Gemeinsame Lebenskraft Konvitalität
Wer sich ego-zentriert nur mit seiner Lebenskraft (Sanskrit: Shakti) befasst, wird dem Mysterium der naturgegebenen Symbiose (griech.: Zusammenleben) nicht gerecht.
Dafür habe ich die Worte Konvitalität (engl. convitality) in die Sprache eingeführt.
In unserem 21. Jahrhundert, wo wir einen geistigen Aufbruch und Neuanfang in allen Bereichen des Lebens spüren, sind wir mehr als je zuvor zu gemeinsamem und verantwortlichem Handeln herausgefordert, Ko-Operation, um an der Schönheit und Fülle des Universums gleichberechtigt teilzunehmen. Es geht um eine hohe Stufe Partizipation an der Urquelle des Lebens.
Wir sollten gemeinsam Kräfte sammeln, um in dieser Welt bestehen zu können.
Kraft und Stärke sind etwas völlig anderes als Macht, Super- und Übermacht.
Aus der inneren Stärke (engl.: strength im Gegensatz zu power) ergibt sich eine Widerstandslosigkeit (Sanskrit: Ahimsa), die geistige Reife und deren Kultivierung erfordert.
Wir müssen vorwärtsschreiten und dürfen nicht stehenbleiben, um zum befreienden spirituellen Wachstum zu finden.
Vitalität (von lat.: vita = Leben) ist nicht primär ein äußeres Erscheinungsbild körperlicher Kraft, sondern Ausdruck einer Strahlfähigkeit, die aus dem innersten Wesen kommt, das von blockierenden Unterbewusstseinsschichten befreit ist.
Was hindert uns am Erkennen der Wahrheit, dass das unsterbliche und immerwährende Sein des Universums in uns und nicht außerhalb von uns ist?
Es ist unser Nichtwissen (Sanskrit: Avidya) – die irrige Auffassung, dass unsere wahre Natur (Essenz), welche Geist ist, in Körper, Verstand, Sinnesorganen und Intellekt zu finden ist. Die Berührung mit der Urquelle setzt stets einen gemeinsamen Prozess voraus. Wir sind immer in Verbindung (lat.: cum, con).
Und so führt uns die Konspiritualität, der geistige Weg zusammen mit anderen zur Konsonanz, zur Erfahrung dem uns allen gemeinsamen Ur-Wesen.
„Wenn du den Ton hören könntest, den die Sonnenblume er-zeugt, während sie beständig ihren Kopf zur Sonne dreht – die Reibung zwischen der Blume und der Luft –, und wenn du den Ton hören könntest, den die kreisenden Planeten erzeugen, und wenn du den Ton hören könntest, den die Sterne erzeugen, dann würdest du die Sinfonie der Sphären hören, und du würdest erkennen, dass diese Sinfonie auf einer grundsätzlichen Harmonie basiert, der Harmonie der Sphären.“
(der Neuplatoniker Proklos, 412 – 485 n.Chr.)
Der indische Dichter und Musiker Maula Bakhsh (1833 – 1896) spielte täglich 18 Stunden auf seiner Rudra-Vina, um seine Seele mit dem Universum in Einklang zu bringen. Dafür benötigt man viel Zeit, Hingabe, Ruhe, Gelassenheit.
Die Brownsche Bewegung in den Bogengängen unseres Ohres ist auf sonderbare Weise mit dem Universum verbunden. Der Klang dient als Auslöser, um mit der Sinfonie der Sphären in Berührung zu kommen.
Der Künstler hat die Bedeutung des Universums in eine Form kristallisiert, aber nur das Wesen bzw. Wesentliche tritt in Konsonanz mit der Wirklichkeit.
Die Rishis sitzen im Himalaya und lauschen dem Kosmos.
Es geht dabei stets um das innere Hören, das Hineinhorchen, nicht um das Zuhören. Jeder versucht auf seine Weise in sich selbst eine Schwingung zu finden, die in Resonanz mit dem ist, was man vom Universum auffängt.
Wir haben in uns Frequenzbereiche, die uns den Zugang zu den himmlischen Sphären ermöglichen.
4 ½ Monate nach der Empfängnis ist unser Hörorgan Ohr mit der Chochlea, dem Innenohr, in voller Größe zur Aufnahme von akustischen Signalen bereit. Und dieser Vorgang geschieht im wässrigen Element. Der französische Arzt Alfred Tomatis (1920 – 2001) hatte festgestellt, dass das Ungeborene tiefe Frequenzen (Atmung, Verdauung, Herzklopfen etc. der Mutter) ausklammert und erst ab 2.000 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) hört. Dieser Bereich entspricht den Tönen der vierten und obersten Oktave am Klavier.
