Eudämonie – Die göttliche Glückseligkeit im Innersten des Menschen
Eudämonie ist die Erfahrung göttlicher Glückseligkeit im Innersten des Menschen.
Sie beschreibt jenen Zustand, in dem Bewusstsein, Licht und Liebe eins werden – das wahre Ziel aller spirituellen Wege.
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Ursprung und Bedeutung der Eudämonie
Das Universum ist nichts anderes als ein kosmisch-universales Bewusstseinsfeld, das sich immer wieder neu materialisiert.
In diesem Feld pulsiert jene Kraft, die die Griechen „Eudaimonia“ nannten – das Wirken des guten Geistes, die harmonische Entfaltung göttlicher Ordnung im Menschen.
Sokrates erkannte das Daimonion, die göttliche Stimme im Innersten des Menschen.
Das griechische Präfix eu bedeutet „gut“, „wohl“ oder „harmonisch“.
So wie „Eutonie“ die gute Spannung meint und „Evangelium“ die gute Botschaft, so steht Eudämonie für das Wirken der Lichtkraft des Guten in uns.
Das Wort „Gott“ ist germanischen Ursprungs; sein Kern findet sich im Sanskritwort Dyau, das „Licht“ bedeutet.
Schon darin liegt der Hinweis: Göttlichkeit ist Licht, nicht Macht.
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Von Sokrates zum inneren Christus
Die griechische Weisheit war die Geburtshelferin einer neuen Epoche, deren Wendepunkt das Ereignis von Golgatha wurde.
Das Weltenwort stieg herab, offenbarte sich in der Verkündigung:
„Ich bin das Wort“, wurde gekreuzigt und erstand in verklärtem Licht.
Paulus führte diesen Impuls weiter:
Nicht mehr nur der innere Daimon, sondern der Christus in uns wurde zur Quelle des göttlichen Wortes.
Mitten in der Dämmerung alter Götter erklang der machtvolle Satz:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“
(Johannes 1, 1)
Die chinesische Übersetzung sagt: „Im Anfang war das TAO.“
Im Indischen heißt es: „Im Anfang war Shabda, der Klang.“
Alle Traditionen deuten auf dasselbe Ur-Prinzip: das Schöpfungs-Licht im Klang.
Symbole und Täuschung – die Welt der Maya
Das griechische diaballein bedeutet „trennen“, „verwirren“, „zerstreuen“.
Daraus stammt diabolon – der Teufel, das Prinzip der Trennung.
Sein Gegenpol ist symballein – „verbinden, vereinigen“.
Jedes Symbol will uns an die Einheit erinnern, aus der wir stammen.
Doch die moderne Welt liebt die Spaltung.
Papst Paul IV. schrieb im 16. Jahrhundert:
Mundus vult decipi, ergo decipiatur – Die Welt will betrogen sein, also sei sie betrogen.
Täuschung (lat. decipere = wegnehmen) ist das Wesen der heutigen Illusion.
Im Sanskrit heißt dieser Zustand Maya – die Macht der Scheinwelt, die uns das Wirkliche entzieht.
Solange wir sie für real halten, kämpfen wir in einem endlosen Traum aus Angst, Rechtfertigung und Überleben.
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Der Schleier des Nichtwissens
Was hindert uns daran, Wahrheit zu erkennen?
Es ist das Nichtwissen (Avidya) – der Irrglaube, unser wahres Selbst liege in Körper, Denken oder Gefühl.
Doch unser Wesen ist Atman, reiner Geist.
Das Licht des Ewigen leuchtet stets, aber der Schleier der Unwissenheit verdeckt es.
So bleibt der Weg zur Eudämonie, zur inneren Glückseligkeit, versperrt.
Die vier Bewusstseinszustände
Nach den Upanishaden erlebt der Mensch drei bekannte Zustände:
Wachen, Träumen, Tiefschlaf.
In keinem davon erkennen wir unser wahres Wesen.
Doch jenseits dieser drei gibt es einen vierten Zustand, den Mystiker aller Traditionen kennen:
den transzendenten Zustand reinen Bewusstseins.
Dort existieren weder Raum noch Zeit, kein Ich und kein Du – nur das Eine Sein.
Die Hindus nennen ihn Samadhi, die Buddhisten Nirvana, die Christen Unio Mystica – die Vereinigung des menschlichen mit dem göttlichen Geist.
