlichkeit gegen meine Gesundheit entschieden.

Meine Wahl war nicht klug und der Film war es nicht wert – aber es war meine Entscheidung. Wenn ich mir meiner absoluten Freiheit der Wahl aber doch so voll und ganz bewusst bin, warum nur habe ich dann trotzdem ein schlechtes Gewissen und suche insgeheim nach Rechtfertigungen für meine Entscheidung („das ist so ein Sauwetter draußen“,
heute ist ohnehin so voll dort“)?!

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich tief in mir weiß,

dass ich mich wieder einmal selbst zum Opfer gemacht habe, nämlich zum Opfer meiner eigenen Laster „Genuß“ und „Bequemlichkeit“!
Opfer sind etwas, von dem wir eigentlich alle nicht so gerne hören: Weder wollen wir selbst ein
Opfer sein noch wollen wir gerne Opfer bringen und wir sind froh, dass jene Zeiten vorbei sind, in denen Opfer von uns verlangt wurden. Sind sie das wirklich? Äußerlich ja: Weder Kriege noch Kirche zwingen uns heute mehr zu offiziellen Opferhandlungen.

In Bali, wo ich jedes Jahr mehrere Monate verbringe, ist die Tradition der „Offerings“, der Opferhandlungen,

sehr tief verwurzelt und wird von den Balinesen täglich praktiziert. Für derartige Zeremonien geben die Balinesen nachweislich ihr meistes Geld aus. Und sie glauben tatsächlich, dass es Unglück für sie bedeuten würde, täten sie das nicht.

So gottesfürchtig sie auch sein mögen, aber auch sie machen sich mit einem solchen Glauben zu Opfern, nämlich ihres eigenen Glaubenssatzes, dass die Götter ihnen zürnen würden, wenn sie nicht entsprechend prunkvoll geehrt würden. Dann geschieht so ein Opfer nämlich aus der Angst heraus, dass ansonsten im Leben Unglück und Leid erscheinen werden. Aber die Rechnung „Ich opfere den Göttern und dafür bekomme ich x von ihnen!“ – nein, die geht nicht auf!
Denn erpressbar und von unserem Willen zu lenken ist das von den Göttern gewobene Schicksal nun einmal ganz und gar nicht – nicht einmal durch irgendwelche Opfergaben, seien sie nun materieller oder geistiger Natur.

Dennoch können Opfer eine durchaus sinnvolle Angelegenheit sein, und auch das erkenne ich bei meinen Balinesischen Nachbarn. Wenn ich nämlich etwas von der geistigen Welt erbitte, dann muss ich auch bereit sein, dieser Bitte mit entsprechenden Handlungen Nachdruck zu verleihen.

Geben und Nehmen sollte in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Und in uns selbst, in jedem Menschen, gibt es eine moralische Instanz, die im Grunde glasklar weiß, was gut und richtig für uns ist und nach der wir einzig unsere Entscheidungen ausrichten sollten. Dieser Instanz ist es durchaus bekannt, dass Geben und Nehmen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten und wenn wir etwas aus tiefster Seele erbitten, dann verlangt sie sehr wohl vehement ein Opfer von uns, und zwar dergestalt, dass wir auf diese Weise bekräftigen, wie wichtig uns eine bestimmte Sache ist.

Geben und Nehmen ist nun einmal ein Gesetz, das auf Ausgewogenheit basiert!

Bitte ich darum, etwas Bestimmtes zu erhalten, muss ich auch bereit sein, dafür etwas zu geben. Die Geistige Welt gibt sich in einem solchen Fall aber nicht gerade mit etwas zufrieden, das zu Geben uns ohnehin leicht fällt. Sondern es muss etwas sein, das für uns ein Opfer bedeutet.
Und womit wir unserem Wunsch und unserer Bitte Nachdruck verleihen, damit dort erkennbar wird, wie ernst wir es damit meinen.
Bitte ich zum Beispiel um Gesundheit weil ich Grund zu entsprechender Sorge habe, kann ich mein „Opfer“ dadurch zum Ausdruck bringen, dass ich es mir wirklich zur Gewohnheit mache, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen – ohne Ausnahme. Für einen notorischen Bewegungsmuffel bedeutet das sehr wohl ein Opfer!

Oder konsequent meine Ernährung umstelle und mir keine Ausnahmen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens erlaube. Lümmle ich dann jedoch einen Abend lieber wieder im Sofa vor dem Fernseher herum – kann mein Wunsch und meine Bitte um Gesundheit ja so innig nicht sein, denn wäre es das, dann müsste mir ja wohl sehr daran gelegen sein, meinen Teil dazu beizutragen und diese Form meines „Opfers“ mit Freuden zu erbringen.