Einer der höchsten Töne unserer gesungenen Musikliteratur ist das „drei-gestrichene f’’’ (in der dritten Oktave) der „Königin der Nacht“ in Mozarts „Die Zauberflöte“.
Fledermäuse können Schwingungen bis zu 80.000 Hertz wahrnehmen.
Weil das Ungeborene sein Gehör vor den enormen Innengeräuschen seiner Umwelt schützt, kommt leider auch nicht die väterliche Stimme zu ihm. Kaum ein liebevoller Vater wird seine Stimme so laut und hoch erheben, dass etwas davon vom Kind wahrgenommen werden kann. Man kann davon ausgehen, dass die Sprache des Vaters erst später für das Kind interessant sein wird.
9 Monate lang wird der Mensch in einer flüssigen Umgebung akustisch geprägt. Musik ist ein Medium frühester Kommunikation. Das Ohr ist ein zentrales Wahrnehmungsorgan des Menschen im Mutterleib.
Der menschliche Körper und alle Materie reagiert mit Konsonanz, wenn Musik auf ihn trifft. Umso mehr, je mehr auch die Materie schwingungsfähig ist.
Das letzte Sinnesorgan, das mit dem Tod stirbt, ist das Hören.
„Das Leben hat aufgehört!“
Jeder Mensch ist von Geburt an genial.
Der Genius wurde in der römischen Kultur als Schutzgeist verstanden, der die Menschen durchs Leben führt.
Das dazugehörige lat. Verb „gignere“ bedeutet: erzeugen, erschaffen. Die Schöpferkraft ist ein dauerhafter, nie endender geistiger Prozess, der besonderer Kultivierung bedarf.
Der Genius ist ein inneres Wirkungsprinzip.
Der geniale Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein erkannte:
„Das Leben lässt sich auf zwei Arten leben. Zum einen so, als wäre nichts ein Wunder.
Zum anderen so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.“
Der indische Weise Patanjali, der zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert nach Christus lebte und die berühmten „Yogasutras“ verfasste, lehrte, dass wir durch den Zugriff auf die Akasha-Chronik, den nicht lokalen Geist, der alle Informationen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft enthält, und mittels meditativer Aufmerksamkeit die ganze Welt als eins erfassen und sehen zu können.
Der Begriff Energie (griechisch: enérgeia = Tätigkeit, Wirksamkeit) ist heutzutage in aller Munde. Das entsprechende lateinische Wort heißt vis und ist wie im Griechischen weiblichen Geschlechts. Energie kommt streng genommen von en ergein = in der Arbeit, in der Kraft sein.
Von ergein sind unsere vielfältigen Begriffe wie ergonomisch, Ergometrie, Ergotherapie etc. abgeleitet.
Aristoteles hat das Wort Energie in die Philosophie eingeführt als die Fähigkeit zum Handeln und zum Durchhalten.
Im Gegensatz hierzu steht die Dynamik (gr.: dynamis, lat.: potentia), die Bewegungskraft.
Ein energetischer Mensch ist wirksam tätig und setzt Kraftfelder (Potentiale) in Bewegung.
Jeder trägt für sich die Entscheidung, wie er seine Lebensenergie zum Einsatz bringen möchte. Für eine gewisse Wegstrecke braucht man erfahrene Lehrer und Meister, bis man mit dem großen kosmischen Energiefeld in Einklang gekommen ist. Ein gutes Beispiel ist ein Orchester mit den verschiedensten Instrumentengruppen.
Einer, der zum Flötenspieler geboren ist, wird nicht den Kontrabass spielen, und ein feinnerviger Geiger haut nicht auf die Pauke. Jeder Musiker bringt seine Energie zum Besten einer Symphonie (griechisch.: Zusammenklang) ein, der Dirigent sorgt für die Dynamik und koordiniert das Kraftfeld.
Auf dem spirituellen Weg geht es ähnlich: das dynamische Kraftfeld aus dem Urgrund, dem innersten Wesensgrund, der in völliger Konsonanz mit dem Universum verbunden ist, speist unsere Lebensenergie, unser Tätigsein. Energetische Störfelder von außen sind nicht unsere Kraftquelle.
Wir müssen den wahren Ursprung erkennen, um nicht auf Irrwege zu gelangen.
Im 6. Kapitel des „TAO TE KING“ von Lao Tse lesen wir:
“Der Geist des Tals stirbt nie.
Er ist die weiblich-ursprüngliche Mutter.
Ihr Tor ist die Wurzel von Himmel und Erde.
Er verbirgt sich, aber er ist immer gegenwärtig.
Man schöpft aus ihm, doch er bleibt unerschöpflich.“
06.06.2024
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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