Bewertung versus Meinung

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Bewertung Social MedienGedanken über Bewertung

unter dem Autorenpseudonym, Tyra Reeves, habe ich meinen ersten Roman “Gottessöhne” veröffentlicht, der auch hier, auf Spirit Online, vorgestellt wurde.

Ich möchte Euch gerne daran teilhaben lassen, wie das Schreiben und alles was dazu gehört, mich geprägt hat. Eigentlich war mein ursprünglicher Plan Euch zu erzählen, wie ich auf die Idee zu meinem Buch gekommen bin und wie viele widersprüchliche Stimmen in meinem Kopf mich letztendlich nach vielen Zweifeln überzeugt haben, doch den Weg in die Öffentlichkeit zu wagen. Denn dieser Schritt ist mit vielen Ängsten, Zweifeln aber auch Hoffnungen und Erwartungen verknüpft.

Allerdings habe ich mich jetzt entschlossen, mit einem anderen Thema, was mir und wahrscheinlich vielen anderen Autoren am Herzen liegt zu beginnen.

Es ist das Thema: Bewertung.

Insbesondere für uns Schriftsteller sind Bewertungen unserer Werke etwas, an dem wir nicht vorbei kommen, dem wir uns stellen müssen und dürfen. In der heutigen Zeit und insbesondere im Online Zeitalter ist es modern, Dienstleistungen, Produkte und auch Bücher zu bewerten, damit andere Menschen erkennen können: ist dies eine wertvolle Sache oder nicht.

Veröffentlicht habe ich mein Buch über neobooks; dort gab es einen Wettbewerb in dem die bestbewerteten Bücher, die Chance bekamen auf den Lektorats-Tisch eines renommierten Verlages zu gelangen. Natürlich ließ das die Autoren nicht kalt und viele wünschten sich entdeckt zu werden. Ich weiß noch genau wie aufgeregt ich war, als ich die Meldung erhielt: “Bitte lesen Sie ihre erste Rezension.” Da war sie nun, eine 4 Sterne Bewertung eines Kollegen, die ich mit viel Herzklopfen studierte. Sehr schön, mein Werk war gut angekommen und ich freute mich. Doch im Leben gibt es nicht nur Licht sondern auch Schatten. Und so folgte eine nicht mehr so wohlwollende Bewertung einer Autoren Kollegin. Dies empörte mich regelrecht und ich nahm mir ihre Kurzgeschichte vor. Was mich verblüffte war, dass die gleichen Fehler, die sie mir vorgeworfen hatte, in ihrem Text vorkamen. Hatte ihre Bewertung am Ende mehr mit ihr selber zu tun, als mit mir?

Es folgten weitere Rezensionen, doch niemals konnte ich diese mit einem klaren Kopf lesen sondern mein Herz pochte vor Angst und in meinem Magen grummelte es gewaltig.

Dann eines Tages geschah mir auch das, was den meisten Autoren in ihrem Leben schon widerfahren ist.

Ich bekam einen bösen Verriss auf einem bekannten Online Händler. Diese Bewertung war sehr persönlich und ging unter die Gürtellinie. Ich konnte nicht anders, mir kamen die Tränen. Es tat weh, mein “Baby” in dem mein ganzes Herzblut steckte, war in den Dreck gezogen worden.
Sofort waren die Selbstzweifel da, wer war ich schon, dass ich glaubte Schreiben zu können. Zum Glück redeten mir meine Freunde und andere Autoren gut zu, so dass ich nicht alles hinschmiss. Und nach einiger Zeit und nach weiteren guten Bewertungen wurden die Selbstzweifel in meinem Kopf wieder leiser.

Doch seit längerem stellte sich mir die Frage, wieso mich eine Bewertung so aus der Bahn schmeißen konnte. Ich dachte über das Wort Bewertungen nach. Es bedeutet, einer Sache oder einem Menschen einen Wert zu geben. Ist das überhaupt möglich? Heißt eine schlechte Bewertung dann, dass der Mensch und seine Werke keinen Wert haben? Wertvoll und Wertlos. Doch wer will schon wertlos sein? Niemand! Wie also kann ich dem Gewicht von Bewertungen seine Schwere, seine Bedeutung nehmen, sodass sie mich nicht mehr ins Mark treffen können.
Ich kam zu dem Schluss, dass das was der Leser über mein Buch sagt, doch eher seine Meinung ist. Ersetze ich den Begriff Bewertung durch den Ausdruck Meinung, verändert sich etwas. Die Meinung bleibt eher bei dem Meinungsäußernden, wo hingegen Bewertung auf den zu Bewertenden zielt, ihn auf- oder abwerten will. Eine andere, nicht positive Meinung kann ich akzeptieren, denn sie gehört demjenigen, der sie ausspricht.

Vielleicht sollten wir öfters in unserem Leben Bewertung durch Meinung ersetzen, dann wird so einiges leichter zu ertragen sein. Denn ein Recht auf seine eigene Meinung hat jeder, doch ein Recht jemand anderem und seinem Tun einen Wert oder schlimmer keinen Wert zu geben, das kann und darf nicht sein.

Jeder Mensch ist wertvoll und sein Schaffen und das von ihm Erschaffene haben ihren eigenen Wert.

13. September 2015
Tyra Reeves


Portrait Tyra ReevesTyra Reeves

beschäftigt sich schon seit Jahren mit der geheimnisvollen Welt der Engel und der reichhaltigen Mystik rund um die Bibel. Der Wunsch eine Geschichte über Engel zu schreiben wuchs in ihr und eines Tages wollte sie nicht länger nur davon träumen sondern ihren Traum verwirklichen. Und so entstand dann ihr erster Roman: GOTTESSÖHNE

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2 Kommentare

  1. Liebe Tyra, ich habe mit interesse Ihren Beitrag über Bewertungen im Internet und öffentlichen Portalen gelesen. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass man Bewertungen mit Meinung ersetzen sollte. Schon in der Schule wird man “bewertet” ohne das man den “Wert” des Schülers/Menschen richtig erkennt. Man wird schon in frühen Jahren in eine Schublade gelegt und es ist sehr schwierig dann wieder dort herauszukommen. Es gibt jedoch Menschen, die sich mehr Zeit nehmen um einen Menschen kennezulernen und nicht direkt in gut und schlecht bewerten. Wie Sie schon erwähnten ist die eigene Meinung wichtig und jeder Mensch hat ein Recht darauf, aber Meinung und Bewertung sind zweierlei Schuhe. Machen Sie weiter so und ich drücke Ihnen die Daumen. Herzliche Grüsse.

    • Liebe Gabriele,
      genauso ist es, das Bewerten geht schon in der Schule los und erzeugt Druck und Konkurrenz. Lernen wird nicht mehr aus Freude gemacht, sondern aus Angst vor Bewertungs-Druck. Ich wünsche mir, dass Schüler wieder gemäß ihrer Neigung und Interesse in der Schule lernen dürfen. Doch, dies ist noch ein langer Weg.

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