Basisemotion Freude und ihre Variationen

Emotion Freude

Die Basisemotion Freude und ihre Variationen

Ursprung und Entwicklung der Emotionen

Bereits in der Steinzeit hatten die Menschen ein Konzept von sich selbst und ihren Mitmenschen. Kunst- und Musikgegenstände aus Höhlen beweisen, dass bereits die frühen Menschen die Emotionen ihrer Mitmenschen erkennen und nachvollziehen konnten.

Vor dem 18. Jahrhundert wurden diese inneren Zustände als Leidenschaften, Neigungen oder Gemütserregungen bezeichnet, bevor sich der heute gängige Begriff der Emotionen etablierte. Emotionen sind psychophysiologische Prozesse, die tief in der menschlichen Evolution verwurzelt sind. Sie haben sich entwickelt, um schnelle und effektive Reaktionen auf lebenswichtige Ereignisse zu ermöglichen und basieren auf unseren eigenen, individuellen Lebenserfahrungen und den genetisch angelegten Erfahrungen unserer Vorfahren aus der Urzeit.

Emotionen bieten uns kognitive „Abkürzungen“, die eine automatische Bewertung unserer jeweiligen Lebenssituationen ermöglichen.

Basisemotionen und ihre Bedeutung

Zu den sieben Basisemotionen zählen wir Freude, Trauer, Zorn, Ekel, Verachtung, Überraschung und Angst. In unserem heutigen Beitrag sehen wir uns die Positivemotion Freude und einige der mit ihr verknüpften Empfindungen genauer an.

Menschliche Freude und Glück sind tief verwoben mit Positivempfindungen wie Optimismus, Respekt, Zuversicht, Belohnung und Motivation. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Glück die Ausschüttung von Serotonin und Dopamin im Gehirn erhöht, was unsere motorische Kontrolle, unsere Motivation, unser Gedächtnis und unsere Problemlösungskompetenz verbessert. Diese biochemischen Prozesse sind entscheidend für die Regulation unserer Stimmung und unseres allgemeinen Wohlbefindens.

Einflussfaktoren auf das Glücksempfinden

Das Glücksempfinden hängt stark von unserer situativen Erwartungshaltung und Persönlichkeitseigenschaft ab. Extrovertierte Menschen neigen eher dazu, ihr Leben positiver zu bewerten und sind dabei weniger anfällig für Zurückweisung und Bestrafung als introvertierte Charaktere. Optimismus als dauerhafter Wesenszug fördert häufigere positive Emotionen und führt zu größerer Ausdauer, besseren Leistungen sowie einem gesünderen und längeren Leben.

Diese Optimismen und positiven Ausblicke können durch eine unterstützende Umgebung weiter gestärkt werden. Optimismus beeinflusst die Art und Weise, wie Menschen Herausforderungen und Rückschläge wahrnehmen, und fördert die Entwicklung von Resilienz. Resilienz ist die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und sich an schwierige Lebensumstände anzupassen.

Gesundheitliche Vorteile der Freude

Basisemotion Freude und ihre Variationen Frau am See entspannt freudvoll
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Das Glücksgefühl verbessert das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem. Darüber hinaus erhöht es die Lebensqualität und stärkt das Zugehörigkeitsgefühl durch soziale Resonanz. Die Zugehörigkeit zu einem Kollektiv hat jedoch nicht nur einen emotions- und ortsgebundenen, belohnenden Charakter, sondern verbessert ebenfalls das allgemeine Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung.

Fehlende Zugehörigkeit kann im Umkehrschluss das Wohlbefinden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Traumatisierungen führen. Wohlbefinden kann allgemein als positive Bewertung des eigenen Lebens angesehen werden. Ausschlaggebend hierbei sind die Häufigkeiten positiver Emotionen, das heißt, je häufiger wir in unserem Leben positive Emotionen haben, desto positiver ist die Bewertung des eigenen Lebens.

Wohlbefinden ist subjektiv und teilweise kulturspezifisch. Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Sichtweisen darauf, was Wohlbefinden und Glück ausmacht. Beispielsweise legen manche Kulturen mehr Wert auf gemeinschaftliches Glück, während andere individuelles Wohlbefinden stärker betonen.

Positive menschliche Eigenschaften

Zu den weltweit wertgeschätzten menschlichen Eigenschaften zählen Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt, Authentizität und Toleranz. Dankbarkeit verbessert zwischenmenschliche Beziehungen, mindert Konkurrenzdenken und wird als positiver Ausdruck von Kompetenz und moralischer Haltung wahrgenommen. Hilfsbereitschaft, insbesondere in Form von Empfehlungen, besitzt einen verbindenden Charakter.

