Runen auf dem Bildstein von Anderlingen

Steinfeldt Bildstein

Steinfeldt BildsteinGeheimnisse vor meiner Tür:
Runen auf dem Bildstein von Anderlingen

So mancherlei Geheimnisvolles, Magisches oder Interessantes findet sich direkt vor unserer Tür. Und so manche Sensation bleibt ein Jahrhundert unbeachtet und ist nur in Fachkreisen bekannt. So auch ein erstaunlicher Fund in dem kleinen Dorf Anderlingen.
Anderlingen ist ein Dorf im Landkreis Rotenburg/Wümme, wie hunderte andere auch. Im Jahre 1907 änderte sich das, zumindest für die archäologische Welt.

Ein Bauer fand in einem Hügel einige Knochen sowie drei Gegenstände aus der älteren Bronzezeit: Eine nordische Rundkopffibel, an der sich noch einige Wollfäden erhalten hatten, ein Absatzbeil mit Holzresten der Schäftung sowie eine Dolchklinge, an der noch Reste der Lederscheide erhalten waren und auch Spuren eines hölzernen Griffs.

Offensichtlich war der Hügel ein Grab, und diese gefundenen Beigaben lassen auf einen hochstehenden, männlichen Toten schließen.
Der Grabhügel ist vor etwa 3600 Jahren in der Bronzezeit angelegt worden und von Nordost nach Südwest ausgerichtet.
200 bis 300 Jahre später wurden zwei weitere Tote hier bestattet. Zu dieser Zeit wurde auch der Bildstein eingearbeitet.

Einige Zeit später wurde das Grab wieder geöffnet, diesmal aber nicht, um eine weitere Bestattung vorzunehmen, sondern um einen Grabraub zu begehen.

Dabei ging sicherlich einiges verloren, dass den Archäologen wertvolle Erkenntnisse verschafft hätte.
All dies lässt sich über viele Grabstätten der Bronzezeit sagen. Anderlingens Anlage hat allerdings eine absolute Besonderheit zu bieten:
Der Bildstein! Er ist in Norddeutschland einmalig.
Diese Malerei ist die Einzige soweit südlich.

Er zeigt drei Menschen, vermutlich als kultische Gruppe, in verschiedenen Haltungen. Auch das ist eine große Seltenheit. Auf den Felsbildern von Bohuslän oder Högsbyns gibt es keine solche Menschengruppe, nur im Königsgrab von Kivik gibt es entfernt ähnliche Menschenbilder zu sehen.
Natürlich weiß niemand heute, was die Zeichnungen uns sagen wollen.

Es gibt viele Spekulationen:

Eine Mordszene, eine Segnung, eine Opferung oder ein Götterbildnis, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Ich möchte jetzt diese drei Gestalten einmal ganz anders ansehen, und ihre Körperhaltungen als Runenhaltungen annehmen.

Steinfeldt Algiz Puppe
© Constanze Steinfeldt Algiz Puppe

Die erste Gestalt erhebt die Arme in einer Geste des Segnens, entsprechend der Rune Algiz.

So wird Schutz und Segen auf den oder die Verstorbenen herab gerufen.
Algiz ist auch verbunden mit den Walküren und den Idisen, die weibliche Ahnen sind, als Schutzgottheiten der Familie oder eines Einzelnen.
Die Walküren geleiteten die Toten vom Schlachtfeld in Odins Hallen. Sie wählen aus, wer würdig befunden wird, in Odins Hallen einzuziehen. Dafür musste man den Tod im Kampf erleiden.
Die mittlere Gestalt erhebt beide Arme, wobei ein Arm sich zu einer Axt oder auch einer Lure (ein bronzezeitliches Blasinstrument) fortsetzt.

Steinfeldt Fehu Puppe
© Constanze Steinfeldt Fehu Puppe

Dennoch möchte ich hier auch die Körperhaltung in den Vordergrund stellen:
Sie entspricht der Rune Fehu, die Fülle auf allen Ebenen verheißt und für den beweglichen Besitz steht.  Fehu bezieht sich aber nicht nur auf Besitz, sondern auch auf spirituelle Fülle, auf eine Fülle der Lebensfreude und den Genuss. Einige Gottheiten, die mit Fehu verbunden sind, sind Gullveig und Frey.

Gullveig – der Name bedeutet soviel wie „Gold-Rausch“ oder „Gold-Trank“ – ist eine Hüterin von goldenen Schätzen und geheimem Wissen.

Frey ist ein alter Fruchtbarkeitsgott.

Allgemein gilt er als Gott von Wohlstand, Fülle und gesichertem Frieden.

Steinfeldt Asuz Puppe
© Constanze Steinfeldt Asuz Puppe

Die dritte Figur trägt ein Gewand. Sie hält die Arme in einer Geste, die der Rune Ansuz entsprechen könnte.
Dies ist die Rune des Lauschens auf die Worte der Götter. Sie steht für spirituelle Entwicklung und auch für feinstoffliche Wahrnehmung und hilft uns, zu den Ursprüngen zurück zu finden.
Bragi, der Skalde, der Hüter aller Überlieferungen, ist der Gott dieser Rune, und auch Odin, der oberste aller Götter.

So könnte man diese Gestalten auf dem Bildstein als eine Art Wunsch für den Verstorbenen sehen:
Algiz stellt den Toten unter den Schutz und den Segen der Götter, und die Walküren geleiten ihn nach Walhall.
Fehu garantiert ein Nachleben in Fülle, mit allem, was ein Krieger in Walhall so braucht.
Und Ansuz schafft die spirituelle Verbindung zu den Göttern.

Übrigens hat auch die Anlage ein Nachleben in Fülle:

Der Original-Bildstein ist zwar in das Landesmuseum nach Hannover gebracht worden. Aber in Anderlingen hat man eine Replik aufgestellt und die Anlage nachgebaut. Also durchaus einen Besuch wert!

27.04.2022
Constanze Steinfeldt
www.steinfeldt-gbr.de


Constanze-Steinfeldt-neue-erde

Constanze Steinfeldt

Seit 1990 lebe und arbeite ich im Großraum Hamburg/Stade. Ich liebe das Meer und die Weite meiner norddeutschen Heimat.
Ich arbeite als Lebensberaterin mit den Tarotkarten und Runen. Und natürlich unterrichte ich Tarot und Runen von den Anfangsgründen bis hin zu den weit fortgeschrittenen Niveaus. Gelegentlich halte ich Vorträge oder biete Kurz-Kartenlegen auf ausgewählten Veranstaltungen an.
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