Wie können Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen?

baby-vater-schlafen-father

Wie können Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen baby vater schlafen fatherWie können Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen?

Wenn ich an die Generation meiner Großeltern denke, dann kommen mir bei Kindererziehung die Begriffe Gehorsam, Zucht und Ordnung in den Sinn. Kennen Sie nicht auch noch Sprüche wie „Bei Tisch spricht man nicht“ oder „Jetzt lass mal die Erwachsenen reden“?

Kinder sollten funktionieren, es zu etwas bringen, nicht aus der Reihe tanzen und vor allem ihren Eltern gehorchen. Kindliche Fantasien wurden als Unfug abgetan und Kinder durften ihre Unbeschwertheit teilweise nicht ausleben. Heute ist das zum Glück etwas anders. Wir haben verstanden, dass Kinder nicht von Grund auf böse sind, dass wir ihren Willen nicht brechen und sie nicht gefügig machen müssen, weil sie noch klein, unerfahren und von uns abhängig sind.

Liebe ist immer der Schlüssel für Harmonie. Da stellt sich die Frage: Braucht es überhaupt noch Erziehung heutzutage? Und wie müssen sich Eltern verhalten, dass Kinder von heute zu selbstbestimmten liebevollen Erwachsenen von morgen werden?

Kinder lernen durch Erfahrungen und das Vorbild ihrer Eltern

Die erste Zeit unseres Lebens prägt uns wie keine andere. Was wir in den ersten Lebensjahren lernen, hat enorme Auswirkungen auf unser späteres Leben als Erwachsener. Kindern, die in einem ständigen Mangel leben, weil sie sich nicht angenommen fühlen, nicht wertvoll genug und nicht geliebt fühlen, wird es auch im Erwachsenenalter schwer fallen, sich selbst und anderen mit Liebe zu begegnen.

Wie Kinder also heute aufwachsen, entscheidet nicht nur darüber, wie unsere jetzige Welt aussieht, sondern auch wie sie zukünftig aussehen wird. Wir sind uns sicherlich einig darüber, dass wir eine Welt voll gegenseitiger Wertschätzung, Liebe und Respekt bevorzugen. Schauen wir in die Augen eines Neugeborenen, sehen wir Unschuld, Güte und Schutzbedürftigkeit. Es sind kleine Wesen, die nach dem Weg fragen, die die Probleme und Gefahren dieser Welt noch nicht kennen und auf die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen sind. Sie sind keine Tyrannen, die ihren Eltern absichtlich das Leben schwer machen wollen. Sie wurden noch nicht geformt, erzogen oder mit negativen Glaubenssätzen überhäuft. Sie sind unschuldige Wesen, die erst durch Erfahrungen und durch das Vorbild ihrer Eltern lernen. Das Ziel ist es also, so liebevoll wie möglich mit ihnen umzugehen.

Immer mehr Eltern verfolgen das Konzept der antiautoritären Erziehung

Unerzogen ist eine Bewegung, der sich immer mehr Eltern anschließen. Sie sprechen sich dafür aus, dass das Kind keine Erziehung, sondern bedingungslose Elternliebe braucht, um zu gedeihen. Bei dem Wort „unerzogen“ kommt Ihnen vielleicht eine Mutter oder ein Vater in den Sinn, die gleichgültig zuschauen, während sich ihr Sprössling schreiend auf den Fußboden des Supermarktes wirft, weil es unbedingt ein ganz bestimmtes Spielzeug haben möchte. Es geht jedoch nicht darum, dem Kind alles zu erlauben, was es möchte und ihm all seine Wünsche zu erfüllen.

Es geht darum, das Kind in seiner Entwicklung liebevoll zu begleiten, dass wir ihm nicht mehr vorschreiben, wie es zu sein hat und wir keine Macht ausüben, nur weil es einen Altersunterschied gibt – man könnte dies als antiautoritäre Erziehung beschreiben. Letztendlich würde ich behaupten, dass alle Eltern ihr Kind lieben und sogar überzeugt davon sind, dass es sich dabei um bedingungslose Liebe handelt, weil sie ja nur das Beste für ihre Kinder wollen. Dabei ist jedoch entscheidend, dass das Kind genau die Form von Liebe bekommt, die es braucht und diese auch fühlen kann. Denn alle Bemühungen von Eltern sind sinnlos, wenn die vermeintliche Liebe das Kind nicht erreicht und es sich nicht angenommen fühlt.