Dass wir nicht unseren Lastern nachgeben, das ist sicherlich oft der schwierigere Weg. Aber genau das ist eben das Opfer, das von uns verlangt wird – weil es bedeutet, dass wir uns selbst ernst nehmen, uns vollkommen treu bleiben und fest zu unserem Wunsch und unserer Bitte stehen. Damit steht eine Kraft von Selbstwert dahinter, die tief aus uns selbst gespeist wird und der nachzukommen uns Verpflichtung sein sollte – obwohl niemand uns dazu zwingt.

Diese „moralische Instanz“ in uns, sie spürt sehr genau, was erforderlich für uns ist um wahrhaftig zu bleiben:

Wir spüren tief in uns, dass das Fitnessstudio für uns besser als der Fernseher ist; wir spüren tief in uns, dass es besser wäre, Bahn zu fahren oder zu laufen und auf das Auto zu verzichten; wir spüren tief in uns, dass Geschmacksverstärker in Fast Food oder Drogen wie Alkohol uns nicht gut tun. Aber jede Entscheidung FÜR diese Laster ist eine Entscheidung gegen unsere eigene moralische Instanz und gegen das, was wir glasklar als richtig erkennen.

Mit unserer Freiheit der Entscheidung können wir dann unsere Wahl treffen.

Fällt die Wahl darauf, unseren Lastern nachzugeben, dann ist das natürlich erlaubt: Das macht die Freie Entscheidung aus, dass man die Möglichkeit hat, sie auch wirklich frei zu treffen!

Tun wir das in vollem Bewusstsein und in ganzer Verantwortung für uns selbst, plagen uns deshalb auch keinerlei Gewissensbisse! Meldet sich aufgrund unserer Entscheidung jedoch unser Gewissen und wir beginnen vor uns selbst damit, uns zu rechtfertigen, dann haben wir uns mit unserer Entscheidung selbst zu Opfern unserer Anhaftungen an Laster wie Bequemlichkeit, Begierden, Gewohnheiten oder auch Überzeugungen gemacht. Aber auch zu Opfern derer, die uns durch geschickte Werbung, schöne Worte, Drohungen oder Schmeicheleien manipulieren. Und auch in solchen Fällen spüren wir als schlechtes Gewissen, dass wir ein Opfer geworden sind und können daraus nur die Lehre ziehen, beim nächsten Mal vorsichtiger um umsichtiger allein uns selbst verpflichtet zu entscheiden.

Haben Sie den Mut und treffen Sie in vollem Bewusstsein ihre Entscheidungen –
aber lassen Sie es wahrhaftige Gewissensentscheidungen sein!

Es ist viel leichter, dann „ein Opfer” zu bringen um ein reines Gewissen zu behalten, als seinem Laster nachzugeben! Haben Menschen nicht zu allen Zeiten schon freiwillige Opfer erbracht um ihr Gewissen rein zu halten? Denn „ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“ sagt der Volksmund.
Und manchmal braucht es einfach auch heute noch gewisse freiwillige Opfer um unserer selbst Willen – und sei es nur deshalb, um zum Ausdruck zu bringen, wie ernst es uns mit manchen unserer Wünsche und Bitten ist.
Erst wenn das Schicksal unsere feste Absicht durch aufrichtige Opfer bekräftigt erkennt, und wenn unser Wunsch im Einklang mit dem Plan unserer Seele ist, erst dann öffnet sich das Füllhorn um uns mit Segen zu überschütten!

01.11.2019
Antje Nagula
www.AbwUnMusic.de
www.facebook.com/abwunmusic

Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online

Antje Nagula
Antje Nagula ist nicht nur Sängerin, Komponistin und Produzentin von Musik, sondern auch Veganerin und vor allem Klangforscherin aus Leidenschaft. Ihr Spezialgebiet ist das Gestalten einer Persönlichkeit durch Töne und der damit verbundene alte Weg des Nada Yoga als Hilfe zur Selbsthilfe.
Zu diesem Thema wird sie im kommenden Sommer neben Einzelterminen auch einige Seminare in Deutschland anbieten.

Noch während ihres Examens fand ihre Karriere als Opernsängerin jedoch krankheitsbedingt ein jähes Ende.
Sie widmete sich fortan intensiv der Meditation und den Studien des spirituellen Wissens der Musiktradition der großen Weltreligionen. So kam sie in Kontakt mit spiritueller Musik, was ihr nach langer Zeit einen neuen Zugang zu Musik und der faszinierenden Wirkung ihrer Stimme auf Menschen eröffnete.
[mehr erfahren…]

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*