Baum der Weisheit

weg in goldenem wald canva

Der Baum der Weisheit – ein magisches Erlebnis

„Es wird die Zeit kommen“, sagte der erste Baum, „da werden die Menschen uns brauchen“. Der erste Baum war eigentlich der älteste Baum im Wald. Er wurde aber der erste Baum genannt, weil er das Wissen des ersten Baumes, des Baumes der Weisheit, in sich trug. Der Baum der Weisheit kam von Weit-her auf die Erde, und er wusste um den Lauf der Geschichte. Als sein Erdkleid allmählich brüchig wurde und morsch, gab er sein Wissen an den nächst ältesten Baum weiter, bevor er sein Seelenhaus verließ und emporstieg in die unendlichen Weiten. Dann ging er zurück, nach Weit-her, wo er zu Hause war, und erzählte dort von seinen Erdabenteuern.

Die Wissensweitergabe

Na ja, das ist so eine knifflige Sache, denn nicht immer stand der nächst älteste Baum gleich daneben und wenn der Wind nicht günstig stand (und der Wind konnte äußerst störrisch sein), dann war es auch mit rufen schlecht. Zumal es sich mit morschem, brüchigem Holz auch schlecht ruft, da lässt es sich höchstens flüstern.

Und so kommt der Wissensweitergabe zugute, dass der Wald eine Art eingeschworene Einheit ist, eine eigene Welt, die perfekt funktioniert, wenn Mensch sie lässt. Alle Waldbewohner helfen mit, um das Waldgleichgewicht aufrechtzuerhalten. Ob der 1333. Hase dafür sterben muss, weil er der 1333. ist, und eben höchstens 1332 Hasen erlaubt sind, ob der Fuchs den „Waldgleichgewichtsretter“ spielt und den Hasen frisst, ob die Ameisen den Preis für Fleiß bekommen oder ob die Vögel für Musik sorgen – alles hat seinen Sinn, alles gehört zusammen. Und so helfen auch alle mit, um das Wissen des ersten Baumes weiterzutragen.

Auf dem dicksten Ast des ersten Baumes sitzt immer eine Nachtigall, und wenn sie das Lied des Endes singt, dann wissen alle Bescheid. Jeweils die neun Ältesten jeder Art, die sich fort bewegen kann, macht sich auf den Weg zum ersten Baum. Da hackt keine Krähe der anderen das Auge aus, kein Fuchs frisst eine Maus. Nur das dritte und viertälteste Wildschwein haben jedes Mal eine kleine Meinungsverschiedenheit darüber, wer hübschere Ohren hat. Doch ein Grunzen vom aller ältesten Wildschwein lässt schnell Ruhe einkehren. Denn die Wichtigkeit des Auftrages ist größer als die Eitelkeit.

Der Fortbestand des Waldes steht auf dem Spiel.

Diese Übertragung, oder besser gesagt „Hinübertragung“ findet immer im Herbst statt, zu dem Zeitpunkt, wenn die Blätter golden sind. Natürlich nicht jeden Herbst, nur alle paar hundert Jahre, denn manche erste Bäume sind 800 Jahre und älter geworden. Viel älter. Und es findet Nachts statt, das ist wichtig, um die richtigen Blätter zu finden.

Denn der erste Baum sendet alles Wissen in 333 goldene Blätter, die er abwirft und die im Dunkeln golden leuchten. Es gibt Blätter für die Mäuse, die Vögel, die Hasen, die Rehe – für alle – und auf jedem Blatt steht, ob es z.B. ein Fuchsblatt oder Rehblatt ist. Das hat organisatorische Gründe.

Die Waldtiere tragen dann die goldenen Wissensblätter vom ersten Baum zum zweiten Baum, der ja der erste Baum werden wird. Alle goldenen Blätter werden um den Baum herum gelegt. Wenn alle da sind (bei den Ameisen dauert es meist etwas länger, zumal sie auch viel schnattern), dann entsteht eine goldene Lichtsäule um den Baum herum und all das Wissen des Baums der Weisheit geht nun in ihm über. Es sind wahrlich heilige Momente für den ganzen Wald. Bei diesem Vorgang entsteht eine Melodie, die wunderschöne Farben erzeugt und alle in Licht badet.

