Ewig-Weibliche gleichwertig und gewürdigt – Beziehung zwischen Frau und Mann
Die Beziehung zwischen Frau und Mann ist für die meisten Menschen ein zentrales Lebensthema. Glück in der Liebe, Sexualität und Partnerschaft, danach sehnen wir uns. Doch in vielen Biographien bleibt die Sehnsucht unerfüllt. Auf der Suche nach möglichen Ursachen begann ich in den letzten Jahren, mich mit folgenden Fragen zu beschäftigen: Gab es vor dem Patriarchat auch ein Matriarchat? Was war geschehen, dass sich das Patriarchat durchsetzen konnte und wie waren die Frauen daran beteiligt? Was ist der Beitrag der Frauen, dass sich die strukturelle Partnerschaft zwischen Mann und Frau noch nicht wirklich etablieren konnte? Warum verstricken wir Frauen uns immer wieder in Neid und Eifersucht und was wäre ein konstruktiver Weg aus dieser Sackgasse?
In diesem Prozess begann ich jenseits des logisch-linearen Vorgehens zu forschen.
Ich liess mich vielmehr von der Intuition leiten und fand mich schlussendlich in einem Labyrinth wieder, dessen Bauplan mir zunächst nicht bekannt war. Erst zum Ende des Schreibprozesses wurde er sichtbar. Um es vorweg zu nehmen: das Buch endet mit einem Plädoyer für die Partnerschaft, nicht nur zwischen Mann und Frau, denn Partnerschaft ist nicht teilbar. Diese Haltung schliesst alle Wesen mit ein. Doch zunächst verliess ich vertraute Wege und begab mich auf äussere und innere Reisen, an denen ich die Leserinnen und Leser teilhaben lasse.
Ich besuchte Malta, um die Megalithkultur tiefer kennen zu lernen und fand dort Zeugnisse einer hohen Zivilisation, die sich über einen grossen Zeitraum über ganz Europa erstreckte. Das besondere dieser Zeitepoche war, dass die Menschen in Frieden zusammen lebten. Sie feierten die Fruchtbarkeit der Erde und verehrten sie in der Grossen Mutter. Männer und Frauen schienen partnerschaftlich miteinander gelebt und gemeinsam das öffentliche Leben gestaltet zu haben. Diese Kultur fand ein jähes Ende, dessen Ursache bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte. In den folgenden Epochen änderte sich das Zusammenleben wesentlich. Es ist gezeichnet durch Eroberung, Krieg, Gewalt. Wobei die Frauen immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt wurden.
Auf Kreta fand ich eine erste Antwort auf den Zerfall der ursprünglichen Partnerschaftlichkeit zwischen Mann und Frau.
Ich zeichne diesen Prozess im Niedergang der Grossen Göttin Hera zur rachsüchtigen Gattin des obersten olympischen Gottes Zeus nach. Er machte sie sich verfügbar, indem er sie durch eine List vergewaltigte. Um der Schande zu entgehen, heiratete sie ihn. Er demütigte sie weiter, indem er sie für einen Schönheitswettbewerb feil hielt und sie immer wieder mit anderen schönen Frauen betrog. Damit schien die Grösse und Würde der Grossen Göttin für immer verloren. Der Himmel wurde ab dieser Zeit von einem machtvollen, männlichen Gott eingenommen. Frauen wie Männer verloren die weibliche, göttliche Repräsentanz.
Altes Weisheitswissen kann jedoch nie für immer unterdrückt werden und kann deshalb auch nicht wirklich verloren gehen. Es kann in der Tiefenforschung des eigenen seelischen Innenraumes, aus dem kollektiven Unbewussten, wieder erinnert werden. Es finden sich auch immer Spuren in der Aussenwelt, wenn unsere Wahrnehmung dafür sensibilisiert wird. Solche Prozesse, in dem unerwartet seelisches „Tiefenmaterial“ aufbricht, das sich in der Aussenwelt in Entsprechungen spiegelt, begleiteten mich beim Schreiben dieses Buches.
So fand ich zu meiner Überraschung Spuren der Grossen Göttin in der katholischen Marienverehrung.
In der lauretanischen Litanei werden Maria Ehrentitel zugeschrieben, die in der vorpatriarchalen Zeit der Grossen Göttin gehörten. Wer sich mit Maria beschäftigt kommt nicht um ihre Darstellung und Verehrung als Schwarze Madonna herum. Sie führte mich zu ihrer hinduistischen Schwester Kali. In ihr, der Schwarzen Göttin Indiens, die noch heute grosse Verehrung im Hinduismus erfährt, zeigt sich neben Hinweisen zur Grossen Göttin auch solche zur Grossen Mutter. Ein Hymnus auf Kali machte mich schlussendlich auf einen ähnlichen Text im Ersten Testament zu Ehren der Weisheit, dem Ewig Weiblichen aufmerksam. Im Zweiten Testament finden wir ähnliche Formulierungen, bloss werden sie hier Christus – dem Ewig Männlichen – zugeschrieben.
Die Zeit scheint reif zu sein, dass neben dem Ewig-Männlichen auch das Ewig-Weibliche gleichwertig anerkannt und gewürdigt wird.
Die Transformation beginnt in jedem einzelnen Menschen – in Frau und Mann -, der sich in der Stille des Herzens für die Macht der Würde öffnet. Im Zusammenspiel dieser göttlichen weiblich-männlichen Urkräfte werden sich unser Beziehungsverhalten und damit auch politische wie wirtschaftliche Strukturen nachhaltig verändern. Insofern ist es nicht ausschliesslich ein Frauenbuch. Auch Männer können darin gewinnbringende Anregungen finden.
Das Buch lädt ein, seelische Innenräume zu erkunden. Dazu dienen auch die Übungen, die eingebunden sind in die einzelnen Kapitel und zur Selbsterfahrung und – erkenntnis einladen. Ein männlicher Leser schreibt als Feedback zum Buch: „Das Werk passt perfekt in diese verrückte Zeit, eröffnet es doch jedem einen Zugang zu dem inneren Raum, in dem wir unseren Auftrag und die innere Führung für die Gestaltung der Welt von morgen finden können.“
28.04.2023
Anna Gamma
annagamma.ch
Anna Gamma, Dr. phil., Psychologin, Mitglied des Katharina-Werks, war von 2000 bis 2012 Geschäftsleiterin des Lassalle-Instituts. Sie erhielt 2003 von Niklaus Brantschen und Pia Gyger in der Glassman-Lassalle-Zen- Linie die Zen-Lehrbefugnis und wurde 2013 zur Zen-Meisterin ernannt. Anna Gamma ist eine gefragte Seminarleiterin, Executive Coach, Unternehmensberaterin, Referentin und Autorin.
Mehr unter: annagamma.ch
Die Macht der Würde –
Vision einer erneuerten Kultur der Partnerschaft
von Anna Gamma
Wenn Frauen sich ihrer Würde wieder zutiefst bewusst werden, dann finden sie zu ihrer ureigenen Macht zurück. So können sie den Männern selbstbewusster und würdevoller begegnen. Dies führt zu einer grundlegenden Erneuerung der Partnerschaft zwischen Frau und Mann.
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