Was bedeutet eigentlich bedingungslose Elternliebe?

Wir können bei Elternliebe zwischen zwei Arten von Liebe unterscheiden. Einerseits können Sie ihr Kind dafür lieben, was es tut. Diese Liebe ist dann aber an Bedingungen geknüpft. Sie lieben ihr Kind also nur, wenn es Ihren Erwartungen entspricht und sich so verhält, wie Sie es wollen. Auf der anderen Seite können Sie Ihr Kind dafür lieben, wer es ist. Diese Liebe hängt dann nicht davon ab, wie sich das Kind verhält, ob es Manieren hat oder im Leben erfolgreich ist. Denn Kinder sollten sich Anerkennung nicht erst verdienen müssen.

Ganz unter dem Motto:

„Wir gießen eine Blume nicht, wenn sie blüht; wir gießen sie, damit sie blühen kann.“ (Naomi Aldort)

Nach den alten Erziehungsmustern tendieren Eltern eher dazu, Liebe an Bedingungen zu knüpfen. Kinder fühlen sich in der Folge nur dann geliebt, wenn sie sich richtig verhalten, wenn sie den Erwartungen entsprechen oder in der Schule gute Leistungen erzielen. Sie werten damit eigene Anteile in sich ab und können sich selbst nicht so annehmen wie sie sind. Dieser Mangel an Selbstliebe und einem positiven Selbstwertgefühl wird höchstwahrscheinlich auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.

Bedingungslose Liebe sollten Sie jedoch auch nicht damit verwechseln, dass das Kind alles tun und lassen kann, was es möchte. Das Kind wird schließlich in eine echte Welt und soziale Gemeinschaft hineingeboren, in der es lernt, auch die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Niemand von uns kann immer alles tun, was er möchte. Sie sollten das Kind gleichberechtigt behandeln, gleichzeitig sollte Ihnen bewusst sein, dass es noch lernt und erst seine Grenzen austesten muss. Das heißt aber nicht, dass es Ihnen an den Haaren ziehen oder im Supermarkt laut schreiend um ein Spielzeug betteln darf. Genauso wenig können Sie es Ihrem Kind erlauben, dass es aus dem Fenster springt, auch wenn es das unbedingt möchte. Es geht darum, das Kind davor zu bewahren, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen und ihm liebevoll Grenzen aufzuzeigen, ohne Manipulation oder Machtmissbrauch.

Die Angst der Eltern, dass das Kind ihnen auf der Nase herumtanzt

Warum klammern sich manche Eltern immer noch vehement an das herkömmliche Konzept der Erziehung? Einerseits handeln sie so aufgrund hemmender Glaubenssätze und andererseits auch aufgrund dessen, wie ihre Eltern sie erzogen haben. Oder sie wollen die eigenen unausgelebten Wünsche auf das Kind projizieren. Was sich letztendlich dahinter verbirgt, sind verschiedene Ängste.

Da gibt es die Angst, dass die Kinder zu Tyrannen werden, wenn man sie nicht erzieht, dass sie einem auf der Nase herumtanzen, die Angst vor Machtlosigkeit. Sie haben Angst, dass das Kind nichts lernt, sich nicht in die Gesellschaft integrieren kann.

Dann gibt es auch die Angst von anderen bewertet zu werden, die Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit als Eltern. Kinder lieben ihre Eltern jedoch bedingungslos, sie würden sich sogar verbiegen, um ihnen zu gefallen, um Liebe zu erfahren. Kinder brauchen nichts als die Gegenwart von Erwachsenen, die sich menschlich und sozial verhalten, denn schließlich lernen sie durch Nachahmung und Neugier, nicht durch Druck, Verbote oder Bestrafungen.

Wie sinnvoll sind Belohnung und Bestrafung in der Kindererziehung?