Die Lehre der Mystiker
Sri Ramakrishna sagte:
„Ihr seid in den Mangogarten gekommen.
Welchen Sinn hat es, wenn ihr die Blätter zählt?
Esst die Früchte und stillt euren Hunger!“
Wahre Erkenntnis ist kein intellektueller Akt, sondern Verwandlung.
Sie geschieht auf dem Weg durch Schmerz, Verlust und Hingabe – bis das Kartenhaus der Scheinwelt zerfällt und das Licht in der Finsternis erstrahlt.
Freiheit von Schuld und Erbsünde
Gott ist weder männlich noch weiblich.
Unser Urgrund entzieht sich jeder Kategorie.
Das männliche und weibliche Prinzip sind zwei Pole derselben göttlichen Einheit.
Die wahre Natur des Menschen ist unschuldig, heiter, selig.
Es gibt keine Erbsünde, nur die Trennung vom Urgrund.
Die „Glaubens-Herrscher“ haben diese Trennung zu einem Machtinstrument gemacht – doch in Wahrheit gilt:
Sein, nicht Leistung, ist die Kernaussage wahrer Religion.
Der Mensch als Mitschöpfer

Das unsichtbare Feld, das uns trägt, ist unermesslich größer als die sichtbare Welt.
Wir sind in Beziehungen und Erfahrungen eingebunden, aber nicht gefangen.
Jeder Tag bietet die Chance, sich neu zu gebären – durch Erkenntnis und Wandel des Denkens.
Das Himmelreich ist kein Ort nach dem Tod,
sondern eine Bewusstseinsdimension, die im Hier und Jetzt beginnt.
Wer erwacht, erkennt: Eudämonie ist Gegenwart.
Die Rückkehr zur Quelle
Der Benediktinermönch Bede Griffiths schrieb:
„Die Neue Welt, die wir suchen,
ist die Welt der Auferstehung.
Diese Welt ist bereits gegenwärtig,
denn das Königreich Gottes ist inwendig in uns.“
Das Ziel des spirituellen Weges ist die Selbsterkenntnis des Geistes,
wo der Geist des Menschen den Geist Gottes berührt.
Dort endet das Suchen – und das Sein beginnt.
Der Weg zur Eudämonie
Der große Transformationsprozess hat längst begonnen.
Das Bewusstsein wandelt sich – vom Ego zur Gemeinschaft, von der Trennung zur Verbundenheit.
Doch je mehr Licht sich entfaltet, desto stärker zeigt sich der Schatten.
Deshalb bleibt die Aufgabe jedes Menschen, das innere Licht zu hüten und zu leben.
Eudämonie ist kein Ziel am Ende des Weges,
sondern der Weg selbst, wenn er im Bewusstsein des Lichts gegangen wird.
FAQ zur Eudämonie
Was bedeutet Eudämonie spirituell?
Eudämonie ist der Zustand innerer Glückseligkeit, in dem der Mensch in Einklang mit dem göttlichen Bewusstsein lebt – frei von Trennung und Illusion.
Wie unterscheidet sich Eudämonie von Glück?
Glück ist meist vorübergehend und an äußere Bedingungen gebunden.
Eudämonie dagegen ist dauerhafte, aus dem inneren Sein geborene Freude.
Wie kann man Eudämonie erfahren?
Durch Selbstkenntnis, Meditation, Hingabe und die bewusste Auflösung von Täuschung.
Je stiller der Geist, desto näher das Licht.
Welche Parallelen gibt es zu anderen Religionen?
Im Christentum entspricht Eudämonie der Unio Mystica, im Hinduismus Samadhi, im Buddhismus Nirvana – alle beschreiben denselben göttlichen Urzustand.
Quellen & Inspirationshinweise
- Kabir (1440 – 1518): Gedichte und Lieder
- Upanishaden (Samaveda-Tradition)
- Sri Ramakrishna: Das Evangelium des Ramakrishna
- Bede Griffiths O.S.B.: The Marriage of East and West
- Roland Ropers: Bewusstsein und Sprache des Seins
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Artikel aktualisiert
02.11.2025
Roland R. Ropers
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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Sie sind Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Mönche die von Gott erfüllten Menschen, die auch heute etwas aufleuchten lassen von der tiefen Erfahrung des Ewigen. Und oft sind sie alles andere als fromm.
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