Respekt wird mit emotionaler Intelligenz, Empathie und der Achtung anderer Individuen und Lebewesen auf der Basis von Anstand, Wertschätzung und Rücksichtnahme gleichgesetzt, während Authentizität als Ausdruck von Wahrhaftigkeit und als Schlüssel zur Souveränität gilt. Toleranz schließlich bezeichnet die Duldung andersartiger Wahrnehmungen bei anderen Menschen (zum Beispiel bei Minderheiten). Toleranz ist an Vielfalt, Verschiedenheit und Respekt gekoppelt.

Toleranz ist eine der Grundvoraussetzungen für menschliches Zusammenleben. Diese Eigenschaften fördern zudem geistige und körperliche Gesundheit sowie Selbstsicherheit und machen zuversichtliche Menschen tendenziell beliebter. Auch das Wiedersehen mit einem geliebten Menschen nach langer Trennung kann als universales Thema positiver Emotionen angesehen werden.

Ein Wiedersehen stärkt in der Regel die Bindung zwischen Menschen. Trennung wiederum erhöht die Sehnsucht, sodass ein Wiedersehen nach einer Trennung als Emotionsverstärker anzusehen ist. Positive soziale Bindungen sind daher entscheidend für das emotionale Wohlbefinden und tragen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit bei.

Ausdruck von Freude

Wenn echte Freude durch spezifische Muskelkontraktionen im Mund- und Augenbereich zum Ausdruck kommt, insbesondere durch die Aktivität des Musculus orbicularis oculi, ist dies mit einem gesteigerten Wohlbefinden und einem niedrigeren Blutdruck verbunden. Authentisches Lächeln aktiviert Gehirnregionen, die auch bei spontaner Freude aktiv sind.

Zufriedenheit, eine schwächere Form der Freude, ist oft an materielle Sicherheit gebunden und zeigt sich durch ein leichtes Lächeln sowie entspannte Gesichtsmuskulatur. Die Mimik des Lächelns eines Menschen hat darüber hinaus Einfluss auf den Klang seiner Stimme. So kann man zum Beispiel auf Tonaufnahmen hören, ob jemand bei bestimmten Sequenzen lächelt, weil sich der Resonanzraum des Mundes (lächelnde Lippen beeinflussen die Länge des Stimmkanals) beim Lächeln hörbar verändert, was wiederum emotionale Rückschlüsse zulässt.

Die Spiegelung beziehungsweise Imitation positiver Signale ist in der Regel ein Ausdruck von Sympathie und Sicherheitsempfinden und kann daher ein Gespräch angenehm beeinflussen. Bei grundsätzlich positiven Sozialkontakten spiegeln wir häufiger das Verhalten der anderen Person als bei neutralen Kontakten. Soziale Harmonie zeigt nämlich Ausdrücke von Empfindungskonformität.

Das gegenseitige Spiegeln positiven Verhaltens beginnt bereits im Säuglingsalter. Es hilft dabei, soziale Bindungen aufzubauen und zu festigen, was ein wichtiger Bestandteil der emotionalen Entwicklung ist.

Die Ekstase

Eine besonders intensive Form der Freude ist die Ekstase, die aus Empfindungen von Hochgefühl, Glück, Befriedigung und Stolz resultiert und oft durch außergewöhnliche Erlebnisse ausgelöst wird. Diese Art der Freude kann eine tiefgreifende und transformative Wirkung auf das Individuum haben und wird oft als einer der Höhepunkte des menschlichen Erlebens betrachtet.

Ekstase kann durch verschiedene Erfahrungen wie künstlerische Darbietungen, sportliche Leistungen oder Naturerlebnisse ausgelöst werden. Sie geht oft mit einem Gefühl des Einsseins und der Verbundenheit mit der Umwelt einher.

09.01.2025
Claus Eckermann
Sprachwissenschaftler und HypnosystemCoach®


KurzvitaClaus Eckermann
HSC Claus Eckermann FRSA
Claus Eckermann ist ein deutscher Sprachwissenschaftler und HypnosystemCoach®, der u.a. am Departements Sprach- und Literaturwissenschaften der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel und der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung unterrichtet hat.
Er ist spezialisiert auf die Analyse von Sprache, Körpersprache, nonverbaler Kommunikation und Emotionen. Indexierte Publikationen in den Katalogen der Universitäten Princeton, Stanford, Harvard und Berkeley.https://catalog.princeton.edu/catalog/99126855019006421
https://searchworks.stanford.edu/view/14172637 

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