Zum Lernen brauchen Kinder keine Strafen. Ganz im Gegenteil. Ein Kind, das bestraft wird, weil es etwas falsch gemacht hat, wird nur wütend werden und sich gedemütigt fühlen. Aus Trotz oder Rache könnte es sich sogar wieder so verhalten. Im seltensten Fall jedoch wird es dadurch erkennen, dass es einen Fehler gemacht hat, nur weil Sie es auf sein Zimmer schicken oder ihm Fernsehverbot erteilen. Zudem lernen Ihre Kinder dann von Ihnen als Vorbild, dass Sie Problemsituationen handhaben, indem sie auf andere Menschen Macht ausüben oder sie manipulieren.

Strafen können auch dazu führen, dass Kinder Dinge zukünftig heimlich tun, um nicht erwischt und damit bestraft zu werden. Zudem wird das Gefühl des Vertrauens und der Verbundenheit zu den Eltern darunter leiden. Wenn ein Kind jedoch weiß, dass es etwas falsch gemacht hat, weil Sie es ihm erklärt haben, wird es zukünftig versuchen, dieses Verhalten zu vermeiden. Genau wie Bestrafung, ist auch Lob und Belohnung nicht der richtige Weg für bedingungslose Liebe. Denn es suggeriert dem Kind: Ich werde nur geliebt, wenn ich etwas Beeindruckendes mache. Genauso wird dann auch das positive Selbstwertgefühl des Kindes an bestimmte Bedingungen geknüpft sein.

Viele Kinder sind hochschwingende Seelen, die sich ihre Eltern bewusst ausgesucht haben

Sie fragen sich nun vielleicht wie Sie sicherstellen können, dass Ihr Kind sich immer hundertprozentig bedingungslos geliebt fühlt? Das können Sie nicht und das ist auch nicht schlimm. Genauso wie niemand von uns immer zu hundert Prozent glücklich ist. Das Ziel sollte es aber sein, so nah wie möglich an dieses Ideal heranzukommen. Das herkömmliche Konzept der Erziehung ist mittlerweile überholt. Lassen Sie stattdessen das Kind so sein wie es ist, lassen Sie es lernen, Erfahrungen machen und verspielt sein. Denn ein Kind, das seine Kindheit ausleben darf und sich angenommen fühlt, wird sich später nicht so leicht dominieren lassen. Es wird sein Leben nach den eigenen inneren Wünschen leben, nicht nach den Idealen anderer.

Geben Sie dem Kind Wurzeln: Stabilität, Sicherheit, Schutz, Geborgenheit und vermitteln Sie ihm Grundwerte, indem Sie diese vorleben. Aber geben Sie Ihrem Sprössling auch Flügel, damit es sich frei entfalten kann, selbst entscheiden kann, was richtig und falsch ist. Begegnen Sie ihm auf Augenhöhe und Respekt und missbrauchen Sie nicht Ihre Macht, nur weil Sie älter sind. Häufig ist es nämlich auch so, dass Eltern von Ihren Kindern lernen können. Gerade jetzt inkarnieren sehr viele hochschwingende Seelen auf dieser Erde, die sich Ihre Eltern vorher bewusst ausgesucht haben. Die Aufgabe von Eltern ist es, ihre Kinder auf diesem Weg des Lebens liebevoll zu begleiten und sie nicht nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen zu erziehen.

Quellen
Quellen:
– Carlos Gonzalez: In Liebe wachsen: Liebevolle Erziehung für glückliche Familien.
– Bernadette von Dreien: Christina. Zwillinge als Licht geboren.
– Jan-Uwe Rogge: Wie Erziehung garantiert misslingt. Warum es leicht ist, es sich schwer zu machen und einfach, das zu ändern.
– Alfie Kohn: Liebe und Eigenständigkeit. Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung.
– Naomi Aldort: Von der Erziehung zur Einfühlung. Wie Eltern und Kinder gemeinsam wachsen können.

05.06.2021
Natalie Scheffler

Für Artikel innerhalb dieses Dienstes ist der jeweilige Autor verantwortlich. Diese Artikel stellen die Meinung dieses Autors dar und spiegeln nicht grundsätzlich die Meinung des Seitenbetreibers dar. Bei einer Verletzung von fremden Urheberrecht oder sonstiger Rechte durch den Seitenbetreiber oder eines Autors, ist auf die Verletzung per eMail hinzuweisen. Bei Bestehen einer Verletzung wird diese umgehend beseitigt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*