Friedensaktivistin Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!

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„Die Waffen nieder!“

Friedensaktivistin Bertha von Suttner

Aus aktuellem Anlass erschien am 15. April 2022 im Petersberg-Verlag eine Neuauflage des 400-Seiten-Bestsellers „Die Waffen nieder!“ der bewundernswerten österreichischen Friedensaktivistin Bertha von Suttner, die im Jahr 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Im Jahr 1901 wurde in Oslo der Friedensnobelpreis zum ersten Mal verliehen an den Schweizer Henry Dunant (1829 – 1910), den Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.

Im Dezember 1979 hatte ich Mutter Teresa von Kalkutta (1910 – 1997) nach Oslo begleitet.

Als Bertha Kinsky am 9. Juni 1843 in Prag zur Welt kam, war ihr Vater, Kaiserlicher Feldmarschallleutnant und Kämmerer bereits tot. Da ihre Mutter als Tochter eines Rittmeisters zum engen Kreis des altösterreichischen Adels nicht zugelassen war, fand sie in Wien nicht die erstrebte Anerkennung in den Adelszirkeln. Dennoch versuchte die Mutter trotz beschränkten Vermögens ihr Kind so zu erziehen, wie eine vom Leben enttäuschte ein schönes Mädchen eben erzieht: eines Tages eine glänzende Partie zu machen. Sie besuchten die eleganten Bäder von Wiesbaden, wo die Tochter den erträumten Zukünftigen suchte und die Mutter an der Spielbank ihre Vermögensverhältnisse aufzubessern sich bemühte. Beides missglückte. Bertha entschloss sich, 30-jährig, eine Stelle als Erzieherin und Gesellschafterin anzunehmen und übernahm diese Aufgabe bei den heranwachsenden Töchtern des Wiener Großindustriellen Baron von Suttner. Sie fand dort auch bei einem jüngeren Sohn der Familie, Arthur Gundaccar, eine Liebe, die sie erwiderte, und sie verlobten sich heimlich. Am 12. Juni 1876 ließen sie sich in Wien heimlich trauen. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, gaben sie Unterricht, und schließlich begannen beide zu schreiben. 

Während eines Aufenthaltes im Winter 1886/87 in Paris begegnete Bertha von Suttner dem genialen Chemiker und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833 – 1896). Bertha von Suttner Ropers

Vom ersten Moment an ist er fasziniert vom selbstsicheren Auftreten der mittellosen Adeligen Bertha. Sie soll ihm geschäftlich zur Hand gehen. Leider ist Bertha schon vergeben. Ihr Herz gehört dem jungen Draufgänger Arthur Freiherr von Suttner. Gleichwohl reißt der Kontakt zu Nobel nicht ab. Brieflich bleiben Bertha und der stille Dynamit-Erfinder eng miteinander verbunden und werden mehr und mehr zu unverzichtbaren Verbündeten im idealistischen Kampf für eine friedlichere, gerechtere Gesellschaft.

Das Bestreben nach Schaffung eines Internationalen Schiedsgerichtes zur Vermittlung in überstaatlichen Streitfällen und Verhinderung von Kriegen beeindruckte sie gewaltig, sie wurde zur unermüdlichen Kämpferin gegen den Krieg und veröffentlichte im Herbst 1889 im Alter von 46 Jahre den Roman Die Waffen nieder“, der ein sensationeller Erfolg wurde. Das Buch erschien in Deutschland bis 1907 in 37 Auflagen. Damit begann Bertha von Suttners aktiver Kampf für eine weltweite Friedensordnung zur Achtung kriegerischer Auseinandersetzungen.

Bertha von Suttner, politische Journalistin, Autorin und Friedensaktivistin, kämpfte zeitlebens für Abrüstung und Frieden,

aber auch gegen überholte Konventionen, die Unterdrückung der Frau und Antisemitismus. Sie inspirierte Alfred Nobel, dessen Privatsekretärin sie kurzzeitig war, zur Stiftung des Friedensnobelpreises, den sie 1905 als eine der Ersten auch selbst erhielt.

In ihrem Roman „Die Waffen nieder“ cover waffen nieder Bertha von Suttner Ropers
lässt Gräfin Martha Althaus ihr von vier Kriegen und zahlreichen Schicksalsschlägen geprägtes Leben anhand gesammelter Artikel, Briefe und Tagebucheinträge Revue passieren. Zunächst voll Patriotismus und vom Heldenmut der Soldaten und den schicken Uniformen der Husaren schwärmend, wandelt sich ihre anfängliche Begeisterung schnell in eine tiefe und prinzipielle Abneigung gegen den Krieg, der so viel Leid verursacht. In ihrem Einsatz und Bestreben für ein friedliches Miteinander und gegen den Wahnsinn militärischer Auseinandersetzungen entwickelt Martha immer mehr Eigenständigkeit. Ein Roman, wie er aktueller nicht sein könnte.

Mit dem Roman beteiligte sich Bertha von Suttner am damaligen pazifistischen Diskurs. Sie definierte Frieden als naturrechtlich verbürgten Normalzustand, dem der Krieg als eine Folge menschlichen „Irrwahns“ gegenüberstehe. Dadurch werde das Recht auf Frieden völkerrechtlich einforderbar. Bertha von Suttner bezieht sich dabei auf eine dynamische Geschichtsauffassung der ins Soziale gewendeten darwinistischen Evolutionstheorie und geht von einer steten Höherentwicklung der Menschheit im Sinne einer Selektion der „Edelsten“ aus.