Es wird die Zeit kommen Baum der Weisheit weg in goldenem wald canva

Nun ist er der erste Baum und sagt in seiner Antrittsrede, so wie alle vor ihm auch:

„Es wird die Zeit kommen, da werden die Menschen uns brauchen.“

Alle Bäume hören gespannt zu, besonders die Jüngeren. Die Bäume sprechen telepathisch miteinander. Das Wissen des Weisheitsbaumes muss anders übertragen werden, da nicht alle Baumseelen soviel Wissen auf einmal verdauen können. Deshalb machen das die Tierältesten, die durch ihre Weisheit das Wissen transportieren, jedoch ohne es genau lesen zu können.

„Warum, warum werden die Menschen uns brauchen?“ – fragen die Bäume. Sie wissen zwar um ihre Aufgaben, das mit der guten Luft und so, aber das hört sich nach einem Extra-Auftrag an.

Im Weisheitsbaum blitzt ein goldenes Funkeln auf, und er erzählt weiter:

„Es wird bei den Menschen ein Zeiten-Ende geben, eine Zeiten-Wende sozusagen. Sie wird sowohl über einen längeren Zeitraum kollektiv gehen, als auch in jedem Menschen persönlich und individuell.

Im kollektiven Zeitraum wird den Menschen manches genommen, das sie für ihr Leben hielten und ihren Alltag ausfüllte. Dies kann ihnen Schmerzen bereiten, Unbehagen, ein Gefühl von Enge oder Verlorenheit. Sie werden eine Zeitlang fast nirgends mehr hin können. Sie werden den Wunsch nach Erdung verspüren, nach Halt, nach Verbindung. Viele werden zu uns kommen, in den Wald.

Sie werden sich an uns anlehnen, mit uns sprechen.
Sie werden leise weinend an uns vorübergehen.
Sie werden schimpfend einen Stock werfen oder
in hastigen Gesprächen ihren Ängsten Luft machen.

Es werden nicht einzelne sein, an einem schönen Sonntag, sondern Viele, an allen Tagen.“

Stille unter den Bäumen.
Dann: „Was können wir tun?“, fragen sie.

Die Alchemie der Bäume

Der erste Baum erklärt ihnen ihre Ausstattung, ihre Fähigkeiten. Denn, so wie sie gute Luft machen können, so können sie auch gute Energie machen. Es bedarf nur einer kleinen zusätzlichen Schulung, um diese Fähigkeiten zu aktivieren.

Dann sind sie „Transformierer“ – und können Ängste, Wut, Traurigkeit, all dies – transformieren. Sie werden zu bewussten Schwingungserhöhern der Menschen.

Kein Mensch geht mit der gleichen Schwingung aus dem Wald, wie er hineingeht.

Ja, das ist eine große Aufgabe. Doch auch dafür sind sie gekommen, von Weit-her.
Und weil die Menschen fast nirgends mehr hin können, und die Bäume so fleißig sind, gehen ihnen viele Lichter auf.

Über sich.
Über ihr Leben.
Und dass so ein Baum ein guter Freund sein kann.
Und dass sie ihre alte Kommode lieber mal ölen,
statt sie gegen eine neue einzutauschen.
All diese Dinge eben.

Es ist so eine Freude für die Bäume zu sehen, wenn die Mundwinkel eines Menschen höher sind, wenn er den Wald verlässt, als beim hineingehen.
Wenn ein Mensch überlegt, ob er wirklich soviel Kosmetik braucht.
Wenn ein Mensch eine Idee hat, was ihm wahrlich Freude machen würde.

All diese Dinge eben.

„Und eines Tages an der Wende der Zeit“, sagt der erste Baum, „wird eine Frau in unseren Wald kommen und sich an mich anlehnen und ich werde ihr die Geschichte zuflüstern, von mir und meinen Ahnen. Sie wird die Geschichte aufschreiben, die so beginnt: Es wird die Zeit kommen …“


 

Video zur Geschichte


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10.12.2023
Melanie Ackermann,
Autorin vom blauen Buch der Weisheit
Mehr Informationen, sowie ihre Neuigkeitsbriefe unter: www.melanieackermann.de
YouTube Kanal: Himmelsfeder Melanie Ackermann


Melanie-Ackermann-Portrait-2021Melanie Ackermann

… meine Krone streckt sich in den Himmel, mein Herz öffnet sich – und erzählt.
Mein Schreiben ist etwas, …

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