Das Leben beginnt mit einer Trennung

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Das Leben beginnt mit einer Trennung. In dieser Woche soll das Thema Trennung im Fokus stehen. Unser Leben auf dieser Welt beginnt mit einem Trennungsprozess. Bei der Geburt werden wir unwiederbringlich von der Mutter abgetrennt und leben von dann an als eigenständiger Organismus.

Von da aus starten wir in einen großen Parcours von immer neuen Trennungsschwellen.
Trennungen sind auf jeden Fall in jedem Leben unvermeidbar und markieren gleichzeitig jene Situationen, die für die meisten Menschen mit der höchsten Angst besetzt sind. In diesen Situationen stirbt immer ein Lebensentwurf, der vor der Trennung lange Zeit die oft wichtigste Quelle von Sicherheit darstellte. Demgegenüber steht bei ganz vielen Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Beständigkeit. Wir sehnen uns nach Sicherheit, ewiger Liebe und Verbundenheit.

Wie gehst Du mit Trennungen um?

Da es auch in Deiner Biografie mit Sicherheit viele Abschiede und Trennungen gegeben hat, bitten wir Dich erneut, einen Blick auf Dein Leben zu werfen. Versuche Dir einmal ins Bewusstsein zu holen, wie sehr Abschiede und Trennungen Dein Leben geprägt und verändert haben. Vielleicht kannst Du solche Abschiede benennen, die für Dich wirklich bewältigt sind.

Andere begleiten Dich vielleicht über Jahrzehnte bis heute, und Du fühlst Dich möglicherweise immer noch ein wenig verletzt, wenn Du daran denkst.

Oder Du kannst Dich fragen, wie Dein Leben verlaufen wäre, wenn Dir dieser Abschied erspart geblieben wäre. Vielleicht stehst Du auch nach langer Zeit noch ratlos vor der Frage: „Was um Gottes Willen ist passiert, dass er oder sie die Beziehung zu mir abgebrochen hat oder dass ich die Beziehung verließ?“ Auch an dieser Stelle kann es sein, dass Du dem einen oder anderen noch etwas sagen willst. Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen und auch diese Dialoge aufzuschreiben.

Das Leben ist voller Abschiede.

In gewisser Weise bestehen alle Religionen aus dem Versuch diese Sehnsucht auf der Ebene der Illusion zu befriedigen. Wenn schon nicht hier, so erwartet uns doch im Jenseits ein ewiges Leben, dessen wesentliche Eigenschaft in der Abwesenheit von Trennungen besteht. Unser reales Leben dagegen führt uns, ob wir wollen oder nicht, von einem Abschied zum anderen. Auf der persönlichen Ebene sind das zum Beispiel Abschiede wie jener von der Kindheit, der Jugend, der Schule, der Studentenzeit. Abschiede in unser Berufstätigkeit.

Jede Führungskraft muss sich davon verabschieden Mitarbeiter zu sein, die meisten wechseln den Arbeitsplatz, was Trennung bedeutet vom vertrauten Betriebsklima, von Kollegen, von einer Routine. Zu guter Letzt trennen wir uns von unserer beruflichen Identität, in dem wir in Rente gehen. Je älter wir werden, desto mehr verlieren wir an sexueller Attraktivität bis sie schließlich ganz dahin ist. Dann werden wir alt krank und gebrechlich, falls nicht ein Unfall oder Herzinfarkt uns vorzeitig abberuft. Je älter wir werden desto häufiger trennen wir uns von lieb gewordenen Menschen, weil diese sterben und die letzte große Trennung ist der Tod.

Trennung als Hindernis auf dem Weg zur Ewigkeit?

Was ist denn dann mit unseren Beziehungen, der ewigen Freundschaft, der ewigen Liebe, der ewigen Verbundenheit und Geborgenheit. Letztendlich müssen wir uns ehrlicherweise zugestehen, dass jede, auch eine sehr lange Beziehung, ihre Zeit hat. Irgendwann und sei es, weil der Tod uns scheidet, ist auch die treueste Beziehung vorüber und den oder dem Hinterbliebenen bleibt keine Wahl als zu trauern, Rückbesinnung auf das eigene Selbst und falls die Zeit dazu reicht für Neubeginn.

Wissend um das Elend von Trennungen, aber auch um den Versorgungsaspekt zu gewährleisten, haben die meisten Religionen ein Konzept von unauflöslichen Beziehungen erschaffen. Das reicht von der Ehe bis zum klösterlichen Gelübde. Wer ausbricht wird verdammt und dämonisiert, in manchen Kulturen sogar getötet. Unbestreitbar gelingt dies manchmal, wenn auch um den Preis des Persönlichen in den Beziehungen.

Trennung – der Aufbruch des Herzens!

In unserer säkularen Gesellschaft haben sich diese Tabus deutlich gelockert, mit der Konsequenz, dass das Risiko in einer Beziehung darin besteht, dass sich einer oder beide Partner entwickeln. Entwickeln heißt auch immer wachsen und es kann durchaus sein, dass der deutlich reifere Mensch für sein Lebensglück einen anderen Partner braucht als jenen mit dem er aufgebrochen ist.

Man könnte den Menschen dann mit einer Pflanze vergleichen, die in einem bestimmten Topf aufgezogen wird. Der Topf steht hier für die Beziehung. Und gerade wenn die Beziehung gut ist und die Pflanze wächst, damit auch ihr Wurzelballen, sprengt sie irgendwann den Topf. In vielen Biografien ist dies leidvoll sichtbar und es ist gleichzeitig unabdingbar und ganz häufig.

Man kann sagen, nahezu immer finden beide Seiten nach einer Phase von Schmerz, Wut, Trauer und Elend, eine neue Beziehung, ein neues Leben und oft hört man dann gerade den Verlassenen sagen:
„Wie bin ich ihm oder ihr dankbar den ersten Schritt zur Trennung gemacht zu haben, ich hätte es erst viel später geschafft und jetzt bin ich froh über mein neues Leben, mit breiteren, besseren Möglichkeiten.“
Das gleiche trifft auch in der Business Welt häufig zu, dass jemand nach einer Trennung in ein tiefes Loch fällt, sich am Ende fühlt. Scheinbar geht seine Welt unter und dann kommt es doch zur Wiedergeburt in einer völlig neuen, in der Regel viel besseren Situation.
Wie sagt Hesse so schön: „Brich auf mein Herz, nimm Abschied und gesunde.

23.01.2020
Wolfgang Krahé
Heinz-Jürgen Weigt
Mehr unter: www.bridge-into-life.de

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Über die Autoren:

Heinz-Jürgen WeigtHeinz-Juergen-Weigt-kamphausen-lebensschwellen

Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Weigt war nach seinem Studium der Ingenieurswissenschaften in verschiedenen Aufgaben im Management tätig. Als Führungskraft war es ihm schon früh ein Anliegen ökonomische und humanitäre Interessen ins Gleichgewicht zu bringen. In seinem heutigen Tätigkeitsbereich bei Bridge into life, als Coach, Trainer und Unternehmensberater ist seine Leitmotivation: Führung ist eine Sonderform von Begegnung.

Wolfgang KrahéWolfgang-Krahe-kamphausen-lebensschwellen

Dr. med., Dipl.-Psych. Wolfgang Krahé ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, sowie Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Gemeinsam mit seiner Frau Katja betreibt er eine psychiatrisch, psychotherapeutische Praxis. Gemeinsam mit Heinz-Jürgen Weigt erarbeitete er die Organisationpsychotherapie, und gemeinsam betreiben sie Bridge into life PartG, ein interdisziplinäres Beratungsunternehmen.

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