Am 3. September 1891 forderte Bertha von Suttner die Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde

Im November 1891 wurde sie anlässlich des Weltfriedenskongresses in Rom zur Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbüros gewählt und gründete 1892 die Deutsche Friedensgesellschaft,  die innerhalb kurzer Zeit über 2.000 Mitglieder hatte. In der Folge nahm sie an mehreren inter-nationalen Friedenskongressen teil, 1892 in Bern,  1894 in Antwerpen und 1897 in Hamburg. Am 3. Juni 1897 überreichte sie Kaiser Franz Joseph I.  (1830–1916) eine Unterschriftenliste mit dem Plädoyer für ein inter-nationales Schiedsgericht.

Weil ihr Ehemann 1902 aufgrund einer schweren Krankheit reiseunfähig war, nahm Bertha von Suttner allein an einem Friedenskongress in Monaco teil, reiste dann jedoch mit ihrem Mann zur Erholung nach Böhmen. Am 10. Dezember 1902 starb Arthur Gundaccar von Suttner in Harmannsdorf/Niederösterreich. Daraufhin musste der Gutshof des Ehepaares Suttner wegen Überschuldung versteigert werden, und Bertha von Suttner zog zurück nach Wien, wo sie weiterhin publizierte. 1903 reiste sie erneut nach Monaco und nahm an der Eröffnung des „Institut International de la Paix“ teil, das Fürst Albert I. (1848–1922) gegründet hatte.

Bertha von Suttner gehörte im Juni 1904 zu den bedeutendsten Teilnehmerinnen der Internationalen Frauenkonferenz des Internationalen Frauenrates in Berlin.

Diese Konferenz endete mit einer Friedensdemonstration in der Philharmonie, wo Bertha von Suttner einen Vortrag hielt. Im selben Jahr bereiste sie die USA. Anlass dazu war der Weltfriedenskongress in Boston. Sie reiste von Stadt zu Stadt und hielt täglich bis zu drei Vorträge. Ihr Ruf war ihr schon vorausgeeilt, und so wurde sie in Washington D.C. zu einer Unterredung mit Präsident Theodore Roosevelt (1858–1919) ins Weiße Haus geladen. Die „Friedens-Bertha“, wie sie etwas abfällig in deutschnationalen Kreisen genannt wurde, kam begeistert aus den USA zurück. Ihre siebenmonatige Reise hatte einem Siegeszug geglichen, und es war deutlich geworden, dass die Friedensbewegung in den USA schon wesentlich fortgeschrittener war als in Europa.

Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha von Suttner den Friedensnobelpreis, den sie am 18. April 1906 in Kristiania (bis 1924 der offizielle Name der Hauptstadt Norwegens) entgegennahm. Obwohl Alfred Nobel bereits vor der ersten Vergabe 1901, zu der er bereits verstorben war, an Bertha von Suttner als Preisträgerin gedacht hatte, wurde sie erst in dieser fünften Preisrunde bedacht.

Bei ihrer Rede an das Nobelpreiskomitee legte sie die drei Programmpunkte dar, die sie für die Überwindung von Konflikten zwischen Staaten ohne Gewalt entwickelt hatte:

  1. Schiedsgerichtsverträge, um die Konflikte zwischen Staaten mit friedlichen Mitteln beizulegen
  2. eine Friedensunion aller Staaten, die jeden Angriff eines Staates gegen einen anderen mit gemeinschaftlicher Kraft zurückweisen müsse
  3. eine internationale Institution, die als ein Gerichtshof im Namen der Völker das Recht vertrete

Im Jahr 1908 machte sie mit einer sehr weitsichtigen und folgerichtigen Analyse auf die Gefahr eines internationalen Vernichtungskriegs aufmerksam:

„Wir sind im Besitze von so gewaltigen Vernichtungskräften, dass jeder von zwei Gegnern geführte Kampf nur Doppelselbstmord wäre. Wenn man mit einem Druck auf einen Knopf, auf jede beliebige Distanz hin, jede beliebige Menschen- oder Häusermasse pulverisieren kann, so weiß ich nicht, nach welchen taktischen und strategischen Regeln man mit solchen Mitteln noch ein Völkerduell austragen könnte.“

Sie begab sich 1912 auf eine zweite Amerikareise, die sie als Vortragende von der Ostküste bis zur Westküste in über fünfzig Städte führte.

Am 21. Juni 1914, wenige Wochen vor dem Beginn des 1. Weltkriegs, vor dem sie wiederholt gewarnt hatte, erlag Bertha von Suttner in Wien einem Krebsleiden. Für den Herbst 1914 war der nächste Weltfriedenskongress vorgesehen. Er hätte in Wien stattfinden sollen.

Zahlreiche Städte in Österreich und Deutschland bewahren durch Benennung von Schulen, Plätzen und Straßen sowie der Umbenennung der Grazer Schönaubrücke in Bertha-von-Suttner-Friedensbrücke ihr Andenken. Insgesamt sind 167 Straßen und Plätze in Deutschland nach ihr benannt, darunter Plätze in Düsseldorf und Bonn.

Seit 2018 lehrt die in St. Pölten/Nieder-Österreich ansässige „Bertha von Suttner Privatuniversität“ in den Fächern Psychotherapie, Soziales, Pädagogik und Wirtschaft und ist bis dato die erste und einzige Universität im deutschsprachigen Raum mit einer Frau als Namenspatronin.

28.04.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Reisen nach innen ein Lebensabenteuer Roland Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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