An der Urquelle ewig gültiger Weisheit
„Der Mensch ist im Grunde nur das, was sein Herz ist. Dort wohnt und offenbart sich die Menschlichkeit im Menschen. Es ist das Herz, wo Aktion und Kontemplation vereinigt wird, wo Wollen zu Wissen wird und umgekehrt. Das Herz hat es nicht nötig, das von der Kontemplation betrachtete Ganze zu vergessen, um zu handeln, und hat es auch nicht nötig, jede Aktion zu unterdrücken, um zur Kontemplation zu kommen. Es ist gleichzeitig und unermüdlich aktiv und kontemplativ, unaufhörlich. Es geht Tag und Nacht, und wir hören die Schritte seines niemals aufhörenden Ganges…“
Valentin Tomberg (1900 – 1973) ist als „Anonymus D’Outre-Tombe“ der Autor des Meisterwerks christlicher Hermetik „Die Großen Arcana des Tarot“ (Herder Verlag Basel 1983, 750 Seiten). Der amerikanische Trappistenmönch und Mystiker Thomas Keating (1923 – 2018) bezeichnete das von der römisch-katholischen Kirche sehr kritisierte Buch als den größten Beitrag zur Wiederentdeckung und Erneuerung der christlich-kontemplativen Tradition. Der Schweizer Ex-Jesuit und Mystik-Theologe Hans Urs von Balthasar (1905 – 1988), der zwei Tage vor seiner Kardinalsweihe in Basel starb, schrieb ein bemerkenswertes Vorwort.
Die Erkenntnisse des Russen Valentin Tomberg führen uns auf faszinierende und tiefgründige an die Urquelle überzeitlicher Weisheitstraditionen –
es gibt kein vergleichbares Werk, welches uns die bekannten 22 Tarotkarten (der Gaukler, die Päpstin, die Kaiserin, der Kaiser, der Papst, der Verliebte, der Wagen, die Gerechtigkeit, der Eremit, das Schicksalsrad, die Kraft, der Aufgehängte, der Tod, die Mäßigkeit, der Teufel, das Gotthaus, der Stern, der Mond, die Sonne, das Gericht, der Narr, die Welt) so umfassend wissend erläutert. Tomberg überschreibt für unsere aktuelle Weltsituation seinen 5. Brief geradezu prophetisch: „DER PAPST – das Arcanum der Transzendenz und der Armut“).
„…Das Amt des Papstes bezieht sich auf die geistige Atmung. Der Papst repräsentiert eine andere Ordnung der Wahrheit und ein anderes Wahrheitskriterium als die Welt der Naturwissenschaft. Wahr ist für ihn, was die harmonische Ordnung gestattet, falsch ist, was die Harmonie der geistigen Atmung in Unordnung bringt… Der heliozentrische Kosmos, obwohl ihn alle Tatsachen der Welt der Erscheinungen stützen, ist falsch, weil er verkennt, was wirklich zentral ist – die Inkarnation des Wortes… Buddha lehrte, der Wiederverkörperung ein Ende zu setzen. Er erkennt sie als vorübergehende Tatsache und verneint sie als Ideal. Die Reinkarnation hat erst nach dem Sündenfall begonnen, und sie wird mit der Reintegration (Wiedervereinigung) aufhören. Folglich ist sie nicht ewig und kein Ideal. Es gibt zwei Wahrheiten: eine ist aktuell oder zeitlich, die andere ist ewig…“
„Der Akt der Trennung des Intelligiblen vom Mysterium bedeutet gleichzeitig die Einsetzung der kosmischen Atmung, welche die Analogie des Geistes Gottes ist, der über den Wassern schwebt. Denn der göttliche Hauch (ruach, elohim) ist über dem Ozean des nirvanischen Friedens. Er bewegt ihn. Und verzichten auf das Nirvana, nachdem man eine Schwelle erreicht hat, heißt sich erheben über das Nirvana und teilhaben am göttlichen Hauch, der es transzendiert. Melchisidek, König von Salem, Priester des höchsten Gottes ist also über die Fülle gesetzt…“
Valentin Tomberg wurde am 27. Februar 1900 als zweiter Sohn eines höheren Beamten in St. Petersburg geboren.
Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er Geschichte und Philosophie; obwohl evangelisch-lutherisch erzogen, kam er früh mit der russisch-orthodoxen Geisteswelt in Berührung. Den glücklichen Jahren seiner Jahre Jugend setzte die Revolution, während der seine Mutter auf offener Straße erschossen wurde, ein Ende. Er war 17 Jahre jung. Er ging ins Exil nach Estland, wo er sich zunächst als Landarbeiter, Pharmazeut, Künstler und Lehrer durchschlug, während er gleichzeitig an der Tartu-Universität vergleichende Religionswissenschaften sowie mehrere alte und neue Sprachen studierte.
Im Jahr 1924 bekam er eine Beamtenstelle an der estnischen Generaldirektion der Post, wodurch er von äußeren Lebenssorgen entlastet wurde. In jenen Jahren arbeitete er sich intensiv in das Werk des Anthroposophen Rudolf Steiner (1861 – 1925) ein und bedauerte zeitlebens, diesem Menschen nie persönlich begegnet zu sein. In erster Ehe war er mit der 19 Jahre älteren Helene Glasenap verheiratet, seit 1933 mit Maria Demski, die ihm im selben Jahr den Sohn Alexis gebar.
In ständig neuen Varianten ging es Tomberg darum, Christus in das Zentrum der Anthroposophie zu rücken.
In den Jahren des 2. Weltkriegs hielt sich Valentin Tomberg mit Frau und Sohn, nur von privatem Sprachunterricht lebend, in Amsterdam vor den Nazis verborgen auf, umgeben von einem kleinen Kreis treuer Freunde, die er in einem jahrelang währenden Kurs anhand des „Vaterunsers“ immer tiefer in die Mysterien des Christentums einführte. Er hielt es für einen folgenschweren Irrtum, die katholische Kirche immer nur als Institution der Bevormundung des freien Geisteslebens oder gar der Religionsverfolgung zu sehen.
Er hatte gelernt, die hiervon zu unterscheidende wahre, eigentliche Kirche zu lieben. Die Wurzel seiner Konversion zur römisch-katholischen Kirche noch vor Ende des Krieges, sehr ähnlich wie bei dem Mystiker Dom Bede Griffiths (1903 – 1993), lag nicht in persönlichen Motiven, sondern in Christusliebe und Weltverantwortung. Tomberg verstand unter geistiger Freiheit, dass sich der Mensch dem objektiv Wahren und Guten ohne jede Trübung durch Sympathie oder Antipathie öffnet. Wer im Geiste ernster Wahrheitssuche nach den tieferen Gründen für eine Konversion fragt, für den leuchten sie aus seinem Werk selbst hervor.
In den Jahren nach dem Krieg hielt Tomberg Vorträge in mehreren Städten des Rheinlands. Die Kölner Juristische Fakultät verlieh ihm den Doktorgrad für seine Arbeit über „Die Grundlagen des Völkerrechts als Menschenrecht“.
Seine aus einer polnisch-französischen Familie stammende Frau war ihm eine verständnisvolle Weg-Begleiterin und kongeniale Mitarbeiterin. Die tiefe geistige Verbundenheit mit ihr war ihm in seinem äußerlich schweren, von Verkennung und Vereinsamung gezeichneten Leben eine ständige Quelle menschlichen Glücks. Er starb am 24. Februar 1973, nur 3 Tage vor seinem 73. Geburtstag, auf Mallorca an den Folgen eines Gehirnschlags. Seine Frau starb nur wenig später.
Text-Quellen aus dem Buch: „Die großen Arcana des Tarot“
24.03.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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